Ein angehender "Heiliger" mit menschlichen Schwächen!

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Nach seiner Rückkehr aus dem Hindu-Tempel von Felicity machte der elfjährige Rabi eine  überraschende Feststellung:
Ich merkte, dass ich wegen meiner Lehrzeit im Tempel bei den religiösen Hindus in der Achtung beträchtlich gestiegen war. Auf dem Schulweg wurde ich oft der Mittelpunkt ehrerbietiger Aufmerksamkeit.
Und dies nahm im Laufe der nächsten Jahre noch zu:
Bei religiösen Zeremonien war ich stets der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und wurde von Freunden und Verwandten bewundert.
    Dabei liebte ich es, durch die Zuschauer zu schreiten, um heiliges Wasser auf die Anwesenden zu sprengen … Ich sonnte mich in der Bewunderung der Anbetenden, die sich nach der Zeremonie vor mir niederbeugten, um ihre Opfergaben vor mir niederzulegen. ....
  Oft nahmen Menschen, die sich vor mir verneigten, einen Glanz um mich wahr und erlebten eine Art innere Erleuchtung, wenn ich sie segnend an der Stirn berührte.
Er fühlte sich seiner Vollendung, dem Ausstieg aus dem "Rad der Wiedergeburten", schon recht nahe gekommen. Aber der ganz normale Alltag mit Schule und kleineren Aufgaben im Hause holten ihn da ischnell wieder auf den Boden der irdischen Tatsachen zurück.
  Zu seinem Erstaunen und mit erheblicher Frustration stellte er immer wieder fest, dass der in der Meditation erlangte innere Friede im Alltag schnell wieder verlorenging:

Es beunruhigte mich zutiefst, dass der Zustand glückseligen Friedens, den ich in der Meditation erreicht hatte, sofort zerstört wurde, wenn meine Tante mich wegen Nachlässigkeit oder Faulheit in den Hausarbeiten tadelte.
Und dann war da noch jenes heimliche Laster, dass er - meistens unterwegs in der freien Natur - rauchte. Was auch schon zu gelegentlichen Hustenanfällen führte.
Ich wunderte mich oft, dass ich nicht die Kraft aufbrachte, damit zu brechen, obwohl mir klar war, dass ich damit meine Lungen ruinierte.
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Hatte er sich noch über den angesehenen Swami des Tempels gewundert, dass er trotz Keuschheitsgelübde heimliche Liebschaften pflegte, so war er nun mit seinen eigenen Schwächen konfrontiert. Der Weg zur Vollendung, zum Ausstieg aus dem "Rad der Wiedergeburten",  war wohl doch noch weiter als gedacht!.


Anmerkung von Bluebird:

Folge 5 des  nacherzählten Lebensweges von Rabi Maharaj ... die Zitate entstammen aus seiner Autobiografie: Der Tod eines Guru

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