Es hat nicht gefunkt

Short Story zum Thema Begegnung

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  BEGEGNUNGEN (Erzählungen, Short Stories)

Sein forschender Geist, der zu ergründen wusste was sich unter Oberflächen verbarg, hatte ihn bisher noch nie im Stich gelassen. Als Metallurge beschäftigte Hannes sich mit dem Wesen von Metallen. Er strich in seiner Freizeit immer wieder gerne mit den zartgliedrigen Fingern seiner schmalen Hände über blanke Metallgegenstände, die überall bei ihm zuhause als Zierde herumlagen oder eine nützliche Funktion hatten - zum Beispiel ein polierter Messing-Türgriff, eine Kupferschale oder ein Edelstahlmesser. Die Bewegungen verliehen ihm eine fast feminin wirkende Eleganz. Bei dem Kontakt zu verschiedenen Legierungen - wie zum Beispiel Messing - hoffte er Erkenntnisse für seine gemischte Seelenlage zu gewinnen.

 

Obwohl sehr schüchtern gegenüber dem weiblichen Geschlecht nahm er seinen ganzen Mut zusammen als Frau Gotthelf, eine Kollegin, ihm eines Tages anbot, ihn zu sich nachhause einzuladen. Sie wollte ihren Geburtstag nachfeiern und er wäre der einzige Gast. Hannes war völlig überrascht, aber riss sich zusammen und sagte „Ja gern“.

Auf dem Weg zu ihr überlegte er sich, wie man die geheimen Ströme weiblicher Liebesgunst lenken, ein Frauenherz öffnen könnte. Das war absolutes Neuland für ihn, da er sich bisher nur mit festen Materialien und ihren Eigenschaften beschäftigt hatte. Als Liebhaber klassischer Musik schwebte ihm vor, eine Frau so zu berühren wie die Hände von Musikern ihr Instrument zu spielen verstanden.
Hannes betrat die Wohnung in Begleitung der festen Überzeugung, dass er Neues erfahren werde. Nach den hingehuschten Küsschen auf die Wangen bat sie ihn ins Wohnzimmer. Der Kaffeetisch war schon gedeckt. Eine wundervoll gestylte Schokoladentorte stand darauf. Kerzen warfen Schattenspiele in den Raum. Auf ihre Nachfrage hin entschied er sich für Kaffee, denn Tee war nicht sein Lieblingsgetränk. Das Gespräch läpperte mit Allgemeinplätzen und dem täglichen Einerlei in der Firma so dahin. Seine innere Welt fühlte sich davon nicht angesprochen. Sie war zu sehr von seiner Mutter und der Schwester aus der Vergangenheit überlagert. Auch Frauen, die er von Bildern in Liebesfilmen kannte, spukten im Gehirn herum. Er empfand es als krassen Gegensatz zu der aktuellen Situation. Deshalb beschloss er, sich möglichst schnell nach dem Kaffeetrinken zu verabschieden und schob einen Termin für ein Mozart-Konzert in der Musikhalle vor.
Sie war enttäuscht und meinte zum Abschied: „Wir sehen uns am Montag in der Firma.“
„Ja“, sagte er und versuchte den Missmut in seiner Stimme zu unterdrücken


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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (01.10.23, 10:35)
die chemie muss einfach stimmen
andernfalls kommt man(n) ins schwimmen. lg vom harzer

 uwesch meinte dazu am 01.10.23 um 11:00:
Och, manchmal sollte es auch knallen - klare Lüfte zeugen :) 
Dank Dir für Deinen Kommi und die Belobigungen.
LG Uwe
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