Nach dem heutigen Nachtspektakel der glorreichen Volksmusik ist die Nachbarin nun still, nichts dringt aus dem Ofenschacht, der uns beide verbindet (es nennt sich Notkamin und es ist strengstens verboten selbst einen Kamin anzuschließen!), was mich ein wenig beunruhigt, denn irgendeine Musik spielt es immer im Fernsehen und sie findet es auch. Überhaupt, ihr Liebstes ist Dancing Stars und das Dschungel Camp. Ich selbst besitze keinen Fernseher, kenne doch alle Folgen der genannten Schrecklichkeiten, denn ich bin stets, dank ihr, live dabei. Aber heute ist es still und das ist nie. Ich bin schon sehr versucht, mir selbst das Nockalm Quintett aufzudrehen und mitzuschunkeln, dies, damit sie vielleicht zum Jauchzen anfängt, aber ich lasse es, morgen ist Prüfung am Vormittag, nicht, dass ich die seligen Lieder über Heimat und Liebe dann im Ohr habe.
Eigentlich sollte ich diese Stille genießen, sie macht mich aber nervös. Die Frau ist über 70, rüstig, das ja, aber eben über 70 und alleine, so wie ich.
Manchmal kann sie nicht schlafen, dann dreht sie - ungelogen - um drei Uhr Früh die Blasmusik auf, dass es mich aus dem Bett wirft, dies wegen drei Uhr und Blasmusik. Am Liebsten hört sie jedoch alte deutsche Schlager.
Als ich um 22:10 den Garten goß, hörte ein Nachbar Sepultura, die Scheibe "Arise", die ich liebte, das sind meine Schlager. Jeder hat seine Zeit erlebt, die ihn an das Jungsein erinnern.
Aber heute höre ich keine Nostalgie.
Ich nütze das jetzt aus und summe... Enjoy the Silence von Depeche Mode, keinen Jürgen Drews mit "Ein Bett im Kornfeld".
