Etwas für alte Mütterchen

Gedanke zum Thema Christliche Themen

von  tulpenrot

Es gehen ja doch nur noch ein paar alte Mütterchen in die Kirche, sonst niemand. Sie ist eine beschämende Einrichtung. Man braucht sie nicht mehr. Man sollte die Gebäude umwidmen, etwas Attraktives für die Allgemeinheit daraus machen, so was wie Kletterhallen oder Restaurants. Oder sie abreißen.

 

Ich bin ein altes Mütterchen wie viele andere auch. Ich kenne viele alte Mütterchen, das ist ganz natürlich so, auch wenn wir mal jung waren und damals die Welt verändert haben. Und wir gehen in die Kirche. Viele alte Väterchen auch. Was wir da finden oder suchen? Verschiedenes, was uns gut tut oder weiterbringt. Jedenfalls sind wir weder dümmlich, noch naiv oder sonst was, worüber man abfällig reden oder denken könnte. Und dass wir in die Kirche gehen, ist ebenso wenig ein Grund, über uns oder die Kirche zu lächeln. Wir haben ein langes Leben hinter uns, viel „er“lebt, gemeistert, unseren Beitrag im privaten Umfeld und für die Allgemeinheit geleistet – aber mit welchem Recht setzt man uns jetzt auf einmal gleich mit: altertümlich, verstaubt, nicht mehr ganz richtig im Kopf? Und warum ist, wenn solche alten Mütterchen wie wir in die Kirche gehen, auch die Kirche nichts mehr wert? Sollte man sie - oder besser noch - überhaupt jede Religion - abschaffen? Die bringt nichts, sagt man, nichts für die Gesellschaft, nichts für den Fortschritt und erst recht nichts für den Frieden. Ist höchstens ein Privatvergnügen für unverbesserliche Gutmenschen. Man kann das so sehen, wenn man will oder muss.

Muss man? Will man?

 

Ich denke in letzter Zeit öfter darüber nach, dass ein Ereignis unaufhaltsam näher rückt: Der eigene Tod. Es kommen vermehrt Gedanken über das unausweichliche Ende, besonders dann, wenn man ziemlich krank ist. Man kann solche Gedanken wegschieben, wie es z.B. der Karikaturist von Snoopy auf seine humorvolle Weise tut (was durchaus seine Berechtigung hat!):

„Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy!“ „Ja, das stimmt. Aber an allen anderen Tagen nicht.“

 

Man kann sich aber auch bewusst darauf vorbereiten – und wo gelingt das besser als im Umfeld von Kirchen – nicht nur in den Kirchen-Gebäuden, die eine erhabene Ruhe ausstrahlen und durch ihre Gestaltung weit über das triviale Leben hinausweisen, sondern auch im Zusammentreffen mit den Menschen, die die christliche Botschaft von der Auferstehung und von der Befreiung von Schuld weitergeben, die Gemeinschaft untereinander und mit Gott pflegen?

Manch altes Mütterchen und manches alte Väterchen braucht solche Orte, solch menschliche Umgebung. Ich auch, und ich finde, das darf man ruhig mal sagen.



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Kommentare zu diesem Text


 Redux (15.06.24, 21:56)
Wir brauchen diese Orte, ob Katholik, Protestant oder Heide.
In einer Zeit von KI, Dauerreizen, Plastikgefühlen, unechten Werten, Geldgeilheit und kollektiven Egoismus mehr denn je.

 tulpenrot meinte dazu am 15.06.24 um 22:00:
Da kann ich nur zustimmen.
Danke

 eiskimo antwortete darauf am 17.06.24 um 11:07:
Ich stimme Euch auch aus vollem Herzen zu.
Ein sehr erbaulicher und Mut machenden Text!
Grüße von einem alten Väterchen

 tulpenrot schrieb daraufhin am 17.06.24 um 12:14:
Finde ich schön und freue mich. Danke.

 AchterZwerg (16.06.24, 06:32)
Liebe Angelika,

auch ich stimme zu.
Vielleicht benötigt die reizüberflutete Neuzeit vermehrt der spirituellen Deutungen durch Kunst?
Wer beispielsweise einmal die Chagall-Fenster im Wiesbadener St.Stefan im Sonnenlicht gesehen hat - ist zumindest viel "frommer" als zuvor ...

 tulpenrot äußerte darauf am 16.06.24 um 08:26:
Liebe Heidrun,

die Architektur von Kirchengebäuden und die Gestaltung ihrer Innenräume kann durchaus einen wertvollen Beitrag zum "Frommwerden" leisten. Sie helfen vielen Menschen dazu still zu werden und sich zu besinnen.
Leider kenne ich die Kirchenfenster in Wiesbaden nicht.
Ich hoffe nur, dass dort auch Worte gesprochen werden und ein Gemeindeleben praktiziert wird, das die Menschen erreicht.
Das Thema "Kirche" ist ein "weites Feld" ...

LG und Danke
Angelika

 ginTon (16.06.24, 22:13)
am Ende geht es nur darum einen Ort der Ruhe zu finden, ich gehe gerne in die Natur, scheint mir fast das Gleiche zu sein. anbetungswürdig diese Vielfalt...

 tulpenrot ergänzte dazu am 17.06.24 um 10:53:
So denken viele.

 AZU20 (17.06.24, 12:42)
Das darf man. LG

 tulpenrot meinte dazu am 17.06.24 um 12:52:
Gut! Danke und LG
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