Das Jahr der Jahre

Erzählung

von  Quoth


I

Es war das Jahr der Jahre, die nackten Kaninchenbabys lagen in den Ställen wie rosa Würste aufeinander, und die Erwachsenen scheuchten uns fort, damit wir das nicht sahen, denn das war nichts für Kinder, aber wir schlichen heimlich hin, und Achim entzündete ein Streichholz, und die rosa Haut der Babys widerspiegelte die Flamme, und unsere Gesichter waren gerötet vor Eifer, aber es war nicht genug, dies zu sehen, denn tagsüber kamen die Sträflinge mit den Stubben, hauten mit den Äxten auf die Stubben ein, und die Wärter hatten keine Angst vor den Äxten, denn sie hatten schwarze Ledertaschen an den Gürteln, und in den Ledertaschen steckten die Dinger, die knallen konnten, und was dabei rauskam, hatten wir gesehen, als einmal ein Schwein nach so einem Knall schwabbelnd am Boden lag, keiner will schwabbelnd am Boden liegen, und deshalb hatten alle Sträflinge Angst vor den Wärtern, und der Gefängnisdirektor blies abends um zehn den Zapfenstreich für alle, nein, nur scheinbar für alle, er blies ihn eigentlich für Frau Claasen, die Frau des Wachtmeisters, und der Wachtmeister war vermisst, denn er lag im Kompost oder Mist, und nur seine Stiefel sahen hervor, und aus den gelben Kürbisblüten schmetterte das Tätterättä, und wir marschierten mit durchgestreckten Beinen vor der Gefängnismauer auf und ab, und die Frauen dachten, wir sähen nicht zu ihnen hin, wenn sie sich unter den Lebensbäumen aufstellten und den Männern die Brüste zeigten, aber wir sahen hin, und es war ebenso verboten und schrecklich wie die rosa Kaninchenwürste, und mit niemand konnte man darüber reden abends im Bett, wenn das Signal so sehnsuchtsvoll schmetterte und Frau Claasen am Fenster stand und Angst hatte, der Kerl aus dem Kompost könnte aufstehen und kommen und vor der Tür stehen und sein Recht einfordern.




Anmerkung von Quoth:

Wird fortgesetzt

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