... und Vorurteil?

Gedanke zum Thema Vorurteile

von  Graeculus

Worin soll eigentlich der Unterschied zwischen Intuition (gut) und Vorurteil (schlecht) bestehen? Oder heißt das, was man bei sich selber Intuition nennt, bei anderen ein Vorurteil?

 

Worin soll eigentlich der Unterschied zwischen Instinkt (gut) und Vorurteil (schlecht) bestehen? Oder heißt das, was man bei sich selber Instinkt nennt, bei anderen ein Vorurteil?


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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (21.11.21, 00:19)
Also die Wertung verstehe ich nicht. Wieso soll das eine gut und das andere schlecht sein? Wer nimmt eine solche Wertung vor?

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 12:08:
Na, du zum Beispiel. Wie oft preist du den Wert von Instinkt, Empfindung usw. (bei dir) an, während andere, mit Vorurteilen belastete "Offizielle" die Wahrheit (deine Wahrheit) verdrängen!
Und darin bist du wahrlich nicht der einzige.

 LotharAtzert antwortete darauf am 21.11.21 um 12:36:
Eieie, trotz emsigsten Hinweises willst du es nicht verstehen: ich preise nicht "bei mir" das Empfinden an, sondern als bei jedem Subjekt zu findende Gefüge seiner ureigensten Bestimmung an und nannte auch das Beispiel von Pearl, die bei sich etwas fand, was für ihre Zukunft bedeutsam sein dürfte.
Was bitte ist daran so unendlich schwer zu kapieren?.

 Graeculus schrieb daraufhin am 21.11.21 um 12:45:
Du preist den Wert der Empfindung an - da hast du doch deine Bewertung. Das beantwortet deine Frage, wer sie vornimmt.

Und was deine persönliche Rolle dabei angeht, so schau dir einmal deinen heutigen Kommentar zu Terminators Text an. Daß du zu den Inoffiziellen gehörst, hast du ja nun oft genug festgestellt.
Also: Ihr rettet das Leben. Und niemals würdest du diese Einstellung als Vorurteil bezeichnen; dieser Begriff - samt Wertung - ist nur den anderen vorbehalten.

Du bist (ausweislich deiner Texte und Kommentare, versteht sich) geradezu ein Musterbeispiel für diese Haltung.

Und vielleicht verstehe ich dich besser, als es dir lieb ist. Man darf nur nicht Verstehen mit Billigen gleichsetzen.
(Auch so ein Vorurteil: Wer mir zustimmt, hat mich verstanden; wer meine Ansicht ablehnt, hat mich nicht verstanden.)

 LotharAtzert äußerte darauf am 21.11.21 um 13:38:
Hör' auf, alles von dir preis zu geben. So wichtig bist du nun auch wieder nicht mit deiner Extremform Kernspaltung. Auf meine Aussagen darfst du selbstverständlich scheißen, - wenn's wo an Toiletten mangelt.

Aber danke für die "Vorwarnung".

 Terminator (21.11.21, 01:50)
Solche Fragen kommen davon, dass Worte nur als Hülsen benutzt werden, ohne Begriffsdefinition.

 AchterZwerg ergänzte dazu am 21.11.21 um 06:14:
Da hat der Bub Recht! :P

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 12:04:
Wenn man schaut, wie solche Begriffe benutzt werden, dann merkt man, daß in bezug auf eigene Ansichten nicht das Wort "Vorurteil" gebraucht wird, sondern nur bei anderen. Was aber sagt man, wenn man sich selbst in der Form von Vorab-Urteilen äußert, d.h. mit Urteilen, die von vornherein, vor jeder Argumentation, feststehen? Da stößt man dann auf "Intuition", "Instinkt", "Empfindung", "Bauchgefühl" u.ä. Und das soll dann gut sein, im Gegensatz zum Vorurteil der anderen.

Eine Definition könnte helfen ... aber nicht jemandem, der verschleiern will, daß er selber von Vorurteilen geleitet ist.

Antwort geändert am 21.11.2021 um 12:05 Uhr

 AlmaMarieSchneider (21.11.21, 08:01)
Für mich sind Intuition und Vorurteil zwei verschiedene Schuhe.
Intuition beruht doch auf Erfahrung und Wissen. Die kann auch negativ ausfallen.  Ein Vorurteil ist ungeprüft und deshalb meistens negativ. Halt eine Vorverurteilung. Gegen sich selbst hat man (zumindest ich) keine Vorurteile.
Das sind jetzt meine Gedanken dazu.
LG
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 12:13:
Daß das, was man "Intuition" oder "Instinkt" nennt, auf Erfahrung und Wissen beruht (also auf einer vorurteilslosen Überprüfung), ist gerade nicht mein Eindruck.
Z.B. lehnen viele Menschen intuitiv oder instinktiv alles Fremde ab ... ohne sich damit auseinandergesetzt zu haben. Bei sich selbst nennen sie das aber nicht "Vorurteil", nur bei anderen.

Das soll nun kein Urteil über Dich sein; dazu kenne ich Dich viel zu wenig.

Wenn Intuition auf Prüfung beruhen sollte, dann wäre das ein Unterschied.

 AlmaMarieSchneider meinte dazu am 21.11.21 um 16:25:
"
Z.B. lehnen viele Menschen intuitiv oder instinktiv alles Fremde ab ... ohne sich damit auseinandergesetzt zu haben. Bei sich selbst nennen sie das aber nicht "Vorurteil", nur bei anderen.


Du sagst es lieber Graeculus. Sie haben sich damit nicht auseinander gesetzt. Wissen nichts darüber. Für mich handelt es sich da um ein Vorurteil. "Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht". Für mich auch ein Vorurteil.
Mit "Wissen" meine ich geprüftes Wissen, sonst wäre das ja auch wieder nur eine Vermutung oder Hören/Sagen.

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 23:23:
Ja, es ist ein Vorurteil. Aber der Betreffende selbst wird es nicht so nennen, oder? Für ihn ist das Instinkt, Intuition oder etwas ähnliches. (Bessere Begriffe sind mir nicht eingefallen.)
Deshalb habe ich den Verdacht, daß der Unterschied einfach in der Selbst- oder Fremdeinschätzung besteht.
Sollte es einen anderen Unterschied geben, so ist er mir nicht klar.

P.S.: Was ist denn da mit den 000000 passiert?

 FrankReich (21.11.21, 08:37)
Als Gegensatzpaar sehe auch ich die Intuition/den Instinkt und das Vorurteil nicht, ich könnte mich bei ersterem eher mit dem Begriff "Vorahnung" anfreunden, obwohl das den Kern Deines Gedankens auch noch nicht treffen dürfte, allerdings besser als die von Dir gewählten Begriffe, denn es dürfte nicht unbedingt gut sein, sich immer auf seinen Instinkt, bzw. seine Intuition zu verlassen, mir kommt das so vor, als versuchtest Du eine Verbindung zwischen zwei Parallelen, wie z. B.  Kurzschlussreaktion und Schubladendenken, herzustellen.

Ciao, Frank

P. S.: Wenn ich das richtig interpretiere, setzt Du Intuition und Instinkt gleich, mit wachsender Erfahrung erhöht sich allerdings die Wahrscheinlichkeit, mit seiner Eingebung richtig zu liegen, während der Instinkt der Triebsteuerung unterliegt, dennoch sind auch Triebe und Automatismen nicht gegenüberzustellen, denn das eine ist Ausdruck des Instinktes, das andere Ausdruck von Prägung, bzw. Erziehung.

Kommentar geändert am 21.11.2021 um 09:01 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 12:17:
Beruht Intuition auf Erfahrung?
(Sie gilt mir nicht als das gleiche wie Instinkt, aber in einer Hinsicht sehe ich eine strukturelle Ähnlichkeit.)

Also, wenn sie auf Erfahrung beruht, dann kondensiert sie sich, in bezug auf neue Erfahrungen, zu einem Vorurteil, einem Vor-Urteil. D.h. ich gehe, 'belastet' durch meine bisherigen Erfahrungen an die neue Situation heran.

Eine Frau z.B., die fünfmal in Beziehungen von Männern geschlagen worden ist, wird dem sechsten Mann mit einem Vorurteil begegnen. Oder?

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 12:18:
Instinkte wären dann genetisch oder epigenetisch geronnene (Gattungs-)Erfahrungen.

 LotharAtzert meinte dazu am 21.11.21 um 12:51:
Selbstverständlich "sind" Instinkte Gattungserfahrungen, Wer hat je anderes behauptet?

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 12:56:
Das waren sog. Biologen, die nämlich angenommen haben, daß Erfahrungen nicht vererbt werden können. Da ist man inzwischen dank der Epigenetik einen Schritt weiter.
Früher galt: Instinkt = angeborenes Verhaltensprogramm. Nicht mehr, nicht weniger.

 LotharAtzert meinte dazu am 21.11.21 um 13:44:
Instinkt war und ist das Kraftfeld Neptuns. Desgleichen des Parasympathikus.
Wissenschaft - schon das Wort ist anmaßend.

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 13:55:
Wissenschaft - schon das Wort ist anmaßend.
Ist bestimmt ein Vorurteil.

 LotharAtzert meinte dazu am 21.11.21 um 14:32:
Sich selbst für wissend zu halten, ist anmaßend, angesichts des schier endlosen Sternenhimmels, der ja auch nur wieder ..... Ein wenig mehr Demut schadete nicht.

Das dreifache Ordnungs-Prinzip ist etwas ganz anderes, sobald man seiner inne wird.

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 14:36:
Nein, das Künden des dreifachen Ordnungs-Prinzip ist kein anmaßendes Wissen; Anmaßung findet man nur bei anderen.

 LotharAtzert meinte dazu am 21.11.21 um 15:01:
Es gibt keine "Anderen". In jedem Wesen begegnet sich das Eine. Das ist meine Empfindung und wenn du die nicht teilst, ist das völlig in Ordnung.

 FrankReich meinte dazu am 21.11.21 um 16:05:
Sorry Lothar, mir ging es auf diesem Kommentarstrang vorrangig um die Intuition, und davon ausgehend, Graeculus, dass sie auf Erfahrung beruht, müsste die als eine in ein Vorurteil mündende Intuition gelten, Dein Unterscheidungsmodell gut/schlecht würde also nicht mehr greifen, noch einmal: Deinem Denkmodell dürfte kein Gegensatz,  sondern ein Parallelismus zugrunde liegen, daher irritieren mich Deine Fragen mehr, als dass sie mich zu einem vernünftigen Ergebnis führen könnten, anstelle von Intuition, bzw. Instinkt erforderte es also dem Vorurteil entgegenwirkende Begrifflichkeiten, um sie damit auf einen Nenner bringen zu können.

Ciao, Frank

P. S.: Mensch Lothar, jetzt fehlt ja nur noch dieser andere Einhandhebelmischer.

Antwort geändert am 21.11.2021 um 16:23 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 23:28:
Ein Vorurteil ist eine verfestigte Intuition, kann man das so sagen? Wenn man dem Vorurteil entgegenwirken will, müßte man meines Erachtens bei der Intuition mit der Reflexion ansetzen, d.h. sie nicht ohne weiteres zur Grundlage des eigenen Verhaltens machen.

 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 00:00:
Es gibt keine "Anderen". In jedem Wesen begegnet sich das Eine. Das ist meine Empfindung ...
Nach meiner Empfindung merkt man dir diese Empfindung selten an.

 LotharAtzert meinte dazu am 22.11.21 um 00:45:
Oh, ich komme in deinen Empfindungen vor? Damit war nicht zu rechnen, aber Ich kann dir ein Reinigungsmantra empfehlen, falls es zu unangenehm ist.

 FrankReich meinte dazu am 22.11.21 um 10:48:
Nee Graeculus, ein Vorurteil ist eine nicht objektive, meist von feindseligen Gefühlen geprägte Meinung, die aber bewusst auf ein vermeintliches Manko des Gegenübers, bzw. der Sache anspielt. Wer z. B. Bedenken gegen eine Kopftuchträgerin äußert, weil er ihr aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit negative Eigenschaften zuordnet, wird das wahrscheinlich mit Erfahrung, Intuition oder Instinkt begründen, der Ursprung seiner Ablehnung liegt aber in seinen Wurzeln, insofern greift er nur auf diese Begründungen zu, um entweder an seiner Einstellung festhalten, bzw. sie bekräftigen zu können oder ihm von vornherein die Erkenntnisfähigkeit fehlt, um festzustellen, woher sie rührt.
Wenn Du obige Fragen also ohne Erläuterung stehen lässt, darfst Du Dich nicht wundern, dass der Leser ihre Intention nicht zu erkennen vermag, denn wenn auch einige ihre Vorurteile mit Intuition/Instinkt begründen, sind das dennoch zwei völlig unterschiedliche Begriffsebenen.
Bsp.: Wenn mir unsere bisherigen Diskussionen zeigen würden, dass es sich bei Lothar und Dir um eine Walldorf & Städtler-Ausgabe handeln muss, dann käme ich zu diesem klischeebehafteten Vergleich durch meine Erfahrung und Fähigkeit zur Assoziation, aber ich wäre durchaus in der Lage zur Erkenntnis, dass es sich dabei um ein Vorurteil handeln dürfte, da ich nur einen Ausschnitt Eurer Persönlichkeiten beurteilen kann. Wie aber sollte dieses Schubladenken (Ellipse) mit Intuition geschweige denn Instinkt übereinstimmen?

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 14:58:
Dem ersten Abschnitt stimme ich zu, obgleich Du ihn mit "Nee, Graeculus" einleitest.
In aller Regel ist "Vorurteil" negativ konnotiert, weshalb man es auch nie sich selbwer zuordnet.
Überlegt man aber, was damit eigentlich gemeint ist, eine Vorab-Einstellung zu etwas, dann wird es m.E. klarer, daß es auch positive Vorurteile (zugunsten von etwas) gibt, was wir dann freilich ungern "Vorurteil" nennen.

Walldorf & Städtler, das sagt mir leider nichts.
Vorurteile habe ich gegen religiöse Menschen, und ich empfinde das durchaus als einen Instinkt von mir. (Ich meine, auch Nietzsche hat das so gesehen.)

 LotharAtzert meinte dazu am 22.11.21 um 15:20:

"und ich empfinde das durchaus als einen Instinkt von mir. (Ich meine, auch Nietzsche hat das so gesehen.)"  
Empfindung kennt keine Gegnerschaft, nur Finden in sich. und was Nietzsche damit zu tun hat, ist vollkommen wurscht., wie auch, was Döbereiner damit zu tun haben könnte, oder nicht?


 




 


 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 16:49:
An LotharAtzert:

Ich verstehe nicht, was du meinst. Willst du mir jetzt (mit deinem Empfinden) mein Empfinden bestreiten, indem du sagst, daß Empfinden sich gegen nichts richte, was sich dann gegen mich richten soll?
Kraus.

An Ralf_Renkking:

Fällt mir gerade ein: Ist es nicht eine Intuition, daß sich die Sonne um die Erde dreht? Das ist doch intuitiv richtig, oder? Obwohl es sich bekanntlich als Vorurteil erwiesen hat.

 LotharAtzert meinte dazu am 22.11.21 um 16:58:
An Graeculus

So weit sind wir noch nicht. Ich will sagen, daß Empfinden Empfänglichkeit voraussetzt.. Das Eppfangen als Symbol ist die nach oben offene, leere Schale. Sonst nix.

 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 23:12:
Von einer leeren Schale kann ich mich nicht überzeugen, obwohl ich mich in Verbindung mit dem einschlägigen Kapitel von Hegels "Wissenschaft der Logik" (wo er sich interessanterweise sogar auf den Buddhismus bezieht) damit einmal intensiv befaßt habe.
Neben allem anderen (Sozialisierung usw.) müßte man sich dazu auch und vor allem der Sprache entleeren, die unser Denken ja in vielfältiger Weise determiniert und strukturiert. Mein Denken ist sozusagen hoffnungslos indoeuropäisch.
Dabei sehe ich auch den Sinn einer solchen radikalen Entleerung nicht ein, denn ich lerne ja dadurch keineswegs z.B. Chinesisch oder Hopi - so interessant ich es an sich fände, die Welt einmal wie ein klassischer Chinese oder ein Hopi-Indianer zu empfinden.

Die Welt einmal wie ein Hund, eine Katze, ein Igel, ein Fisch, eine Fliege oder ein Regenwurm zu erleben, war einmal ein Gedankenexperiment von mir, woraus ich eine Kindergeschichte gemacht habe, als meine Kinder noch klein waren. Es ist aber adäquat nicht möglich, weil ich nicht von meiner Sprache absehen kann, die keine Regenwurm-Sprache ist.

 FrankReich meinte dazu am 22.11.21 um 23:41:
@Graeculus
Richtig heißen sie Waldorf & Statler und sind die beiden Altherrenpuppen, die in der Loge der Muppetshow meist als Abschluss über die anderen Puppen herziehen.
Das Sonnendrehungsbeispiel bezeichne ich als (Fehl)schluss einer Beobachtung und meine Abneigung gegen als streng religiös bezeichnete Menschen entstammt der Erfahrung, allerdings habe ich auch eine langjährige Freundin, die mich nicht von Gott zu überzeugen sucht, da ihr Glaube für mich mitreiche.

Ciao, Frank

 LotharAtzert meinte dazu am 23.11.21 um 00:05:
Meine Herren,
wir reden so gekonnt aneinander vorbei, daß es für mich keinen Sinn mehr macht, dran zu bleiben. Ich dachte, es gänge ums Empfinden und da muß man gegenüber dem zu Findenden leer (aufnahmefähig) sein,  wie ein Mutterleib für den Fötus. Das ist weder religiös, noch sonstwie einer fremden Kultur zugehörig.. Aber genug jetzt.
servus

 Graeculus meinte dazu am 23.11.21 um 12:40:
Erstm al ging's um Intuition, Instinkt und Vorurteil. Du hast dann das Empfinden ins Gespräch gebracht (in für mich unklarem Zusammenhang mit dem ursprünglichen Thema).

Man [!] muß bzw. sollte offen sein gegenüber dem zu Findenden. Aber man wird nichts finden, was jenseits des eigenen Horizontes liegt. Es kann noch so viel Wasser den Dobelbach hinabfließen, du wirst nichts bei Naturwissenschaften finden. Und ich nichts bei Religion. Liegt dir einfach nicht, liegt mir nicht.

 Graeculus meinte dazu am 23.11.21 um 12:46:
An Ralf_Renkking:

Daß sich die Sonne um die Erde dreht, ist ein Fehlschluß aus einer Beobachtung. Allerdings legt die Beobachtung (schließlich sieht man ja, wie die Sonne über den Horizont wandert) intuitiv nahe.
Ähnlich steht es übrigens mit der Scheibenform der Erde: Intuitiv denkt man, daß die Erde doch gar keine Kugel sein kann, weil ja dann die Menschen auf der Unterseite herunterfallen müßten.

Insofern sehe ich - bis Du eine einleuchtendere Definition vorgeschlagen hast - eine enge Verknüpfung von Intuition und Vorurteil.

 FrankReich meinte dazu am 24.11.21 um 05:41:
Dann kann ich Dir leider auch nicht helfen, ich allerdings trenne das SchubladenDENKEN strikt vom BauchGEFÜHL.

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 24.11.21 um 17:11:
Aber Du hast doch geschrieben, es gebe da klare Definitionen!
Jetzt läuft es mur auf den Unterschied zwischen Denken und Gefühl hinaus?

 FrankReich meinte dazu am 25.11.21 um 01:56:
Ich schrieb, dass Intuition/Instinkt und Vorurteil völlig unabhängig voneinander definiert sind, will heißen, dass die Erklärungen sich nicht überlappen und das liegt bspw. daran, dass sich eine Meinung (Vorurteil) nicht mit einer Idee (Intuition) vergleichen, geschweige denn gleichsetzen, lässt.

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 25.11.21 um 14:55:
Schwierig.

Ich habe noch über die Unterscheidung im Hinblick auf Vorurteil/Gedanke und Intuition/Gefühl nachgedacht, wozu die gestrigen Nachrichten mir Gelegenheit gegeben haben.
Annalena Baerbock: Ich mag sie nicht. a) Ich habe den Eindruck, daß sie das alte preußische Motto "Mehr sein als scheinen" umkehrt. Sie will mehr scheinen, als sie ist. Manipulationen am Lebenslauf, Buchkompilation usw. - Du weißt ja Bescheid. Sowas mag ich nicht. Ein Vorurteil? Vielleicht.
Dann kommt aber noch etwas anderes hinzu: b) Ich empfinde ihre Stimme als unangenehm, hoch und gepreßt. Dabei handelt es sich dann meinerseits um ein
Gefühl. Intuition? Vielleicht.
Insoweit kann ich den Unterschied jedenfalls nachvollziehen.

Nun kommst Du aber mit Meinung und Idee. Ich weiß schon, daß das Wort "Idee" aus dem Griechischen stammt und dort tatsächlich etwas mit Aussehen, Ansehen, Anblick zu tun hat.

Also liegt der Unterschied in einem Anblick, der sich bietet, einerseits und einer Meinung, die man sich darüber bildet, andererseits?
Dann hat das vorurteil einen - wie auch immer gestalteten - Denkprozeß durchlaufen, während die Intuition unmittelbar ist.

Für den Fall von Annalena Baerbock, ihren Charakter und ihre Stimme, käme das schon in etwa hin.

Ich lerne dazu.

 Teichhüpfer meinte dazu am 30.01.22 um 18:18:
Was Du sehen willst, darum geht das.
Bist Du Schw... musst Du der Schei... folgen.

 FrankReich meinte dazu am 30.01.22 um 19:58:
Eigentlich war das Thema für mich schon abgeschlossen, Jens, aber gut, auf ein Neues: Es ist wirklich nicht einfach, zwischen Gefühl und Verstand zu unterscheiden, da metaphorisch herangehen zu wollen, mündet letztendlich wieder in obiger Frage. 

Ciao, Frank

 Tula (21.11.21, 10:49)
Moin
Ich denke, die Konzepte überschneiden sich. Argwohn gegenüber fremden Menschen z.B. ist sowohl kulturell als auch 'genetisch' bedingt. So wie viele unserer Charaktereigenschaften evolutionär erklärt werden können. Die Balance zwischen Egoismus und Altruismus ist ein gutes Beispiel. Wenn man der Gruppe hilft, wächst die Wahrscheinlichkeit für das eigene Überleben. Wer alles anderen gibt und gar nichts in den eigenen Mund schiebt ...  Ich las mal ein wirklich inspirierendes Buch von Carl Sagan darüber.

Ansonsten ist mir der Begriff Instinkt für den Vergleich zu weitläufig, wenn dann Intuition. Bei dieser denke ich ebenfalls, dass sie eher dem Prinzip der Vorahnung entspricht. Eine neue Situation wird im Unterbewusstsein über alte Erfahrungen und gewissen schwachen Anzeichen bewertet. Also Wahrnehmung. Der typische Gedanke: 'Irgendetwas stimmt hier nicht.'
Vorurteile sind etwas amderes. Da wird nichts mehr wahrgenommen, nur noch verurteilt. 

LG
Tula

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 12:24:
Das  Beispiel mit dem Argwohn gegenüber fremden Menschen ist gut gewählt. Das haben ja sehr viele.
Wie nennt man das dann? Bei sich selbst: niemals "Vorurteil" - bei anderen schon.

Da man diese Einstellung vorab hat, also bevor man tatsächlich einem Fremden begegnet, erscheint mir das Wort "Vor-Urteil" ganz passend.
Es mag dann durchaus noch etwas wahrgenommen werden, aber das wird dann im 'Lichte' des Vorurteils bewertet.

Übrigens muß ein Vorurteil keine Verurteilung sein, kein negatives Vorurteil, denn es gibt ja durchaus auch positive Vorurteile, d.h. man findet von vornherein etwas als angenehm, als gut. So ist Rassismus ein negatives Vorurteil gegenüber anderen Rassen, aber ein positives gegenüber der eigenen.
Wahrscheinlich gilt diese Ambiguität sogar für jedes Vorurteil.

 TrekanBelluvitsh (21.11.21, 14:41)
Ich denke, zumindest "Intuition" und "Vorurteil" kann man nicht vergleichen. Tatsächlich scheinen sie mir völlig unterschiedlich zu sein.

Bei der Intuition nutzen wir Wissen und gemachte Erfahrungen um etwas Neues/Unbekanntes zu beurteilen, bzw. um mit Hilfe der Intuition jene Wissenslücke, die durch das Auftreten des Neuen entstanden ist, zu füllen, bevor wir über Wissen und Erfahrungen über jenes Neue verfügen um eine fundierte Beurteilung abgeben zu können. Wichtig: Die Intuition ist - entgegen einer oft gehörten Meinung - nicht unbewusst. Sie basiert auf Bewusstem und ist darum auch eine bewusste Handlung.

Das Vorurteil ist genau Gegenteil davon. Es ist eine abgeschlossene Bewertung von Bekanntem. Allerdings beruht es auf Pseudowissen und Pseudoerfahrungen als Manifestation von irrationalen Ängsten und Selbstüberschätzung..

Der Instinkt scheint dem Vorurteil tatsächlich ähnlich zu sein. Doch auch ihn unterscheidet vom Vorteil, dass er bei der Beurteilung von Neuem/Ungewöhnlichem angewendet wird. Der Unterschied zur Intuition ist, dass er Instinkt in Situationen zum Einsatz kommt, die eine sehr schnelle Entscheidung erfordern, bzw. benutzt wird, um unsere Entscheidungen zu beschreiben, die wir in Situationen fällen, die sehr schnelle Entscheidungen erfordern.


Das Problem:
Zwar sind die Begriffe "Intuition", "Instinkt" und "Vorurteil" nicht wesensgleich, werden aber von den Menschen vielfältig so benutzt. Der Grund dafür ist, dass so "Vorurteile" kaschiert werden sollen. Einseitige Beurteilung von Erfahrungen sollen so begründet werden. So ist z.B. der Polizist, der einen Ring von finnischen Drogenhändlern ausgehoben hat und nun feststellt, das für 50% der Drogenkriminalität in seinem Bereich Finnen verantwortlich sind, Er ist nun der Meinung, dass alle Finnen - oder zumindest doch die Hälfte aller Finnen - in Drogenkriminalität verwickelt sind.

Das es sich hierbei um eine Missinterpretation von Statistik handelt, ist offensichtlich. Doch wie kann der Polizist dem Vorwurf begegnen, er habe Vorurteile gegen Finnen? Dies geht einfach, indem er behauptet, dies sage ihm sei Instinkt oder seine Intuition. Dabei beruht seine Beurteilung eindeutig auf Pseudiwussen und Pseudierfahrungen (Pseudoerfahrungen weil er nur über Erfahrungen in einem sehr begrenzten Bereich verfügt) und ist eindeutig ein Vorurteil.


Fazit:
"Intuition" und "Instinkt" sind nicht dasselbe wie "Vorurteile". Die Menschen tun jedoch häufig so, als wären sie das, um sich ihre irrationalen Ängsten und ihre Selbstüberschätzung nicht eingestehen zu müssen.

Kommentar geändert am 21.11.2021 um 14:42 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 23:34:
Interessant. Ich habe den Eindruck, daß man (auch) mit einem Vorurteil Neuem begegnet.
Intuitiv lehnen z.B. viele Menschen Fremde ab. Begegnen sie nun einem neuen Fremden (etwa einem, der in die Nachbarschaft zieht), dann wenden sie dieses Vorurteil auf diesen neuen Fremden an.
Dann kommt der Punkt, in dem ich Dir uneingeschränkt zustimme: Derjenige, der es hat, nennt ein Vorurteil nicht Vorurteil, sondern Intuitin (oder Instinkt).

Du hältst das für einen Mißbrauch des Begriffs und siehst einen echten Unterschied. Den müßtest Du mir angeben. Im Neuen an sich liegt er m.E. nicht, aber vielleicht in einer im Vergleich zum Vorurteil doch größeren Offenheit.
Das ist schwer zu entscheiden, wenn die betreffenden Menschen diesen Unterschied selbst nicht machen.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 22.11.21 um 00:20:
"Der/die Fremde" ist natürlich ein gutes Beispiel.

Allerdings ist für mich die negative Auffassung von dem Fremden ein Vorurteil, weil sie a) ja schon vor dem Auftreten des Einzelnen vorhanden war. Fremd=schlecht. Es ist eine Kategorie, in die Menschen jedes unbekanntes Individuum "parken". Der Grund dafür sind unseren irrationalen Ängste. Der neu eingezogene Nachbar wird NICHT unser Haus übernehmen und unsere Wohnung entern. Das sagen uns auch unser Wissen und unsere Erfahrung. Dennoch sind wir skeptisch, weil unsere Ängste das Kommando übernommen haben.

b) Und damit ist dieses Verhalten für mich alles andere als intuitiv. Für mich erfolgt eine intuitive Beurteilung ergebnisoffen. Wir verwenden Wissen und Erfahrungen, die auf das Neue zu passen scheinen. Wenn wir das Neue dann kennenlernen, wird die intuitive Beurteilung durch eine mehr Fundierte ersetzt, sofern dies möglich bzw. nötig ist.

Natürlich kann die intuitive Beurteilung auch negativ ausfallen. Dafür müssen jedoch klar negative Beobachtungen im Augenblick vorliegen, z.B. der neue Nachbar richtet eine Waffe auf mich.



Ein weiteres grundsätzliches Problem ist, dass wir oft nur die Dinge wahrnehmen bzw. wahrnehmen wollen, die unsere Vorurteile bestätigen. Extremistische Politik benutzt dieses Phänomen. Hier ein Beispiel:

Adolf Hitler hat in "Mein Kampf" geschrieben, dass in Wien ein Großteil der Menschenhändler/Zuhälter Juden waren. Und nun kommt das überraschende. damit hatte Hitler sogar recht! Dies ist eine korrekte Beurteilung für das Wien seiner Zeit. Allerdings verschweigt er etwas: Die Frauen und Mädchen, an denen jene jüdischen Zuhälter ihre Straftaten begangen, waren ausschließlich Jüdinnen! Natürlich erwähnt Hitler das nicht, denn er will ja a) jüdische Frauen nicht als Opfer darstellen und b) die Angst seiner deutschen Leserschaft vor jüdischen Menschenhändler schüren. (Ich bin jetzt so weit ins Einzelne gehende kein Hitler-Fachmann, würde es allerdings auch nicht für ausgeschlossen halten, dass Hitler selbst dies gar nicht bemerkte und diesen Unfug selbst glaubte.)


To cut a long stoty short:
Unsere Wahrnehmung ist nicht so idealtypisch, wie ich sie beschreibe. Das ist klar. Aber das macht meiner Ansicht nach eben einen reflektierten Menschen aus. Dass er auch seine Intuition immer wieder auf Vorurteile überprüft, auch und gerade in der entsprechenden Situation.

 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 15:04:
Daß die Intuition eine ergebnisoffene Prüfung ist, würde sie in der Tat vom Vorurteil unterscheiden. Ich muß mal darüber nachdenken, ob sich das mit meinen Eindrücken deckt.

Hitler war ein gläubiger Antisemit. Das war gewiß ein Vorurteil von ihm. Beruhte es auf einem Instinkt oder auf einer Wahrnehmung? Wie Du schreibst, war diese Wahrnehmung jedenfalls selektiv. Und das beobachte ich häufig bei Vorurteilen. Die Wahrnehmung ist schon geleitet von der Absicht, etwas Bestimmtes wahrzunehmen.

 FrankReich (21.11.21, 17:00)
Jetzt schwant mir hfftl., worauf Du hinaus möchtest, allerdings bin ich der Auffassung, dass eine Person, die ihre Vorurteile zu rechtfertigen sucht, das eher mit dem Argument der Erfahrung angeht, wenn Du Dein Fragemodell aber so stehen lassen möchtest, schlage ich Dir vor, dass Du ihm ein paar einleitende Worte vorausschickst, denn nach meiner Erfahrung gibt es keine Menschen, die vorurteilsfrei sind, jedoch begründet nur der sie mit Erfahrungen, Instinkt oder Intuition, der sich bspw. durch seine Prägung, bzw. Erziehung, veranlasst sieht, an ihnen festzuhalten.

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 23:37:
Nein, es gibt keinen Menschen ohne Vorurteile. Gesteht man sich die ein, wird man sie nicht - rechtfertigend - Intuition oder Instinkt nennen. Das zu tun, ist eine Schutzbehauptung.
Indem ich darüber nachgedacht habe, wurde mir unklar, was denn eigentlich Intuition und Instinkt sein sollen, wenn sie nicht zur Tarnung von Vorurteilen dienen.
Ich weiß es nicht. Deshalb habe ich meinen Gedanken als Frage(n) formuliert.

 FrankReich meinte dazu am 22.11.21 um 11:47:
Vielleicht hättest Du besser danach fragen sollen, warum Menschen ihre Vorurteile mit Intuition/Instinkt begründen, denn Intuition und Instinkt sind eindeutig und völlig unabhängig vom Vorurteil definiert.

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 15:05:
denn Intuition und Instinkt sind eindeutig und völlig unabhängig vom Vorurteil definiert.
Dann wäre ich Dir dankbar für eine solche Definition. Sie könnte meine Zweifel zerstreuen, meine Frage beantworten .

 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 15:08:
Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang ebenfalls häufig vorkommt, ist das "Bauchgefühl". Auch da weiß ich nicht, wie es sich von einem Vorurteil unterscheidet.

 Graeculus meinte dazu am 23.11.21 um 12:36:
Keine Definition?

 FrankReich meinte dazu am 24.11.21 um 05:46:
Doch, wie schon erwähnt, dem Bauchgefühl steht das Schubladendenken gegenüber, für mich sind Intuition/Instinkt und Vorurteil also zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 24.11.21 um 17:13:
Es wird jetzt etwas unübersichtlich, weil wir an verschiedenen Stellen miteinander diskutieren .

Intuition und Instinkt gehören in den Bereich des Gefühls, Vorurteile in den des Denkens?
Macht sie das denn in der entscheidenden Hinsicht unterschiedlich? (in dem einer unbegründeten Abwehr)

 FrankReich meinte dazu am 25.11.21 um 11:29:
Das eine mag zwar vom anderen abhängen, lässt sich aber nicht damit gleichsetzen.
Ich denke, dass wir uns da im Kreis drehen, denn Du versuchst, Intuition und Vorurteil auf einen Nenner zu bringen, meiner Meinung nach funkioniert das nicht.

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 25.11.21 um 15:00:
Nee, aus dem Kreis sind wir gerade ausgebrochen. Ich habe jetzt verstanden, was Du meinst. (Hoffentlich ist das jetzt kein Vorurteil meinerseits!)

 DanceWith1Life (21.11.21, 17:03)
lach, per definition soll ja ein Vorurteil eine nicht oder noch nicht bestätigte vermutung/annahme sein, die sich als nicht zutreffend herausstellt.
diese tatsache ohne die von dir so oft gepriesene "prüfung" verifizieren zu wollen, wie du dies in diesem text versuchst, da habe ich bedenken, ob das möglich ist.
ein instinkt ist ein instinkt ist ein instnkt
deine frage kann also nur darauf abzielen, wie ausgeprägt er ist und wie er von dessen Wirt genutzt wird, dies ist wiederum eine angelegenheit der konditionierung.
also da betreten wir im prinzip ein weites offenes feld mit unendlich vielen angelernten funktionen.
dass jemand der sich dessen überhaupt nicht bewusst ist, mit diesen begriffen um sich schmeißt, als wären sie tuberware erscheint mir persönlich als folgerichtig. wo ich da diesen text einordnen soll ist mir noch ein wenig schleierhaft, aber nicht mehr viel, da er sich ziemlich oberflächlicher klischees bedient.

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 23:40:
Ist ein Vorurteil eine Annahme, die sich als nicht zutreffend herausstellt ... für den Betreffenden selbst?
Nun, erstens gibt es auch positive Vorurteile (zugunsten von irgendetwas). So hat z.B. ein CDU-Mitglied Vorurteile zugunsten der CDU-Politik.
Zweitens gebraucht man nach meinem Eindruck das Wort "Vorurteil" grundsätzlich nur bei anderen. Bei sich selbst spricht man lieber von Intuition o.ä.

Eine Ausnahme könnte der Fall sein, daß jemand sich von einem Vorurteil gelöst, befreit hat. Aber nicht, an dem man selber hängt, bezeichnet man als Vorurteil.

 DanceWith1Life meinte dazu am 23.11.21 um 09:51:
also hier sehe einen komplett unterschiedlichen Gebrauch des Wortes.
Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnis ersetze ich das "per definition" meines Kommentars durch "in meinem Sprachgebrauch".
Das weitere deiner Antwort nenne ich Vorstellungen, nicht Vorurteil.
Und von diesen gibt es in meinem Sprachgebrauch tatsächlich auch beide Varianten.

Antwort geändert am 23.11.2021 um 09:53 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 23.11.21 um 12:36:
Man kann das terminologisch so festlegen (Definitionen sind men-made), aber die Vorstellungen sind dann immer noch etwas, mit dem man von vornherein an eine Sache herangeht.

 niemand (21.11.21, 17:49)
Mich persönlich stört die negative Besetzung des Wortes "Vorurteil". Das Wort passt nicht zu dem was es aussagen soll. Jeder Mensch und zwar ausnahmslos ist nicht imstande etwas Fremdes, oder Unbekanntes richtig zu bewerten. Also mach er sich ein Bild [ein Vor-Bild] davon. Sonst weiß er nicht wo er anknüpfen soll. Dieses Vor-Bild kann er aber erst dann ablegen, wenn er eine Sache/Situation/Menschen näher kennengelernt hat. Deswegen weiß ich auch nicht, warum man mit diesem Wort "Vorurteil" gleich so herumwirft und ihm sogleich Schlechtes andichtet. Schlecht wird diese Vor-Bild wie ich es zu nennen pflege nur, wenn man nicht bereit ist es abzulegen, sobald man die Gelegenheit hat sich ein richtiges, ganzes Bild machen zu können. Machen aufgrund von einem Näherkommen der Sache. Mich stört einfach wie schnell Menschen mit  dem Wort herumwerfen. Ein Vor-Bild ist immer die erste Stufe,
danach macht man sich, so man will ein echtes, reales von etwas. Man kann natürlich auch ein
gutes [real betrachtet zu gutes] Vor-Bild schaffen, das der näheren Betrachtung auch nicht standhält.

Und so ist für mich auch der Begriff Intuition. Aus dem Bauch heraus, frei nach Empfindung/Gefühl. Wer sagt denn, dass ein Gefühl nicht täuschen kann, dass es nicht
voller Fantasie sein kann, voller Unrichtigkeiten. Dieses Intuitive zu verherrlichen finde ich ziemlich naiv. Natürlich klappt das manchmal, dass man etwas erahnen kann, was sich auch danach als richtig herausstellt. Doch zu glauben dass alles aus dem sogenannte Bauch gut ist,
das finde ich ziemlich dumm. Ich könnte jetzt sagen, wenn man weiß, dass im Bauch auch Scheiße ist, dann wird einem klar, dass ein solcher sich wohl im Bezug auf Güte/Richtigkeit täuschen kann.

LG niemand

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 23:49:
Intuition und auch Instinkt können einen furchtbar in die Irre führen.
Deshalb setze ich selbst sie keineswegs mit "gut" gleich. Das tun nur Leute, die sich unkritisch darauf verlassen. Begegnet ihnen das gleiche bei anderen, nennen sie es Vorurteil ... und kritisieren es damit.

Eigentlich ist das Vorurteil - neutral gesehen - ein Vor-Urteil oder, wie Du schreibst, ein Vor-Bild (was natürlich im normalen Sprachgebrauch etwas anderes meint). Es ist eine Basis, von der aus wir neue Erfahrungen einschätzen. Dabei kann das Vor-Urteil durchaus positiv sein: für die eigene Partei, die eigene Rasse, die eigenen Nachkommen usw. Allerdings nennt man es dann auf keinen Fall ein Vorurteil.

Will sagen: mit "gut" und "schlecht" meine ich die Art, wie die Menschen diesen Vorgang einschätzen. Bei sich selber sprechen sie von Intuition (und finden das gut), bei anderen von Vorurteil (und finden das schlecht).

Hast Du schon einmal jemanden sagen hören: "Ich habe ein Vorurteil gegenüber X, und das ist gut so!"?
Ist mir noch nicht begegnet.

 niemand meinte dazu am 22.11.21 um 10:39:
Hast Du schon einmal jemanden sagen hören: "Ich habe ein Vorurteil gegenüber X, und das ist gut so!"?
Ist mir noch nicht begegnet.

Wenn ich das Wort "Vorurteil" umwandle in "vorläufiges Bild/Vorstellung von der Person X" so könnte mancher durchaus behaupten: Dieses vorläufige Bild/diese Vorstellung=landläufig Vorurteil genannt, war so gut, dass sie der darauf folgenden
Wirklichkeit nicht stand hielt. Sowas kommt auch nicht selten vor, dass Vorstellungen von anderen zu gut sind= Positive "Vorurteile". Mir fällt da grade ein Beispiel ein, weil ich ein Tränendrüsen-Gedicht über Obdachlose las.
Da könnte doch so mancher auf die Idee kommen eine romantische Vorstellung
von so mancher Person X bekommen [ach so ein Armer, schlecht Behandelter etc.]
und dabei käme in Wirklichkeit vielleicht das Bild eines Egomanen,oder eines
Stinkstiefels zum Vorschein. Das meine ich mit "positivem Vorurteil", sprich
Vor-Bild, sprich Vor-Vorstellung .

 Graeculus meinte dazu am 22.11.21 um 14:53:
Es ist kein schlechter Reformvorschlag, dafür ein neues Wort zu etablieren: Vor-Urteil, Vor-Bild, Vor-Vorstellung. Dann wäre man vielleicht sogar leichter bereit, es zu revidieren. Vorurteil hingegen - das weist man hingegen (instinktiv?) weit von sich.

 EkkehartMittelberg (21.11.21, 21:25)
Das Wort Intuition ist bedeutungsgeschichtlich positiv besetzt. Viele bilden sich auf ihre Intuition etwas ein, die sie mit Sensibilität gleichsetzen. Die Intuition verlässt sich aber nicht auf überprüfbare Kriterien, ebenso wie Vorurteile.  Der Intuitiv Handelnde hat auch Vorteile.

 Graeculus meinte dazu am 21.11.21 um 23:53:
Das stimmt. Sowohl die (positiv konnotierte) Intuition als auch das (negativ konnotierte) Vorurteil (= Vor-Urteil) haben Vorteile. Sie ermöglichen die schnelle Einschätzung einer Lage. Trivial gesagt, wenn ich einem Löwen begegne, kann ein Vorurteil gegenüber Löwen lebensrettend sein.
Allerdings würde man das selber dann wohl eher Instinkt nennen.

Will man ein Verhaltensmuster positiv darstellen (vor allem bei sich selbst), nennt man es Intuition bzw. Instinkt, will man es negativ darstellen (vor allem bei anderen), heißt es Vorurteil.

Das ist der einzige klare Unterschied, den ich sehe.

 FrankReich (24.11.21, 09:16)
Wie würdest Du denn die Stigmatisierung in Deine Fragestellung einbetten?

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 24.11.21 um 17:08:
Ich nehme an, daß Du mit Stigmatisierung nicht die Wundmale Christi meinst, von denen u.a. Padre Pio gekennzeichnet gewesen sein soll.

Eine Stigmatisierung kann, muß aber nicht auf einem Vorurteil oder einer instinktiven Abneigung beruhen. Sollte sich z.B. der Impfbetrug von Markus Anfang (gegen den niemand Vorurteile hatte) bewahrheiten, wäre er stigmatisiert und müßte neben einem Strafbescheid auch mit einer Sperrung als Fußballtrainer rechnen.
Auch eine Vorstrafe ist ja eine Art Stigma.
Anders sieht es mit der (früher) stigmatisierten unehelichen Mutter (ein Kind als Stigma!) aus.

 FrankReich meinte dazu am 25.11.21 um 12:20:
Korrekt, die Wundmale meinte ich nicht, mir ging es dabei mehr um die Wortgruppe, eine instinktive Abneigung äußert sich z. B. durch Ekel und kann auf einem Vorurteil beruhen, gesetzt den Fall, wäre der Ekel selbst allerdings kein Vorurteil, sondern nur dessen Erscheinungsbild, i. e., dass ein Vorurteil nicht ausreichend durchdacht ist, eine instinktive Abneigung zwar unüberlegt, weil reflexartig entsteht, aber nicht unbedingt auf ein Vorurteil zurückzuführen sein muss. 

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 25.11.21 um 14:58:
Siehe oben: Ein Vorurteil ist (nicht ausreichend, aber) durchdacht, Instinkt und Intuition sind unmittelbar, "reflexartig".

Die Sache wird mir allmählich klarer, meine Fragen nähern sich einer Antwort.

 Dieter Wal (24.11.21, 14:27)
Von der Sklaverei der Vorurteile befreite Gedanken könnte man auch als Programm der Aufklärung interpretieren. Dabei geht es um Bildung.

 Graeculus meinte dazu am 24.11.21 um 17:02:
Dieser Kampf gegen Vorurteile ist in der Tat das Projekt der Aufklärung. Mir scheint, daß dabei auch die Intentionen und Instinkte auf den Prüfstein gehören.

 Dieter Wal meinte dazu am 25.11.21 um 10:29:
Unbedingt. Beide Gehirnhälften ergänzen einander. Philosophie, Psychologie wie Parapsychologie unternehmen diesbezüglich viel.

Antwort geändert am 25.11.2021 um 10:30 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 25.11.21 um 14:56:
Ach ja, die unterschiedlichen Funktionen der beiden Hirnhälften kommen hinzu, können dabei eine Rolle spielen. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.
Gut!
Ferdi (70)
(25.11.21, 15:17)
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 Graeculus meinte dazu am 25.11.21 um 16:16:
Und wenn ich einem Geruch als unangenehm empfinde, ist das dann ein Instinkt, eine Intuition oder ein Vorurteil?
Man möchte meinen: ein Gefühl, also kein Vorurteil.
Aber mir fällt auf, daß es für die so feinriechenden Hunde kaum einen sn sich unangenehmen Geruch gibt (außer bei Senf und Zwiebeln); sie verbinden etwas mit dem Geruch, und je nachdem, ob das, was sie damit verbinden, nun angenehm oder unangenehm ist, empfinden sie auch den Geruch so. Wenn jemand sie streichelt oder füttert, ist sein Geruch angenehm; wenn jemand sie ausschimpft oder gar schlägt, ist sein Geruch unangenehm.
Das kommt, weil es nicht unmittelbar, sondern vermittelt ist, einem Vorurteil schon sehr nahe.
Aber ich weiß nicht, ob das auch bei Menschen so funktioniert.
Ferdi (70) meinte dazu am 25.11.21 um 16:31:
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 Graeculus meinte dazu am 25.11.21 um 23:35:
Dem kann ich zustimmen! Wobei ich mir diese Definition hier in Auseinandersetzung mit Ralf_Renkking erarbeitet habe.
Ferdi (70) meinte dazu am 26.11.21 um 08:56:
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 Graeculus meinte dazu am 26.11.21 um 15:05:
An wen denkst Du bei diesen 'bestimmten Kräften'?

 Terminator meinte dazu am 28.11.21 um 14:31:
Womöglich an "Kräfte", die Vorurteile (das, was man mit negativer Konnotation darunter versteht) (wieder) "salonfähig" machen wollen.
Ferdi (70) meinte dazu am 28.11.21 um 18:12:
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 Graeculus meinte dazu am 30.11.21 um 14:28:
Wenn (falls) sie dazu durch Wahlen legitimiert sind, nennt man das dann nicht Demokratie? Verbindliche Entscheidungen müssen ja getroffen werden.
Ferdi (70) meinte dazu am 30.11.21 um 16:20:
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 Graeculus meinte dazu am 30.11.21 um 18:10:
Da wir aus unserem Subjekt-Sein ja nun einmal nicht herauskommen, sehe ich nur zwei Möglichkeiten, um die Wirrnis zahlloser individueller Ansichten - wie die des Genannten - zu filtern und zu Entscheidungen zu gelangen: 1. durch die Meinungsbildung von Fachleuten (das ist der aristokratische Weg) und 2. durch Mehrheitsentscheidungen (das ist der demokratische Weg).
Wie ich es sehe, haben wir in der BRD eine Mischform: Gewählte Politiker entscheiden nach Beratung durch Fachleute.

Kennst Du einen besseren Weg?
Ferdi (70) meinte dazu am 02.12.21 um 18:53:
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 Graeculus meinte dazu am 03.12.21 um 23:41:
Ich dachte, ich hätte auf Deinen letzten Gedanken bzw. die Frage darin geantwortet, was sich allerdings vom Thema Intuition/Instinkt vs. Vorurteil etwas entfernt hat: wie wir als Subjekte (!) zwischen subjektiven Ansichten und Tatsachen unterscheiden können. Eben: indem man sich auf (a) Fachleute oder (b) Mehrheitsmeinungen verläßt.

Was ist daran nicht verständlich?
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