Der nächtliche Eindringling

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Alle waren gegangen und ich bereitete mich gerade auf meinen Schlafsack vor, als Peter mit seinem Schäferhund vom Gassigehen zurückkam und sagte: „Hör mal, der Typ von vorhin schleicht da ums Zelt herum. Ich schätze, wir bekommen heute Nacht Besuch!“ Eine ziemlich alarmierende Nachricht, wie ich fand. Aber Peter versuchte mich zu beruhigen: „Wir sind zu zweit, was soll da schon groß passieren. Und außerdem ist ja auch noch Harjo da …“
    Aber ich war nicht beruhigt. Der Mann war mir unheimlich vorgekommen und ich war mir keineswegs sicher, ob wir wirklich mit ihm fertig werden würden. Zumal mir als Christ eh körperliche Auseinandersetzungen zuwider waren. Und ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich bereit war, für die Verteidigung von materiellen Dingen meinen Kopf hinzuhalten.
    So lagen wir beide wach in unseren Schlafsäcken und harrten der Dinge. Es mochte vielleicht zehn Minuten vergangen sein, als wir an der gegenüber liegenden Zeltwand verdächtige Geräusche vernahmen. Mir stockte der Atem. Dann wurden die Geräusche lauter und Peter sagte: „Er kommt rein!“
  Beide sprangen wir aus den Schlafsäcken, Peter lief zum Mischpult und betätigte den Lichtschalter. Und da stand der 2- Meter Hüne mit einem Motorradhelm auf dem Kopf.
    Und dann ging alles ganz schnell. Peter schnappte sich einen Mikrofonständer und ging entschlossen auf den Eindringling zu. Ich stürzte fluchtartig zum Ausgang, öffnete ihn schnell und rannte rüber zur Jugendherberge, wo rasch die Polizei angerufen wurde.

Gewiss, keine Heldentat von mir. Es war eine sekundenschnelle, impulsive Reaktion gewesen. Ohne großes Nachdenken!
    Als ich etwa fünf Minuten später hinter den herbeigeeilten Polizisten das Zelt betrat, sah ich meine schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigt. Peter und der Hüne standen friedlich beieinander und sprachen miteinander.
    Natürlich nahmen die Polizisten die Personalien des Mannes auf, ein stadtbekannter Krimineller mit mehrfachen Gefängnisaufenthalten, ließen ihn dann aber laufen. Er war schon zehn Meter entfernt, als er sich noch einmal zu Peter und mir umdrehte und lächelnd sagte: „Ich komme wieder !“
    Eine Ankündigung, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und tatsächlich machte er sein Wort wahr, aber anders als ich dachte.


Anmerkung von Bluebird:

Ort und Zeit: Verden 1988

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (25.02.20)
Der Titel würde eigentlich zu einer P18-Klassifizierung passen.
"Eh" in einem Fließtext ist sehr schnoddrig-umgangssprachlich und daher kein guter Stil. Schön, dass mal ausnahmeweise nicht dieser Dings auftaucht, wie heisst der noch gleich, der mit dem wallenden Bart, und sein Lattenjupp.

 Bluebird meinte dazu am 25.02.20:
Ja, über eine Titeländerung ließe sich durchaus nachdenken!
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