Wie Krieg entsteht – Eine wahre Begebenheit von der Straße, in der ich wohne

Text zum Thema Aggression

von  LotharAtzert

„Dreißig jahrlang war alles gut und vom einen auf den anderen Tag geht nichts mehr“. So brachte es der Nachbar zur rechten auf den Punkt. Aber im Einzelnen: rechts und links der Straße – einer beschaulichen Nebenstraße zur B 3 von geringer Breite - wurde auf Bürgersteigen die Autos jeweils mit einer Radseite über den Bordstein gesetzt, so daß in der Mitte gerade noch Platz für die Müllabfuhr und Lieferfahrzeuge blieb. Dreißig Jahre gab es nie ein Problem. Bis zu dem Tag, als links neben uns ein neuer Nachbar einzog. Der stellte, nachdem alles extra dafür abgesperrt war und ein Tieflader mit Kran sein Schwimmbadbecken angeliefert hatte, absichtlich seinen PKW so ab, daß die Müllabfuhrbreite unterschritten war und plötzlich gab es Gehupe in einer Tour, dazu laufende Motoren und Dispute auf der Straße, in die sich zunehmend Polizei einmischte, Fotos machte und dann ging es erst richtig los: der neue Nachbar, der vom gegenüber Wohnenden schon als Hurensohn bezeichnet wurde, bekam Recht und so wurde uns Anwohnern Briefe vom Amt zugestellt, die klarstellten, daß man durch entsprechende Paragraphen gezwungen sei, das, was bisher gut funktionierte, nun leider offiziell für null und nichtig zu erklären und wir der Müllabfuhr und dem restlichen Lieferverkehr unsere Fahrzeuge in den Weg zu stellen verpflichtet seien.

Das ging noch weiter: man wurde durch die Hintertür des Amtsdeutschen gebeten, inoffiziell alles beim alten zu lassen und nur mit dem einen Rad auf dem Randstein des Bürgersteigs noch einen Platz für die Kinderwagendurchfahrt zu lassen … und und und.

Manche schüttelten den Kopf, wenige schmunzelten, andere verstanden bloß, ab sofort ihr Auto mit allen vier Rädern auf der Straße zu belassen und jetzt ist es so, daß pausenlos Hupkonzerte stattfinden, gestikulierende Schreihälse herumtoben, Fenster aufgerissen, palavert und sich immer mehr Publikum einfinded hier vorm Haus. Ich glaube fast, wir sollten uns vom Nachbarn, der als erste Handlung aus dem Garten ein Schwimmbad machte, in Acht nehmen, aber unser Haus hängt ja an seinem.

Ich kannte die Straße noch autofrei und im Winter rodelten wir Kinder vergnügt bis runter zum Kiosk vom Juden Riegelhuth, der Fidel Castro persönlich kannte und im Sommer das beste Eis hatte. Jetzt aber ist das alles vorbei, man rüstet auf und wartet mit Ohrstöpsel auf erste Schlägetrupps, die Platz schaffen für Amazon, Müll und Co.

 



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (30.11.23, 11:27)
Ja, so kann ein Krieg entstehen.

Ist es sinnvoll, den Autos nur noch das Parken auf einer Straßenseite zu erlauben? Da Häuser (auch so eine Vorschrift) Garagen und Stellplätze haben müssen, kann doch der Bedarf nach Parkplätzen auf der Straße nicht so groß sein.
Muckelchen (70) meinte dazu am 30.11.23 um 11:33:
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 LotharAtzert antwortete darauf am 30.11.23 um 13:08:
Ist es sinnvoll, den Autos nur noch das Parken auf einer Straßenseite zu erlauben?
Wie ich eben aus dem Fenster sehe, ist man dir, Graeculus, offenbar gefolgt: es stehen Halteverbotsschilder in Mengen und zunächst mobil mit 3 Betonplatten überall herum. Auf der einen darf nicht mehr und auf der anderen nur noch auf ausgewiesenen Parkplätzen geparkt werden.

Wie sinnvoll das ist, wird sich herausstellen. Zunächst ist es angenehm, das Hupen schweigt momentan.

Der Bedarf an Parkplätzen - da kennst du unsere türkischen Nachbarn nicht, mit ihren Porsche SUVs, tiefergelegte Mercedes, BMW usw.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 30.11.23 um 13:20:
Zu jedem Haus gehören heutzutage 2 - 4 Autos,
Eher mehr, Muckelchen, wie grad geschildert.

Ein noch größeres Problem gibts am Wochenende. Auf der B3 sind etliche Gaststätten und wenig Parkmöglichkeiten. Dann fahren die alle hier rein, quälen sich in die kleinsten Lücken, was manchmal 5 Minuten dauert und irgendwer schreit dazu: "Weiter, weiter weiter weiter, stop!" - später beim Ausparken nochmal, ganz abgesehen  von den lautgestellten Handies, von denen man ja nur die eine Hälfte mitzuhören bekommt.
Und im Sommer, wenn ich ins Gartenhüttchen könnte, läuft da die penetrante Pumpe vom Schwimmbad. Was für eine Welt!

 LotharAtzert äußerte darauf am 30.11.23 um 14:17:
Der Zug aus dem Vaporizer kam übrigens immer durch.

Ehre dem Wahrheitszustand
Ehre dem Freudenzustand
Ehre dem Verwandlungszustand
OM AH HUNG

 Regina (30.11.23, 11:31)
Ein Text mitten aus dem Leben gegriffen.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 30.11.23 um 13:27:
Ja und mit dem Tod endend - fast möchte ich sagen gottseidank.
Aber dir danke ich für K. und Empfehlung.

 AZU20 (30.11.23, 11:59)
Ja, Autos werden halt immer wichtiger. LG

 LotharAtzert meinte dazu am 30.11.23 um 13:29:
In unserem Haus gibts keine, dafür im Nachbarhaus für 2 Personen 3.
Danke
LG

 FRP meinte dazu am 30.11.23 um 15:11:
Von draußen der Lärm, von oben die Musik der Kinder der Schwester - die Trauerweide ist auch weg - mein aufrichtiges Mitgefühl. Und wenn Du nun nach La Gomera in das spirituelle Zentrum ziehst? Du könntest dort umsonst wohnen, und im Gegenzug bißchen in der Küche helfen und Meditationskurse geben, Einführungen in den Buddhismus halten, Gitarrenunterricht geben, usw..
Ich würde mich vom Unl(i)eben trennen.
Miteigentümer des Hauses bleibst Du ja trotzdem.

https://www.argayall.com/de/meditation/yoga-und-meditation/

 LotharAtzert meinte dazu am 30.11.23 um 16:09:
La Gomera, das ist nichts für einen melancholischen Einsiedler. Und wo auch noch Osho seine Hände im Spiel hat.

Und dann hättest du nicht mehr die Lesevergnügen. Das aber ist mir wichtig, lieber F.R., dafür nehme ich leichte Unbilden gerne inkauf.

Ehre dem Wahrheitszustand
Ehre dem Freudenzustand
Ehre dem Verwandlungszustand
OM AH HUNG

 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.23 um 13:07:
Ich wollte mich nochmal privat bedanken, aber die Funktion dafür scheint nicht zu bestehen. Schade.

 Verlo (30.11.23, 17:29)
Wenn Deutschland bereits an solchen kleinen Problemen scheitert, dann es derzeit die bester Regierung der Welt.

 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.23 um 09:48:
Es sind die Menschen, die keine Visionen haben, keine Träume und sie bewegen sich auf die 100%-Marke zu. Totlangweilig und zugleich hochaggressiv. Wäre ich noch etwas jünger, wäre Norwegen eine Option - Verlo, genieße es.

 Verlo meinte dazu am 01.12.23 um 10:08:
Lothar, Norwegen ist keine Frage des Alters, sondern des Geldes. 

Verfügt man nicht über ein bestimmtes Einkommen oder Vermögen, bekommt man als Rentner keine Aufenthaltsgenehmigung in Norwegen.

Davon abgesehen, Lothar, machst du mir eher den Eindruck, daß du es gern warm hast. Da sollte man sich ein schönes Plätzchen im Süden suchen, nicht im Norden.

Und ein Buddhist kann doch überall glücklich sein, oder?

#

Selbstverständlich sind es die Menschen – oder ist der zB der Bundeskanzler eine Maschine?

In Deutschland mußte ich mich unter anderem der Polizei stellen wegen

– der verleitet meine Freundin dazu, sich nackt ans Fenster zu stellen, damit er sich aufgeilen kann,

– der will Sex mit meinen (männlichen, sehr aggressiven) Schäferhund,

– wegen dem Assi im Haus kann ich nicht schwanger werden ...

Das bedeutet selbstverständlich nicht, daß es in Norwegen keine Probleme gibt. Aber man geht hier grundsätzlich anders miteinander um. Auch der Staat mit seinen Bürgern.

 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.23 um 10:19:
Verlo, eine Frage des Geldes ist es an den meisten Orten.
Davon abgesehen, Lothar, machst du mir eher den Eindruck, daß du es gern warm hast
Meine Heizung steht auf 17°. Ich habs mit 16° versucht, doch da gibts Blasenentzündung, bei einem Grad mehr geht es. Soviel zum Warmhaben.

 Verlo meinte dazu am 01.12.23 um 10:55:
Lothar, deine Heizung steht auf 17 Grad, weil du sparen willst, mußt, oder ist dir ansonsten wirklich zu warm?

Sicher, ist es an den meisten Orten eine Frage des Geldes, allerdings wird deine Rente in bestimmen Ländern sehr üppig ausfallen und anderen aber nicht vielleicht nicht einmal Sozialhilfe-Niveau erreichen.

Aktuell (ab 1. Juli 2023, habe eben für mich nachgesehen) beträgt die Höhe der Sozialhilfe für einen allein Lebenden 7.550 NOK.

Ausgaben für Wohnen, Strom, kommunale Abgaben kommen hinzu. Außerdem größere Ausgaben für Arzt, Zahnarzt oder so.

In Stavanger würde ich jetzt mindestens 8.000 NOK für Mieter bezahlen und hätte aber keine Wohnung, in der man sich wirklich wohlfühlt.

Für November habe ich 932,30 NOK für Strom bezahlt, wobei es in meiner Wohnung nicht sehr warm ist: ich mag es nicht so warm, und ich fahre in der Stube auf einem Radtrainer. 

Im Januar 2023 waren es 1.651,30 NOK. 

Wobei eine wirklich angenehme Temperatur, bei der man am Schreibtisch sitzen kann, ohne sich eine Mütze aufzusetzen, 2.000 oder mehr Kronen im Monat kosten würde.

Kannst du ja mal ausrechnen, ob du genug Geld hättest, auf Sozialhilfe-Niveau in Norwegen zu leben.

Falls du rauchst und Alkohol trinkst: Zigaretten und Alkohol sind sehr teuer. Schnaps und Wein gibt es nur in der Stadt in speziellen Geschäfte.

Und wenn man normal leben will, reicht Sozialhilfe selbstverständlich nicht.

Man braucht sich nur die Preise für Autos oder Motorräder anzusehen ...

Lothar, Norwegen muß man lieben, ansonsten hält man es im Land nicht lange aus. 

Oder sitzt nur zu Hause vorm Fernseher und dröhnt sich mit deutschen Programmen zu. Aber warum lebt man dann in Norwegen?

 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.23 um 13:03:
Verlo, ja nun habe ich ja auch nicht vor, nochmal auszuwandern und insofern bedanke ich mich für die zahllosen Informationen über Norwegen und kann sie an Interessenten weitergeben.

Was die Sache mit der Wärme angeht: natürlich ist 17° nicht gerade gemütlich, aber bedenke doch mal, ich bin Steinbock und wo kraxeln die für gewöhnlich rum? Also kälteresistent bin ich schon etwas, dafür eher hitzeanfällig. Das relativiert sich natürlich mit zunehmendem Alter.

Falls ich rauche - nein, hin und wieder "verdampfe" ich eine Priese selbstangebauten Cannabis. Beim Verdampfen entsteht kein Teer, wie beim Verbrennen, sondern nur Wasserdampf, wie dir vielleicht bekannt ist.
Die Trinkgewohnheiten sind moderat und die Ernährung ist rein vegetarisch. So jetzt weißte bescheid.

 S4SCH4 (30.11.23, 17:52)
"...es muss ein Ruck durch Deutschland gehen." 
Das damit die Kupplungen, der stets stoppen, huppenden und anfahrenden Autos von Müll und Lieferverkehr in deiner Straße gemeint sind, wird mir erst jetzt so richtig klar...Tröste dich: In 30 Jahren geht es wieder zurück (auf die Bürgersteige). 
Grüße Sascha


P.S. Ach ja, der erfolgende Krieg wird als "Ruck-Zuck Krieg" bekannt werden... :)

Kommentar geändert am 30.11.2023 um 17:53 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.23 um 09:56:
Ja der deutsche Ruck, wobei er im Darm noch gut funktioniert, hahah. :D
Jetzt stehen überall Halteverbotszeichen und es fragt sich, wo parken die jetzt, die immer hier standen.
Naja, allmählich wird mir die Welt immer gleichgültiger.

Danke und Gruß
Lothar

 S4SCH4 meinte dazu am 01.12.23 um 10:16:
Achso...daher kommen die ganzen Häufchen in den städtischen Parkanlagen -und auch anderswo (für die Viierbeiner gibts ja Tüten). Lothar, alles ergibt nun einen Sinn und es ist gerade mal 10 Uhr. Danke. .)

 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.23 um 10:21:
:)

 AchterZwerg (01.12.23, 05:50)
Ja, ja, lieber Lothar,
zum Thema Nachbarschaftskrieg könnte ich auch einiges beitragen ...
beschränke mich hier jedoch auf ein eher witziges Beispiel.
In den Kleinstadtdörfern sind die Straßen bekanntlich nicht sonderlich breit. Bei uns daheim musste man gleichwohl (zähneknirschend!) einen Fahrradweg abtrennen.

Sonntags ist Kirchgang angesagt. Und da parken die Fahrzeuge der Frommen (hier: zahlreich!) in einer endlosen Reihe auf eben jenem ausgewiesenen Weg und zwingen mich, mit dem Fahrrad wieder die enge (beschädigte) Straße zu benutzen - oder den noch schmaleren Gehweg.
Dem Herrgott scheint das nix auszumachen, aber mir!

Entnervte Grüße
der8.

 LotharAtzert meinte dazu am 01.12.23 um 10:05:
Es ist einfach zu eng überall und wie schon bemerkt, Visionen, die einen anzutreiben vermöchten, sind weit und breit keine mehr. Da muß man halt an exponierter Stelle hinscheißen und sich mit dem Feldstecher auf die Lauer legen, ob einer rein tritt.

Und die Eintracht verliert auch schon wieder, menno ...
Dankesgruß
Lothar
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