Fragen und Antworten

Gedanke zum Thema Fragen

von  Graeculus

(1) Man erhält auf jede Frage eine Antwort, und sei es durch Schweigen.
(2) Die Antwort ist nie völlig eindeutig.
(3) Wir verstehen bei weitem nicht jede Antwort.
(4) Nicht jede Antwort ist die, die man erwartet oder wünscht.
(5) Keine Antwort ist endgültig.

Damit muß man leben.


Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Mondscheinsonate.

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Kommentare zu diesem Text

Terminator (41)
(22.05.24, 01:20)
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 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:19:
Auf welche Frage ist der Tod denn die Antwort?
Und behaupten nicht viele Religionen, er sei keine endgültige Antwort?

Ich muß gestehen, daß ich Fragen und Antworten im Leben meinte.
Terminator (41) antwortete darauf am 23.05.24 um 00:12:
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 Graeculus schrieb daraufhin am 23.05.24 um 14:31:
Daß der Tod auf alle Fragen eine Antwort sein soll, verstehe ich nicht. Nehmen wir an, ich begegne eine Menschen, den ich sympathisch finde. Ich frage ihn: "Sollen wir Freunde werden?"
Selbstverständlich endet jede Freundschaft mit dem Tod, aber das ist in diesem Falle ja nicht gemeint.

Meine Fragen, das gebe ich zu, bewegen sich innerhalb dieses Lebens; darin unterscheiden wir uns offensichtlich. Aber immerhin: Auch wir begegnen einander innerhalb des Lebens.

 Graeculus äußerte darauf am 23.05.24 um 14:32:
Ja, ein Leben nach dem Tode würde diesen relativieren.
Gauguin, Paul (58)
(22.05.24, 01:56)
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 Graeculus ergänzte dazu am 22.05.24 um 17:29:
Zu 2 - das werde ich wohl noch bei manchem Kommentar erläutern müssen -, ich denke an die Möglichkeiten von:
- Lüge
- unausgesprochenen Hintergedanken (Falle o.ä.),
- aufrichtigem, unbeabsichtigtem Irrtum,
- falsch verstandener Frage,
- falsch verstandener Antwort (inkl. trivialem Hörfehler).

Ich sehe nicht, wie man das bei irgendeiner Antwort mit Sicherheit ausschließen könnte.
Manche Antworten scheinen eindeutig und sind, zugegeben, relativ sicher.

"Es ist nicht alles Gold, was glänzt, und ich habe schon so manchen Stern vom Himmel fallen und so manchen Stab, auf den man sich verließ, brechen sehen." (Matthias Claudius)

Die naheliegenden Konsequenzen sind: möglichst große Offenheit für Korrekturen, aber auch eine beständige Unsicherheit.

Dein freundlicher Kommentar ist mir mehr wert als eine formale Empfehlung.

 Teichhüpfer (22.05.24, 06:35)
Die Wahrheit wie Michael Jackson schon sagte.

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:30:
Siehst Du, das ist ein gutes Beispiel für eine Antwort, die ich nicht verstehe. Es tut mir im Herzen leid, lieber Teichhüpfer, aber ich verstehe sie nicht.

 Teichhüpfer meinte dazu am 22.05.24 um 22:19:
Ich denke schon, daß Du mit der Wahrheit im Werk richtig liegst.

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 14:32:
Das freut mich zu lesen. Verstehe ich es, den Hintergrund? Ich zögere.

 Teichhüpfer meinte dazu am 23.05.24 um 19:20:
Das ist vom Werk wirklich gut.

 Graeculus meinte dazu am 24.05.24 um 15:57:
Das ist ein Lob. Ich danke Dir!

 TassoTuwas (22.05.24, 08:10)
Starkes Argument für eine Minimierung der verbalen Kontaktpflege, letztendlich für die Abschaffung der zeitraubenden Dialogkultur.
Agnetia (66) meinte dazu am 22.05.24 um 12:06:
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 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:34:
Wer diese Schlußfolgerung zieht und kommunikationslos oder -arm zu leben vermag - Heil ihm!
Ich hingegen empfinde es schmerzlich, wie heillos kompliziert und wie oft scheiternd Kommunikation verläuft.
Nicht zuletzt bei kV kann man das gut und regelmäßig beobachten, und nicht zuletzt dadurch bestätigt sich das Diktum von Juli Zeh: "Jeder Mensch lebt in seinem eigenen Universum, in dem er von morgens bis abends recht hat."

Optimisten, zu denen ich mich freilich nicht zähle, mögen sagen: Wie spannend Kommunikation ist!

 eiskimo (22.05.24, 08:29)
Schlimm ist, wenn (junge) Menschen nicht mal Fragen haben.
Agnetia (66) meinte dazu am 22.05.24 um 12:07:
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 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:38:
An eiskimo: Gibt es das? Das habe ich in meiner Zeit als Lehrer nicht beobachten können. Die Fragen waren da, aber das Problem waren die Antworten. Zu viele glaubten, sie zu kennen, und ignorierten schon den Umstand, daß andere es mit ganz anderen Antworten hielten. Und bei vielen hatte ich den Verdacht, daß sie ihre eigene Antwort (und vielleicht sogar die Frage) gar nicht verstanden hatten.

Falls Du Jugendliche kennst, die keine Fragen haben, bitte ich Dich, das zu erläutern.

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:45:
An Agnetia: Wir müsen mit vielem leben, was wir nicht ändern können. Die Frage ist, ob wir leben müssen - doch die steht auf einem anderen Blatt, und dazu habe ich andernorts schon etwas geschrieben ("Taking Oneself Off").

2 bis 5 sind etwas anderes als 1: So oder so eine Antwort zu bekommen, ist etwas anderes als eindeutig zu sein oder sie zu verstehen oder ...
Auch wer schweigt, antwortet; aber diese Antwort ist nicht eindeutig - so wenig wie eine verbale. Schweigt jemand, weil er mich einer Antwort nicht für würdig hält, weil er schüchtern ist, weil er die Antwort nicht weiß?
Da dreht sich mein Text nicht im Kreise.

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:47:
Ein US-Politiker sagte einmal: "Es gibt Antworten, die wir kennen; es gibt Antworten, die wir nicht kennen; und es gibt Antworten, von denen wir nicht einmal wissen, daß wir sie nicht kennen - und diese letzteren sind die wichtigsten."

Recht hat der Mann. War es Donald Rumsfeld?

 eiskimo meinte dazu am 22.05.24 um 22:16:
Betr. Junge Leute ohne Fragen
Ich habe früher in Köln öfter Gruppen begleitet, meist junge Franzosen, zum Übersetzen.Da waren wir an wirklich spannenden Orten, es gab gut gemachte Erläuterungen. Am Ende folgte stets dieses Habt ihr dazu vielleicht Fragen ..
Nix.Keine Neugier, kaum Betroffenheit.

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 14:39:
Ach so, ja, das trifft man oft bei Besichtigungen, Aufführungen u.ä.
Man muß auch schon einiges Wissen besitzen, um intelligente Fragen zu stellen, und scheut möglicherweise unintelligente Fragen.

Nach meiner Erfahrung kann man sich als Führer vorher überlegen, wie man Fragen provoziert. Z.B. im Falle des Kölner Doms: "Was meint ihr, wer hat das alles bezahlt und warum?"
Das ist jetzt nur so ein Einfall.

 Augustus (22.05.24, 12:49)
die Wortherkunft von „Antwort“ kommt ursprünglich von „Gegenwort“. Bleibt man dabei, so zwingend für die Antwort ein Wort; geschrieben oder gesprochen eine notwendige Voraussetzung. Da es beim Schweigen an dieser Voraussetzung mangelt, gelte das Schweigen im engen Sinne nicht als Antwort. 

Das Schweigen beherbergt einen überlappenden Zustanden, eine positive oder negative Antwort. 
Gibt es Gott? Da keine Antwort erfolgt,  setzt das Schweigen einen Gott voraus, oder das Schweigen resultiert daraus, dass es keinen Gott gibt. Der Fragesteller kann sich nicht darüber sich sein. 

Eine Antwort bedarf demnach eines sicheren Antwortgebers (etwas existentes), damit sie als Antwort gelten kann.

Ein solches Schweigen wir aber gern zu einer Antwort umgemünzt, da sich das fragende Subjekt sich selbst 
wieder beantwortet.

Bemüht man den solypsismus hinzu, wo ausschließlich das Ich dem Ich die Frage stellt und das Ich dem Ich antwortet, dann sind die Voraussetzungen für Fragen und Antworten immer erfüllt.

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:51:
Ein Schweigen mag im engeren Sinne keine Antwort sein, das verstehe ich.
Aber ich orientiere mich hier an dem bekannten Watzlawick-Axiom: "Man kann nicht nicht kommunizieren."
Selbst Schweigen als Reaktion auf eine Frage hat eine Bedeutung, und das meine ich.

Kommunikation im Solipsismus, das muß das Selbstgespräch sein. Glücklich, wer dann wenigstens mit sich einer Meinung ist! Ich hingegen streite immer mit mir.

 Augustus meinte dazu am 22.05.24 um 20:44:
Selbst Schweigen als Reaktion auf eine Frage hat eine Bedeutung, und das meine ich.

Vllt. meinst Du damit die rhetorische Frage?

 Augustus meinte dazu am 22.05.24 um 20:54:
Ich stelle mir gerade ein theoretisches Gedanwknexperiment vor. 

Ein Chinese und ein Deutscher treffen sich und fangen an sich gegenseitig auf die jeweils eigene Muttersprache zu verständigen. 
Irgendwann kommt es bloß zu jeweils einem Satz, den der eine zum anderen sagt. 
„Ich verstehe Dich nicht.“ während beide einander diesen Satz auf deutsch und chinesisch stets wiederholen. 

Das axiom stimmt „ich kann nicht nicht kommunizieren“, da der Kanal hier „einseitig“ verstanden werden kann. Aber die Bedeutung der Kommunikation ist doch gleich 0. 
Daher die Frage „kommunizieren“ die beiden wirklich miteinander, wenn keiner den anderen versteht oder ist es auch schon dies als Kommunikation zu nennen, wenn nur jeder auf seine Art und Weise und ohne Bedeutung für den anderen, sich äußert? 

Wenn die Bedeutung einer Kommunikation keine Rolle spielt, dann kommunizieren auch alle Objekte mit uns, selbst dann wenn sie uns anschweigen.

Beispiel: du stellst einem Stein auf dem Boden eine Frage. Dieser schweigt. Ist das Kommunikation?

Antwort geändert am 22.05.2024 um 20:56 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 23.05.24 um 08:53:
Ja, was Graeculus beschreibt, ist im Wesentlichen Paul Watzlawik.

 Augustus meinte dazu am 23.05.24 um 13:02:
Vllt geht Graeculus noch auf meine Fragen ein. Oder kann ich die Antworten auf meine Fragen auch bei Paul Watzlawik nachlesen? 
Kardamom (40) meinte dazu am 23.05.24 um 13:56:
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 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 14:49:
1. Der Mann heißt Watzlawick.
2. Keineswegs gehen alle fünf Thesen auf Watzlawicks Axiom zurück.
3. Was Steine angeht oder z.B. die Spuren eines Tieres auf dem Boden, so kann man sagen, daß alles Information ist. Daß man das schon Kommunikation nennen sollte, meine ich nicht, denn zur Kommunikation gehört eine Mitteilungsabsicht, eine Intention. Jedenfalls verstehe ich Watzlawick so. D.h. es muß sich um eine bewußte Reaktion auf eine Frage bzw. Mitteilung handeln. Dazu gehört sicherlich das bewußte Schweigen. Wenn zwei Menschen unterschiedlicher Sprachen einander immer nur mit "Ich verstehe dich nicht" in ihrer jeweiligen Sprache antworten, dann ist der Informationsgehalt ja nicht 0, sondern lautet: "Kommunikation unmöglich." Und das ist eine Information! "Ich verstehe dich nicht", halte ich sogar für eine wichtige Information, und "Kommunikation unmöglich" ist eine Art derr Kommunikation: Es teilt dem anderen bewußt etwas mit.
Daß viele Kommunikationen nicht sehr gehaltvoll sind und vor allem in eine Sackgasse führen - geschenkt.

 Augustus meinte dazu am 23.05.24 um 17:18:
Wie verhält sich die Kommunikation mit Tieren? Mit einem Kraken ist Kommunikation möglich, mit einem Papagei oder einer Ameise dann nicht mehr?

 Graeculus meinte dazu am 24.05.24 um 15:57:
Es hängt davon ab, ob das Wesen - Mensch, Krake oder Papagei - etwas mitteilen will.
Ab dann muß man überlegen, was das ist, was gemeint ist. D.h. dann fangen die Deutungsprobleme an.
Eine Katze, die neben dem leeren Freßnapf maunzt, ist ein ziemlich leichter Fall. Da gibt es gerade bei Katzen auch schwierigere, etwa wenn man den Eindruck hat, daß sie demonstrativ schmollt.

 LotharAtzert (22.05.24, 14:18)
Zwei Hände haben einen Klang. Was ist das Klatschen einer Hand? – 隻手声あり、その声を聞け。
Hakuin

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 17:59:
Mir hat jemand mal - ein Taoist - als Antwort auf einen Brief ein gefaltetes, leeres Blatt geschickt, in dem ein Grashalm lag.
Das war verständlich ("Beuge dich [im Wind] und sei [danach wieder] aufrecht" usw.).

Auf das Koan, das Du zitierst, kann ich nur mit meinem Lieblingskoan (jeder Schüler bekommt ja ein persönliches) antworten bzw. "antworten":

Eines Tages setzte sich der Meister in den Vortragssaal und sagte:
„Über der platzraubenden Masse eures rötlichen Fleisches gibt es einen Wahren Menschen ohne jeglichen Rang. Er kommt und geht ständig durch die Tore eures Gesichts. Falls ihr ihm noch nicht begegnet seid, faßt ihn, faßt ihn hier und jetzt!“
In diesem Augenblick trat ein Mönch hervor und fragte: „Was für ein Gefährte ist dieser Wahre Mensch?“
Der Meister kam plötzlich von seinem Podest herunter, ergriff den Mönch und drängte ihn:
„Sag es mir, sag es mir!“
Der Mönch zuckte einen Augenblick zusammen.
Der Meister schob ihn sofort von sich weg und sagte:
„Ach, was für eine unnütze Fußmatte dein Wahrer Mensch ohne jeglichen Rang doch ist!“
Und gleich darauf zog er sich in sein Zimmer zurück.

Ich fürchte, mein Wahrer Mensch ohne jeglichen Rang ist eine unnütze Fußmatte.
Und ich fürchte weiterhin, daß Du das schon längst weißt, während ich es erst spät erkannt habe.

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 14:52:
Übrigens handelt es sich in dieser Geschichte um eine Frage-Antwort-Spiel, wobei der Gefragte die Frage nicht versteht und deshalb nicht weiß, was er antworten soll. Damit ist er gescheitert.
Und damit stellt die Geschichte uns eine Frage, denn sie wird ja uns erzählt.

 Graeculus meinte dazu am 24.05.24 um 15:53:
Kannst Du mit dem Rätsel vom Wahren Menschen ohne jeglichen Rang etwas anfangen?
Zumindest: Einen Wahren Menschen erkennt man weder am Rang noch am Titel.

 LotharAtzert meinte dazu am 24.05.24 um 20:31:
Kannst Du mit dem Rätsel vom Wahren Menschen ohne jeglichen Rang etwas anfangen?
Würde ich mit "ja" antworten, könnt man mich der Hochstapelei bezichtigen. Würde ich mit "nein" antworten, könnte es auch falsch sein. So frage ich lieber: Wer will das wissen?

 Graeculus meinte dazu am 25.05.24 um 00:14:
Ich meinte ganz ohne Hintersinn, nur so von Mensch zu Mensch, ob Dir diese Zen-Geschichte ebenso gefallen hat wie mir. Ich war seinerzeit spontan begeistert: Das ist es!, dachte ich.

 Graeculus meinte dazu am 25.05.24 um 00:21:
Viel nachgedacht (meditiert?) habe ich auch über das folgende Frage-Antwort-Spiel:

Joshu fragte einen Mönch: „Hast du das Lotus-Sutra gelesen?“
Der Mönch sagte: „Ja.“
Joshu sagte: „In diesem Sutra heißt es: ‘Sie tragen das Gewand eines Mönches, leben an einem abgeschiedenen Ort und nennen ihn den Ort der Übung. So führen sie die Leute in die Irre.’ Wie verstehst du die Bedeutung dieser Worte?“
Der Mönch wollte sich gerade verbeugen, als Joshu sagte: „Bist du in einer Mönchsrobe hierher gekommen?“
Der Mönch sagte: „Ja.“
Joshu sagte: „Täusche mich nicht.“
Der Mönch sagte: „Wie kann ich es vermeiden, dich zu täuschen?“
Joshu sagte: „Lebe auf deine Weise. Nimm mein Wort nicht an.“

 LotharAtzert meinte dazu am 25.05.24 um 09:59:
nur so von Mensch zu Mensch, ob Dir diese Zen-Geschichte ebenso gefallen hat wie mir.
Ja, das tun sie. Nur weißt du auch, daß ich meinen Lehrern mehr Aufmerksamkeit schenke und die kommen bis auf die eine Ausnahme alle aus dem Vajrayana/Dzogchen. Von letzterem gibt auch gute Sprüche, zb: 
Was immer geschieht - möge es genau so geschehen.
Das ist doch zumindest dem verrückten Stammler recht nahe.
Ansonsten, die tägliche Übung beinhaltet eine Dzogchenpraxis, die dich kaum interessieren dürfte. Auch die Ausnahme: immerhin heißt er ja auch Wolfgang und ist auch ein Fischegeborener. Der lehrt ua, daß alle sieben Jahre sich unser Fokus verschiebt und zwar vom Aszendent aus gerechnet, sowohl im Uhrzeigersinn, als auch entgegengesetzt. Da sind wir - bei fast gleicher Häuserlage zum einen im Zeichen Zwillinge und zum andern im Schützen.
Vom Taoismus hielt Döbereiner übrigens auch viel, vom Buddhismus (wahrscheinlich kannte er nur Theravada) weniger.

 Graeculus meinte dazu am 25.05.24 um 23:11:
Natürlich kenne ich den Fokus Deiner Interessen. Nur habe ich halt einen anderen Hintergrund, der auch ein Abgrund sein mag - und darüber ist die Brücke zu schlagen, wenn es eine Brücke geben soll.

Hat sich besagter Fokus bei Dir tatsächlich alle sieben Jahre verschoben? (Ich meine, wir müßten uns schon länger kennen, ohne daß ich das bemerkt hätte.)

 LotharAtzert meinte dazu am 26.05.24 um 10:28:
Danke, daß du mir die Möglichkeit gibst, aus der Nummer noch einigermaßen wieder raus zu kommen. Gleich nach dem Absenden des Kommentars versank ich in heilloser Melancholie, da ich die Aussichtslosigkeit meiner Bemühung erkannte, Astrologie einem Publikum näher zu bringen, das von sich aus nicht bereit ist, sich dem zu öffnen. Ein Beispiel: wenn du ein Buch empfiehlst, fällt dir knapp eine Stunde später mindestens DieterWal sprichwörtlich um den Hals, bedankt sich und verkündet, es eben bestellt zu haben. – Wenn ich ein Werk empfehle, sei es Döbereiner, sei es buddhistisch, hat es nach zehn Jahren noch immer niemand gelesen und es bleibt auch so. Und so frage ich mich neuerdings wieder öfters, was mich dran hindert, den Account zu löschen. Jetzt aber zum Siebenjahresrhythmus, erklärt am 2. Quadranten oder dem bewirkenden Grund:
 
Wenn du beispielsweise 28 geworden bist, hast du die letzten 7 Jahre (21-27) intensiv mit dem Empfinden der eigenen Befindlichkeit zugebracht und fühlst dich stark genug, um das Empfundene auszudrücken. Das macht man zwar schon seit der Geburt, aber die Intensität ist plötzlich eine ganz andere. Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Logik, daß Art und Weise davon abhängen, welche Zeichen den 2. Quadranten besetzen. Von 21-27 ist es mundan der Krebs mit dem Mond, von 28-34 Löwe/Sonne und von 35-41 Jungfrau/Merkur. Dieses gegen den Uhrzeigersinn nannte Döbereiner den Phänomensrhythmus, während er den im Uhrzeigersinn als den Weg der Aphrodite bezeichnete.
Nun ist aber nicht bloß das Zeichen bestimmend, sondern auch obe Planeten angetroffen werden, damit auch, welcher Planet (Jupiter machts zum Spaziergang, Saturn verfällt in Grübelei etc. etc.) Nicht genug, gibt es eventuell die Quadrate zu weiteren Planeten, Oppositionen und Trigone. Wo kommen die her (aus welchem Quadrant, Zeichen etc) und was ergibt sich daraus. Die Deutung ist jetzt das Entscheidende und wenn ein Astrologe tagtäglich Horoskope deutet, so kann er seine Deutung, sowie deren Überprüfung am Klienten immer weiter verfeinern, was jemand wie ich nicht kann, da ich keine Klienten, keine Horoskope und letztlich nur eine Ahnung habe.
 
Blödes Nichthandeln ist hier das Empfinden, Verrückter Stammler der künstlerische Ausdruck und der gelbe Kaiser die jungfräuliche Bewußtheit, die dann so mit 41 die Vernunft aus Erfahrung verankert haben sollte, um sich in der Folge dem formalen Grund – dem Bewußtsein (Waage/Venus) im Unterschied zur Bewußtheit - zuzuwenden.
Entschuldige die Länge, aber kürzer ging es wirklich nicht. Und als eigenen Thread veröffentlichen – sinnlos. Aber um nochmal was nettes zu sagen: dein Einfluß auf mich ist nicht zu leugnen, oder? Sonst hätt ich ja den 1. Quadranten als Beispiel genommen, aber mir ist aufgefallen, daß hier noch einige ihren 2. Quadranten haben, während die breite Masse in der Causa materialis untergegangen ist – möglicherweise seit 1984, um mal an Orwell im Vorbeigehen zu erinnern. Leute wie Du, Jack, FRP … und meine Verschwindigkeit.

 Graeculus meinte dazu am 26.05.24 um 17:06:
Darauf gibt es viel zu antworten.

1. Ob ein Text ankommt (gelesen und durchdacht, evtl. darauf reagiert wird), das hängt von vielen Umständen ab, über die auch ich nur spekulieren kann. Aus meiner Zeit als Lehrer habe ich die Erfahrung mitgenommen, daß ein Text a) ein interessantes Thema haben muß, daß sich irgendwo in der Lebenswirklichkeit der Adressaten wiederfindet, und daß er b) klar geschrieben sein muß, z.B. struktuiert aufgebaut, nicht nur assoziativ hervorsprudelt. (Regina schreibt dazu manchmal etwas Kluges. Wenn eine verständige Frau sich äußert, sollte ein Mann überhaupt gut zuhören.)

Man kann sich aber auch auf die östliche Weisheit beschränken: "Das Werk tun [so gut man es vermag] und es dann vergessen." Der Erfolg des Werkes hängt nur zum kleineren Teil von seinem Urheber ab.
(Ein Beispiel: freitags die letzte Unterrichtsstunde, da konnte man mit Marx- und Engelszungen reden, das bevorstehende Wochenende war übermächtig. Solcher hemmender äußerer Faktoren gibt es viele.)

Die Reaktion von DieterWal sollte man nicht so hoch hängen - das ist ein sehr spezieller Fall. Ein Bibliophiler mit ganz eigenem Schwerpunkt.

2. Zum 7-Jahre-Zyklus hätte ich gerne gewußt, ob Du den in Deinem Leben wiedererkennst. Ich in meinem nämlich nicht. Natürlich gibt es bei mir verschiedene Phasen, aber sie dauern ganz unterschiedlich lang. Und obendrein gehen sie kaum merklich ineinander über. Ich empfinde das als zu schematisch. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Entwicklung des sexuellen Interesses, ohne daß ich jetzt hier auf Details eingehen möchte.

3. Die Deutung der drei Hauptgestalten des Zhuangzi-Textes ist gut: Empfinden - künstlerischer Ausdruck [eine kühne Textinterpretation] - Bewußtheit. Es kommt hinzu, daß die dritte Stufe nicht irgendeine ist, sondern sich selbst verneint. Die Bewußtheit verweist auf das Empfinden als das Höhere. (Das müßte Dir liegen, oder?)

4. Die persönlichen Beziehungen hier bei kV (oszillierend, sich wandelnd, nicht starr-gleichbleibend) sind ein eigenes Thema. Bei Dir und mir sind anfangs Gegensätze hart aufeinander getroffen; inzwischen ist daraus - so meine Auffassung - ein menschlicher Respekt geworden, und zwar auch auf der Grundlage einer tieferen oder breiteren Kenntnis des anderen. Als wohltuend empfinde ich es, wenn man merkt, daß man sich über das eine oder andere Thema unterhalten kann, ohne daß gleich die tieferen Gegensätze aufbrechen. Etwa ein Interesse für Fußball! Oder für die Musik unserer Jugendtage.

5. Irgendwann ist Schluß mit allem: auch mit KV, mit unserer Bekanntschaft. Aber nein, Lothar, wir sollten das nicht durch Abmeldung künstlich beschleunigen. Mir würde dann etwas fehlen. Nicht nur Dein Damen-/Daumendrücken am bevorstehenden Montag.
Selbst meine alten, einsamen Tage möchte ich nicht damit verbringen, im hiesigen Seniorenkreis "Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehen" zu singen.

 LotharAtzert meinte dazu am 27.05.24 um 10:04:
Meine Antwort (allein Punkt 2) ist wieder länger, als eine Din-A-4 Seite geworden. Willst du das wirklich hier stehen haben? - Ich könnt das als einen eigenen Text einstellen, wo wir weiter machen könnten. Meine Sorge ist halt, daß das den Rahmen des von dir Angedachten sprengt, zumal mein Schreiben neue Fragen garantiert aufwirft.

 Graeculus meinte dazu am 28.05.24 um 13:37:
Dazu kann ich nur einen Vorschlag machen:
Soweit Du einen astrologischen Gedanken vorstellen möchtest, ist das, so meine ich, Dein Thema und sollte in einem eigenen Text vorkommen. Die übrigen Themen, also 1 und 3 bis 5, zähle ich noch zu diesem Gesprächsfaden hier; allerdings könnte man sich über Freundschaft, speziell über auf kV entstehende Freundschaften, auch einmal grundsätzlich Gedanken machen. Ob ich dazu in absehbarer Zeit einen Text schreiben werde, kann ich nicht sagen - momentan bin ich da auf uns beide beschränkt.

 Graeculus meinte dazu am 28.05.24 um 13:39:
Ganz aktuell bin ich mit der Lehre beschäftigt, die mir das Scheitern von Fortuna in der Relegation erteilt hat. Inzwischen freue ich mich für die Bochumer, die einfach besser waren - soviel Fairness sollte sein.

 Mondscheinsonate (22.05.24, 14:40)
Ich möchte leise zu 3 hinzufügen: Manche verstehen intellektuell nicht einmal die Fragestellung die ein Text so mit sich bringt. :D
 1.) Schweigt jemand, kann es eine Antwort sein. Denk an konkludente Annahme. Man sagt nicht:"Ja", sondern nichts. Stimme ich zu.
2.) Subjektive Meinung.
3.) Stimmt
4.) Sowieso
5.) Nur bei Rechtsgeschäften. Was ist sonst endgültig? Ja, wenn'st einen Toten fragst.

 AchterZwerg meinte dazu am 22.05.24 um 17:14:
.

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 18:13:
An Mondscheinsonate:

Da sind wir uns ja - auch das gibt es offenbar - weitgehend einig!

Zu 2 verstehe ich Deine Bemerkung nicht. Was ich damit meine, bitte ich Dich, in meiner Antwort auf Gauguin, Paul nachzulesen: So ist es von mir gemeint.

Der Feminismus z.B. beharrt ja auf der Regel, daß jedes Nein (einer Frau, aber im Grunde natürlich auch eines Mannes) ein Nein ist. Punkt.
Mir sehr sympathisch, diese Einstellung. Aber wie oft erlebt man es, daß ein Nein eben ganz so eindeutig nicht ist, sondern eigentlich ein Vielleicht oder ein Jetzt noch nicht bedeutet?
Man sollte aus Frauen keine Engel machen; und manche wissen schon, wie man einen Mann durch ein Nein anstachelt.
Lieber ist es mir und ich finde es klarer, wenn eine Frau solche Spielchen nicht spielt ... und wenn Männer ein Nein wirklich als Nein ansehen und nicht als Herausforderung.

Literatur und Film freilich verlören viel, wenn mit dem Nein zu Anfang die Geschichte bereits beendet wäre. Da geht es ja um die spannenden Komplikationen und Bewährungsproben, bis sie sich endlich - trotz Anfangs-Nein - in die Arme sinken.

Kann es sein, daß dieses Verhalten damit zu tun hat, daß eine Frau ihren Bewerber erst testen mußte, ob er als zuverlässiger Partner zum Aufziehen von Kindern taugt? Schließlich versprechen Männer ja gerne das Blaue vom Himmel, um eine Frau ins Bett zu bekommen.

Antwort geändert am 22.05.2024 um 18:26 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 22.05.24 um 20:20:
Vielleicht liegt es an dir, dass es nicht eindeutig ist? Daher subjektiv. 
Apropos Feminismus, am 7.7. sehe ich Schwarzer-Köhlmeier im Theater im Park :) 1,2,3...beneide mich! 😂

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 14:56:
Das kann am Fragenden oder am Gefragten liegen. Der Gefragte, meinetwegen ich, kann die Frage falsch oder gar nicht verstehen.
Siehe die weiter oben zitierte Zen-Geschichte.

Wenn Du möchtest, daß ich auf Deinen Theaterbesuch neidisch bin, müßtest Du mir sagen, wer Schwarzer-Köhlmeier ist.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 23.05.24 um 16:15:
Alice und Michael! Ich sag nur Sagen.

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 22:58:
Darauf komme ich noch zurück, heute habe ich erstmal Grund zum Feiern, mich zu freuen.

 Graeculus meinte dazu am 24.05.24 um 15:52:
Alice Schwarzer und Michael Köhlmeier, jetzt habe ich es verstanden.
Jetzt kommt auch der erwünschte Neid auf.
Kardamom (40)
(22.05.24, 15:11)
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 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 18:16:
Wenn man leben will, muß man mit der Unsicherheit leben. Daß man nicht leben muß (Freitod), wollte ich hier nicht thematisieren.

Mit der Umformulierung von 5 bin ich einverstanden. Leider hat ein endgültiges Nein dieselben vier Buchstaben wie ein Nein, das sich später als nicht endgültig erweist.
Kardamom (40) meinte dazu am 22.05.24 um 20:59:
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 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 15:01:
Es stimmt, daß ich meine Thesen nur auf den Inhalt von Frage und Antwort beschränkt habe. Das ist eine Verengung, denn in der Kommunikation spielen noch andere Faktoren wie Kontext, Stimmlage und Mimik eine Rolle. Auch muß man die Möglichkeit von Ironie in Betracht ziehen.

Insgesamt macht das die Sache, so meine ich, aber nur komplizierter. Habe ich die Stimmlage richtig interpretiert? Lag bei der Mimik nicht ein Zwinkern in der Augen?

Wir sind ja obendrein keine neutralen Interpretationsautomaten, sondern haben Interessen, Wünsche, Ängste, die uns zu bestimmten Deutungen verführen.

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 15:02:
Letzteres ist der Hintergrund von (4).

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 15:07:
Mnachmal höre ich von Frauen: "Das macht man mit [weiblicher] Intuition!"

Die letzte Frau, die mir das sagte, hatte sowas von keine Intuition, wie ich etwas meinte und warum sagte.

Und die legendären Spiegelneurone deuten ja den anderen nur aus der eigenen Betroffenheitslage, sie projizieren das Eigene in den anderen hinein.
Kardamom (40) meinte dazu am 23.05.24 um 15:46:
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 Graeculus meinte dazu am 24.05.24 um 15:51:
Schlimm ist es an sich nicht, zumal es vermutlich einen biologischen Sinn hat (Prüfung der Standhaftigkeit und des ernsthaften Willens des potentiellen Partners); aber es macht die Sache komplizierter.
Auch wenn ein Mann lügt (ewige Treue schwört etc.), um mit x Frauen ins Bett zu kommen, folgt er ja einem biologischen Programm.

Sowohl die Möglichkeit der Lüge als auch die des Spiels bedeuten, daß Aussagen nicht immer das bedeuten, was sie zu bedeuten scheinen. Und das bringt nun wirklich eine eigene Qualität in die menschlichen Beziehungen.

 diestelzie (22.05.24, 17:40)
Ich denke, manchmal suchen wir die Antworten an falscher Stelle. Ich bin sehr gern im Wald. Dort habe tatsächlich ich schon einige Antworten gefunden.

Das ist natürlich kein Ersatz für zwischenmenschliche Kommunikation, aber es tut gut und für mich ist oft die Ruhe der Grund warum ich mir Fragen plötzlich selbst beantworten kann.

Liebe Grüße
Kerstin

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 18:21:
Einen Ort finden, an dem man sich Fragen plötzlich selbst beantworten kann - das ist großartig. Ob es sich dabei nun um den Wald handelt oder nicht.

Dabei vermute ich allerdings, daß es sich eher um Fragen von der Art "liebe ich sie?" handelt, nicht um solche vom Typ "liebt sie mich?"
Insofern ist das tatsächlich kein Ersatz für zwischenmenschliche Kommunikation. Es ist klar, daß die Fragen von Typ 1 oft nicht weniger schwierig zu beantworten sind als die von Typ 2.

Herzlich und dankend,
Wolfgang

 lugarex (23.05.24, 07:33)
drei

 Graeculus meinte dazu am 23.05.24 um 15:02:
zwei

 TrekanBelluvitsh (25.05.24, 13:34)
Ich sehe die Sache etwas anders. Es gilt grundsätzlich zu beachten, in welchem Bezugssystem sich eine Frage befindet. So sind dann Antworten auf Fragen aus einem begrenztem, klar definierten sehr wohl eindeutig, verständlich, erwartbar und endgültig - und Schweigen ist dann ein Zeichen für fehlendes Wissen das Bezugssystem betreffend.

Beispiel:
Die Frage "Wie funktioniert Kernenergie?" Lässt sich eindeutig, verständlich, erwartbar und endgültig beantworten. Dabei gilt es zu beachten, dass zu dem Bezugssystem nicht allein der Gegenstand der Frage, sondern auch Sender und Empfänger gehören. Kernphysiker unter sich können diese Frage anders als Erwachsene oder Kinder beantworten. In allen Fällen ist die Antwort - zumindest im Groben -  eindeutig, verständlich, erwartbar und endgültig Dabei muss man immer den Faktor Zeit in das Bezugssystem hinzunehmen, denn z.B. aus Kindern können ja Kernphysiker werden. Außerdem ist der Zeitpunkt der Fragestellung stets entscheidend.

Problematisch wird es wenn das Bezugssystem einer Frage gar nicht eindeutig bestimmbar ist. "Was ist der Sinn des Lebens?" wäre so eine Frage. Was ist Leben? Wird Leben rein biologistisch definiert? Ist eine Familie, eine Gesellschaft, eine Nation und unser Planet auch "Leben"? Und was beinhaltet der Begriff "Familie"? Nur die Kernfamilie? Eine staatlich anerkannte Familie? Eine menschliche Reprodiktionsgemeinschaft? Wer ist "Gesellschaft" oder "Nation"? (Gerade diese beiden Begriffe werden in der Wirklichkeit ja nicht positivistisch, sondern durch Ausschluss definiert). Und was ist "Sinn"? Das Glück des Einzelnen? Das Überleben der Spezies? Das am Leben halten von "Familie, Gesellschaft oder Nation"? Eine spirituelles Gefühl samt Erlösungsversprechen?

Wenn man die Frage "Was ist der Sinn des Lebens?" also wirklich diskutieren will, muss man vorher viele Definitionen festlegen, die den Rahmen für die Frage bilden. Und wenn man z.B. "die Nation" in den Mittelpunkt stellt, nimmt man ja die Existenz einer Nation an. Anarchisten sind da aber raus aus der Diskussion. Also kann eine solche Diskussion gar nicht eindeutig, verständlich, erwartbar und endgültig sein.



All das führt jedoch de facto dazu, das gar nicht alle Fragen, die sich stellen, eindeutig, verständlich, erwartbar und endgültig beantwortet werden können. Und das ist das, was ich das menschliche Dilemma nennen möchte, mit dem wir alle - mehr oder weniger - hadern. 1.) Unser Geist ermöglicht uns das Verständnis von Millionen unterschiedlichen Dingen. 2.) Ein Verständnis von allen Dingen ist uns jedoch unmöglich. Das menschliche Dilemma besteht nun darin, dass aus 1.) NICHT folgt, dass wir 2.) zu überwinden vermögen.

Kommentar geändert am 25.05.2024 um 13:36 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 25.05.24 um 23:19:
Innerhalb eines Bezugssytems lassen sich, mit der Voraussetzung definierter Begriffe, manche Fragen tatsächlich eindeutig beantworten. Das gilt, soweit ich sehe, vor allem für die Mathematik, in etwas geringerem Maße in den Naturwissenschaften und der Technik. Dabei ist das Bezugssystem in den Naturwissenschaften freilich nicht ganz so stabil wie in der Mathematik. Nicht zuletzt deshalb führst Du wohl den Zeitfaktor ein. Bsp.: Sind Atome die letzten Bausteine der Materie?

Über Fragen der Politik oder der Philosophie kann man fast verzweifeln. Stegmüller hat einmal festgestellt, daß Philosophen oft eine unterschiedliche Sprache sprechen und einander überhaupt nicht verstehen. Bsp. Heidegger und Neopositivismus.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 02.06.24 um 19:43:
Hm... bin mir, was z.B. die Politik angeht, nicht so sicher. Auch hier kann ein Bezugssystem von nutzen sein.

Beispiel:
Wenn man sich den Auslöser des augenblicklichen Krieges im Gaza-Streifen ansieht, ist die Antwort klar: Es sind die Angriffe der Hamas vom 7. Oktober 2022. Damit ist in diesem Krieg die Hamas der Aggressor (auch weil es bei der Frage nach dem Auslöser einen kurzen, fest umrissenen zeitlichen Rahmen gibt).

Die Gründe für den Konflikt sind vielfältiger und tiefergehender. Sie betreffen auch sehr viel mehr Beteiligte - z.B. auch die UNO und ihr jahrzehntelanges Versagen in dem Konflikt - in einem viel längerem Zeitraum, was für Gründe typisch ist.

Das Problem in der Diskussion ist, dass Auslöser und Gründe vermischt werden. Das macht die Konsensfindung fast unmöglich, selbst wenn ich allen Beteiligten redliche Absichten unterstellen würde.

 Graeculus meinte dazu am 04.06.24 um 15:38:
Auch und gerade für politische Fragen sind möglichst klare Definitionen hilfreich. Notorisch schlecht definiert ist der Begriff "Schuld". Für die Unterscheidung zwischen "Auslöser" und "Grund" ist die gegenwärtige Situation im Gaza-Streifen ein gutes Beispiel. Dennoch werden die Antworten unterschiedlich ausfallen - je nachdem, wen man fragt. Denn Antworten sind noch mehr als Fragen interessegeleitet. Sie werden nicht von emotionslosen Automaten gegeben.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 04.06.24 um 16:27:
Das kann man so sehen. (Das mit den Interessen und Emotionen.) Ich würde auch niemals behaupten wollen, dass das keine Rolle spielt. Ganz im Gegenteil, siehe den US-amerikanischen Überfall auf den Irak im Jahre 2003 als imperiale Selbstversicherung (These von Stephan Bierling, meiner Ansicht nach fundiert.) Die Frage bleibt, ob sich daraus ein einheitliches Gedankengebilde formulieren lässt (ich will das jetzt nicht kat. Imp. nach Immanuel K. nennen...).

Wer wie z.B. der UN-Präsident Gutierres und viele, die von sich behaupten, sie würden sich für den Frieden einsetzen, sagt, dass der Angriff der Hamas ja nicht aus dem Nichts kam, der rechtfertigt - zumindest unter bestimmten Umständen - einen Präventivschlag bzw. Präventivkrieg. Wenn A vor B steht, B in dem Augenblick nichts tut und A dann B erschießt, kann das in diesem Weltbild rechtens sein.

Die "Notwehr" mag im persönlichen Handeln von Menschen durchaus ihre Berechtigung haben. Wenn man sie Staaten bzw. Gesellschaften einräumt, bekommt man sofort das Problem, wie man diese begrenzen soll. So haben z.B. Diktaturen Opposition schon immer mit dem Verweis auf eine "Staatsnotwehr" zu schweigen gebracht und verfolgt. Vom "Gesetz zum Schutz von Volk und Staat" ("Reichtagsbrandverordnung") über das "Komitee gegen unamerikanische Umtriebe" oder die "Kulturrevolition". DAs so etwas Gewalt an sich steigert, sollte offensichtlich sein. 

Darum bin ich der Auffassung, dass man hier eben keine Ausnahmen auf innerstaatlich und völkerrechtlichen Ebene erlauben darf. Auch der Staat steht nicht über dem Recht.

Und dies erfordert klare Formulierungen, wie z.B. "Auslöser" und "Gründe". Des weiteren ist es wichtig, sich nur auf das zu konzentrieren, was geschehen ist und nicht was hätte geschehen können.

So haben Apologeten des Deutschem Reichs ja immer wieder darauf hingewiesen, dass es schon vor dem Sommer 1914 Absprachen zwischen Frankreich und GB und die zwangsläufig den Eintritt GBs in den Krieg zur Folge gehabt hätten. Die wichtigste militärische Absprache in diesem Zusammenhang war, dass die französische Marine das Mittelmeer gegen den angenommenen Gegner Italien sichern sollte, währen GB für die Sicherung des Ärmelkanals zuständig war. Die französische Marine verfügte über keine zählbaren eigenen Kräfte im Ärmelkanal, war also auf den Einsatz der Royal Navy angewiesen!

Das mag sich auch überzeugend anhören und das Deutsche Reich in der Schuldfrage entlasten. Das Problem: Es tut es nicht! Denn das Deutsche Reich HAT das neutrale Belgien, das eine deutsche Garantieerklärung hatte, überfallen. Und das war für die britische Öffentlichkeit - die viel mehr mit der Situation in Irland und der Gefahr durch das Zarenreich beschäftigt war - ein nicht zu ignorierender Tatbestand. Es war der Auslöser und für viele in GB, unabhängig vom Wissen um irgendwelche Absprachen im Hintergrund, auch der Grund für den Eintritt von GB in den Krieg. Es ist eine bloße Spekulation, dass dies auch geschehen wäre, wenn das Deutsche Reich Belgien NICHT überfallen hätte.

Wenn man trotzdem der Meinung ist, dass eine "Notwehr" von Staaten und Gemeinschaften präventiv erlaubt ist, muss man sich auch klar sein, was das bedeutet: Gewalt im großen Ausmaß. Es erlaubt allen involvierten Seiten, dieser Gewalt kaum Zügel anzulegen. Und genau das erleben wir gerade im Nahen Osten. Jede Art von Gewalt scheint gerechtfertigt. Beide Seiten rücken von Maximalforderungen keinen Millimeter ab. Und die Basis dafür ist eine Verzerrte Wahrnehmung der Dinge. Man ist auf beiden Seiten noch nicht einmal bereit, in Auslöser und Gründe zu unterscheiden. Es fehlt das intellektuelle Konstrukt, für die Analyse eines Konflikts, der so niemals gelöst werden kann.

 Graeculus meinte dazu am 05.06.24 um 23:16:
Vom ursprünglichen Thema kommen wir inzwischen ab - es war ja grundsätzlich gemeint und nicht nur auf Politik & Krieg bezogen.

Zum Ausbruch des 1. Weltkrieges gebe ich gerne zu, daß der Einmarsch durch Belgien für Großbritannien entscheidend war.
Fragen wir kurz, wie es zu diesem kam: Die russische Generalmobilmachung löste unabsichtlich den Automatismus des Schlieffenplans aus. Mit "unabsichtlich" meine ich, daß die Russen den wohl kaum kannten.
Und dieser Schlieffenplan sah nun einmal den Durchmarsch durch Belgien als unverzichtbar vor, weil sonst angesichts der französischen Grenzbefestigungen die 6-Wochen-Frist für den Sieg über Frankreich nicht hätte eingehalten werden, man also nicht rechtzeitig wieder an der russischen Seite hätte sein können.

Dieser Schlieffenplan! Der Kaiser hatte ihn gar nicht verstanden, und die Generäle diktierten den Politikern die Kriegserklärungen. Vielleicht wollten nicht einmal sie eigentlich den Krieg, doch wenn Rußland mobil machte, begann die Uhr zu ticken.
Ich glaube, das ist ein Besispiel dafür, daß die Entscheidung über Krieg und Frieden nicht Sache von Militärs sein sollte.

Das entscheidende Argument gegen diesen Plan ist natürlich, daß er trotz Belgien nicht funktioniert hat.

Eine Frage an den Fachmann: Ich habe den Eindruck, daß man, wenn man die Wirkung des Maschinengewehrs richtig eingeschätzt hätte, das ja die Defensive enorm stärkt, eine defensive Strategie besser gewesen wäre als der Schlieffenplan. Dann hätte es keine deutschen Kriegserklärungen geben müssen und keinen Einmarsch in Belgien.
Stimmst Du dem zu?

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 06.06.24 um 00:54:
Naja, wir sind wirklich etwas abgekommen...mea culpa! (Oder doch nicht...?)

In der Julikrise von 1914 gab es sicherlich nicht das Primat der Politik, so wie Clausewitz es postulierte. Auf den deutsche Militärs sich so gerne berufen haben. Und: Ja, damit stellt sich die Frage, ob sie ihren Clausewitz überhaupt richtig verstanden haben.

Das Maschinengewehr hat viel verändert. Ohne dich mit zu vielen Einzelheiten zu nerven: Man war sich vor 1914 gar nicht so sicher, wie man es taktisch einsetzen sollte. Zu Beginn wurde es gar als Teil der Artillerie gesehen!

(Wenn dich das wirklich mal brennend interessiert, empfehle ich:
RATHS, Ralf*; "Vom Massensturm zur Stoßtrupptaktik: Die deutsche Landkriegtaktik im Spiegel von Dienstvorschriften und Publizistik 1906 bis 1918", 2019.
Das ist natürlich Militärgeschichte pur, weil Taktikgeschichte. Auf der anderen Seite hat Raths auch immer die Sozialgeschichte des Militärs/der Zeit im Blick. Und wenn du das gelesen hast bist du eigentlich für immer zu diesem Thema versorgt. Aber wie gesagt: Militärgeschichte pur!)

Was aber ebenso Beachtung verdient ist die Entwicklung von Massenheeren. Wenn du dir die Kriege in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. anschaust - hier besonders den amerikanischen Bürgerkrieg und den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 - findest du immer wieder Ereignisse, Kämpfe und Situationen, die das vorwegnehmen, was im WW1 massenhaft auf den Schlachtfeldern geschieht.

Das Stichwort ist hier "massenhaft". Bis zum WW1 hatten die Armeen noch Platz zum manövrieren. Die Heere haben sich wie riesige Lindwürmer durch das Land gefressen - buchstäblich! - und sind zur Schlacht ausgefächert. Es gab also immer riesige Lücken und weil die Aufklärung kaum besser war, als zu Caesars Zeiten, spielte es auch keine so große Rolle, dass alle Heere sich gleich schnell - Fußmarschgeschwindigkeit - bewegten. Ein Tag Vorsprung konnte da einem schon den entscheidenden Vorteil bieten.

Im WW1 gibt es von Anbeginn an diese Lücken nicht mehr. Auch in der "Bewegungsphase" im Westen bis Ende November 1914 bewegen sich ganze Frontlinien aufeinander zu. Mit anderen Worten: Wer einem Feind ausweichen und in an der Flanke überholen wollte, stieß dabei sogleich auf Widerstand auch an dieser Stelle.

Das heißt nicht, dass es keine Frontlücken gab. Aber diese sind immer kleiner geworden und um sie auszunutzen hätte man drei Dinge gebraucht: 1.) Eine gute Tiefenaufklärung, um diese Festzustellen. 2.) Eine höhere Geschwindigkeit, als der Gegner, um in diese Lücken stoßen zu können. 3.) Ein Mittel, um die Konzentration der eigenen Kräfte schnell zu bewerkstelligen.

1.) gab es kaum. Die paar Flugzeuge und Luftschiffe konnten das nicht bewerkstelligen. Außerdem vertrauten Heeresoffiziere "modernem Schnickschnack" nicht gerne. Also schätzte man. Weil es aber Massenheere gab, entstand eine "Hase und Igel" - Situation. Wo immer der Hase "Angreifer" ging, musste er feststellen: Der Igel "Verteidiger" war schon da.

2.) gab es nicht mehr. Diese Aufgaben waren eigentlich der Kavallerie zugedacht. Doch Maschienengewehre UND moderne Karabiner gaben Infanterie eine solche Reichweite und Feuerkraft, dass die Kavallerie auf dem Schlachtfeld im Prinzip mit dem ersten Tag des Krieges obsolet wurde. Blieb alsi nur die Infanterie und deren Geschwindigkeit war der Fußmarsch und der war auf jeder Seite gleich. Motorisierte Kräfte gab es noch nicht.

3.) Selbst wenn es 1.) und 2.) gegeben hätte, wäre es für die Stäbe immer noch sehr schwer gewesen, den Ansatz der Kräfte zu koordinieren. Denn auch die Nachrichtenübermittlung funktionierte noch wie zu Caesars Zeiten. Melder zu Fuß und zu Pferde, manchmal im Auto. Und dies galt auch für den umgekehrten Weg: Die Meldung der Einheiten an ihre Vorgesetzten. Das Lagebild der höheren Stäbe war also nicht nur unklar, es war auch immer veraltet. Was ein Problem war, denn in der Zwischenzeit konnte eine Einheit, eben wegen den Massenheeren, ja auf einen neuen Feind getroffen sein (was in der Regel geschah.) Der Funk war noch zu unzuverlässig und die Geräte viel zu groß.



Und damit bin ich, zumindest teilweise, wieder bei deinen Ausgangsfragen. Ich will gar nicht behaupten, dass es auf alle Fragen eine eindeutige Antwort gibt. Ich denke aber, wenn man die von mir genannten Bezugssysteme setzt (Einschließlich der Zeit!), kann man bei den Antworten einen Annäherungswert erzielen, der derart "nützlich" ist, dass er dem, was wir unter "Antwort" verstehen, sehr nahe kommt.

Auf der anderen Seite muss man sich eben der Begrenztheit bewusst sein, die unser Antworten für uns bereithalten. Die Militärs im WW1 haben sehr oft die Lücken mit ihren Plänen gefüllt. Sie glaubten, ein guter Plan könnte die Unwägbarkeiten ausmerzen. Dem war aber nicht so. Sie waren aber nicht bereit die daraus notwendige Schlussfolgerung zu ziehen: "Wenn ich das nicht weiß und gar nicht abschätzen kann,was passiert, sollten wir das wohl besser sein lassen." Das die Grenze zwischen Wagemut und Verantwortungslosigkeit hier fließend ist, will ich gar nicht leugnen. Aber gerade Spezialisten wie hohe Offiziere sind werden ja ausgebildet, diese feine Linie zu erkennen.



*Ralf Raths ist heute der Direktor des Deutschen Panzermuseum in Munster. Er ist ein begnadeter Wissenschaftskommunikator. Ich weiß, dass du YouTube nicht magst und nicht vertraust. Natürlich gibt es dort viel Dreck und Mist da. Aber du verpasst echt viel. Und der Kanal des Deutschen Panzermuseum gehört dazu. Und ich bin mir sicher, dass du da auch Videos finden wirst, die dich interessieren.

Ich empfehle dir mal einen Vortrag von Ralf Raths über den sogenannten "Leonardo-Panzer", d.h. den Panzer von Leonardo da Vinci. Das lohnt sich echt. Da kannst du mir vertrauen. Und da der Kanal des Deutschen Panzermuseums auch nicht monetarisiert ist, kommt Werbung nur am Anfang. Du wirst nicht enttäuscht sein.

https://youtu.be/wUvb25eW4XU?si=G8KLEdghHdnv1hih
Gauguin, Paul alias Dieter Wal (58)
(27.05.24, 15:12)
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 Graeculus meinte dazu am 04.06.24 um 15:40:
Das habe ich erst jetzt gelesen. Aber ich werde es an Lothar weitergeben.

 Graeculus meinte dazu am 04.06.24 um 15:44:
Ist geschehen.
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