Scheitern

Text

von  Mondscheinsonate

Wenn einer immer und immer wieder an einem Thema scheitert, es aber immer, immer wieder und immer noch auf dieselbe Art und Weise angeht, darf nicht verwundert sein, warum. 

"Ich bin so super und toll" - "Ich auch, wir sind beide super und toll (, wobei ich toller bin)!" oder "Du bist mein Held!" - "Egal, was du von dir gibst, Hauptsache du bewunderst mich und redest mir nach dem Mund!" - Geschichten sind zum Scheitern verurteilt. Grundsätzlich, weil das reine Ego-Schmeicheleien sind, zumeist verlogen und nicht alltagstauglich. 

Natürlich ist es schön und bequem, wenn einer oder eine sich unterordnet und der oder die Andere kann King oder Queen spielen, auf Dauer wird das langweilig. 

Ich schrieb oft über das Verhältnis meiner Großeltern zueinander, so dass sie ihn offiziell als Patriarchen behandelte, was aber nur der "alten Zeit" geschuldet war, denn in Wahrheit war es eine viel komplexere Beziehung. Ja, er war offiziell der Arzt, der, der verdiente und somit das Oberhaupt in der Familie war, aber sie gab ihm Saures und eigentlich machte er im Hintergrund alles, was sie wollte. 

Mich amüsiert das, denn jetzt bin ich, nein, wäre ich auch schon so- es ist komplex, ich mache es aber schon. Dieses "Ich respektiere das zutiefst, was du leistest und tust, ich zolle dir Respekt und bin stolz auf dich, aber blöd brauchst du mir nicht kommen, da fahre ich dir drüber, so schnell kannst du gar nicht schauen." - So gehört es sich, schließlich sollte der Selbstwert in Zwischenmenschlichkeiten nicht vergessen sein.

Hat einer es mit einem waschechten Narzissten zu tun, funktioniert das natürlich nicht, der dreht dann durch, reagiert beleidigt und aggressiv. 

Aber, solche Menschen baden alleine in Selbstmitleid und in einer Beziehung sind sie hochgradig aggressiv. Ein Teufelskreis, den sie sich selbst erschaffen haben. Daher ist ein Narzisst niemals glücklich.


Einmal amüsierte mich ein Vorfall sehr. Ein, in Österreich und New York in Künstlerkreisen ziemlich bekannter Mann, war im Spital in meiner Ambulanz und führte sich ziemlich auf, weil er warten musste. Vorab, dieser tyrannisierte sein Personal, jeder hatte Angst vor ihm und keiner traute sich ihm zu widersprechen. 

Nun, er war da, führte sich auf, schrie herum, drehte sich um und ging wütend aus der Ambulanz. Ich sprang auf, lief ihm nach und sagte im schärfsten Ton: "Herr Professor, SIE BLEIBEN HIER, hier geht es nicht um Ihre Befindlichkeiten, sondern um Ihr Leben, Ihre Gesundheit!" In dem Moment dachte ich, jetzt ist es vorbei mit deinem Job, ernsthaft, ich schreckte mich selbst. Er drehte sich um, ganz verwundert, sah mich amüsiert an, die Gesichtszüge wurden ganz weich, er sagte: "So hat noch nie jemand mit mir gesprochen, das gefällt mir!" 

Er ging brav wieder zurück und war streichelweich, wollte mir sogar etwas schenken (ich hätte es geliebt, durfte es nicht annehmen! - Compliance!), ich lehnte dankend ab. 

Das war sehr interessant, dass ein über 80-jähriger sagte: "So hat noch nie jemand mit mir gesprochen." Mein Ton war extrem scharf. (Natürlich, ich hatte wahrlich Glück! Das hätte ins Auge gehen können.)

Der Mensch hat ein Leben lang auf Gegenwehr gewartet, daher provozierte er. Auch traurig.

Somit war er kein Narzisst, wie allseits vermutet, nur einfach ein Trottel. 

Zurück zu Beziehungen, nein, es funktioniert nicht, die ewige Honigschmiererei, es bedarf der Gegenwehr, das mag wohl dem riesen Ego schmeicheln, aber geistiger Wachstum entsteht dadurch nicht. Zumeist sind die Dialoge zwischen solch' einem devoten und herrschsüchtigen Menschen komplett verblödet. Wie die "Nein, du leg auf", "Nein, du" - Dialoge am Telefon. 
Solche devoten Bewunderer haben zumeist null Selbstwert, das nützen die Bewunderten schamlos aus. 
Eine widerliche Konstellation, die nichts, nicht mal annähernd etwas mit Liebe zu tun hat, aber viel mit Macht und sowas ist toxisch. 
Liebe braucht auch Schärfe, sonst wird es schal, ein Geben und Nehmen.











Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Graeculus und Aron Manfeld.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram