Es war Dienstag oder Montag oder irgendein Tag, an dem ich Zähne geputzt hab und trotzdem nach dir geschmeckt hab. Du kamst rein, sagtest "nur kurz" – und bist drei Wochen geblieben. Wie eine Krankheit ohne Symptome. Nur Müdigkeit, ein bisschen Druck auf der Brust.
Dein T-Shirt liegt noch irgendwo unter meinem Bett, zwischen den Staubmäusen und den Rechnungen, die ich nie aufmache. Weiß nicht, ob ich es waschen oder verbrennen soll. Riecht eh nicht mehr nach dir. Riecht nach Stillstand. Nach kaputter Klimaanlage in einem Bus, der nirgendwo hält.
Wenn ich an dich denke, dann an alles, was kaputt war, bevor ich’s benutzen konnte. An Feuerzeuge ohne Gas. An Sex ohne Nähe. An diese winzige Stelle zwischen Streit und Stille – da, wo man noch hofft, aber schon kotzt.
Du bist gegangen wie jemand, der nicht weiß, ob er jemals wirklich da war.
Ich hab dich noch am Türrahmen gespürt – wie Restwärme, wie eine Lüge mit Körpertemperatur.
Vielleicht bist du gar nicht gegangen.
Vielleicht hab ich nie wirklich gesagt, dass du bleiben sollst.
Ich hab dir zugesehen, wie du deine Schuhe gesucht hast –
und gehofft, dass du fragst, ob du sie ausziehen darfst.
Ich weiß nicht mehr, wie du sprichst.
Aber ich weiß noch, wie sich deine Stimme anfühlte, wenn sie neben mir einschlief.
Wie ein Tier, das nie ganz zahm wurde.
Es gab diese eine Nacht.
Wir lagen auf dem Boden, die Heizung war aus, deine Hand auf meinem Brustkorb wie ein Versprechen, das keiner gemacht hat.
Du hast gesagt: „Ich wünschte, ich wär jemand, den man vermisst, ohne zu leiden.“
Ich hätt dir fast geglaubt.
Bis du dich wieder angezogen hast wie eine, der nie nackt war.
Gestern hab ich beim Penny jemanden gesehen, der deine Art zu rauchen kopiert hat.
Langsam, mit Zeigefinger und Daumen – wie ein Rätsel, das man nur mit Handschuhen lösen darf.
Ich hab kurz gelächelt. Dann gemerkt, dass es keiner war-
In deinem Blick war immer was Endgültiges.
So wie in diesen Automaten-Kaffees an Raststätten –
nicht weil sie eklig sind,
sondern weil man weiß: Es wird nicht besser.
Ich hab dein Parfüm mit Wasser verdünnt und über meine Matratze gesprüht,
weil ich dachte, dass Geister zurückkommen,
wenn man ihnen den Geruch ihrer Vergangenheit zeigt.
Deine Kippen lagen überall.
Wie Fußnoten zu einem Kapitel, das ich nie schreiben wollte.
Ich hab sie aufgesammelt wie Argumente für dein Verschwinden.
Zählt aber keiner. Niemand zählt Zigarettenstummel.
Außer ich.
Ich hab 32 gefunden.
Vielleicht hab ich gehofft, dass einer davon noch brennt.
Stattdessen hab ich sie geraucht. Alle.
In einem verdammten Aschenbecher, der so voll war,
dass ich mir vorkam wie ein Schornstein mit Gefühlen.
Letzte Woche hat jemand in meinem Bett geschlafen.
Hat gefragt, ob er dein Shirt haben kann. Ich hab genickt.
Nicht, weil ich’s ihr geben wollte.
Sondern weil ich wissen wollte, ob’s an ihr nach dir riecht.
Hat’s nicht.
Manchmal hab ich mir gewünscht,
du würdest mich hassen.
Dann wär’s wenigstens was.
Aber du warst nur müde.
Von mir.
Von dir.
Von allem, was nicht explodiert ist.
Ich träum manchmal,
du klopfst noch mal an meine Tür.
Aber ich mach nicht auf.
Nicht weil ich drüber hinweg bin.
Sondern weil ich weiß:
Du würdest nicht reinkommen.
Du würdest nur kurz gucken,
ob du noch da bist.
Und wieder gehen.
Und ich würde wieder dastehen.
Und weißt du, was mir am meisten fehlt?
Nicht du.
Sondern das Gefühl, jemandem beim Verlassen zusehen zu dürfen,
ohne selbst zu verschwinden.
Deine letzte Nachricht nie geöffnet. (Lüge)
Sie liegt da,
wie ein verdammtes Kaninchen im Käfig:
zitternd, unwichtig und trotzdem lebendig.
Ich war nie ein guter Mensch. Mit dir war ich nur schlechter darin, es zu verstecken.