Der Patriarch im Prunk und das unsichtbare Leid

Gedicht zum Thema Unterdrückung

von  Saira

Er thront im Glanz der großen Villa,
sein Blick aus Eis, sein Wort ein Schnitt.
Die Frau, geschmückt wie ´ne Trophäe,
verbirgt die Schatten im Gesicht.

 

Zwei Kinder schleichen durch die Zimmer,
ihr Lachen leise, kaum ein Hauch.
Sie lernen früh, wie Angst sich anfühlt,
und zählen heimlich jeden Tag.

 

Die Hand, die streichelt, kann auch schlagen,
die Faust, sie trifft, wenn’s niemand sieht.
Die Mutter schweigt, ihr Blick ein Schutzschild,
ihr Körper trägt, was niemand ahnt.

 

Er tadelt sie, sie sei zu schwach,
zu laut, zu dumm, zu wenig schön.
Die Kinder ducken sich im Schatten,
ihr Spiel ein stummes Fliehen schon.

 

Der Tisch biegt sich vor Überfluss,
doch keiner wagt sich, hinzuschauen.
Hinter Wänden flüstern Stimmen,
die Tränen trocknen ungeseh’n.

 

Nach außen strahlt das Bild der Einheit,
die Autos glänzen vor dem Haus.
Die Nachbarn grüßen, ahnen wenig,
vom stummen Leid im goldnen Bau.

 

Die Gäste loben seine Kinder,
die Frau, so still, so elegant.
Er lacht und spielt den guten Vater,
die Fassade wahrt den tiefen Schmerz.

 

Die Liebe starb im Glanz des Goldes,
die Angst regiert in jedem Raum.
Die Villa glänzt, die Fenster spiegeln
ein Leben, das am Traum zerbrach.

 

 

 

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025




Anmerkung von Saira:

Als Kontrast zu meinem Gedicht „Der Patriarch“ vom 19.06.2025

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (20.06.25, 14:23)
Doch auch hier bin ich mit der Definition nicht völlig einverstanden. Patriarchat beschreibt die Dominanz des Männlichen. Das muss nicht notwendigerweise mit physischer Gewalt einhergehen, sondern kann auch akzeptiert sein.
Was dein Gedicht beschreibt, ist eher Chauvinismus.

 Saira meinte dazu am 21.06.25 um 08:18:
Danke für deinen Kommentar, Gina! Ich denke, es ist ein Zusammenspiel aus beidem - patriarchale Strukturen, die chauvinistisches Verhalten begünstigen.
 
LG
Saira

 EkkehartMittelberg (20.06.25, 14:26)
Hallo Sigi,
du entlarvst scharfsinnig die Kehrseite falscher Tugenden.

Liebe Grüße
Ekki

 Saira antwortete darauf am 21.06.25 um 08:18:
Hallo Ekki,
 
schön, dass du die „Kehrseite falscher Tugenden“ ansprichst - genau das wollte ich sichtbar machen.
 
Danke und liebe Grüße
Sigi

 AlmÖhi (20.06.25, 19:31)
In Kombination entwickeln die beiden Gedichte eine unglaubliche Stärke und enthüllen unter vermeintlich unterschiedlichen Schichten und Kulturen schonungslos dieselbe phallokratische Gewalt.

 Saira schrieb daraufhin am 21.06.25 um 08:19:
Hallo AlmÖhi,
 
deine Analyse trifft es sehr gut: Unter der Oberfläche gibt es oft dieselben Muster, egal wie unterschiedlich die Fassaden sind.
 
Ich danke dir für deinen Kommentar!
 
LG
Saira

 Teo (20.06.25, 21:25)
Hi Sigi,
Ich bin gerne Mal in Essen-Werden  in der Villa Hügel. Dort wohnten einige Generationen der Familie Krupp. Müsstest du kennen. Schwer vermögend und einflussreich. Ich hatte mich mal mit  der Familiengeschichte der Krupps beschäftigt. Die Kinder wurden äußerst streng erzogen. Ich las sogar von Züchtigungen und harten Bestrafung. Inweit nun alles der Wahrheit entsprach....sicher hat man sich nicht alles aus den Fingern gesaugt.
Als ich dein Kontrastgedicht las, fiel mir sofort die Kruppdynastie ein.
Tja.. schon seltsam.
Schönes Wochenende 
Teo

 Saira äußerte darauf am 21.06.25 um 08:28:
Moin Teo,
 
die Villa Hügel und die Geschichte der Krupps sind ein starkes Beispiel dafür, wie sehr Schein und Sein auseinanderklaffen können.

Die Parallelen zwischen äußerem Glanz und innerem Leid sind wirklich frappierend - gerade bei Familien, die nach außen so makellos erscheinen. Ich glaube, wir würden uns oftmals erschrecken, wenn wir hinter die dicken Mauern aus großem Reichtum durchschauen könnten. Dein Wissen zur Familiengeschichte der Krupps passt tatsächlich sehr gut zu meinem Gedicht. Schön, dass du diesen Bogen geschlagen hast!

 
Ich wünsche dir ebenfalls ein schönes Wochenende und behalte bei der Hitze immer einen kühlen Kopf!
 
Liebe Grüße
Sigi

 plotzn (21.06.25, 09:58)
Servus Sigi,

physische und psychische Gewalt zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, wie Dein Pendant zum ersten Patriarchengedicht anschaulich zeigt. Und sie wird leider allzu oft von Generation zu Generation weitergereicht.

Liebe Grüße
Stefan

 Saira ergänzte dazu am 21.06.25 um 12:12:
Servus Stefan,
 

Und sie wird leider allzu oft von Generation zu Generation weitergereicht.

Das ist das Fatale und Traurige daran.
 
Danke und liebe Grüße
Sigi

 TassoTuwas (22.06.25, 10:48)
Hallo Sigi,

das Patriarchat ist weltweit ohne Zukunft. Das ist nicht zu bestreiten. Selbst dort, wo es noch zur hartnäckig praktizierten (Un)Kultur gehört, werden die fortschrittlichen Kräfte stärker und werden sich durchsetzten.
Wir befinden uns noch auf dem Weg zu einer neuen Gesellschaft des Miteinander, denn überall gibt es Menschen, die auf traditionelle Sonderrechte nicht kampflos verzichten wollen.
Aber der Weg ist unumkehrbar!

Herzliche Grüße
TT

Kommentar geändert am 22.06.2025 um 10:49 Uhr

 Saira meinte dazu am 22.06.25 um 11:18:
Lieber Tasso,
 
es ist schön, von dir so viel Zuversicht zu spüren.
 
Trotzdem merke ich bei mir immer wieder, wie sehr mich die Realität manchmal einholt. Gerade wenn ich sehe, wie hartnäckig alte Strukturen verteidigt werden und wie leicht es in manchen Bereichen zu Rückschritten kommen kann, frage ich mich, ob der Weg wirklich so unumkehrbar ist, wie wir es uns wünschen. Es fühlt sich oft an, als würden wir zwei Schritte vor und dann wieder einen zurück machen.
 
Trotz aller Zweifel tut es einfach gut, deine Zuversicht zu lesen.
 
Herzliche Grüße
Sigi
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