Perversion einer Vision

Flugblatt zum Thema Philosophie

von  S4SCH4

Für die westliche Kultur (nur beispielhaft), die einen konventionellen Gottesbegriff mehr oder weniger in die Wiege gelegt bekommen hat und die „Erfahrung“ mit übergeordneten wissenschaftlichen und spirituellen Prinzipien gesammelt hat (ob göttliches Prinzip, Relativität, Simulationstheorie o.ä.), kann das an sich so „gewogene“, wohl mehr oder weniger pervertieren. Warum?

Anmerkung: Es sollte im Hinterkopf gehalten werden, dass man immer „noch einen drauflegen kann“ und sagen könne, dass man zu höheren Gottesbegriffen gelangt ist, wie zum Beispiel der konventionelle Gottesbegriff als initialer Gedanke, plus einem „göttlichen Prinzip“ ist gleich „neuer“ Gottesbegriff usw., oder auch die Simulation der Simulation der Simulation, etc…Man sieht: es kann leicht ad absurdum beziehungsweise in ein Unendliches geführt werden.        

Zurück zum eigentlichen Thema: Nehmen wir nun einen über Jahrtausende geformten, konventionellen Gottesbegriffes als Startpunkt, hat er das Potential etwas zu versprechen...nämlich neben den üblichen Heilsbotschaften auch „Wissen und Neugier“, im Sinne eines unschuldigen „was ist dieser Gott?“ Diese, von Kirchen selbst, erbotene Frage ist legitim und sollte sich „im Rahmen halten“. Damit zur nächsten Frage: was ist „dieser Rahmen“? Damit landen wir u.a. wieder bei der Anmerkung oben. Ist nun aber dieses Interesse geweckt, diese Neugier angeregt, gelangt man schnell zu allerhand weiterführenden Theorien und Gedankenmodellen (wie sie weiter oben schon kurz genannt wurden).

Um es kurz zu machen: Die „Reise“ vom Startpunkt fort, zu einer Theorie, beispielsweise zu einem „göttlichen Prinzip“ kommt entweder zurück zum initialen Gottesbegriff (als Reiserückkehrer) oder verbleibt (als neuer Bürger) auf bereisten Territorium und zieht weiter. Denkbar ist auch: nicht selten möchte man auch zurück, kann es aber aufgrund der (an)getanen Gedanken nicht ohne weiteres.        
Doch unabhängig davon: Der Punkt, an dem der konventionelle (oder initiale) Gottesbegriff nun zu einem Ende wird (oder sei es auch nur ein Teilendpunkt oder eine Zwischenstufe), widerspricht der vorgenannten, verheißungsvollen Neugier beim Start einer „Reise“ und mündet eventuell in Frustration und Widerspruch. Für nicht wenige gilt dann: Was man nicht länger haben kann, verdammt man und man wendet sich ab. Verheißung und ihr Gegenteil liegen dann nah beieinander und die Perversion einer einstigen „Vision“ nimmt ihren Lauf…




Anmerkung von S4SCH4:

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (09.04.24, 09:13)
Gott ist von der Kirche gemacht. Er soll dem Volk, Angst einjagen, um staatliche Interessen durch zu setzten. Du kannst das an der Entstehung der Kirche nach voll ziehen, das das wirklich so ist. Gott selbst, Jesus Christus, will nach seinem Tod, das Ende der Angelegenheit. Er war nicht mehr auf zu finden. Weil das Volk unruhig wurde, ist die Kirche entstanden, um das Volk zu beruhigen.

 S4SCH4 meinte dazu am 09.04.24 um 10:36:
...und so ging es dann weiter und weiter.

 S4SCH4 antwortete darauf am 09.04.24 um 12:03:
ein interessanter Gedanke...die Kirche hat die Vergötterung eingeleitet und den Anteil am Jesus "zurückgefordert". Einen Anteil, den sie vorher "irgendwie" investierten, als Blinde, als Bettler, usw.

 Teichhüpfer schrieb daraufhin am 09.04.24 um 15:34:
Die absolute Perversion, ist von der Kirche im 2. Weltkrieg gewesen.

 S4SCH4 äußerte darauf am 09.04.24 um 20:20:
was passierte da?

 Teichhüpfer ergänzte dazu am 10.04.24 um 08:14:
Die geben den Nazis Recht, und geben das bis heute nicht zu.

 LotharAtzert (09.04.24, 09:36)
zu einer Theorie, beispielsweise zu einem „göttlichen Prinzip“
Was ist denn ein göttliches Prinzip? Kannst du das in einem oder zwei, drei Sätzen am Beispiel erläutern, Sascha?

 S4SCH4 meinte dazu am 09.04.24 um 10:34:
Was ist denn ein göttliches Prinzip? Kannst du das in einem oder zwei, drei Sätzen am Beispiel erläutern, Sascha?

Etwas das prinzipiell etwas, dass göttlich sein soll beschreibt, oder im engeren Sinne, zum Beispiel das Tao.

 LotharAtzert meinte dazu am 09.04.24 um 10:51:
Das Tao? - das hat aber mit einem "göttlichen" Prinzip rein gar nichts zu tun. Yin und Yang sind die beiden Kräfte, die sich wechselseitig bedingen. Oder?

 S4SCH4 meinte dazu am 09.04.24 um 10:54:
ja...das Gute und das Schlechte zum Beispiel. Das "Verstehen" dieser Wechselwirkung liegt doch schon sehr nahe an einem Prinzip eines göttlichen (Waltens), oder?

 LotharAtzert meinte dazu am 09.04.24 um 14:12:
Keineswegs. Gut und Schlecht betreffen die menschlichen Moralvorstellungen. Das Prinzip (nicht im Plural, sonst ist es keines) ist stets dreifach. Im Buddhismus  gibts zum Beispiel die sich bedingende Dreiheit von Anhaftung, Abneigung und Unwissenheit, (auch Gier, Haß und Dummheit genannt) die eine Einheit darstellen, wobei der gemeinsame Nenner die Unwissenheit ist: Anhaftung ist Unwissenheit, Abneigung ist Unwissenheit usw.
Eine weitere Dreiheit: Körper, Sprache, Geist. Man kann sie getrennt betrachten, aber sie manifestieren sich nur als Einheit im Menschen. Ob mit oder ohne Gott. ...

 S4SCH4 meinte dazu am 09.04.24 um 14:18:
selbst wenn "Gut" und "Schlecht" die moralischen Wertvortellungen betreffen, finden sie sich m.E. in dem yin und yang Prinzip wieder.

...Ja und Mensch sein ist Unwissenheit...

so what 
(auch wenn ich nun in der Klemme sitze zwischen "der machtr es sich bestimmt einfach" und "es geht doch besser" und noch etwas, dass mir gerade entfallen ist.

 LotharAtzert meinte dazu am 09.04.24 um 21:31:
Welche Farbe hat denn die Klemme?

 S4SCH4 meinte dazu am 09.04.24 um 21:38:
rosarot oder pink. Warum?

 LotharAtzert meinte dazu am 10.04.24 um 08:59:
Um das Illusorische bewußt zu machen. Es gibt die Klemme nur in der Einbildung. Immer wieder werde zum Beispiel die Lehrer ihre Schüler anweisen, das Ego aufzuspüren: welche Farbe hat es, wie groß, wie schwer und wo hat es seinen Sitz. Wenn es im Arm sitzt und man verliert den Arm, ist man dann ichlos usw. Das alles sind sehr tiefgreifende Untersuchungen, die den Verstand an seine Grenze bringen.

Ein Ich gibt es nur als sich beständig verändernd. Es ist zusammengesetzt aus sich gegenseitig bedingenden Aggregaten der Form, des Empfindens, der Wahrnehmung, bildenden Kräften und Bewußtsein.

 S4SCH4 meinte dazu am 10.04.24 um 10:03:
...seems like fun to me...
Wenn ich mal ein € über habe werfe ich ihn mir ein.

ohh...seek and destroy. Argh.

Na, aber im Ernst: "beständig verändernd" ist gut rübergerbacht. Man muss halt immer am Ball bleiben. Eine schier "gewaltige" Aufgabe...und man darf nicht vor einem Widerspruch zurückzucken, der unter das Tollwutgesetz fallen würde wenn er "real" wird. Aber das mit real und illusionär ist noch so eine Kante...sei drum...ich hab mies gepennt. Verzeih meine Art und Weise heute morgen, falls es dir gelingt...

 Augustus (09.04.24, 13:40)
Kant schreibt ja, dass Gott a priori nicht erkennbar ist, und a posteriorie erst recht nicht erfahrbar. Fischte geht vom „satz des Bewusstseins“ aus und findet dadurch das Ich, das sich ständig aus dem Nicht-Ich erklärt. Er aber schreibt in seiner Schrift „Versuch einer Kritik aller Offenbarung“, entgegen kantischer Ansicht, aber mit kantischen Mitteln, dass Gott durchaus a priori erfahrbar ist. 
Insofern man Kant folgt, sind Religionen jeglicher Art „Glauben ohne Tatsache“, quasi „Fasching.“ 

Man könnte auch eine Kröte oder Ente als Gott verehren und dergleichen „Fasching“ veranstalten. Es würde keinen Unterschied machen.

 S4SCH4 meinte dazu am 09.04.24 um 13:57:
Dein Kommentar ist sehr interessant, danke.

Aber :)

Wenn die Religion in einen lebenswirklichen Bezug eingebunden ist, einen den man lebt und daran wohl tut, ist / wird sie doch "Tatsache".

Fasching ist durchaus eine Tradition, also mir gilt er als eine Tatsache.

Die Frage nach den Symboliken einer Religion ist natürlich etwas, dass regelrecht danach schreit, etwas "heiliges" doch bitte zu erhalten und kein Schindluder zu treiben. Ja, es (der Glaube) ist da gewissermaßen grenzwertig, aber zumindest nicht (durchweg) unmöglich. Wie verlässlich...nun ja es bleibt wohl Glaube irgenbdwie

Antwort geändert am 09.04.2024 um 14:25 Uhr

 Augustus meinte dazu am 09.04.24 um 15:19:
Fischte spricht nicht mehr von der Tatsache sondern von der Tathandlung. Ausübung einer Religion ist demnach eine Tathandlung, gleichwohl es Gott als Tatsache (nach Kant) nicht bräuchte. Haarspalterei, aber Philosophie kann ziemlich präzise sein, um Unterscheidungen bis ins kleinste zu treffen.

 S4SCH4 meinte dazu am 09.04.24 um 20:29:
wenn ich es richtig verstehe, verüben manche Tiere also eine Tathandlung im Sinne von Fichte!?

Beiden, Tatsache wie Tathandlung, scheint die Tat gemein. Da gibt es verbindendes. ---

Antwort geändert am 09.04.2024 um 20:35 Uhr
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