Das Experiment
Satire zum Thema Gewalt
von Saira
Anmerkung von Saira:
Diese Satire habe ich bewusst überspitzt und böse gehalten, um die Absurdität und Hoffnungslosigkeit einer Resozialisierung in diesem Setting zu karikieren. Sie ist nicht als Verherrlichung von Gewalt zu verstehen, sondern als bitterböse Gesellschaftskritik.
Kommentare zu diesem Text
Moin Sigi,
ein wirklich interessantes Abbild einer Therapiesitzung. Nur...warum lässt du Stefan nicht zu Wort kommen?. Trotz Spuckmaske, Fußfessel und Zwangsjacke hättest du ihm getrost zwei Sätze gönnen können.
Nett gemacht.
Der geduldige Teo
ein wirklich interessantes Abbild einer Therapiesitzung. Nur...warum lässt du Stefan nicht zu Wort kommen?. Trotz Spuckmaske, Fußfessel und Zwangsjacke hättest du ihm getrost zwei Sätze gönnen können.
Nett gemacht.
Der geduldige Teo
Moin Teo,
Stefan ist ein Spezialfall: Er spricht nur in Morsezeichen mit den Augenbrauen. Das war dem Psychologen dann doch zu viel Interpretation für eine Sitzung.
Sorry, aber da kann man nichts machen, Drops
Liebe Grüße
Sigi
Stefan ist ein Spezialfall: Er spricht nur in Morsezeichen mit den Augenbrauen. Das war dem Psychologen dann doch zu viel Interpretation für eine Sitzung.
Sorry, aber da kann man nichts machen, Drops

Liebe Grüße
Sigi
Der Text ist gut aufgezogen. Mehr und mehr - und mit zunehmendem Bangen - habe ich mich allerdings bei der Lektüre gefragt, wie unser Teo reagieren würde, wenn die attraktive Brünette ein Schalke-Fan wäre.
Moin Wolfgang,
das wäre dann wohl der Moment, in dem der Psychologe die Sitzung abbricht und stattdessen eine Krisenintervention für Teo einleitet
Sonnige Grüße
Saira
das wäre dann wohl der Moment, in dem der Psychologe die Sitzung abbricht und stattdessen eine Krisenintervention für Teo einleitet

Sonnige Grüße
Saira
Hallo Sigi,
Satiren, die dicht an der Wirklichkeit sind, sind die besten.
Liebe Grüße
Ekki
Satiren, die dicht an der Wirklichkeit sind, sind die besten.
Liebe Grüße
Ekki
Moin Ekki,
manchmal reicht es, die Realität nur leicht zu überzeichnen - der Rest erledigt sich von selbst. Die Grenze zwischen Satire und Dokumentation ist oft erstaunlich dünn.
Liebe Grüße
Sigi
manchmal reicht es, die Realität nur leicht zu überzeichnen - der Rest erledigt sich von selbst. Die Grenze zwischen Satire und Dokumentation ist oft erstaunlich dünn.
Liebe Grüße
Sigi
Liebe Sigi,
ich finde den Text ebenfalls sehr gelungen.
In Einzelfällen kann Resozialisierung durchaus gelingen. Habe das selber zuweilen erlebt.
Aber insgesamt viel seltener als unsere leichtgläubige Gesellschaft meint.
Ein echter Knacki ist Vollprofi - gerade gegenüber seinen Sozialarbeitern! Ich zitiere: "Während einer unwichtigen
Auseinandersetzung schlug er mich dergestalt (!) nieder, dass ich ihm nur mein Messer an die Kehle halten konnte .."
Tja.
ich finde den Text ebenfalls sehr gelungen.
In Einzelfällen kann Resozialisierung durchaus gelingen. Habe das selber zuweilen erlebt.
Aber insgesamt viel seltener als unsere leichtgläubige Gesellschaft meint.
Ein echter Knacki ist Vollprofi - gerade gegenüber seinen Sozialarbeitern! Ich zitiere: "Während einer unwichtigen
Auseinandersetzung schlug er mich dergestalt (!) nieder, dass ich ihm nur mein Messer an die Kehle halten konnte .."
Tja.
Danke, liebe Heidrun, für deinen Einblick und das Zitat! Das Zitat ist wirklich heftig und zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Kontrolle und Kontrollverlust sein kann.
Zu oft liest und hört man von Rückfällen, sodass auch ich denke, dass Resozialisierung zwar möglich, aber selten ist.
Liebe Grüße
Sigi
Zu oft liest und hört man von Rückfällen, sodass auch ich denke, dass Resozialisierung zwar möglich, aber selten ist.
Liebe Grüße
Sigi
Liebe Sigi
Also ich würde ihr ein Gedicht schreiben und zu einer ganz privaten Lesung mit Wein und Schokolade einladen. Fussball ist schließlich Nebensache ...
LG Tula
Also ich würde ihr ein Gedicht schreiben und zu einer ganz privaten Lesung mit Wein und Schokolade einladen. Fussball ist schließlich Nebensache ...

LG Tula
Lieber Dirk,
dein Vorschlag klingt nach einem Elfmeter ins Herz. Aber sag, was, wenn die Brünette lieber Fußball schaut als Gedichte hört?
Nachdenkliche Grüße
Sigi
dein Vorschlag klingt nach einem Elfmeter ins Herz. Aber sag, was, wenn die Brünette lieber Fußball schaut als Gedichte hört?

Nachdenkliche Grüße
Sigi
Servus Sigi,
Du machst mir Angst. Zu realistisch sind die Charaktere Deiner herzallerliebsten Therapiegruppe. Die werden sicher aller wegen guter Führung vorzeitig entlassen, besonders der Psychologe...
Liebe Grüße
Stefan
Du machst mir Angst. Zu realistisch sind die Charaktere Deiner herzallerliebsten Therapiegruppe. Die werden sicher aller wegen guter Führung vorzeitig entlassen, besonders der Psychologe...
Liebe Grüße
Stefan
Servus Stefan,
der Psychologe hat sich schon einen neuen Job gesucht: als Türsteher im Fußballstadion. Da kennt er sich jetzt aus!
Herzliche Grüße aus dem Stuhlkreis
Sigi
der Psychologe hat sich schon einen neuen Job gesucht: als Türsteher im Fußballstadion. Da kennt er sich jetzt aus!
Herzliche Grüße aus dem Stuhlkreis

Sigi
Liebe Saira!
Ich habe deinen Text nun sehr oft gelesen und drückte mich vor einem Kommentar.
Aber, da kein einziger kritischer Ton kam, der kommen hätte müssen, aus den nächstfolgenden Gründen, antworte ich nun doch.
Ich war schon öfters in JVAs, habe auch mit den Insassen, den Tätern gesprochen. Dies in der Jugendstrafanstalt Gerasdorf, Graz-Karlau, Stein und der Intersuchungshaft Josefstadt Wien.
Und dies nicht nur im Halbgesperre, sondern wirklich drinnen.
Mir ist schon klar, du schreibst hier überspitzte Satire, jedoch sind hier überzogene Film- und Fernsehproleten, die sich ausrülpsen. Die Wahrheit sieht anders aus. Die meisten Tötungsdelikte wurden im Rausch oder aus Habgier begangen. Du findest stinknormale Typen vor, die im billigen Strick und Jogginghose vor dir sitzen. Manche wirken so harmlos, das ist fast schon erschreckend. Einige haben sehr gute Manieren, andere sind primitiv, aber keiner ein Rowdy.
Frauen und Männer sind stets strikt getrennt.
Die Vergewaltiger sehen alle aus wie Milchbubis, die noch bei Mutti wohnen.
Anders in der Jugendstrafanstalt, dort würde dein Text eher passen, zumeist leider, sehr objektiv geschildert, Jugendliche aus dem Ausland, ohne Perspektiven. Wurden kriminell angesehen und wurden es auch. Die Rückfallquote ist hier sehr hoch. Das ist ein Jammer.
Es gibt überall sehr wenig forensische Psychiater. Anders als in Deutschland, haben wir hier keinen eigenen Lehrstuhl dafür. Dafür sind das hochgradig kompetente Professoren und Professorinnen, die die Ruhe selbst sind.
Was ich meine, der Text passt für mich vorne und hinten nicht zusammen. Auch vermittelt er, dass eine Resozialisierung gar nicht möglich ist, was schlichtweg nicht stimmt. In meinem Haus wohnt ein Mann mit Hund, der hat vor 30 Jahren seine Lebensgefährtin erschlagen. Er lebt ruhig und zurückgezogen, grüßt immer freundlich. Natürlich, man ist nur Mensch, ist mir mulmig, aber der ist friedlich. Oft, wer so große Sprüche klopft, ist nur ein Maulheld. Ich finde, der Mensch hat eine zweite Chance verdient und sollte nicht pauschal abgeurteilt werden. Im Grunde, Saira, verdient alles eine Einzelfallbetrachtung.
LG Cori
Ich habe deinen Text nun sehr oft gelesen und drückte mich vor einem Kommentar.
Aber, da kein einziger kritischer Ton kam, der kommen hätte müssen, aus den nächstfolgenden Gründen, antworte ich nun doch.
Ich war schon öfters in JVAs, habe auch mit den Insassen, den Tätern gesprochen. Dies in der Jugendstrafanstalt Gerasdorf, Graz-Karlau, Stein und der Intersuchungshaft Josefstadt Wien.
Und dies nicht nur im Halbgesperre, sondern wirklich drinnen.
Mir ist schon klar, du schreibst hier überspitzte Satire, jedoch sind hier überzogene Film- und Fernsehproleten, die sich ausrülpsen. Die Wahrheit sieht anders aus. Die meisten Tötungsdelikte wurden im Rausch oder aus Habgier begangen. Du findest stinknormale Typen vor, die im billigen Strick und Jogginghose vor dir sitzen. Manche wirken so harmlos, das ist fast schon erschreckend. Einige haben sehr gute Manieren, andere sind primitiv, aber keiner ein Rowdy.
Frauen und Männer sind stets strikt getrennt.
Die Vergewaltiger sehen alle aus wie Milchbubis, die noch bei Mutti wohnen.
Anders in der Jugendstrafanstalt, dort würde dein Text eher passen, zumeist leider, sehr objektiv geschildert, Jugendliche aus dem Ausland, ohne Perspektiven. Wurden kriminell angesehen und wurden es auch. Die Rückfallquote ist hier sehr hoch. Das ist ein Jammer.
Es gibt überall sehr wenig forensische Psychiater. Anders als in Deutschland, haben wir hier keinen eigenen Lehrstuhl dafür. Dafür sind das hochgradig kompetente Professoren und Professorinnen, die die Ruhe selbst sind.
Was ich meine, der Text passt für mich vorne und hinten nicht zusammen. Auch vermittelt er, dass eine Resozialisierung gar nicht möglich ist, was schlichtweg nicht stimmt. In meinem Haus wohnt ein Mann mit Hund, der hat vor 30 Jahren seine Lebensgefährtin erschlagen. Er lebt ruhig und zurückgezogen, grüßt immer freundlich. Natürlich, man ist nur Mensch, ist mir mulmig, aber der ist friedlich. Oft, wer so große Sprüche klopft, ist nur ein Maulheld. Ich finde, der Mensch hat eine zweite Chance verdient und sollte nicht pauschal abgeurteilt werden. Im Grunde, Saira, verdient alles eine Einzelfallbetrachtung.
LG Cori
Liebe Cori,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Es ist spürbar, wie viel eigene Erfahrung und echtes Nachdenken in deinen Worten steckt - das schätze ich sehr. Gerade weil du so nah dran warst und bist, sind deine Einblicke besonders wertvoll.
Du hast völlig recht: Die Realität in den Justizvollzugsanstalten ist oft viel unspektakulärer, als es Klischees und Medienbilder vermitteln. Die meisten Menschen, die dort einsitzen, sind keine „Filmproleten“, sondern, wie du schreibst, ganz normale Leute, die aus unterschiedlichsten Gründen an einen Punkt gekommen sind, an dem sie eine Grenze überschritten haben. Dass viele Taten im Rausch oder aus Verzweiflung geschehen, wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft ausgeblendet.
Du sprichst auch einen Punkt an, der mir sehr am Herzen liegt: die fehlenden Perspektiven, gerade bei Jugendlichen. Es ist ein gesellschaftliches Versagen, wenn junge Menschen so wenig Chancen bekommen, dass sie in die Kriminalität abrutschen - und dann auch noch stigmatisiert werden. Die hohe Rückfallquote ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem. Hier fehlt es an Prävention, an sozialer Unterstützung, an echter Integration und an einer Justiz, die nicht nur bestraft, sondern auch heilt und aufbaut.
Dass es in Österreich zu wenig forensische Psychiaterinnen gibt und keinen eigenen Lehrstuhl dafür, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig wir als Gesellschaft bereit sind, in die Resozialisierung und Betreuung von Straftäterinnen zu investieren.
Du hast auch völlig recht, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Pauschale Urteile helfen niemandem weiter - weder den Betroffenen noch der Gesellschaft. Es braucht Einzelfallbetrachtungen, Empathie und die Bereitschaft, hinter die Fassade zu schauen. Dass du das tust, zeigt, wie wichtig solche Stimmen wie deine sind.
In meiner Satire arbeite ich bewusst mit Überzeichnung und Überspitzung: Die Charaktere zeichne ich klischeehaft und extrem, ihre Aussagen sind drastisch und teils grotesk gewalttätig. Durch diese Übertreibung betone ich die Absurdität der dargestellten Situation und mache die Künstlichkeit des Settings deutlich. Ironie und schwarzer Humor durchziehen meinen Text: Die eigentlich therapeutische Gruppensituation verkehre ich ins Gegenteil - anstatt zur Reflexion zu dienen, wird sie für die Insassen zur Bühne, auf der sie ihre Gewaltbereitschaft zur Schau stellen. Die Ironie kulminiert darin, dass der Psychologe, der eigentlich helfen soll, am Ende selbst zum Opfer wird.
Ich setze einen starken Kontrast zwischen der bürgerlich-therapeutischen Sprache des Psychologen („Ihre Reaktionen sind entscheidend für Ihre mögliche Entlassung“) und den rohen, zynischen Antworten der Insassen. Dieser Gegensatz unterstreicht für mich die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Resozialisierungsprozess.
Symbolisch aufgeladene Elemente wie Stuhlkreis, Flipchart und Klemmbrett - Sinnbilder für Kontrolle und Resozialisierung - führe ich durch das Verhalten der Insassen ad absurdum. Die Metapher der „nächsten Halbzeit“ steht in meinem Text einerseits für die nächste Gelegenheit zur Gewalt, andererseits für die Aussichtslosigkeit echter Veränderung.
Ich spiele mit den Erwartungen an Resozialisierung und Therapie im Strafvollzug und führe diese ins Lächerliche. Die Insassen sind in meiner Darstellung nicht an Besserung interessiert, sondern nutzen die Situation, um ihre Gewaltbereitschaft zu demonstrieren. Der Psychologe, der eigentlich helfen soll, wird zum hilflosen Opfer. Die bitterböse Pointe, dass das Experiment ein „voller Erfolg“ war, entlarve ich als zynisch: Erfolg bedeutet hier nicht Besserung, sondern die Bestätigung der Hoffnungslosigkeit.
Mit meiner Satire kritisiere ich auf mehreren Ebenen:
- Ich stelle infrage, ob Resozialisierung in einem solchen Setting überhaupt möglich ist oder ob sie nicht vielmehr eine Illusion bleibt.
- Der Psychologe steht für mich stellvertretend für ein System, das mit den realen Problemen überfordert ist und letztlich selbst zum Opfer wird.
- Ich zeige, dass die Insassen so sehr in ihrer Gewaltkultur gefangen sind, dass selbst harmlose Situationen sofort eskalieren.
Meine Satire ist bewusst provokant und nutzt Übertreibung, Ironie und schwarzen Humor, um die Absurdität und Hoffnungslosigkeit von Resozialisierungsversuchen in einem gewaltgeprägten Milieu schonungslos offenzulegen. Sie regt zum Nachdenken an, schockiert und hält der Gesellschaft einen Spiegel vor: Wie realistisch sind unsere Erwartungen an Besserung? Wie hilflos sind unsere Institutionen? Und was passiert, wenn die Rollen sich umkehren?
Liebe Grüße
Saira
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Es ist spürbar, wie viel eigene Erfahrung und echtes Nachdenken in deinen Worten steckt - das schätze ich sehr. Gerade weil du so nah dran warst und bist, sind deine Einblicke besonders wertvoll.
Du hast völlig recht: Die Realität in den Justizvollzugsanstalten ist oft viel unspektakulärer, als es Klischees und Medienbilder vermitteln. Die meisten Menschen, die dort einsitzen, sind keine „Filmproleten“, sondern, wie du schreibst, ganz normale Leute, die aus unterschiedlichsten Gründen an einen Punkt gekommen sind, an dem sie eine Grenze überschritten haben. Dass viele Taten im Rausch oder aus Verzweiflung geschehen, wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft ausgeblendet.
Du sprichst auch einen Punkt an, der mir sehr am Herzen liegt: die fehlenden Perspektiven, gerade bei Jugendlichen. Es ist ein gesellschaftliches Versagen, wenn junge Menschen so wenig Chancen bekommen, dass sie in die Kriminalität abrutschen - und dann auch noch stigmatisiert werden. Die hohe Rückfallquote ist kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem. Hier fehlt es an Prävention, an sozialer Unterstützung, an echter Integration und an einer Justiz, die nicht nur bestraft, sondern auch heilt und aufbaut.
Dass es in Österreich zu wenig forensische Psychiaterinnen gibt und keinen eigenen Lehrstuhl dafür, ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig wir als Gesellschaft bereit sind, in die Resozialisierung und Betreuung von Straftäterinnen zu investieren.
Du hast auch völlig recht, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Pauschale Urteile helfen niemandem weiter - weder den Betroffenen noch der Gesellschaft. Es braucht Einzelfallbetrachtungen, Empathie und die Bereitschaft, hinter die Fassade zu schauen. Dass du das tust, zeigt, wie wichtig solche Stimmen wie deine sind.
In meiner Satire arbeite ich bewusst mit Überzeichnung und Überspitzung: Die Charaktere zeichne ich klischeehaft und extrem, ihre Aussagen sind drastisch und teils grotesk gewalttätig. Durch diese Übertreibung betone ich die Absurdität der dargestellten Situation und mache die Künstlichkeit des Settings deutlich. Ironie und schwarzer Humor durchziehen meinen Text: Die eigentlich therapeutische Gruppensituation verkehre ich ins Gegenteil - anstatt zur Reflexion zu dienen, wird sie für die Insassen zur Bühne, auf der sie ihre Gewaltbereitschaft zur Schau stellen. Die Ironie kulminiert darin, dass der Psychologe, der eigentlich helfen soll, am Ende selbst zum Opfer wird.
Ich setze einen starken Kontrast zwischen der bürgerlich-therapeutischen Sprache des Psychologen („Ihre Reaktionen sind entscheidend für Ihre mögliche Entlassung“) und den rohen, zynischen Antworten der Insassen. Dieser Gegensatz unterstreicht für mich die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Resozialisierungsprozess.
Symbolisch aufgeladene Elemente wie Stuhlkreis, Flipchart und Klemmbrett - Sinnbilder für Kontrolle und Resozialisierung - führe ich durch das Verhalten der Insassen ad absurdum. Die Metapher der „nächsten Halbzeit“ steht in meinem Text einerseits für die nächste Gelegenheit zur Gewalt, andererseits für die Aussichtslosigkeit echter Veränderung.
Ich spiele mit den Erwartungen an Resozialisierung und Therapie im Strafvollzug und führe diese ins Lächerliche. Die Insassen sind in meiner Darstellung nicht an Besserung interessiert, sondern nutzen die Situation, um ihre Gewaltbereitschaft zu demonstrieren. Der Psychologe, der eigentlich helfen soll, wird zum hilflosen Opfer. Die bitterböse Pointe, dass das Experiment ein „voller Erfolg“ war, entlarve ich als zynisch: Erfolg bedeutet hier nicht Besserung, sondern die Bestätigung der Hoffnungslosigkeit.
Mit meiner Satire kritisiere ich auf mehreren Ebenen:
- Ich stelle infrage, ob Resozialisierung in einem solchen Setting überhaupt möglich ist oder ob sie nicht vielmehr eine Illusion bleibt.
- Der Psychologe steht für mich stellvertretend für ein System, das mit den realen Problemen überfordert ist und letztlich selbst zum Opfer wird.
- Ich zeige, dass die Insassen so sehr in ihrer Gewaltkultur gefangen sind, dass selbst harmlose Situationen sofort eskalieren.
Meine Satire ist bewusst provokant und nutzt Übertreibung, Ironie und schwarzen Humor, um die Absurdität und Hoffnungslosigkeit von Resozialisierungsversuchen in einem gewaltgeprägten Milieu schonungslos offenzulegen. Sie regt zum Nachdenken an, schockiert und hält der Gesellschaft einen Spiegel vor: Wie realistisch sind unsere Erwartungen an Besserung? Wie hilflos sind unsere Institutionen? Und was passiert, wenn die Rollen sich umkehren?
Liebe Grüße
Saira
Liebe Saira!
Vermutlich, weil ich die Menschen gesehen und gesprochen habe, kann ich nichts damit anfangen. Meiner Ansicht nach verstärken die Zeilen nur das Klischeebild, das manche LeserInnen vom Häfn haben. Wo ich dir allerdings zustimme, das ist bei der Resozialisierungsohnmacht. Die Gelder fehlen zumeist, um anständige Therapien zu bezahlen.
In Österreich haben wir das Rechtsinstitut der Diversion, die bei Straftaten bis zu drei Jahren möglich ist. Was bedeutet, der mutmaßliche Täter sieht die Tat ein, im Gegenzug kommt er nicht ins Gefängnis. Zumeist sind Ersatzleistungen im Spiel, wie gemeinnützige Arbeit. Das kommt dann auch nicht in den Strafregisterauszug, somit unbescholten. Kein Urteil, das macht die Staatsanwaltschaft.
Ich denke, das ist die beste Form der Resozialisierung: Der Mensch muss sich selbst in den Griff kriegen. Alles, was Zwang ist, will keiner.
Meiner Ansicht nach ist das Thema zu heikel, um tri tra trallala - Kommentare darunter zu setzen, hier geht es nämlich mitunter um die Komplettzerstörung ganzer Leben, der Selbst- und Fremdzerstörung. Ja, das Thema ist zu heikel für eine Satire.
Aber du weißt, dass ich es aus der beruflichen Sicht betrachte.
Vermutlich, weil ich die Menschen gesehen und gesprochen habe, kann ich nichts damit anfangen. Meiner Ansicht nach verstärken die Zeilen nur das Klischeebild, das manche LeserInnen vom Häfn haben. Wo ich dir allerdings zustimme, das ist bei der Resozialisierungsohnmacht. Die Gelder fehlen zumeist, um anständige Therapien zu bezahlen.
In Österreich haben wir das Rechtsinstitut der Diversion, die bei Straftaten bis zu drei Jahren möglich ist. Was bedeutet, der mutmaßliche Täter sieht die Tat ein, im Gegenzug kommt er nicht ins Gefängnis. Zumeist sind Ersatzleistungen im Spiel, wie gemeinnützige Arbeit. Das kommt dann auch nicht in den Strafregisterauszug, somit unbescholten. Kein Urteil, das macht die Staatsanwaltschaft.
Ich denke, das ist die beste Form der Resozialisierung: Der Mensch muss sich selbst in den Griff kriegen. Alles, was Zwang ist, will keiner.
Meiner Ansicht nach ist das Thema zu heikel, um tri tra trallala - Kommentare darunter zu setzen, hier geht es nämlich mitunter um die Komplettzerstörung ganzer Leben, der Selbst- und Fremdzerstörung. Ja, das Thema ist zu heikel für eine Satire.
Aber du weißt, dass ich es aus der beruflichen Sicht betrachte.
eine Satire, die gelungen darstellt, wie Menschen sich darstellen, wie sie wirklich sind und wie hoch die Hürden sind, über seinen eigenen Tellerrand hinauszusehen.
Dass es in einer Strafvollzugsanstalt spielt, ist eher das Pikante, weil man ja dort genau die Reaktionen erwartet, die erfolgen. Betitelt ist das Ganze als "Experiment".
Ich sehe es durchaus über eine Strafvollzuganstalt hinausgehend und das macht es satirisch. Die Schlüsselfigur ist der Psychologe:
"der Psychologe steht für mich stellvertretend für ein System, das mit den realen Problemen überfordert ist und letztlich selbst zum Opfer wird."
lG von M.
Dass es in einer Strafvollzugsanstalt spielt, ist eher das Pikante, weil man ja dort genau die Reaktionen erwartet, die erfolgen. Betitelt ist das Ganze als "Experiment".
Ich sehe es durchaus über eine Strafvollzuganstalt hinausgehend und das macht es satirisch. Die Schlüsselfigur ist der Psychologe:
"der Psychologe steht für mich stellvertretend für ein System, das mit den realen Problemen überfordert ist und letztlich selbst zum Opfer wird."
lG von M.
Kommentar geändert am 25.06.2025 um 19:40 Uhr
Moin Moppel,
du hast gut erkannt, worum es in der Satire geht. Die Szene im Gruppenraum wirkt erstmal wie ein typisches Bild für das Thema Gewalt, aber wie du sagst, steckt dahinter noch mehr. Das „Experiment“ zeigt ja nicht nur, was im Gefängnis passiert, sondern sagt auch viel über unsere Gesellschaft aus.
Die Figuren sind zwar im Knast, aber ihr Verhalten und wie sie miteinander umgehen, kann man auch als Spiegel für das sehen, was draußen passiert. Genau das ist ja das Ziel von Satire: Sie übertreibt, damit wir das Grundsätzliche besser erkennen.
Ich finde es auch super, dass du den Psychologen als Schlüsselfigur siehst. Deine Idee, dass er für ein überfordertes System steht, das am Ende selbst nicht mehr klarkommt, trifft genau das, was ich zeigen wollte. Er ist nicht nur Zuschauer, sondern wird selbst zum Opfer der Situation. Seine Unsicherheit und sein Verhalten zeigen, dass er eigentlich gar nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Am Ende sitzt er „auf der falschen Seite“. Das steht für alle, die glauben, sie hätten alles im Griff, aber dann von der Realität überrascht werden.
Dein Hinweis, dass es schwer ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen, gefällt mir besonders. Genau das ist ja oft das Problem: Die Insassen und auch der Psychologe stecken in ihren Rollen fest. Die Satire will zeigen, wie schnell wir andere in Schubladen stecken und wie schnell sich die Rollen auch mal umdrehen können.
Danke für dein tolles Feedback! Es freut mich, dass du den Text nicht nur als Provokation, sondern auch als Anstoß zum Nachdenken siehst. Schön, dass das so bei dir angekommen ist.
LG
Saira
du hast gut erkannt, worum es in der Satire geht. Die Szene im Gruppenraum wirkt erstmal wie ein typisches Bild für das Thema Gewalt, aber wie du sagst, steckt dahinter noch mehr. Das „Experiment“ zeigt ja nicht nur, was im Gefängnis passiert, sondern sagt auch viel über unsere Gesellschaft aus.
Die Figuren sind zwar im Knast, aber ihr Verhalten und wie sie miteinander umgehen, kann man auch als Spiegel für das sehen, was draußen passiert. Genau das ist ja das Ziel von Satire: Sie übertreibt, damit wir das Grundsätzliche besser erkennen.
Ich finde es auch super, dass du den Psychologen als Schlüsselfigur siehst. Deine Idee, dass er für ein überfordertes System steht, das am Ende selbst nicht mehr klarkommt, trifft genau das, was ich zeigen wollte. Er ist nicht nur Zuschauer, sondern wird selbst zum Opfer der Situation. Seine Unsicherheit und sein Verhalten zeigen, dass er eigentlich gar nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Am Ende sitzt er „auf der falschen Seite“. Das steht für alle, die glauben, sie hätten alles im Griff, aber dann von der Realität überrascht werden.
Dein Hinweis, dass es schwer ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen, gefällt mir besonders. Genau das ist ja oft das Problem: Die Insassen und auch der Psychologe stecken in ihren Rollen fest. Die Satire will zeigen, wie schnell wir andere in Schubladen stecken und wie schnell sich die Rollen auch mal umdrehen können.
Danke für dein tolles Feedback! Es freut mich, dass du den Text nicht nur als Provokation, sondern auch als Anstoß zum Nachdenken siehst. Schön, dass das so bei dir angekommen ist.
LG
Saira
Liebe Sigi,
herzlichen Dank für den interessanten Einblick in den Alltag unser lieben Einsitzenden. Von mir noch einige Fakten zum Thema Strafvollzug, die für die Leser von Interesse sein könnten.
Per Gesetz wurden alle Zuchthäuser zum 1.4.1970 (kein Aprilscherz) geschlossen, was aber nicht heißt, das sie verschwanden.
Die Berüchtigsten ihrer Art wurden veräußert und von den neuen Besitzern als "Adventure-Resorts" weiter betrieben. Gäste, die den besonderen Urlaubskick suchen, können hier das Passende finden.
Die Angebote umfassen Vollpension nach dem Verpflegungsplan der sechziger Jahre, tägliches Steineklopfen ohne Helm und Schutzkleidungund, eine Stunde Kreislaufen im Hof (wahlweise rechts oder linksrum).
Für die Zellenwahl liegt ein breit gefächertes Angebot vor, z.B. "Drei Nächte auf der Pritsche eines Lebenslänglichen", "Zellenfenster ohne Aussicht" oder "Ruhe finden beim Studium der Wandinschriften" .
Mein Rat, auch hier Preise vergleichen, Buchungsmöglichkeiten seriöser Anbieter findet man im Darknet.
Herzliche Grüße
TT
herzlichen Dank für den interessanten Einblick in den Alltag unser lieben Einsitzenden. Von mir noch einige Fakten zum Thema Strafvollzug, die für die Leser von Interesse sein könnten.
Per Gesetz wurden alle Zuchthäuser zum 1.4.1970 (kein Aprilscherz) geschlossen, was aber nicht heißt, das sie verschwanden.
Die Berüchtigsten ihrer Art wurden veräußert und von den neuen Besitzern als "Adventure-Resorts" weiter betrieben. Gäste, die den besonderen Urlaubskick suchen, können hier das Passende finden.
Die Angebote umfassen Vollpension nach dem Verpflegungsplan der sechziger Jahre, tägliches Steineklopfen ohne Helm und Schutzkleidungund, eine Stunde Kreislaufen im Hof (wahlweise rechts oder linksrum).
Für die Zellenwahl liegt ein breit gefächertes Angebot vor, z.B. "Drei Nächte auf der Pritsche eines Lebenslänglichen", "Zellenfenster ohne Aussicht" oder "Ruhe finden beim Studium der Wandinschriften" .
Mein Rat, auch hier Preise vergleichen, Buchungsmöglichkeiten seriöser Anbieter findet man im Darknet.
Herzliche Grüße
TT
Lieber Tasso,
apropos Knast-Urlaub: Ich kann aus eigener Erfahrung berichten! Mein letzter Trip führte mich ins Karosta Prison Hotel. Nach einer Nacht auf der Pritsche, Weckruf durch den „Wärter“ und einer Kostprobe der lokalen Hafenküche kann ich sagen: Ich bin jetzt offiziell Wiederholungseinsitzerin!
Es hat fast schon etwas Beruhigendes, wenn die Zellentür hinter einem ins Schloss fällt – zumindest, solange man weiß, dass sie am nächsten Morgen auch wieder aufgeht.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim nächsten Abenteuerurlaub – vielleicht diesmal im Hochsicherheitstrakt mit All-Inclusive-Fußfesseln und garantiertem Einzelzimmer!
Herzliche Grüße
Sigi

apropos Knast-Urlaub: Ich kann aus eigener Erfahrung berichten! Mein letzter Trip führte mich ins Karosta Prison Hotel. Nach einer Nacht auf der Pritsche, Weckruf durch den „Wärter“ und einer Kostprobe der lokalen Hafenküche kann ich sagen: Ich bin jetzt offiziell Wiederholungseinsitzerin!
Es hat fast schon etwas Beruhigendes, wenn die Zellentür hinter einem ins Schloss fällt – zumindest, solange man weiß, dass sie am nächsten Morgen auch wieder aufgeht.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim nächsten Abenteuerurlaub – vielleicht diesmal im Hochsicherheitstrakt mit All-Inclusive-Fußfesseln und garantiertem Einzelzimmer!
Herzliche Grüße
Sigi