Lieber,
Es heißt: Break Rules, not Laws. *räusper*
Normalerweise kommt ein Brieflein am Montag und eine Nachricht am Mittwoch, aber machen wir es einmal anders, dafür hast Du den Rest der Woche von mir Ruhe.
Du bist meine Abendteebegleitung, ich gehe bald schlafen, heute mag ich nicht, nichts gelernt, dabei ist in zwei Wochen Klausur.
Ich finde, Du gehörst aufgeheitert, deshalb erzähle ich Dir jetzt eine Geschichte:
Am Freitag zerrte mich C. in einen Vintage-Abverkauf. Du weißt, wie ich das Einkaufen hasse, aber ich dachte: "Na ja, Mädi-Nachmittag mit viel Schnattern!"
Es begrüßte uns bereits hinter dem Eingang dieser - zum Glück klimatisierten Halle - ein Klima-Kleber-Typ mit fettigem Dutt und Atomkraft, Nein Danke Sticker auf der Jacke, der mich schon amüsierte, denn solche Sticker gab es in den 80'. Er fragte (so grün kann man gar nicht sein!), ob wir ein Stoffsackerl wollen, das kostet 3 Euro (3!) und wenn wir uns fotografieren ließen für Instagram, dann ist es gratis. Wir lehnten dankend ab.
Ich grinste. Dieser Vintagemarkt bestand aus ca. 20 vollgestopften Kleiderständern wie aus dem H&M. C. fragte, ob ich überhaupt schaute? Nun, wenn ich Kleidungsstücke herausbekommen hätte, wäre es vielleicht besser gewesen, so vollgestopft war es.
Aber, das war auch nicht nötig, ein Blick genügte. Ich sag nur:"Hausmeisterplastikjogginganzüge mit 80' Streifen, Kaminkleider vom Mundl in braun und dunkelgrün aus Samt, Kleidung von toten Omas aus Verlassenschaften mit Blümchen darauf, Herrensakkos aus England, Tweed vom übergewichtigen reichen Opa - teuer, aber Übergröße, Lederjacken, die aus Plastik waren, Pullover aus Plastik mit Silberfäden, alle in grau - und (!) es roch fürchterlich nach Mottenkugeln.
Na, da bin ich zu versnobbt, nicht mein Genre. Ach, die T-Shirts - "Two Beer or not to Be", "Ich bin 30, Bitte helfen Sie mir über die Straße" und "Meine Frau ist ein Superweib, die hat mich zum Mann!" in XXXL. Ui, da gab es Krieg zuhause als die fehlten, eine wahre Ehekrise.
Man munkelt, manche ließen sich deshalb scheiden.
Nun, ich wollte nicht so sein, nahm einen geraden Rock in Karolook heraus, ging hinter eine Plakatwand, die die Umkleide war, zog diesen Rock an und gleich wieder aus. Ich sah aus wie eine alte Wurst. Gerade Röcke habe ich das letzte Mal mit 20 getragen. Ich konstatierte: "Du bist keine 20 mehr." Das war ein herber Schlag, das wusste ich nicht.
Nun ja, das war mein Einkaufserlebnis.
Lach Du nur, das sind Geschichten aus dem wahren Leben, so geht's mir.
C. kaufte sich ein Jäckchen mit riesen Blumen darauf und Goldknöpfchen - das ist jetzt modern, ließ ich mich belehren. Ich sagte: "Ich bin lieber keine Klatschmohnwiese."
C. meinte, ich sei Thekla (von der Biene Maja) .
Auch gut.
Bussi
C.
