Randbemerkungen

Gedanke zum Thema Einsicht

von  Graeculus

1.
Gegenüber Intoleranz tolerant zu sein, heißt, gegenüber den Opfern der Intoleranz intolerant zu sein. Man kann nicht vollkommen tolerant sein. Nur wer gegenüber der Intoleranz intolerant ist, gibt der Toleranz die größtmögliche Ausdehnung.

2.
Wenn die Bedeutung einer Antwort von der Frage abhängt, auf die geantwortet wird, sollte man mehr auf die Fragen achten. Also nicht: „Ist die Antwort gut?“, sondern: „Ist die Frage gut?“

3.
Wenn wir die Wichtigkeit oder Unwichtigkeit des Menschenlebens nicht an unseren Lippenbekenntnissen, sondern an unserer tatsächlichen Aufmerksamkeit und Betroffenheit messen, dann zeigt sich:

wichtig                      
MEIN LEBEN           
Das Leben meiner Lieben             
10 Tote auf einen Schlag in Deutschland
100 Tote auf einen Schlag im Ausland
       
unwichtig
Hunderttausende Tote jeden Tag, aber verteilt auf der ganzen Welt

4.
Das Geheimnis der Popularität: Phrasen überzeugend vertreten können.

5.
Wir neigen oft dazu, Opfer von Gewalt auch im übrigen für gute, unschuldige Menschen zu halten. (Eine bekannte Ausnahme für diese Blickweise sind Männer, welche Vergewaltigungsopfern die Schuld geben, wobei sie also die umgekehrte Optik benutzen.)
Sieht man aber von der Rolle als Opfer in einer bestimmten Situation ab, dann gibt es überhaupt keinen Grund, dem Opfer irgendein positives Menschsein zu unterstellen. Wenn Gewalt willkürlich ihre Opfer sucht, dann werden diese eher einen Querschnitt des normalen Menschseins darstellen, und es werden alle Arten von Charakteren, auch Gewalttäter, darunter sein.

6.
Wie die Zukunft wird, hängt davon ab, wie wir sie gestalten.
Aber wie wir die Zukunft gestalten, hängt davon ab, wie wir sind.
Und da liegt das Problem.

7.
Durch die Verknüpfung einzelner Ansichten zu einem System (Weltanschauung) und durch dessen Starrheit als stabile Grundlage seines Lebens bedeutet das Belehren eines Menschen auch nur in einem Detail oft, ihn zu zerbrechen. Damit er mich in diesem Detail verstünde, müßte er seine gesamte Art zu denken verändern.

8.
Die Eifersucht ist die überflüssigste aller Leidenschaften, oft sogar sehr schädlich. Letzteres teilt sie mit den anderen Leidenschaften, die jedoch unter bestimmten Bedingungen Großes schaffen können; nicht so die Eifersucht.


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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (24.08.24, 02:22)
Akzeptanz, Respekt vor der Person, das sind Worte, die das Leben spricht. Nur, wer kann schon erkennen, ohne den Freiraum im Leben?

lg Jens

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 14:39:
Zum Freiraum im Leben gehört die Informationsfreiheit als Grundlage für Erkenntnisse aller Art. Darum steht es hier aber doch relativ gut, oder? Schau nur bei kV, wieviele verschiedene Ansichten hier vertreten werden.

 Teichhüpfer antwortete darauf am 25.08.24 um 15:03:
Yo, das ist mir auch aufgefallen.

lg Teichi

 Graeculus schrieb daraufhin am 25.08.24 um 23:45:
Dann sind wir uns einig. kV ist wie das Leben.

 Graeculus äußerte darauf am 10.01.25 um 18:32:
Und das gilt immer noch!

 Teichhüpfer ergänzte dazu am 10.01.25 um 19:37:
Das Internet ist eine eigene Welt, vielleicht ein kleiner Ersatz oder Ergänzung, aber das Leben ist etwas anderes.

lg Teichi
Mondscheinsonate (48)
(24.08.24, 09:34)
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 14:42:
Das wäre ja noch eine relativ milde Form von Eifersucht, oder? Das Übliche besteht m.E. darin, Druck auszuüben, zu kontrollieren - und das halte ich für destruktiv. Gleich zu Anfang zerstört es Vertrauen. "Die Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft."
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 25.08.24 um 14:52:
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 23:44:
So unnötig wie ein Phantomschmerz? Ein amputiertes Bein, das gar nicht mehr vorhanden ist, schmerzt. So auch ein 'amputierter' Mensch.
Unnötig ist, so meine ich, nicht das Entscheidende, was man darüber sagen kann. Vernünftig weäre es, diesen Menschen zu vergessen; aber da ist eine Leerstelle, wo zuvor ein Lachen, eine Umarmung waren.

 EkkehartMittelberg (24.08.24, 13:19)
Hallo Graeculus,
jede einzelne deiner Bemerkungen ist nachdenkenswert. Aber mir gefällt das Zusammenwürfeln thematisch unterschiedlicher Randbemerkungen nicht. Es wird schwierig sein, bei der Diskussion dieses Fadens die Übersicht zu behalten.
zu 1: ich bin ganz deiner Meinung. Freilich werden Intolerante ihre Intoleranz nie eingestehen.

 AchterZwerg meinte dazu am 24.08.24 um 19:45:
Lieber Ekki,

also ich finde schon, dass sich ein roter Faden in den "Randbemerkungen" ausmachen lässt.
Recht eigentlich geht es doch um Intoleranz verschiedenster Ausformung.
Und um die Unfähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, was wiederum zu Fehleinschätzungen der allgemeinen Lage, und, individuell, zu Neid und Eifersucht führen kann.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.08.24 um 22:46:
Ja, Piccola, meine Kritik ist wohl zu kleinlich.

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 14:46:
Man kann Intoleranz als roten Faden ansehen, obgleich ich sie bei 4, 5 und 6 nicht im Sinn hatte.
Da Ekkehart seine Aphorismen stets durch ein gemeinsames Thema verbunden vorstellt, muß ihn meine Auswahl befremden, das verstehe ich.
Gedacht hatte ich mir ein Bündel von Aussagen, aus dem die Leser sich etwas auswählen können, das sie anspricht.
Das muß nicht besser sein als Ekkeharts Verfahren; es ist ein Versuch.
Geist von etwas (99)
(24.08.24, 13:30)
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Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 24.08.24 um 16:43:
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 14:52:
Bei 3 kommt es mir darauf an, nach welchem Maßstab wir die Wichtigkeit von Ereignissen beurteilen, und zwar tatsächlich, nicht unserem Selbstverständnis nach. Daß Nähe ein erst Kriterium ist und Ungewöhnlichkeit ein zweites (Sensationscharakter), ist eigentlich - entsprechend der menschlichen Natur - naheliegend.

Daß bei acht Milliarden Menschen und einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 70 Jahren jeden Tag 300.000 Menschen sterben, habe ich mir kürzlich bewußt gemacht ... und mich hoffentlich dabei nicht verrechnet. Und die sterben nicht alle an Altersschwäche!

Eifersucht, falls vorhanden, ist schwer zu beherrschen. Vielleicht trägt die Einsicht, daß sie destruktiv ist und das zerstört, was sie eigentlich bewahren will (Liebe), dazu bei.

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 14:53:
An Mondscheinsonate:

Geist von etwas ist nicht Dieter (Wal)!
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 25.08.24 um 15:40:
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 eiskimo (24.08.24, 17:13)
Allesamt gute Denkanstöße, gewisse Automatismen zu hinterfragen  bzw. abzustellen.

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 14:55:
Danke, eiskimo. Wenn man das Abstellen anstrebt, dann sollte man bedenken, wie sehr das alles in der menschlichen Natur liegt und wie schwer es daher ist, etwas daran zu ändern.
Geist von etwas (99)
(24.08.24, 18:25)
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Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 24.08.24 um 20:04:
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 14:58:
Schon die Opfer von Eifersucht können darüber eine Menge sagen.

Wenn allerdings jemand sagt, er kenne dieses Gefühl nicht, in keiner Weise, dann bin ich - man möge mir verzeihen - etwas vorsichtig. Etwa mit der Situation, daß jemand, den man liebt, sich einer anderen Person zuwendet, ist schwer umzugehen. Es muß nicht Eifersucht entstehen, aber sie liegt dann nahe.
Daß ich sie überhaupt nicht kenne, möchte ich nicht behaupten.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 25.08.24 um 15:41:
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 23:40:
Das ist gut - vor allem, wenn meine Ansicht zutrifft, daß Eifersucht destruktiv ist.

Eifersucht vor dem Fremdgehen, also als Mißtrauen vorab, ist, meine ich, auch mir fremd; aber der Schmerz, wenn's passiert ist, den leugne ich nicht, da stehe ich nicht drüber.

 AchterZwerg (24.08.24, 19:49)
Hallo Graec,

aus meiner Sicht bist du zum Aphoristiker geboren!
Die Dichterei ist vielleicht nicht so dein Ding, aber die Kühle deiner Hirnarbeit beschert uns andere wichtige Dinge. :)

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 15:01:
Ein begabter Dicher bin ich sicher nicht; aber was die Vernunft angeht, so stehe ich in der allerersten Reihe der zweitklassigen Denker. Das zu behaupten, ist aber als Selbstironie zu verstehen.

 Beislschmidt (24.08.24, 20:00)
Das Geheimnis der Popularität: Phrasen überzeugend vertreten können.
Passt doch gut zu Scholz.

😀😃

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 15:01:
Ist Scholz denn populär?
Nein, da denke ich an andere.
Geist von etwas (99)
(24.08.24, 21:04)
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Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 25.08.24 um 14:52:
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 15:02:
Verlustangst und Selbstzweifel, das liegt doch nahe. Was daran ist nur ein Stereotyp? Das müßtest Du erklären.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 25.08.24 um 15:43:
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 23:37:
Ich bin ja der Ansicht (und ich habe das hier irgendwo geschrieben), daß schon Liebe Ausdruck eines Mangels ist; ohne einen anderen fehlt mir etwas, fühle ich mich unvollständig. Ein vollkommenes, perfektes Wesen liebt nicht - es ruht in sich.

(Das geht, damit ich mich nicht mit fremden Federn schmücke, auf keinen Geringeren als Platon zurück.)

Dem werden nicht alle Menschen zustimmen; aber mir hat es eingeleuchtet.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 26.08.24 um 10:04:
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 Graeculus meinte dazu am 26.08.24 um 15:50:
Das zieht sich durch bis Hegel: Liebe als das "Zu-sich-Kommen im Anderen". Man braucht sie, will man Geist sein.

 hehnerdreck (24.08.24, 21:36)
6. Es gibt mindestens zwei Instanzen, die uns beeinflussen, 'wer wir sind' > die eine, wie wir jetzt sind, und wir so bleiben wollen, wie wir sind, oder ob wir nicht etwas tun wollen, damit wir nicht mehr so sind, wie wir jetzt sind. Ergo, gehst Du mit Deinem 6. Punkt von einem deterministischen Weltbild aus.
.
Der Determinismus ist die Auffassung, dass alle – insbesondere auch zukünftige – Ereignisse durch Vorbedingungen eindeutig festgelegt sind. Die Gegenthese vertritt, dass es bestimmte Ereignisse gibt, die nicht eindeutig durch Vorbedingungen determiniert, sondern indeterminiert sind. (Netzfund)
.
Bei 7. empfehle ich, das eigene Weltbild zumindest zu hinterfragen, sonst besteht die Gefahr, dass man sich in einem Gedankengefängnis wiederfindet, in dem sich die Seele nicht wohlfühlt und der Körper in der Folge möglicherweise auch mit Krankheiten reagiert.

8. Eifersucht ist zumindest hilfreich, um zu erkennen, dass man offensichtlich an einem Mangel leidet. Wenn man sieht, dass andere Zuneigung erfahren und man deshalb eifersüchtig wird, wird man daran erinnert, dass es auch für einen selbst besser wäre, von jemandem Zuneigung zu erhalten bzw. zuzulassen. Sonst hätte die Person, der es an Zuneigung mangelt, es vielleicht gar nicht bemerkt, wenn sie nicht eifersüchtig gewesen wäre. Es kommt also darauf an, wie man mit der Eifersucht umgeht. Destruktiv oder konstruktiv.

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 15:12:
zu 6.:
Beeinflussen muß man nicht deterministisch verstehen; daß es Faktoren gibt, die uns beeinflussen (auch wenn wir uns ihnen widersetzen), ist schwer zu leugnen. Allerdings gebe ich zu, daß ich darüber hinaus zum Determinismus tendiere. Nichts geschieht ohne zureichenden Grund dafür, daß es geschieht.

zu 7.:
Sein Weltbild zu ändern, das gleicht (einem Bild zufolge, das nicht ich erfunden habe) dem Versuch, ein Floß zu reparieren, während man darauf fährt. Nach welchen Kriterien will man Änderungen vornehmen, und gehören diese Kriterien etwa nicht zum Weltbild?
Man kann, um im Bild zu bleiben, eine Ecke des Floßes umbauen, aber nur, während man auf einer anderen Ecke einen festen Stand hat.

zu 8.:
Schon Liebe ist ein Indiz dafür, daß man an einem Mangel leidet, daß man allein nicht vollständig ist. Ein vollkommenes Wesen hätte Liebe, hätte andere nicht nötig. So richtig unangenehm wird dieser Mangel allerdings - anders als bei der gelingenden Liebe - beim drohenden Verlust der Liebe. Freilich ist Eifersucht ein völlig ungeeignetes (wenn auch natürliches) Mittel, um sich die Liebe des anderen zu erhalten oder zurückzugewinnen; sie ist kontraproduktiv.

 Saira (25.08.24, 09:01)
Moin Graeculus,
 
ich hätte mir gewünscht, dass du deine Aphorismen einzeln eingestellt hättest, denn jeder ist eine Diskussion wert!

Mich sprechen besonders die 3, 5, 6 und 8 an.
 
Liebe Grüße
Sigrun

 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 15:18:
Danke, Sigrun. Ja. ich hätte das auch einzeln einstellen können und - wie schon Ekkehart schrieb - sollen.
Gedacht habe ich mir, daß die Leser sich etwas aussuchen können, was sie anspricht.

Mein persönlicher Favorit ist übrigens 7, und ich habe lange gebraucht, um diesen Punkt zu begreifen. Wir können nicht einfach in einer einzelnen Ansicht zugeben, uns zu irren, wenn diese Ansicht verknüpft ist mit unserem gesamten Weltbild. Und ich fürchte, daß dies für sehr viele, vielleicht sogar fast alle unsere Ansichten gilt. Wie gesagt, ich habe lange Zeit benötigt, um das zu begreifen. Es erklärt aber, warum wir uns 'gerne' auch über Kleinigkeiten streiten und auf unserem Standpunkt beharren.

Z.B. taucht, wenn ich zugebe, mich in einem Punkte zu irren, sogleich die bedrohliche Frage am Horizont auf, ob ich mich dann nicht auch in anderen Fragen irre. Sehr heikel.

 Saira meinte dazu am 26.08.24 um 09:58:
Moin Graeculus,
 
ich habe über deine Gedanken zur Nr. 7 gegrübelt und denke, du hast mit deiner Aussage gar nicht so unrecht. Unser Weltbild könnte Risse bekommen, wenn wir Teile davon infrage stellen. Nun meine ich dennoch, dass wir, mit einer gesunden Portion Selbstreflektion, Dinge/ Geschehnisse usw., für die wir einstehen, durchaus von Zeit zu Zeit hinterfragen sollten, gerne auch mit Andersdenkenden diskutieren. Es ist aus meiner Erfahrung möglich, das zu tun, wenn wir offen für Kritik sind.
 
Allerdings gibt es Menschen, mit denen mir eine Diskussion sinnlos erscheint. Ich habe hier als Beispiel Fanatiker und Faschisten vor Augen.
 
Liebe Grüße
Sigrun

Antwort geändert am 26.08.2024 um 10:37 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 26.08.24 um 15:53:
Einem Bild zufolge sind Korrekturen am eigenen Weltbild soetwas wie das Reparieren eines Floßes auf hoher See; man muß immer einen Teil intakt lassen. Bei Fanatikern, so nehme ich an, hängen die Teile sehr fest aneinander ... oder das Floß ist sehr klein.
Geist gvon etwas (99)
(25.08.24, 16:00)
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 Graeculus meinte dazu am 25.08.24 um 23:33:
Jetzt verstehe ich. Der Vertrauensbruch löst allerdings bei mir Schmerz und Enttäuschung aus, und ich zögere, den Eifersucht zu nennen. So gibt es ja Eifersucht auch dann, wenn gar kein Vertrauensbruch stattgefunden hat (--> Mißtrauen).
Wenn an dem erfolgten Vertrauensbruch etwas Eifersüchtiges ist, dann wohl bezogen auf den Glücklicheren, dem sich meine Partnerin zugewendet hat.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 26.08.24 um 10:06:
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 Graeculus meinte dazu am 26.08.24 um 15:56:
Na, ein paar böse Gefühle gegenüber dem erfolgreichen Rivalen - gehören die nicht auch dazu? Ich bin nicht frei davon, auch wenn ich weiß, daß das unvernünftig ist. Der Mensch besteht wahrlich nicht aus Vernunft allein.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 26.08.24 um 23:18:
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 Graeculus meinte dazu am 27.08.24 um 00:03:
Das Ideal "des Philosophen" - leider eine der Sackgassen meines Lebens.
Geist von etwas (99)
(26.08.24, 06:15)
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Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 26.08.24 um 10:07:
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 Graeculus meinte dazu am 26.08.24 um 16:00:
Sind Kränkung und Eifersucht nicht Geschwister?
In meinen Augen trennt Mondscheinsonate miteinander verwandte und ineinander übergehende Phänomene zu strikt.
Ich verstehe ab, daß der Akzent sich mehr vom Mißtrauen auf die Enttäuschung bzw. Kränkung verschiebt, wenn "es" zur Gewißheit wird.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 26.08.24 um 23:19:
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 Graeculus meinte dazu am 27.08.24 um 00:03:
Ich glaube, ich fange an, es zu begreifen.

Wie ist das in Kulturen, in denen das eigene soziale Akzeptiertwerden von der Wahrung der Familienehre abhängt? Meine Frau ist mit einem anderen Mann auf und davon, und ich bin sozial tot, wenn diese Schande nicht - gerne mit Blut - abgewaschen wird. (Sehr eindringlich geschildert in dem Film "Yol - Der Weg" von Yilmaz Güney.)
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 27.08.24 um 05:56:
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 Graeculus meinte dazu am 27.08.24 um 16:08:
Ja. Allerdings nicht nur subjektiv, sondern das ist mit einer sozialen Exkommunikation verbunden. Dann bist du ein Paria.
Geist von etwas (99)
(26.08.24, 17:47)
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 Graeculus meinte dazu am 26.08.24 um 23:13:
Aber wir reden über eine psychische Verletzung, und ich habe schon den Eindruck, daß ich das in gewissen Grenzen steuern kann. Allerdings lebe ich auch unter Umständen, unter denen ich mir um die "Familienehre" keine großen Gedanken machen muß.

Begriffe der Umgangssprache sind gewöhnlich nicht trennscharf.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 26.08.24 um 23:23:
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 Graeculus meinte dazu am 26.08.24 um 23:59:
Wenn (m)eine Frau sich einem anderen Mann zuwendet, ist das zwar traurig, aber ihr gutes Recht. Vielleicht ist das Zusammenleben mit mir nicht so toll. Diese Frage sollte man sich stellen, statt zu lamentieren. Aber wenn die große, die lebenslange Liebe stirbt ... oder wenn man nach Strich und Faden betrogen worden ist ...
Das meinte ich damit, daß man das "in gewissen Grenzen" steuern kann.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 27.08.24 um 06:11:
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 Graeculus meinte dazu am 27.08.24 um 16:12:
Einigen wir uns darauf: zwei Begriffe, zwei Sachverhalte, die allerdings ineinander übergehen können.

Daß man Eifersucht in der Kindheit "lernt", ist ein interessanter Gedanke. Kann z.B. ein Einzelkind das dann nicht im Kindergarten "lernen"? Gelegenheiten, daß ein anderer vorgezogen werden kann, gibt es ja viele.
Mondscheinsonate (48) meinte dazu am 27.08.24 um 16:44:
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 Graeculus meinte dazu am 28.08.24 um 00:12:
Nun, dann habe ich als Einzelkind ja noch Chancen. Charakterlich gesehen.
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