Kindheitsküche

Skizze zum Thema Historisches

von  Gabyi

Meine Kindheitsküche war winzig und quadratisch. Das war die Küche meiner frühen Kindheit. Ein Küchenschrank, ein Gasherd mit Stadtgas, ein Waschbecken, ein Tisch. Drei Hocker. Ein Regal über der Eingangstür, auf dem Essigessenz und Sidolin standen. Ein kleines hochgelegenes Fenster, aus dem man einen Blick auf den Nachbarhof zu Frau Dahlmann und ihrer Pumpe werfen konnte. Und zum dahinterliegenden Haus von Tante Marha. Mein kleiner Bruder kletterte auf den Hocker und rief: “Hallo, Tan'Martha!”. In der Mitte der Küche war Platz für mindestens einen stehenden Menschen. Es wurde häufig gestritten. Über Tischmanieren und wegen Futterneides. Nur zwei Scheiben Brot zum Abendbrot waren erlaubt. Du wirst zu dick, hieß es. Frühstück mussten wir Kinder uns selber machen. Kernige Haferflocken von K*lln. Wenn mein Vater vergessen hatte, die Flocken in der Kantine vom Finanzamt zu kaufen, prügelten mein kleiner Bruder und ich uns bis aufs Blut um die verbliebenen Reste. Meine Mutter wollte lieber ausschlafen.
Ich betrachtete dann auf meinem Unterarm die Streifenabdrücke der Amnionbänder aus dem Mutterleib.


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Kommentare zu diesem Text


 Redux (12.06.23, 17:57)
Sehr interessante und vor allem bildreiche Skizze... pima, Gabyi

 Gabyi meinte dazu am 13.06.23 um 09:15:
Danke :). Auch für die Empfehlung.

 Thal (12.06.23, 18:55)
Stalin war es, der 10g Fleisch am Tag seinen Zwangsarbeitern gegönnt hat.
Immerhin!....

Kommentar geändert am 12.06.2023 um 18:56 Uhr

 Gabyi antwortete darauf am 13.06.23 um 09:16:
Mein Vater kämpfte in Leningrad ;)

Antwort geändert am 13.06.2023 um 09:47 Uhr

 Dieter_Rotmund (13.06.23, 08:57)
"Finantamt"?

Den letzten Satz verstehe ich (inhaltlich) überhaupt nicht.

 Gabyi schrieb daraufhin am 13.06.23 um 09:26:
Zu Amnionbändern:
Universität Mannheim: "Amnionbänder in der Gebärmutter gehen von der Fruchthülle aus und verlaufen zwischen Fetus und den Eihäuten. Manchmal legen sie sich um Arme oder Beine des ungeborenen Kindes und schnüren die Blutzufuhr ab."
Danke für den Hinweis, habe es behoben.

 FrankReich äußerte darauf am 13.06.23 um 09:41:
Ich vermute eher, dass Dieter den letzten Satz nicht in den Kontext einzubinden vermag, also ihm vielleicht ein sprachlich schlüssiger Übergang des Zusammenhangs zwischen seelischen und körperlichen Narben fehlt. 🤔

Ciao, Frank

 Gabyi ergänzte dazu am 13.06.23 um 09:52:
@minimum, @diestelzie
Danke für eure Empfehlungen :)

@Frank: das habe ich ebenfalls vermutet. 

Gabyi
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