Um sich greifende Pöbelei

Szene

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  BEGEGNUNGEN (Kurze Prosa)

Die letzten drei Tage ging es ihr nicht gut. Schnupfen, Husten, Halsschmerzen - das übliche bei nassem Herbstwetter.

Ausgerechnet heute muss sie ihren Wagen in die Werkstatt bringen. Der TÜV steht an. Vorher will sie noch schnell ihren wöchentlichen Großeinkauf an Lebensmitteln tätigen, denn der Kühlschrank gähnte ihr am Morgen Leere entgegen.

Zum Abstellen ihres SUVs auf dem Parkplatz vom Supermarkt nimmt sie schnell die am nächsten liegende Lücke und eilt in den Laden. Nach der Hetze durch die Regalreihen und langen Schlangen vor allen Kassen wird sie immer ungeduldiger. Endlich abkassiert eilt sie zum Auto. Dort wird sie von einem älteren Mann sofort angepöbelt:

„Was fällt dir eigentlich ein, meinen Wagen so zuzuparken! Ich kann die Fahrertür nur einen Spalt öffnen.“

Sie keift zurück: „Kennen wir uns, dass Sie mich duzen?“

Er pöbelt weiter: „Alte Schlampe!“

Im tiefen Innern setzt ihr die Pöbelei, die immer mehr im Lande um sich greift, sehr zu. Doch sie macht ihren Rücken gerade, steigt äußerlich ruhig in ihr Auto, lässt den Motor aufheulen, setzt sprunghaft zurück und fährt dem Pöbler dabei fast über die Füße. Dieser rettet sich gerade noch mit einem Sprung zur Seite.

Zum krönenden Abschluss zeigt sie ihm den Vogel und startet mit quietschenden Reifen durch. Ihr geht es sofort besser, sodass sie ihren grippalen Infekt überhaupt nicht mehr wahrnimmt.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (02.11.23, 06:42)
"Rache ist süß" heißt es, wenn sich die Kontrahenten in ihren pöbelhaften Verhaltensweisen auch kaum noch unterscheiden ...

 uwesch meinte dazu am 02.11.23 um 11:10:
Ja, so ist es wohl in mehr oder weniger Fällen - je nach Wohn-Gegend. Dank Dir für Kommi und Empfehlung. LG Uwe

 diestelzie (02.11.23, 12:39)
Ist mir auch schon passiert. Also dass ich jemanden zu dicht auf die Pelle gerückt bin. Lustigerweise beschimpfte mich die Frau, die nicht in ihr Auto einsteigen konnte mit den Worten : "Typisch Weib am Steuer... eehh." 
Hab mich natürlich entschuldigt 🙄.
Nu kuck ich immer zweimal...

Liebe Grüße 
Kerstin

 uwesch antwortete darauf am 02.11.23 um 13:57:
Tja, in so einer Situation geht die Vernunft schon mal flöten  :)
Dank Dir für Deine Empfehlung und LG von Uwe

 harzgebirgler (02.11.23, 16:03)
wie wer in' wald hineinruft schallt's heraus -
da beisst kaum einen faden ab die maus. lg vom harzer

 uwesch schrieb daraufhin am 02.11.23 um 16:50:
Ja, die Mäuse sind wohl manchmal klüger als die Menschen  :)
Dank Dir für Deine Empfehlungen und LG von Uwe

 ginTon (02.11.23, 18:21)
schade, ich vermisse den Klumpen Virenrotze direkt vor seinen Schuhen  :D

 uwesch äußerte darauf am 02.11.23 um 20:26:
Auf was für Fragen du so kommst    LG Uwe

 ginTon ergänzte dazu am 02.11.23 um 23:42:
*lach, nein, der Text hat mich an das Sprichwort erinnert: Gift und Galle spucken erinnert, denn darum geht es doch in deinem Text...  :)

Antwort geändert am 02.11.2023 um 23:42 Uhr

 Dieter_Rotmund (02.11.23, 19:13)
Etwas arg blumig formuliert, aber immerhin stimmt hier das Erzähltempo!

 uwesch meinte dazu am 02.11.23 um 20:29:
Na, das ist dann ja wenigstens etwas. Was hast Du eigentlich gegen Blumen? Die gibt es doch in diversen Variationen, duftend oder nicht, rot, grün, gelb und in anderen Farben, mit großen Blüten oder kleinen etc.

 EkkehartMittelberg (02.11.23, 20:49)
Der Befund ist richtig, die Ursachen sind vielfältig.

LG
Ekki

 Tula (03.11.23, 01:16)
Hallo Uwe
Witzig, gerade heute fuhr ich ein paar Minuten lang hinter einem immer langsamer fahrenden Taxi, bis es endlich hielt. Als sich ein älteres Paar langsam dem bestellten Taxi nähert, hupt irgendjemand ungeduldig ein zwei Autos hinter mir. Der Schuldige war natürlich ich, wie mir eine Geste des ins Taxi steigenden Herren unmissverständlich vor Augen führte. Mein Phantombild geht gewiss noch immer die Runde ...

LG
Tula

 uwesch meinte dazu am 03.11.23 um 05:29:
Solche Verkehrs"erlebnisse" hat wohl schon jede*r gemacht..
Dank Dir für Deine Empfehlung und LG Uwe
Teolein (70)
(03.11.23, 05:53)
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 uwesch meinte dazu am 03.11.23 um 06:11:
Das ist wohl eine gute Strategie  :)  kann aber auch daneben gehen 
Dank Dir für Kommi und Empfehlung. LG Uwe

 Mondscheinsonate (03.11.23, 06:17)
Puh, warst du schon mal in Wien? Da ist sowas gang und gäbe, schrecklich, dieses Benehmen. Auch ein Grund, warum ich nie einen Schein gemacht habe, ich gebe mir das nicht. Gut geschrieben.

 lugarex meinte dazu am 03.11.23 um 07:27:

Liebe Mondscheinsonate

auf Wien kein schlechtes Wort! Endlich PP gefunden, blieb ich da lieber den ganzen Tag parkieren. Es war doch bei der Oper!
Auf der Fahrt nach Wien  besuchte ich mit dem Auto den Zoo im Gänserndorf(?) und eine Horde Affen überfiel meinen Wagen. Der Chef liess seine Kacke als Gruss auf der Motorhaube. Trotz der 120 km-Fahrt blieb sie kleben. 

Am Abend KEINE BUSSE (!) und die Kacke war weg! Also Wien non plus ultra! Danke dem Wiener, der geputzt hatte...


Antwort geändert am 03.11.2023 um 07:38 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 03.11.23 um 07:29:
Das ist aber lang her, den Safari gibt es schon lange nicht mehr 😂

 lugarex meinte dazu am 03.11.23 um 07:39:
oh, das ist sicher schon mehr als 30 Jahre her, aber WIEN BLEIBT WIEN!

 Mondscheinsonate meinte dazu am 03.11.23 um 07:44:
;)

 S4SCH4 (02.12.23, 20:07)
Die Geschichte erinnert mich an einen Zeitungsbericht den ich letztens las und über dessen Vorfall ich im Vorfeld schon gehört hatte: Dabei schubste ein Jugendlicher, einen Rentner, mit einen Hieb gegen seinen Brustkorb derart, dass dieser später im Krankenhaus den Verletzungen erlag und starb. Der Rentner hätte Ausländerfeindliches gesagt. Passiert war das auf einem Parkplatz eines großen Einkaufszentrums; hier in Niedersachsen (Duderstadt/Göttingen).

Resümee in Bezug auf den Text: Es zeigt mir, wie dünn der Grat ist, zwischen einer Besserung - wenn man einfach mal das Maul aufmacht und/oder Aktion zeigt- und einer Verschlimmerung (bis hin zum Verlust des Lebens) von Zuständen, beziehungsweise Begegnungen... Nichtsdestotrotz fällt mir jetzt auch ein, das es nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist, wenn man die Symptome seines Körpers (hier im Text: Grippe) nicht mehr spürt. Das hatte ich bis hierhin, anders betrachtet. Wie dem auch sei. Danke für den Text, er hat mur gefallen und mich bereichert.

vg sascha

 uwesch meinte dazu am 02.12.23 um 20:33:
Es freut mich, dass der Text Dich anspricht. Es gibt wohl zur Zeit eine Tendenz zu mehr Unzufriedenheit und damit verbundene Pöbeleien weil es für mehr Menschen wirtschaftlich schwieriger wird, die sich ungerecht behandelt fühlen.
Dank Dir für Kommi und Empfehlung. LG Uwe
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