Der Lauf der Dinge

Text zum Thema Leben/Tod

von  Mondscheinsonate

Mein Chef drückte mir einen Stoffsack in die Hand, der mich fast ganz zu Boden drückte, ich fragte: "Was ist da drinnen? Das ist sooo schwer!" Er lachte, sagte, ich kann ruhig reinsehen. So öffnete ich den Sack und fiel fast in Ohnmacht. Darin waren Goldbarren im Wert von 1.000.000 Euro. Nein, den konnte ich nicht tragen. Er lachte, nahm ihn mir wieder ab und trug ihn wie der Nikolo auf dem Rücken in den Saferaum. 

Ich fragte: "Was sollte das?" Er erzählte, das gehört zu einem Vermögen eines "armen" Mannes, der Notar hat das gebracht, nach Verlassenschaftsabwicklung. Dieser Mann lebte in einer Bruchbude, leistete sich nichts, die Nachbarn brachten ihm zu Essen, aber auf der Bank hortete er ca. 20 Millionen Cash und eine Million in Gold. Mir rutschte: "Idiot!" heraus, da nickte der Chef. Das Geld bekommt nun der Staat, er hat niemanden und wollte es auch nicht mildtätig an die verteilen, die stets halfen. 


Manchmal bringt das Gericht ein Protokoll, einfach nur ein Protokoll der Landespolizeidirektion, aber manchmal sind auch Fotos dabei. Heute, zum Beispiel. Eine alte Dame lag verkrümmt und verkrampft am Boden in ihrem Erbrochenen, in Greifnähe der Inhalator. Die Frau fiel aus dem Bett, nach einem Hustenanfall und konnte nicht mehr inhalieren, ist erstickt. Die Fotos der Wohnung waren ebenso wie sie starb.


Später noch ein Protokoll, der Arzt schrieb minutiös auf wie sich die Dame, Jahrgang 1957, suizidierte in seinem Beisein. Ein Arzt hat einen Eid geschworen, den Menschen zu helfen, sie zu heilen. Nun muss er auch zusehen, dabeisein, beistehen. Der Chef und ich lasen das Protokoll gemeinsam, danach waren wir lange still. 


Es werden Texte über das Sterben erfunden, ich sehe es, lese beruflich Protokolle, sehe Fotos, denke: "Ernsthaft, es ist manchmal sehr schlimm, schlimmer als erfunden wird, weil sich niemand in Wahrheit den Tod ausdenken kann."  




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Kommentare zu diesem Text


 Regina (27.08.24, 19:55)
Ich kannte auch eine extrem sparsame Millionärin, die ein Hotel, 400 Mietwohnungen und mehrere Gärten besaß. Ihre Kleidung bestand aus einem Rock, einem Pullover, einer Bluse, einem Mantel und zwei Paar Schuhen. Sie hatte ihr Geld in Luxemburg gebunkert und die Angestellten, die die Wohnungen verwalteten, mussten ihr Toilettenpapier mit zur Arbeit bringen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 27.08.24 um 20:01:
Das ist eine schwere psychische Krankheit.
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