Das Mädchen im Hof

Skizze zum Thema Historisches

von  Gabyi

Sie spielte manchmal an der rostigen, dunkelgrünen Wasserpumpe mit den Tauben und fütterte sie mit gelb-orangenen, getrockneten Maiskörnern. Ihre Mutter sagte immer zu ihr: "Nicht die Tauben anfassen, sonst wirst du noch krank!". Dabei tat das Mädchen das niemals. Neben der Pumpe stand eine dunkelgraue, hohe Mülltonne, gleich daneben zog sich ein Gang entlang, in den die ungefilterten Abwässer des alten Hauses hineinflossen. Es stank fischig, das gelbliche Wasser war trübe und die Pumpe schon länger versiegt. Das holprige Kopfsteinpflaster war über und über mit grau-weißem Taubenkot übersät. In der westlichen Ecke des Hofes stand ein Plumpsklo aus Holz mit einem Loch in der Tür.
Ein Lehrer ihres Gymnasiums hatte sie einmal gefragt: “Wohnst du gerne dort in der Altstadt ?” und sie hatte nur gleichgültig mit den Achseln gezuckt. Derlei Mobbingversuche war sie schon gewöhnt, es gehörte sozusagen zum guten Ton dazu. In der Mitte des Hofes stand ein niedriger Bottich aus Holz, der immer mit frischem Wasser gefüllt war. Hieraus konnten die Tauben ihren Durst löschen. An der nördlichen Seite des Hofes befand sich die Malerwerkstatt des Großvaters, die er nun an seinen Nachfolger vermietet hatte. Der flirtete auch gerne mit der Mutter, wenn der Vater im Finanzamt arbeitete. Der wusste nichts davon und wollte es auch gar nicht wissen.


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (23.09.24, 16:32)
Hätte denn in echt ein Finanzbeamter in einem solchen Loch gewohnt?

Skeptische Grüße

 Gabyi meinte dazu am 23.09.24 um 16:37:
Wider die Skepsis: Hätte er. Er war Angestellter, nicht Beamter. Und das Loch war auch romantisch. Tatsächlich.
Danke fürs Empfehlen ;).

LG
Gabyi

 Gabyi antwortete darauf am 23.09.24 um 17:01:
Danke, minimum, fürs Empfehlen :).
LG, Gabyi
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