Tatsächlich nicht ...

Text

von  Saudade

So kann ich mich gar nicht mehr beruhigen, heule wie ein Schlosshund, auf das war ich überhaupt nicht gefasst.

Nun, nach Mitternacht dachte ich: "Heute nicht, ich geh mit dem Notebook ins Bett, bezahle einen schönen Film und mache es mir gemütlich, der Kopf braucht Ruhe." So wählte ich "Maria" aus, die Verfilmung über die letzte Woche der Maria Callas mit Angelina Jolie. Kaum erklangen die ersten Takte, sprang Mathilde zu mir ins Bett, legte sich neben mich und sah mit mir zwei Stunden den Film an. Seltsam, die Katze ist nicht sehr erpicht auf Musik, aber vermutlich gefiel ihr die Jolie und der Gesang derart gut, dass sie keine einzige Sekunde wegsah. 

Der Film endete opernmässig, sie sang noch eine Arie und starb. Diese Arie war "Casta Diva" von Bellini, eine, meiner Lieblingsarien, dazu noch Callas, und Aus war es, ich heulte derart, aber ohne Schmerz, sondern, weil es mich unendlich berührte.

Wie ich meinen Vater beneide, der sah die Callas "Live", meine Güte!

Niemand sang danach wieder so klar und vorallem weich.

Ich machte danach die Probe, so hörte ich mir "Casta Diva" mit der Gruberova an, die auch großartig war - ich hatte noch die Ehre konzertant - bemerkte, dass sie wunderschön sang, aber das Weiche in der Stimme hatte sie nicht. 

Natürlich, die Netrebko ist auch ein riesen Kaliber - auch hier hatte ich bereits ein paar Mal die Ehre - aber nein, es gibt keine Callas mehr. 

Die Mathilde mochte die Gruberova nicht so sehr, da senkte sie den Kopf und sah nicht mehr hin. 

Wer mich auch so berührte, das war die Nina Stemme in "Tristan und Isolde" in der Wiener Staatsoper. 

Nochmals, nein, eine Callas gibt es nicht mehr. 

Übrigens, großartiger Film, sehr zu empfehlen. 



Anmerkung von Saudade:

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (06.09.25, 06:41)
In der Katze Mathilde steckt eine großartige Kunstkennerin. Schön, eure Kuschelszene mit der Belcanto-Spezialistin in einer verrohten Welt.

 Saudade meinte dazu am 06.09.25 um 12:33:
Ja, die Tildi war tatsächlich hin und weg und ich auch. Die Gesichtszüge der Katze waren sehr entspannt. Normalerweise ist sie eine Fluchtkatze.

 lugarex (06.09.25, 10:32)
per Zufall gestern Gruberova gab Lucia di Lamamore im Auto: habe einhalten müssen, Gänsehaut.

 Saudade antwortete darauf am 06.09.25 um 12:35:
Ja, Danke, das ist der Unterschied für mich: Gruberova entlockt Respekt und man hört, dass sie Meisterin ihres Faches war, aber die Callas berührte die Seele.

 lugarex schrieb daraufhin am 06.09.25 um 13:21:
Ja, aber Gruberova auch und ausserdem kannte ich sie persönlich.

 Saudade äußerte darauf am 06.09.25 um 14:13:
Ah, na gut. Dennoch, rein subjektiv, Callas war die Beste.

 Pearl (06.09.25, 14:15)
Die Gruberova habe ich, glaube ich, mal in der Staatsoper erlebt. Sie bekam einen Wahnsinnsapplaus.

Ich bin auch eine Maria Callas Bewundererin
Sie muss eine tiefe Seele gehabt haben, um so zu singen. Außerdem wirkt ihr Wesen und ihre Lebensgeschichte wie aus einem traurigen Märchen. Sie war die Marilyn Monroe der Opernwelt, wenn auch nicht so hell.

An meiner Zimmerwand hängt eine Postkarte von ihr, die ich mir bei der Besichtigung der Mailänder Scala besorgt habe. Den Film will ich mir auch ansehen.

Die Szene mit der Katze (und den Tränen) gibt deinem Text " Frühstück bei Tiffany" Vibes. Und passt somit hervorragend zum tragischen Glamour und Glanz der Callas.
Liebe Grüße

 Saudade ergänzte dazu am 06.09.25 um 14:32:
Vielen Dank. 
Das hohe C war der Gruberova sicher. 
Ich wusste gar nichts von der Kindheit der Callas, ich war ganz erschüttert. Jolie spielt die Callas großartig! Natürlich, Hollywoodkitsch auch, aber irgendwie auch nicht. Auf jeden Fall operngerecht. Ich habs auf Amazon gesehen, falls du es sehen willst.
Ah ja, was mir gefiel, das war der Zynismus in dem Film und die beinharte Ehrlichkeit.

Antwort geändert am 06.09.2025 um 14:34 Uhr

 Saudade meinte dazu am 06.09.25 um 14:40:
Apropos... die Angela Gheorghiu sah ich in Tosca. Sie musste eine Arie wiederholen, weil das Publikum "Zugabe" rief. Das war das erste und einzige Mal, dass ich das in der Staatsoper erlebte. Ich war hin und weg, es war unglaublich!!!!

 Saudade meinte dazu am 06.09.25 um 14:46:
Genau die Produktion sah ich!

 Pearl meinte dazu am 07.09.25 um 21:31:
Das werde ich anhören ... Danke. Diese Sängerin kenne ich noch nicht. Doch bin ich auch viel mehr mit der Popmusik verbunden als mit der Oper
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