Was macht einen perfekten Aphorismus aus?
Gedanke zum Thema Literatur
von Graeculus
Kommentare zu diesem Text
Die fünfte wichtige Eigenschaft, weil genretypisch, hast du leider nicht erwähnt.
Obwohl sie am leichtesten zu erkennen ist, und trotzdem im hohen Maße missachtet wird oder nicht bekannt ist.
LG TT
Obwohl sie am leichtesten zu erkennen ist, und trotzdem im hohen Maße missachtet wird oder nicht bekannt ist.
LG TT
Taina (39) meinte dazu am 08.11.22 um 09:55:
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Dann sag ich, beides.
Unter 5. kann ich mir nur die häufig anzutreffende Neigung zu antithetischen Aussagen vorstellen. Ist das substantiell?
("Alle Götter waren unsterblich." Stanislaw Jerzy Lec)
("Alle Götter waren unsterblich." Stanislaw Jerzy Lec)
Muss dazu schreiben diese Worte bedeutet.
- eb443f);">Laut dem Duden ist ein Aphorismus ein "prägnant-geistreicher, in sich geschlossener Sinnspruch in Prosa, der eine Erkenntnis, Erfahrung, Lebensweisheit vermittelt".
Graeculus,
die Dudendefinition sagt es, es ist ein Prosatext !
die Dudendefinition sagt es, es ist ein Prosatext !
die Dudendefinition sagt es, es ist ein Prosatext !
Ach so. Das habe ich vorausgesetzt, wollte auch keine Definition angeben, sondern Qualitätskriterien.
Dass du das weißt hab ich mir gedacht.
Unter dem Genre Aphorismus werden hier aber immer wieder Epigramme gepostet!
(was mich ärgert)
Unter dem Genre Aphorismus werden hier aber immer wieder Epigramme gepostet!
(was mich ärgert)
Antwort geändert am 09.11.2022 um 00:48 Uhr
Taina (39) meinte dazu am 09.11.22 um 00:56:
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Diese Gleichgültigkeit gegenüber literarischen Kategorien ist weit verbreitet. Manche spielen sogar damit, indem sie bewußt unpassende Schubladen verwenden. "Nichtmal ignorieren!" (Nestroy)
Heftiges Kopfnicken meinerseits!
Die Menschen sind nicht so, wie wir sie uns wünschen. Soll auch so sein ... und wir können uns ja bemühen, besser zu sein.
Lesenwert in diesem Zusammenhang übrigens von TassoTuwas:
https://keinverlag.de/413842.text
https://keinverlag.de/413842.text
:) !
Zufallsfund, paßte perfekt.
Daß ausgerechnet ein Fisch über den Haken reflektiert (Anglerlatein), überrascht nicht.
- dazu brauch ich mit dem Fische-AC erst gar nicht anfangen.
In Falle eines perfekten Aphorismus kommt noch 4. eine Irritation des Lesers hinzu
Kommentar geändert am 08.11.2022 um 09:39 Uhr
Aber Deine Texte sind oft irritierend, insofern sie gängige Erwartungen enttäuschen. Und Deine Aphorismen sind schon etwas speziell.
Soso, aha ...
gerade hab ich die Lauterbachforelle gelöscht.
gerade hab ich die Lauterbachforelle gelöscht.
Fürchte, daß weder das Löschen noch die Mitteilung ein Aphorismus sind. Aber lecker kann's sein.
Taina (39)
(08.11.22, 09:51)
(08.11.22, 09:51)
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Ohne Salz schmeckt alles fad, aber mit zuviel Salz wird die Speise ungenießbar, odr?
Taina (39) meinte dazu am 08.11.22 um 10:57:
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Es gibt Aphorismen mit mehreren Pointen?
Hm. Man könnte eine Gedichtzeile Gottfried Benns zu einem Aphorismus umformulieren, dann hat man zumindets zwei Pointen: "Die Krone der Schöpfung ist das Schwein, der Mensch."
1. die Enttäuschung, daß auf "die Krone der Schöpfung" nicht "der Mensch" folgt, 2. daß er dann doch folgt, aber in Identifizierung mit "das Schwein".
Hm. Man könnte eine Gedichtzeile Gottfried Benns zu einem Aphorismus umformulieren, dann hat man zumindets zwei Pointen: "Die Krone der Schöpfung ist das Schwein, der Mensch."
1. die Enttäuschung, daß auf "die Krone der Schöpfung" nicht "der Mensch" folgt, 2. daß er dann doch folgt, aber in Identifizierung mit "das Schwein".
Taina (39) meinte dazu am 08.11.22 um 16:54:
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Na gut. Aber es gibt tatsächlich raffinierte Aphorismen mit mehr als einer Pointe.
Und Meister dieser Kunst: Lichtenberg, Nietzsche, Lec usw.
Und Meister dieser Kunst: Lichtenberg, Nietzsche, Lec usw.
Ferdi (70)
(08.11.22, 09:53)
(08.11.22, 09:53)
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Taina (39) meinte dazu am 08.11.22 um 11:25:
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Weder Abschaffung noch Verbannung stehen in meiner Absicht; ich empfehle lediglich Zurückhaltung.
Man kann vielleicht verallgemeinernd sagen: Wenn in Deutschland jährlich 100000 neue Bücher erscheinen, dann ist 1 % Lesenswertes schon hoch gegriffen.
Man kann vielleicht verallgemeinernd sagen: Wenn in Deutschland jährlich 100000 neue Bücher erscheinen, dann ist 1 % Lesenswertes schon hoch gegriffen.
Ferdi (70) meinte dazu am 08.11.22 um 16:55:
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Ferdi (70) meinte dazu am 08.11.22 um 17:53:
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Ich meine, daß hier ziemlich viele Aphorismen erscheinen. Hast Du nicht selber heute einen veröffentlicht?
Bierces Verschwinden ist ziemlich berühmt, und tatsächlich weiß man bis heute nicht genau, was mit ihm geschehen ist. Es gibt einige deutliche Hinweise darauf, daß er in irgendeiner Weise den Tod gesucht hat. Es war Zeit für ihn.
Bierces Verschwinden ist ziemlich berühmt, und tatsächlich weiß man bis heute nicht genau, was mit ihm geschehen ist. Es gibt einige deutliche Hinweise darauf, daß er in irgendeiner Weise den Tod gesucht hat. Es war Zeit für ihn.
Taina (39) meinte dazu am 09.11.22 um 00:10:
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Doch, doch - freiwillig war das! Es gibt Abschiedsbriefe wie diesen:
[Ambrose Bierce, Letter to Lora Bierce, Oct. 1, 1913]
Was es nicht gibt, ist irgendein Beleg dafür, daß er tatsächlich nach Mexico gegangen ist, wo damals ein Bürgerkrieg wütete. Er hat noch einmal die Schlachtfelder des Sezessionskrieges besucht, auf denen er als junger Mann gekämpft hatte; danach verliert sich seine Spur. Ein Biograph sieht Anhaltspunkte dafür, daß die Mexico-Hinweise eine Ablenkung sein sollten und Bierce sich in einem abgelegenen Seitental des Grand Canon erschossen hat. Er selbst hat es jedenfalls so empfunden: Es war Zeit für ihn. Es war ihm "euthanasia".
Good-bye - if you hear of my being stood up against a Mexican stone wall and shot to rags please know that I think that a pretty good way to depart this life. It beats old age, disease, or falling down the cellar stairs. To be a Gringo in Mexico - ah, that is euthanasia!
[Ambrose Bierce, Letter to Lora Bierce, Oct. 1, 1913]
Was es nicht gibt, ist irgendein Beleg dafür, daß er tatsächlich nach Mexico gegangen ist, wo damals ein Bürgerkrieg wütete. Er hat noch einmal die Schlachtfelder des Sezessionskrieges besucht, auf denen er als junger Mann gekämpft hatte; danach verliert sich seine Spur. Ein Biograph sieht Anhaltspunkte dafür, daß die Mexico-Hinweise eine Ablenkung sein sollten und Bierce sich in einem abgelegenen Seitental des Grand Canon erschossen hat. Er selbst hat es jedenfalls so empfunden: Es war Zeit für ihn. Es war ihm "euthanasia".
In Bierce kann ich mich gut hineinversetzen. Er ist einer der Menschen, die mir am nächsten stehen.
Um die Zeit auch Beginn der Mexiko Mafia.
Er sah Tod in Auge, und wusste das er nicht mehr lebtig zurück kommen wird. Es gibt viele in Krieg sind, deswegen diesem Abschiedsbrief. Dreckig Hund hat auch
Soldat an Freund und Familie geschrieben, bevor sie in Krieg gezogen ist.
Soldat an Freund und Familie geschrieben, bevor sie in Krieg gezogen ist.
Du kennst Ambrose Bierce?
Für mein Empfinden beschreibst du mit deinem Gedanken den perfekten Aphorismus.
Hut ab!
LG
Sigrun
Hut ab!
LG
Sigrun
Kommentar geändert am 08.11.2022 um 10:31 Uhr
Das freut mich. Ich wäre froh, wenn es mir gelänge, ab und zu auch mal einen zu schreiben.
Gottfried Benn soll gesagt haben, von seinen Gedichten seien nicht mehr als 5 oder 6, die wirklich zählten.
Wenn es wirklich um Unersetzliches in der Literatur geht, dann liegt die Meßlatte hoch.
Gottfried Benn soll gesagt haben, von seinen Gedichten seien nicht mehr als 5 oder 6, die wirklich zählten.
Wenn es wirklich um Unersetzliches in der Literatur geht, dann liegt die Meßlatte hoch.
Ja, die Schönheit IST der Haken. Ob er immer bekömmlich ist? Letztendlich wohl oft eine Fata Morgana.
Liebe Grüße
Alma Marie
Liebe Grüße
Alma Marie
Taina (39) meinte dazu am 08.11.22 um 11:29:
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Schönheit ist ein Köder. (Daß manche Fische/Menschen ihn nicht einmal brauchen, ändert daran m.E. nichts.) Und worin besteht der Haken dahinter? Bierce wußte es, ich weiß es. Wenn ich in meinem Leben auf irgendetwas hereingefallen bin, dann auf Schönheit. Sie ist so verlockend.
Polarpalme (58)
(08.11.22, 13:44)
(08.11.22, 13:44)
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Ich riet mir sogar vom Kommentieren ab, aber das Fleisch, das schwache Fleich ...
An Polarpalme:
Der perfekte Aphorismus ist der, den man nicht schreibt? Nein, das meine ich nicht - manche sind einfach großartig; es gibt nur zu viele davon.
Der perfekte Aphorismus ist der, den man nicht schreibt? Nein, das meine ich nicht - manche sind einfach großartig; es gibt nur zu viele davon.
An LotharAtzert:
Plaudertaschen sind wir - alte Männer, die das Wasser nicht halten können.
Plaudertaschen sind wir - alte Männer, die das Wasser nicht halten können.
Im Sommer wärs halt vorteilhaft. Ich habe einen durstigen Garten
Wie steht's, Lothar, fahren wir im Sommer zu Alma?
Sofern wir dann noch unter den Lebenden weilen. Schließlich sind wir in einem Alter, in dem man schon nicht mehr ohne Bedenken grüne Bananen kaufen kann.
Ja, warum denn nicht. Aber bitte mit Wasser
Almas Garten, das klingt schon nach einer Verheißung. Machen wir, Graeculus.
Oh, und dann müssen wir in ihren Garten pinkeln. Wo ich doch so genant bin! Lieber bringe ich einen 10-Liter-Eimer voll Wasser mit.
Taina (39) meinte dazu am 09.11.22 um 00:34:
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Alma ist immer freundlich! Und wir besprechen, wie wir ihrer freundlichen Einladung folgen und ihren Garten befeuchten können.
und ich würde auch meinen "Stein der Weisen" mitbringen, einen Urinstein aus dem späten 19. Jh. od. eventuell schon Biedermeier.
Interessant, dieser Stein der Weisen. Und wir träfen einander sozusagen auf neutralem Boden.
Ich hätte da noch ein paar Gallensteine. Auch "Steine der Weisen"?
Kennt jemand sog. Hühnersteine? Da habe ich einen.
Hallo Graeculus
Eine gute Analyse zu einem literarisch diskussionswürdigen Thema, denn nicht alle Aphos sind wirklich 'knackig'.
Ein Versuch einer kurzen Definition:
Aphorismus = Weisheit + Sprachwitz
Sprachwitz schließt natürlich sowohl Humor als auch Originalität mit ein.
LG
Tula
Eine gute Analyse zu einem literarisch diskussionswürdigen Thema, denn nicht alle Aphos sind wirklich 'knackig'.
Ein Versuch einer kurzen Definition:
Aphorismus = Weisheit + Sprachwitz
Sprachwitz schließt natürlich sowohl Humor als auch Originalität mit ein.
LG
Tula
Der Definiton kann ich mich anschließen. Zählt denn zu Sprachwitz auch das, was mich am vorliegenden Aphorismus so begeistert? Daß nämlich Bierce das, was er eigentlich meint, gar nicht ausspricht, sondern es uns überläßt, das herauszufinden. Was ist der Haken, dessen Köder die Schönheit ist? Will sagen: das, was hier nicht gesagt wird, ist wichtiger als das, was gesagt wird.
Kennst Du diese Faszination für Ungesagtes?
Kennst Du diese Faszination für Ungesagtes?
Hallo Graeculus
Von dieser Faszination lebt die Lyrik! Nicht ausschließlich, aber die Kunst etwas poetisch durch die Blume zu sagen kommt ohne das Ungesagte nur schwer aus.
Bei einem guten Witz verhält es sich natürlich ähnlich
LG
Tula
Von dieser Faszination lebt die Lyrik! Nicht ausschließlich, aber die Kunst etwas poetisch durch die Blume zu sagen kommt ohne das Ungesagte nur schwer aus.
Bei einem guten Witz verhält es sich natürlich ähnlich
LG
Tula
Das stimmt, die Kunst des Andeutens ist nicht auf den Aphorismus beschränkt.
Da gibt es doch die berühmte Lotos-Predigt des Buddha. Ein Vortrag von ihm über den Weg zur Erlösung wird angekündigt. Buddha setzt sich in Meditationshaltung vor das Auditorium und sagt nichts. Das Publikum wird unruhig, weil es etwas hören will. Nur ein Zuhörer lächelt still. Da erhebt sich Buddha, verneigt sich vor ihm und überreicht ihm eine Lotosblume.
Eine komplette Predigt ohne ein einziges Wort!
Derlei gibt es auch in der taoistischen Tradition. Gerade ich, an Logorrhöe leidend, bin davon fasziniert.
Da gibt es doch die berühmte Lotos-Predigt des Buddha. Ein Vortrag von ihm über den Weg zur Erlösung wird angekündigt. Buddha setzt sich in Meditationshaltung vor das Auditorium und sagt nichts. Das Publikum wird unruhig, weil es etwas hören will. Nur ein Zuhörer lächelt still. Da erhebt sich Buddha, verneigt sich vor ihm und überreicht ihm eine Lotosblume.
Eine komplette Predigt ohne ein einziges Wort!
Derlei gibt es auch in der taoistischen Tradition. Gerade ich, an Logorrhöe leidend, bin davon fasziniert.
Jarina (33)
(08.11.22, 17:24)
(08.11.22, 17:24)
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Kriterien 1 - 3: guter Aphorismus.
Kriterium 4: perfekt. Die Kunst, auf das Gemeinte zu zeigen, ohne es auszusprechen.
Kannst Du damit etwas anfangen?
Kriterium 4: perfekt. Die Kunst, auf das Gemeinte zu zeigen, ohne es auszusprechen.
Kannst Du damit etwas anfangen?
Jarina (33) meinte dazu am 09.11.22 um 00:20:
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Perfektion werde ich nicht erreichen. Oder allenfalls mit einem oder zwei Sätzen. Du aber gib Dir Mühe. Wer sie nicht anstrebt, wird nicht einmal gut. (Meine Meinung)
Da kann nur sagen Fleisch luste. Wenn Schönheit an Haken nimmt.
Ich verstehe nicht.
Hallo Graeculus,
ein sog. perfekter Aphorismus wird wahrscheinlich immer jemanden zum Widerspruch reizen, aber ich kann mir vorstellen, dass einige gute Aphorismen keinen Einspruch provozieren.
LG
Ekki
ein sog. perfekter Aphorismus wird wahrscheinlich immer jemanden zum Widerspruch reizen, aber ich kann mir vorstellen, dass einige gute Aphorismen keinen Einspruch provozieren.
LG
Ekki
Das mag, lieber Ekkehart, ein Unterschied sein. Mir fallen jedenfalls einige Aphorismen ein, die spontan dermaßen einleuchten (und zugleich witzig sind), daß man keinerlei Neigung zu widersprechen hat. Etwa den jiddischen Spruch: "Gott liebt den Armen, und dem Reichen gibt er."
Die Perfektion aber, die höchste Form also, die ich im vorliegenden Fall sehe, ist die, das Gemeinte gar nicht auszusprechen, den Leser zunächst in die Irre zu führen (als ob es hier um eine Definition des Köders ginge!), ihn dann, wenn er darüber nachdenkt, stutzen und schließlich selbst auf den Gedanken kommen zu lassen. Das ist solch eine raffinierte Form von Kommunikation!
Auch über Gottfried Benns "Gott ist ein ungünstiges Stilprinzip" kann bzw. muß man viel nachdenken.
Die Perfektion aber, die höchste Form also, die ich im vorliegenden Fall sehe, ist die, das Gemeinte gar nicht auszusprechen, den Leser zunächst in die Irre zu führen (als ob es hier um eine Definition des Köders ginge!), ihn dann, wenn er darüber nachdenkt, stutzen und schließlich selbst auf den Gedanken kommen zu lassen. Das ist solch eine raffinierte Form von Kommunikation!
Auch über Gottfried Benns "Gott ist ein ungünstiges Stilprinzip" kann bzw. muß man viel nachdenken.
Taina (39) meinte dazu am 09.11.22 um 00:59:
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Ekkeharts Aphorismen (und überhaupt Texte) sind liebenswert ... und entsprechend beliebt. Kein Zweifel.
Wir sind hier bei kV. In den Sphären der Weltliteratur aber - und es sollte erlaubt sein, darüber zu sprechen - läßt sich fragen, ob da noch andere Kriterien gelten. Sphären, in denen ich oft ein freudig erregter Gast bin, selbstverständlich kein Mitglied.
Wir sind hier bei kV. In den Sphären der Weltliteratur aber - und es sollte erlaubt sein, darüber zu sprechen - läßt sich fragen, ob da noch andere Kriterien gelten. Sphären, in denen ich oft ein freudig erregter Gast bin, selbstverständlich kein Mitglied.
Seine Existenz auch nach 2000 Jahren.
Nach dem Motto: "Was sich so lange erhält, muß einen Wert haben." Ja, das sehe ich ein.
Etwa das Wort des Sokrates: "Heirate oder laß es bleiben, in zehn Jahren bereust du es auf jeden Fall."
Etwa das Wort des Sokrates: "Heirate oder laß es bleiben, in zehn Jahren bereust du es auf jeden Fall."
Man muss nicht Heirat! Ich lebe auch schon 10 mit Partner zusammen und ich bereue nicht, geteilt das Leben ohne Fingerschellen ist viel einfach geworden.
Antwort geändert am 08.11.2022 um 22:18 Uhr
Das ist jetzt aber kein Aphorismus, oder?
Meister des Aphorismus
„Der längste Atem gehört zum Aphorismus. ...
„Säkularisation: Die Kirche hat einen guten Magen. ...
„Der Parlamentarismus ist die Kasernierung der politischen Prostitution. ...
„Seine Überzeugung ging ihm über alles, sogar über das Leben. ...
„Was sich alles entpuppen kann: ein Schurke und ein Schmetterling.
„Der längste Atem gehört zum Aphorismus. ...
„Säkularisation: Die Kirche hat einen guten Magen. ...
„Der Parlamentarismus ist die Kasernierung der politischen Prostitution. ...
„Seine Überzeugung ging ihm über alles, sogar über das Leben. ...
„Was sich alles entpuppen kann: ein Schurke und ein Schmetterling.
Bierce?
Terminator (41)
(09.11.22, 05:44)
(09.11.22, 05:44)
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Nach meinem Kriterium wohl etwa so:
"Und jetzt trägt uns Graeculus einen perfekten Aphorismus vor! Bitte, Kollege Graeculus!"
Graeculus: schweigt.
Aber nein, das wäre nicht perfekt; das habe ich von Buddha abgekupfert.
"Und jetzt trägt uns Graeculus einen perfekten Aphorismus vor! Bitte, Kollege Graeculus!"
Graeculus: schweigt.
Aber nein, das wäre nicht perfekt; das habe ich von Buddha abgekupfert.
Haken ist an ein Fischerangle. Nicht bloß Frau auch Mann kann mit Schönheit tausend, und liebste Fang gehen.
Aphorismus ist nicht Sprüche sondern auch das Leben.
Aphorismus ist nicht Sprüche sondern auch das Leben.
Selbstverständlich gilt Schönheit als Köder auch im Falle von Männern. Bierce hat ja das Geschlecht nicht erwähnt, auch wenn man zu seiner Zeit noch die Frauen "das schöne Geschlecht" (the fair sex) nannte ... woraus Bierce übrigens in einer anderen Bosheit "the unfair sex" gemacht hat. Man nante ihn halt "Bitter Bierce".
1967 wurde eine erweiterte Version The Devil’s Dictionary von Ernest J. Hopkins veröffentlicht, die auch die Wortdefinitionen von Bierce aus den Wochenzeitungen enthielt.
( Lachen Teufel)
( Lachen Teufel)
Mit seinem "Wörterbuch des Teufels" hat Bierce ein neues literarisches Genre geschaffen: Das Wörterbuch nicht als nüchterne Informationsquelle, sondern als literarische Form. Das haben ihm seit dem etliche Autoren nachgemacht, meistens - wie bei "Bitter Bierce" - in zynischer Form.
[Bierce]
Ein Zyniker ist jemand, der aufgrund eines Augenfehlers die Dinge so sieht, wie sie sind, nicht wie sie sein sollten.
[Bierce]
Ein danebengelungener Aphorismus eignet sich nicht selten als Stilblüte und in solcher Qualität darf er meinetwegen sehr wohl das Licht der Öffentlichkeit bereichern. 👋😉
Ciao, Frank
Ciao, Frank
So gesehen, ja. Nichts ist zu gar nichts gut, und sei es als abschreckendes oder zum Lachen geeignetes Beispiel.