Schuld

Flugblatt zum Thema Schuld

von  S4SCH4

Um mich zu entschuldigen, hätte ich etwas zu tun das, das diesem entschuldigen im treffendem Sinn gerecht wäre. Sich für alles mögliche zu entschuldigen, ist oft ein Eingeständnis, etwa die Kontrolle verloren zu haben, es sich allzu leicht zu machen oder es sprichwörtlich "auf die leichte Schulter zu nehmen".

Entschuldigung ist also nicht gleich "Entschuldigung".
Gerne spricht man dann davon, dass man es mit dem entschuldigen doch bitte ernst meinen solle, und sogar davon, sich auch mal für andere zu entschuldigen.

Unabhängig davon: Wenn ich frage: "Ist es meine Schuld?", eignet sich ein grundlegender Gedanke (im hier und jetzt) dazu bereits an, er wird umfasst. Und vielleicht fände ich mich sogar damit betraut, eine Entschuldigung dafür auszusprechen, sich einfach (oder in der Komplexität) nicht entschuldigen zu können. Will auch sagen: Eine Schuld für etwas, kann ein urtümliches Gefühl sein oder werden, etwas das einhergeht mit Verhaltensweisen die anderen missfallen oder einmal missfielen und etwas das sich gehalten hat. Sie wird oder ist Persönlichkeit. Schuld kann ein Anker sein, als auch zu einer Last werden. Und wenn das Wort "Entschuldigung" jetzt ausreichend auf der Zunge liegt, bemerkt man leicht, dass man sich damit etwas "entledigt", etwas zu "entsorgen" bereit ist.

Schuld an etwas, wird, wo nicht verworfen, doch zumindest verarbeitet. Wie die Verpackung für ein Gebrauchsgegenstand. Doch habe ich diesen Gegenstand überhaupt gebraucht? Im hier und jetzt? In der Vergangenheit? Wie weit reicht meine Entschuldigung überhaupt in dieser Verfahrenheit der Zeitlinien? Und: muss ich mich erst wieder erinnern und neue Baustellen aufreißen, oder reicht etwas, das im Vertrauen mitgeteilt wird? Ist es überhaupt in meinem Interesse mich "freizusprechen".

Es gibt sicher eine "Entschuldigungskultur"... (oder auch nicht), irgendwie kommt mir das Wort nur merkwürdig bekannt vor. Interessant wäre, ob mit dem Grad an mehr (und auch höherem) Wissen, die "Entschuldigungsrate" eher steigt, oder sich vermindert. Oder ob es einfach vertrauenserweckender ist? Oder nun das Gegenteil (im Sinne von Hinterlist).

Sich nicht mehr entschuldigen zu wollen, ist die andere Seite einer zur Resignation gereiften Absicht und sie kommt bisweilen mit einem Erwehren- wollen gegen Gefühle daher, was oft grenzwertige Erfahrungen bietet.

Elementar lautet scheinbar die Frage: Ist es annehmbar?
Gemeint ist diese Schuld, als auch die Entschuldigung dazu. Und das noch für alle Beteiligten.
Dine Dinge einzuholen, die Augen soweit zu öffnen bis alles an Verantwortung und Schuld eindringt bringt ebenso wenig, wie blind davor wegzurennen und die Augen zu verschließen. Wo kein Vertrauen herrscht, regiert die endlose Spirale aus Schuld und Sühne.
Man möchte fast schon zynisch fragen, wessen Schuld es sei, dass Vertrauen nicht mehr hinreichend da sei. 


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Kommentare zu diesem Text


 Oops (11.11.24, 16:16)
:)

 S4SCH4 meinte dazu am 12.11.24 um 06:47:
;)

 EkkehartMittelberg (12.11.24, 05:00)
Es ist manchmal besser, charakterfest mit der Schuld zu leben als sich leichtfertig zu entschuldigen.
LG
Ekki

 S4SCH4 antwortete darauf am 12.11.24 um 06:47:
Auf den Punkt gebracht, Ekki. Danke.

 ran (12.11.24, 05:54)
Es gibt sicher eine "Entschuldigungskultur"... (oder auch nicht), irgendwie kommt mir das Wort nur merkwürdig bekannt vor. 

Das ist fatal, ein Riesenmissverständnis. Schuld wird nicht vererbt. Die Kultur dient dazu, neue Schuld zu vermeiden.



Um mich zu entschuldigen,
Wenn jmd. sagt, ich entschuldige mich, setzt er voraus, dass der den er durchveinen Fehler verletzt hat, ihm dann automatisch vergibt. Das ist eine überhebliche Haltung. Wenn er es ernst meint, sagt er, ich bitte um Entschuldigung. Nimmt der angesprochene an, ist die Sache sauber geklärt. 



Entschuldigung ist also nicht gleich "Entschuldigung".
Damit hast du völllig recht. 


Schuld ist sehr vielfältig.

Es gibt auch Schuldgefühle, zb. wenn es angehörigen schlecht geht, obwohl man gar nichts dafür kann.

Es gibt auch Schuldgefühle die jmd. eingeredet wetden.

Am besten denkt man im Einzelfall darüber nach, wie es genau zusammenhängt. Wie gesagt, es gibt viele Möglichkeiten.

 S4SCH4 schrieb daraufhin am 12.11.24 um 06:56:
Danke für den Kommentar. 

Um Entschuldigung bitten, scheint in der Tat etwas sinnvolles zu sein, das erwähnenswert ist und das Thema bereichert. 

Was die Kultur betrifft, ich dachte an mehrere Ströme (Kulturströmungen) die eine Kultur ausmachen, und wollte auf den Umgang mit Entschuldigungen hinaus. 
Aber ich sehe auch das indirekte Erbe einer Schuld. Etwas, das von Vätern (die zum Bespiel ihre Frauen / Mütter verlassen haben vor Geburt eines Kindes, um jetzt ein profanes Beispiel zu nennen), weitergegeben wird, indem sie die etwaig resultierenden Probleme einer Alleinerziehung auf das Kind ausweiten. Vielleicht war das Kind am Ende sogar ausschlaggebend und "Schuld" für die Trennung. Ob es wirklich so ist, sei dahingestellt. Sicherlich gibt es noch viele andere Beispiele für ein Erbe an Schuld. Die Schuld eines Krieges im "Volksgedächtnis" usw.

 ran äußerte darauf am 12.11.24 um 07:55:
einer Alleinerziehung auf das Kind ausweiten. Vielleicht war das Kind am Ende sogar ausschlaggebend und "Schuld" für die Trennung.
Ein gutes Bsp., das du gefunden hast.

Nicht umsonst hast du in Gänsefüsschen geschrieben. Veranlassung für etwas zu sein bedeutet nicht etwas zu veranlassen, das Kind hatte keine Entscheidungsmöglichkeit, das bedeutet keine Schuldmöglichkeit. Schuld ist ja die Folge falscher Entscheidung.
Die Folgen von Schuld werden vererbt, das stimmt.

Antwort geändert am 12.11.2024 um 08:07 Uhr

 S4SCH4 ergänzte dazu am 12.11.24 um 09:45:
Interessant. Kann Schuld nicht auch die Folge einer richtigen Entscheidung sein? 

Ich denke da sofort daran, dass man einen Menschen vor der Obrigkeit bei sich verstecken lässt. Also: man sagt er wäre nicht da (obwohl man weiß er versteckt sich im eigenen Haus). Man weiß nicht ob diese Person Schuld hat oder nicht, aber handelt "menschlich" und gibt ihn nicht preis. Lädt man die Schuld mit auf sich, durch dieses Handeln? Vorausgesetzt Du stimmst zu, dass es auch richtig ist, diesen Schutz, oder dieses Versteck zu gewähren.

 ran meinte dazu am 12.11.24 um 09:59:
Kann Schuld nicht auch die Folge einer richtigen Entscheidung sein? 
Kann ich adhoc nicht beantworten, wäre evtl. mgl., viell. fällt mir eine Bsp. ein


Dein Bsp. ist ambivalent. Mit anderen Worten, kommt drauf an. Was ist es für eine Obrigkeit, zb. im Rechtsstaat hat ein unschuldiger weniger zu befrürchten als in einer Oligarchie. Was hat der betroffene angestellt, hat er seine Oma erdolcht, oder fuhr er ohne Fahrkarte. Hattest du die Möglichkeit, anderweitig Informationen darüber zu bekommen und und und...



Vorausgesetzt Du stimmst zu, dass es auch richtig ist, diesen Schutz, oder dieses Versteck zu gewähren.
ZB. jmd. zu schützen, der eine Gefahr für andere ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit falsch.

Antwort geändert am 12.11.2024 um 10:03 Uhr

 S4SCH4 meinte dazu am 12.11.24 um 10:05:
Ok: ich füge hinzu: Der/diejenige im Versteck beteuert Unschuld.

Und: Andere wären in gleichem Maße, eine Gefahr für den/die eine(n). Um es zu relativieren. 

Man hat nicht ewig Zeit sich im Klaren über die Person / die Obrigkeit zu machen. Man muss handeln und antworten. Abwägen ja, aber nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag. 


Antwort geändert am 12.11.2024 um 10:06 Uhr

Antwort geändert am 12.11.2024 um 11:32 Uhr

 ran meinte dazu am 12.11.24 um 11:59:
aber nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag. 
Natürlich nicht. Verzögerung ist auch eine Entscheidung.

Dein Bsp. könnte zum Dilemma werden, nach dem Motto, wie man es auch macht, macht man es falsch.
Aber viell. hat man auch Glück und es wendet sich zum guten :)

 S4SCH4 meinte dazu am 12.11.24 um 14:46:
Nebenbei bemerkt: Das Beispiel, dass ich wählte, ist verändert zu etwas von Kant. Nur da ist es, wenn ich mich erinnere ein Mörder (keine Obrigkeit). Und es geht darum, immer die "Wahrheit" zu sagen, doch besteht eine Pflicht (in / mit der Wahrheit) und damit solcherlei, richtig zu handeln. Die Preisgabe des Versteckten wäre falsch, sofern sie diese Pflicht verletzt. Ob nun die Schuld, dem Mörder gegenüber nicht wahr zu sein, eine Schuld im eigentlichen Sinne ist, ist diskutierbar. Das besagte Dilemma formiert sich m.E. wenn man die Dinge aussitzt und der Druck von beiden Seiten sich hochschaukelt. Der Druck als Dilemma kann dann auch "eigene" Schuld werden und sich sozusagen übertragen. ....Man kommt halt nicht raus aus der Nummer...

Antwort geändert am 12.11.2024 um 22:31 Uhr

 ran meinte dazu am 12.11.24 um 22:46:
Und es geht darum, immer die "Wahrheit" zu sagen
Das ist natürlich viel zu simpel, die jeweiligen Folgen werden nicht berücksichtigt.

 S4SCH4 meinte dazu am 13.11.24 um 05:27:
Nicht unbedingt simpel, wenn man bedenkt, dass neben der Wahrheit des (logischen) Verstandes, wahrheitliches Handeln als Pflicht (oder sowas) geben soll. Das Management der Türen seines Bewusstseins scheint um einiges anspruchsvoller als bloßes "höheres" zu erreichen, fällt mir da ein.

Antwort geändert am 13.11.2024 um 05:33 Uhr

 Teichhüpfer (12.11.24, 19:50)
Die Kunst, den Hut zu ziehen, obwohl ich das nicht war. Das sind Maßnahmen in der Kindheit, die hilfreich im Leben wirken können. Sich mit den Sachverhalt auseinandersetzen, die der anderen will ...

Teichi

 S4SCH4 meinte dazu am 12.11.24 um 22:33:
Wer erinnert sich schon noch an gute Kinderstube, wenn es um Schuldzuweisungen geht. Aber es ist grundsätzlich sehr richtig.
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