Ich lebt anonym

Engagiertes Gedicht zum Thema Entfremdung

von  eiskimo

Ich ist ein Turm ohne Fenster,

Ich, wehrhaft wie Beton,

Ich sieht allseits Gespenster,

die Ich stören, ja, Ich bedroh´n.

 

Ich braucht weder Augen noch Ohren;

Ich braucht eigentlich nur Sich.

Ich hat schlicht Sich auserkoren;

Andere, die sieht Ich nicht.

 

Ich bleibt dabei nicht alleine,

denn Ich hat stets sein Ego dabei;

zwei Seelen, die da sind wie eine,

waise Zwillinge aus demselben Ei.

 

Ich optimiert sein privates Glück,

Ich weiß stets, wo es sich lohnt,

Ich nimmt, aber gibt nie was zurück;

So bleibt Ich von Opfern verschont.

 

Ichs muss man nicht suchen;

Ichs werden aller Orten kopiert,

so ein Ich behält den ganzen Kuchen-

den ganzen Kuchen?  Ja, das imponiert!

 

ICH ist damit DAS Zukunftsmodell

Denn Ich ist in seiner Art berechenbar,

Ichs bleiben solo, leben a – sexuell,

für eine sterile Welt im Singular.

 

 

 



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Kommentare zu diesem Text

Agnete (66)
(01.08.23, 11:38)
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 eiskimo meinte dazu am 01.08.23 um 11:59:
Jeder in seiner Blase, scheinbar mit allem versorgt....
LG
Eiskimo

 Quoth antwortete darauf am 01.08.23 um 17:03:
Erinnert an die  Diskussion über Narzissmus, die wir hier hatten. Auch bei Dir eine Andeutung von Selbstverliebtheit durch die Aufspaltung in Ich und Ego und die Asexualität nach außen ... Mich würde wahrscheinlich auch das Gespenst der Überfremdung umtreiben - wenn ich den Messerstechern und Vergewaltigern nicht mal Sprachunterricht gegeben und von ihnen gelernt hätte, dass es die Weihnachtsgeschichte auch im Koran gibt. Die Tausende von Ehrenamtlichen im Lande sind ein gutes Gegengewicht gegen die Egoisierung! Guter Text für die Selbstverortung!

 eiskimo schrieb daraufhin am 01.08.23 um 17:54:
Danke für diesen tiefgehenden Kommentar. Der gibt Anstöße, die den Text wirklich ausweiten.
Die "Gespenster" treiben viele um, aber sich zu verkriechen wäre und ist das Falsche.
Ich erlebe immer wieder, dass das Aus-Sich-Herausgehen einem am meisten gibt, Stichwort Begegnung, Dialog, Austausch.
Bei der Egoisierung verlieren alle.
LG
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (01.08.23, 21:59)
Eigentlich ist Ich-Stärke gesund, das Übermaß macht krank.

LG
Ekki

 eiskimo äußerte darauf am 01.08.23 um 23:01:
Wer genügend Ich-Stärke hat, kann sich auch auf Andere einlassen, kann sich auch mal unterordnen oder klein machen. Wi e Du schon sagst: Es geht um das richtige Maß.
LG
Eiskimo

 AZU20 ergänzte dazu am 05.08.23 um 15:26:
Ich gebe Ekki Recht. LG

 diestelzie (02.08.23, 10:01)
Ich hat manchmal auch Angst vor "Wir" und "Uns" wenn es lang genug alleine war.

Liebe Grüße
Kerstin

 eiskimo meinte dazu am 02.08.23 um 10:58:
... wahrscheinlich, weil Ich dann nur noch Angst vor möglichen Einbußen- aber kein Vertrauen mehr in die (nicht immer garantierten) Zugewinne hat.
aufgeschlossene Grüße
Eiskimo
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