Die Stunde war um. Noch ein letztes Gedicht – endend mit fe(r)tig gereimt auf Rettich - und die Lesung war offiziell beendet. Schlussapplaus und in die sitzende Gemeinschaft kam Bewegung.
Es bildeten sich sitzend und stehend kleine plaudernde Grüppchen, Weingläser und bauchige Bierflaschen am Mann oder an der Frau waren zu beobachten.
Während ich noch unschlüssig in der Nähe des Tisches mit den Weinflaschen stand, kam zielstrebig und mit freundlichem Lächeln ein Mann mit Pferdeschwanz-Frisur auf mich zu. Ich erwiderte seinen festen Händedruck.
„Hallo, ich bin der Tom! Und wer bist du?“ „Ich bin der Bluebird!“ „Ach du bist das! Hätte ich jetzt nicht erkannt. Dein Foto auf KV ist ein wenig verschwommen, oder?“
Da hatte er Recht. Hinzu kommt, dass mittlerweile auch 17 Jahre verstrichen sind, seit ich in Willingen neben dem riesigen Bergkreuz gestanden habe.
Tom, der Organisator und Finanzier der Veranstaltung, gab mir nun ein paar Infos, unter anderem die, dass nicht alle gekommen wären. Einige sich noch nicht einmal abgemeldet hätten.
So verschwieg ich dann mal lieber, dass ich beinahe auch zu dieser Gruppe der unabgemeldeten Säumigen gehört hätte.
Meine nachmittäglichen starken Zweifel (Herr „Lassmann“)
waren jetzt vollständig beseitigt. Ich entschied mich für den Wein - im Gegensatz zum Bier gesponsert - und fühlte mich am richtigen Ort, in diesem lichthellen, atelierartigen Raum mit großartiger Aussicht auf Hattinger Ruhrseligkeiten.