Hinterlassenschaft

Text

von  Mondscheinsonate

Als sich die psychisch Kranke aus dem Fenster schmiss, ja, förmlich durch einen Fenstersturz dem Leben ein Ende setzte, dies tat sie im Spital, musste die ein paar Jahre jüngere Schwester alle Termine beim Notar, der als Gerichtskommissär bestimmt wurde, erledigen, außer den abschließenden Unterschriften, da der Vater nicht dazu in der Lage war, und selbst dorthin musste ihn die übriggebliebene Tochter begleiten, er war kaum in der Lage dazu, weinte unentwegt, war gebrochen und die Mutter war sowieso nicht in der Lage dazu, die sah man nie. 

Nein, das ist leider kein sentimentales G'schicht'l, es ist die bittere Wahrheit. Sie hatten dann noch Probleme, mussten die Gemeindewohnung räumen, aber das ging nicht ohne Notarsfreigabe, so gab ein hin und her. Der Vater hatte auch in der Aufregung, in höchster Erregung, viele Schriftstücke vergessen, meinte, es sei ihm eine Qual, die Sachen der verstorbenen Tochter zu durchwühlen, er käme sich schäbig vor, das sei ihm zu privat. 

Die Hinterlassenschaft ist ihre Familie, der innere Druck, den sie verspürte, verspürt nun diese, ohne Lebenswillen mehr, gebrochen, der Schmerz, der bleibt. Draußen am Flur lehnte sich die Schwester an den Fenstersims, da schrie der Vater sie an, sie solle da weggehen. 


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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (19.08.24, 08:42)
Ich finde es echt super, wen Du so alles kennst. Zu deinem Werk kann ich sagen, das ist meistens von der Familie nicht gewollt. Gesellschaftliche Ursachen, die für alle eine Sackgasse ist.

lg Teichi

 Dieter_Rotmund (19.08.24, 13:43)
warKOMMA

Könnte gerne ausführlicher sein!
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