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von  Mondscheinsonate

Bei 35 Grad bildet sich meine Freundin ein, sie müsse mit mir in eine überdachte Lagerhalle, wo ein großer Vintagemarkt ist (früher sagten wir Flohmarkt, aber Denglisch ist modern). So sitze ich im D-Wagen, ignoriere die Welt und höre Prodigy. Witzigerweise sagte mir meine deutsche, neu zugezogene Kollegin den Weg. Auch nicht schlecht. 

Ist aber oft so, Touristen sehen die Dinge genauer. Ich fahre an der Votivkirche vorbei, Historismus, wurde zu Ehren Kaiser Franz Joseph I. erbaut. Der junge Kaiser überlebte ein Attentat, deshalb dankten die Wiener dem lieben Gott mit der Kirche. 

Jetzt stehe ich vor dem Wiener Burgtheater, von uns Wienern nur "Burg" genannt, vormals Ringtheater, es brannte lichterloh ab, das forderte unzählige Tote, daraufhin organisierte man eine Berufsfeuerwehr. 

Parlament, frisch renoviert, klassizistisch, dahinter der oberste Gerichtshof, nun der Burggarten, hinein, dort ist ein Palmenhaus, es folgt das Naturhistorische Museum rechter Hand, linker Hand das Kunsthistorische, beide spiegeln sich. Links sieht man die Burg und den Heldenplatz. Es folgen die teuersten Mieten und das Goethe-Denkmal patinös, die Wiener Staatsoper, kurz "DIE Oper" und ja, ich habe das Rathaus vergessen, war nach der Universität, die ich auch nicht nannte, man möge es mir nachsehen. 

Ja, ein Tourist hätte sofort aufgeschrien, mir fiel es kaum auf, erst so gegen Schluss der D-Wagenfahrt. 

Die männlichen Habsburger mussten auch bürgerliche Berufe erlernen, so lernte Franz Joseph I. die Tischlerei. 

So könnte man sich viel mehr über seine eigene Stadt Gedanken machen, wahrlich. Ich fahre Richtung Belvedere hoch. 


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