Assistiert

Text

von  Saudade

Der Bestsellerautor und Journalist Niki Glattauer, der Bruder des, wohl in Deutschland mehr bekannten Daniel Glattauer, ist heute Vormittag assestiert aus dem Leben geschieden. Das Wort "freiwillig" ist so eine Sache bei unheilbaren Krebs (warten oder selbst einschreiten?). Er gab vorher der Zeitung "Falter" ein Interview. Er wolle in Frieden sterben, nicht dahinsiechen. 


Ich, die negativ auf assistierten Selbstmord reagiere, vielleicht bin ich hier zu katholisch erzogen worden, versuche nun, Menschen, die dies wünschen und auch durchführen, zu verstehen, aber das Grauen überwiegt. 

Daniel schrieb, sie hätten gestern noch einen schönen Abend zusammen verbracht, heute Vormittag schied er aus dem Leben.


Einmal las ich ein Protokoll dieser letzten Momente. Ein Arzt, der dabei sein muss, verfasste es in der dritten Person. Jeder Handgriff, jeder Satz muss mitprotokolliert werden, am Schluss stand: "Der Arzt hat geweint."

Grausam. Ein kalter Schauer überkam mich nach dem Lesen. 


Es tut mir leid, rein subjektiv formuliert, ich ertrage so etwas nicht. 

Ja, ich verstehe es, aber ertragen kann ich es nicht. 



Anmerkung von Saudade:

https://wien.orf.at/stories/3320192/

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (04.09.25, 20:27)
Warum nicht wie Ludwig Hirsch (auch er ein Krebspatient) aus dem Fester gehen? Wozu benötigt man die Assistenz? Bei einem ALS- oder MS-Patienten kann ich das verstehen. Aber hier?
Der assistierte Suizid steht in der Tendenz, daraus ein Geschäftmodell zu machen.

Über Deine persönliche Berührtheit von dem Thema haben wir schonmal gesprochen; ich glaube, es war bei "Taking Oneself Off".
Nun kann ja jeder das für sich entscheiden; wer es ablehnt, muß die Phase des Dahinsiechens in Kauf nehmen.

Kommentar geändert am 04.09.2025 um 20:29 Uhr

 Saudade meinte dazu am 04.09.25 um 21:37:
Das ist gesetzlich vorgeschrieben und es muss notariell beglaubigt sein. Ein Arzt muss dabei sein. 
Du selbst nimmst dann das Medikament. 
Ja, ich fand das jetzt auch nicht prickelnd, dies medial auszubreiten.

 Graeculus antwortete darauf am 04.09.25 um 22:52:
Was meinst Du mit "das ist gesetzlich vorgeschrieben"? Was ich meinte: Das kann man doch - Ausnahmen: ALS, MS - allein tun ... wie Ludwig Hirsch.
Klar, wenn assistierter Suizid, dann mit Spezialisten; aber warum assistierter Suizid?

 Saudade schrieb daraufhin am 04.09.25 um 23:54:
Nein, EBEN NICHT. Es ist so wie ich dir schrieb. Ludwig Hirsch ist von alleine aus dem Fenster gesprungen, der hat Selbstmord begangen. Das ist gesetzlich nicht gedeckt.

 Graeculus äußerte darauf am 05.09.25 um 00:21:
Ich fürchte, wir reden aneinander vorbei.
Meine Frage richtet sich an die Menschen, die einen assistierten Suizid begehen wollen: Warum tut ihr das nicht allein, warum braucht iht dafür eine Hilfe? Ihr seid doch nicht gelähmt und könnt, wenn ihr unbedingt sterben wollt, aus dem Fenster gehen wie Ludwig Hirsch!

Vielleicht legen sie Wert auf einen angenehmen Tod, langsam einschlafen und so. Na, das muß ja banger, zur Bequemlichkeit neigender Lebensüberdruß sein. Suizid light.

 Saudade ergänzte dazu am 05.09.25 um 00:35:
Ah so. Na ja, manche wollen eben anscheinend im Kreise der Familie friedlich entschlafen.

 Graeculus meinte dazu am 05.09.25 um 00:58:
Das kann es sein. Für mich allerdings ist das eine befremdliche Vorstellung: Ich mache den Abgang, und um mich herum stehen meine weinenden Angehörigen.
"Jeder stirbt für sich allein." Selbst Katzen, so habe ich es erlebt, verkriechen sich zum Sterben.

 Saudade meinte dazu am 05.09.25 um 02:25:
Schwer unerträgliche Gedanke.
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