Der Garten

Text

von  Saudade

Unter dem Nussbaum wächst nichts mehr, er schützt sich mit Säure. Die Erde ist eingetrocknet. Ein vergessener, eingedellter Ball lehnt sich an seine Rinde. 

Dort, wo die Sonne hinscheint, erstrahlt das Grün hell und kräftig. Breite Grashalme richten sich empor. Die Kinder zupften einige ab und blasen darauf, machen pfeifende, dumpfe Töne. Lachen. 

Daneben der Hollunder, er wuchert und breitet sich aus, macht es sich bequem. 

Ein Gartenstuhl, ganz neu aus dem Baumarkt geholt, lebt sich erst ein, Ameisen begutachten ihn, erklimmen seine Höhe, andere haben genug, wandern wieder hinunter. Ein roter Sonnenschirm, der schon einige Jahre am Buckel hat, neigt sich etwas, schenkt ihm dienlich Schatten. 

Die Hecke hat es nicht leicht, sie wird geschnitten. Das Geräusch des Motors des Schneidegeräts dröhnt den Meisen ins Ohr, das gefällt ihnen gar nicht, sie flüchten erschreckt aus den Ästen. 

Ein Bagger hebt eine große Grube aus, ein kleiner Gartenteich ist im Entstehen. Die Goldfische warten schon im Aquarium, wissen noch nichts von ihrem Glück. Es riecht nach warmen Nüssen, ein Kuchen wird gebacken, der Duft steigt einem Eichhörnchen in der Kirsche in die Nase, es läuft nervös zwischen den Ästen hin und her. Eine schwarze Amsel beobachtet amüsiert das Treiben. 

Unter dem Küchenfenster gockeln die Pfingstrosen eitel um die Wette, wer das schönste Kleid hat, verströmen süßen Duft. Eine hat sich bereits ausgezogen, rosa Blütenblätter liegen verstreut herum. 

Auf der Terrasse weinen die Vergissmeinnicht um ihren Liebsten in Tontöpfen. Der weiße Rosenstrauch hat andere Sorgen, er hat ungebetene Gäste, die Blattläuse sind eingezogen, entziehen ihm Kraft, er wehrt sich vergebens. Die Fuchsien, in einem aufgehängten Topf, neigen ihre wunderschönen lila Köpfe hinunter und versuchen ihn zu trösten, vergebens. 

Eine Weinbergschnecke im dünnen Gras, das etwas dünkler ist, lässt das alles kalt, sie spaziert gemächlich in der Wärme in Richtung Salatbeet. 

Kleine Marienkäfer wandern mit Punkten im Gepäck auf den Sonnenblumen in Richtung Sonne. Fröhlich steigen sie empor. 

Ein Maulwurf schläft unter der Erde, er ärgert, das weiß er aber nicht. Ein Kind stolpert über sein Ausguckloch, fällt in voller Länge zu Boden, weint. Es wird aufgehoben, abgeputzt und wieder in die Wiese gesetzt. Ein kleiner schwarzer Spaniel, zuerst noch von einer Wühlmaus im Gebüsch irritiert, trottet nun zum Trösten auf das Kind zu. Dieses umarmt den Hund, der sich auf seinen Hintern setzt und sich die Liebe ergeben gefallen lässt. 



Anmerkung von Saudade:

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (01.06.25, 08:09)
Stimmungsbild im sommerlichen Garten, wie idyllisch! doch man wird sich um die Blattläuse und den Maulwurf kümmern müssen, das ist auch Realität.

 Saudade meinte dazu am 01.06.25 um 10:28:
Danke! Ja. Meine gingen sofort mit Kaffeesud weg.
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