Erotisierend

Text

von  Mondscheinsonate

Ja, das Thema ist wahrlich spannend. Erotik gehört, wie auch die Liebe, zum Hauptthema in der Literatur. 

Neu war für mich "die Unfähigkeit zur Erotik", sprich Impotenz, wie es in "Armance"von Stendhal dargestellt wurde. Nur angedeutet, das unglaubliche Leid beschrieben, mit keinem Wort direkt ausgesprochen. So tragisch und herzzereißend, als Klassiker ein wahrer Schatz. 


Im Grunde ist das Thema "erotische Literatur" oder "Liebesroman" ein subjektives. Was ich jedoch fest meine, dass eine Welt ohne diese eine traurige wäre. Wer anderes behauptet, der tut mir leid.


So können die wenigsten Erotik beschreiben. Das ist ein Jammer, wahrlich. Frau Dr. Löffler tat damals im "Literarischen Quartett" Monika Marons Buch "Animal Tristesse" als schlechtgeschriebenen Schund ab, wo ich geistig bei ihr bin, dennoch gab es eine Szene, in der die Protagonistin das Laken, auf dem Spermaflecken darauf waren, aufbehielt wie einen Schatz. Mich rührte das sehr. Dazu braucht es keine Aktbeschreibung, die zumeist in Mechanik verfällt. 


In der privaten, ja, privatesten schriftlichen Konversation können allerdings technische Beschreibungen zum Erfolg führen, dies nur vom Liebsten oder sexuell anregenden Menschen, macht das jemand anderer, will man nur kotzen und fällt unter den Begriff "geschmacklose Belästigung", so auch - wieder überleitend zur Literatur - wenn es AutorInnen schreiben. Hier ist es vielleicht nur "geschmacklos" oder "grottig".

Zumeist wird Gossensprache verwendet oder fällt in Groschenromanleidenschaft mit den Worten "leidenschaftlich" und "feurig", 

das Geschlecht "schwillt an" oder wurde zum "Zauberstab", sie "kam und es zog ihr den Boden unter den Füßen weg", "er drückte sie an die Wand, sie ergab sich willenlos". Es ist einfach so elend. 

Hingegen, Andeutungen wie eine "Landpartie" - was deutlich ist oder er "entehrte" sie, sind klar und reichen, auch "er besuchte sie am späten Nachmittag". Reicht. Das regt die Phantasie an.


Ich behaupte einmal frech, dass Männer eher genauere Beschreibungen und Bilder brauchen als Frauen. Die Pornoindustrie boomt. Natürlich ist dies nicht zu Verallgemeinern, Ausnahmen bestätigen die Regel. 

Frauen träumen mehr, sind dabei nur im Kopf, hören dabei 799- mal ihre Lieblingslieder und ja, sie stellen sich vermutlich dasselbe wie Männer vor. Was also auch das Lesen mit einschließt. Er nahm sie feurig und sank mit ihr ins Bett.

Reicht für die Trivialliteratur und das Glücksgefühl kommt in Wellen. Dazu noch der Mann auf dem Cover und die Welt ist für Stunden, es hallt nach, perfekt.

In der Belletristik ist das ein "No go", rein subjektiv. Alles subjektiv.




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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (26.11.24, 10:23)
Zu "Erotisierend" fiel mir gerade ein:

Warum heißt die Tollkirsche "Belladonna"?
- wenn Du Dir ein paar Tropfen Radix Belladonna mittelst Pipette in die Augen tröpfelst, beginnen diese fast überirdisch zu glänzen, ganz so, als hättest Du dir gerade die "Seele aus dem Leib gefickt". :O

 Quoth meinte dazu am 26.11.24 um 11:03:
Belladonna bekommst du beim Augenarzt in die Augen getropft, damit die Pupillen sich für die Untersuchung der Linse und der Netzhaut erweitern. Frauen und Männer haben von Natur aus größere Pupillen - und einen scheinbar "seelenvolleren" Blick - wenn es haldunkel ist, also z.B. bei Kerzenlicht.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 26.11.24 um 14:55:
Na, das Gefühl ist nicht gleich, Lothar.

 Quoth (26.11.24, 10:59)
In der Tat - Stendhal ist der größte Erotiker von allen. Allein seine Kristallisationstheorie ...

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 26.11.24 um 14:56:
"Über die Liebe" habe ich noch gar nicht gelesen! Gleich auf meine Liste. Aber Stendhal sollte mehr gelesen werden.
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