Alle 17 Textkommentare von Hamlet

21.02.24 - Kommentar zum Text  Qualia von  Terminator: "Kommentar geändert am 21.02.2024 um 12:41 Uhr Hallo Terminator, es würde einer längeren Beschäftigung mit deinem Text erfordern, um ihn im Zusammenhang klar aufzunehmen. Dennoch beziehe ich mich auf einige Stellen. Es ist freilich keine Belehrung, sondern nur mein Verständnis zu mich interessierenden Punkten. 1. Kommunikation scheitert grundsätzlich. Diese Hauptthese geht tief in die Sprachphilosophie hinein. Da diskursive Sprache sowie die Logik extensional sind, bleibt es uns im letzten Sinne immer eine Blackbox, wie unsere Aussagen aufgefasst werden. Wie du schon andeutest, ist uns nach Schulz von Thun nur die Sachebene sicher, also die sinnlich wahrnehmbaren und überprüfbaren Tatsachen.  Ist die Appell-Ebene noch relativ leicht zu deuten, wird es bei der Beziehungs- und Selbstoffenbarungsebene immer subtiler - dort, wo es zwischenmenschlich erst interessant wird. Hier kommuniziert das Tier, oder der große Schauspieler, vielleicht besser als der Intellektuell-Geistige ,  weil Gestik, Mimik und Betonung mehr als viele Worte sagen. Auf erotischer Ebene scheint diese Instinktsicherheit vom Vorteil zu sein.  Jedoch geht in dieser animalischen Kommunikation der Geist verloren, welcher (wie ich es verstehe) diskursiv-sprachlich erworben und kommuniziert wird. Wie ich meine, suchst du aber die seelisch-geistige Verständigung und klagst darüber, dass man sich quantitativ, aber nicht immer (oder fast nie) qualitativ versteht. Gut befreundete Menschen aus der Pop-Kultur scheinen sich weniger einsam zu fühlen, insofern sie das Gleiche mögen, was sie gestisch und mimisch zum Ausdruck bringen, wenn sie sich über dasselbe empören oder darüber lachen. Aber vielleicht sind es, wie du es formulierst "Kommunikations-Idioten", die gar nicht auf die Idee kommen, sich miss zu verstehen. Wie steht es mit den Künsten? Sie haben doch auch die Funktion, inneres Schauen in die Welt zu projizieren. Wenn Werther im Brief vom 10. Mai darüber klagt, seine Wonne nicht in Worten ausdrücken zu können, leidet er über Ähnliches: "Ach, könntest du das wieder ausdrücken, könntest du dem Papier das einhauchen, was so voll, so warm in dir lebt, dass es würde der Spiegel deiner Seele [...]."  2. Ist die Annahme, dass eins und dasselbe Qualium von zwei Subjekten als identisch erfahren werden kann, die intuitive Voraussetzung für Kommunikation? Würden wir ohne diese Grundannahme überhaupt kommunizieren wollen?  Gute Fragen. Zu letzterer lässt sich verstehen, dass man keinen Bock mehr hat, mit gewissen Leuten zu sprechen, was jeder irgendwie kennt. 3. Leider ist jedes manifeste Liebesgeständnis ein Herunterbrechen dessen, was gemeint ist Siehe meine Ausführung zu Goethes "Werther". Vielleicht sind Sänger und Tänzer im Vorteil. Aber das geht auch wieder nur auf das Erotische. Aber vielleicht ist es das, was die Welt im Inneren zusammenhält (Goethe, auch G. Bataille).  4. Die Preisgabe des heiligen Qualiums wird erlebt als Sünde, die die höchste Strafe fordert. Das Scheitern der (höheren) Kommunikation wird als das Scheitern des (höheren) Selbst erlebt Je mehr du dich selbst erkennst, desto besser wirst du dein Qualium vermitteln können, und du nicht als Maler oder als ein Beethoven, sondern als Schriftsteller, wo dich auch höchstens Lesegebildete annähernd verstehen können, wenn sie mit dir eine Ähnlichkeit haben. Ich komme zum vorläufigen Schluss: Je animalischer und erotischer die Kommunikation läuft, desto klarer ist wahrscheinlich die Übereinstimmung. Einige kommen zu dem Schluss, dass sie sich mit einigen auch nur dort verstehen wollen und sich für das (ich nenne es hier) Geistig-Seelische durch Bücher mit unsterblichen Geistesgrößen unterhalten.  5. Was mein Traummädchen mir im Traum gezeigt hat, halte ich daher für grundsätzlich möglich, egal ob die Begegnung in einem Traum, in der (besser: einer) Realität oder einer Simulation stattfindet. Schon möglich. Du bleibst aber in dir gefangen. Naja, vielleicht bleibt auch der echte Mystiker nur in sich. Nur wenn sein Mikrokosmos den Makrokosmos implizieren würde, wäre das egal. Kommentar geändert am 21.02.2024 um 13:05 Uhr"

21.02.24 - Kommentar zum Text  Hochadler von  Terminator: "Unterschiedliche Menschen lassen sich ganz fabelhaft an Tieren unterscheiden, insofern sie völlig verschiedene Fähigkeiten und Bedürfnisse haben - wenngleich das abstrakteste Bedürfnis wieder bei allen gleich ist, was aber so abstrakt ist, dass damit nicht gearbeitet werden kann, wie etwa: dass alle glücklich sein wollen. Missverständnisse kommen sehr stark durch physiologische Grundstimmungen zustande, woraus der Maulwurf anders als der Adler fühlt."

14.03.23 - Kommentar zum Text  XII. Das Gewissen von  Terminator: "Tolle Metapher: In den Seelenkellern der Missratenen stapeln sich gegessene Kuchen. Interessante Rechtfertigung: Sie haben ihm bereits durch dieses Herunterziehen Gewalt angetan, und so kann er ihnen gegenüber nicht mehr schuldig werden.  Kommentar geändert am 14.03.2023 um 21:29 Uhr Kommentar geändert am 14.03.2023 um 21:30 Uhr Kommentar geändert am 14.03.2023 um 21:31 Uhr"

14.03.23 - Kommentar zum Text  XI. Gut und Böse von  Terminator: "Da hast Du ein gutes Kriterium gefunden, dass Würde an der Form gemessen wird. Daran kann ich prüfen, wann ich immer mal wieder meine Würde verloren habe, kann sie daran aber auch wieder herstellen. Mein Lieblingszitat aus deinem Text: Das Bestehen auf seiner Würde ist Ehre. Mehr Würde bedeutet mehr Form: der Würdigere muss sich mehr in Form halten, das Leben des Würdigsten gleicht einem Ritual ohne Willkür, ohne falsche Bewegung."

14.03.23 - Kommentar zum Text  X. Die Raubtiere von  Terminator: "Ein Schlüsselsatz für mich ist dieser: Eine dekadente Gesellschaft hat keine geistig-moralische Autorität, um den Starken etwas zu verbieten.  So wachsen auch mafiöse Strukturen, so haben viele Schüler keinen Respekt mehr vor dem Lehrer usw. -."

14.03.23 - Kommentar zum Text  IX. Der Stutenkult von  Terminator: "Diese Erkenntnis sollte sich tatsächlich bewusst gemacht werden, dass die Möglichkeit des Stutenkults überhaupt erst herbeischmarotzt wird: Die Wirtschaft, die Naturwissenschaft und die Technologie, wo die Wohlgeratenen immer noch das Sagen haben, sorgen mit ihren Leistungen dafür, dass dieses Kranken- und Irrenhaus, das wir Gesellschaft nennen, weiterhin bestehen kann."

14.03.23 - Kommentar zum Text  VIII. Der Ochsenkult von  Terminator: "Interessante Kritik an der Instrumentalisierung Nietzsches durch die Nazis und des immer geistloser werdenden Vitalismus'. Interessant auch der Beweis, dass durch die Entdeckung der Kernspaltung schließlich doch das Geistige stärker als das bloß Vitale herrsche - wenn ich es beim einmaligen Lesen richtig erfasst habe."

14.03.23 - Kommentar zum Text  VII. Die Vortrefflichen von  Terminator: "Um nur eine treffliche Metapher zu loben bezüglich dessen, dass nicht nur die Löwen unter den Menschen zu den Wohlgeratenen gehören: Wenn der Ochse kein Löwe sein will, ist er kein gemeiner Ochse mehr, sondern ein respektabler Stier."

14.03.23 - Kommentar zum Text  VI. Die Selbstprüfung von  Terminator: "Ich lobe diese schonungslose Ehrlichkeit (à la Nietzsche), die so konsequent ist, dass sie sich notfalls sogar gegen sich selbst richtet. Das ist nur verständlich, wenn man die  Wahrheit und Wahrhaftigkeit als höchste Werte hegt und hoffen darf, wenigstens noch darüber irgendwie aufzusteigen - wenigstens im Erlangen der Weisheit, Weisheit nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel zu irgendeinem Omega-Punkt, der ein positives oder negatives Glück bedeutet."

14.03.23 - Kommentar zum Text  IV. Die Nihilisten von  Terminator: "Schöner, antithetischer Text, wobei klar ist, dass Du also Aphoristiker die Begriffe Nihilist und Missratener in einer bestimmten Weise voraussetzt, die sich aus dem Zusammenhang klärt.  Unter anderem hat mir folgender Satz zugesagt: Denkt der Missratene, zu viel gelitten zu haben, so will er lieber noch weiter leiden, als die Verlustrechnung zu akzeptieren und das Geschäft des Lebens abzuschließen. Seine Lebenslüge ist die ausgleichende Gerechtigkeit, die aus göttlichem Mitleid resultiert. Gleichwohl besteht natürlich die Möglichkeit, dass die Lebenslüge (der ausgleichenden Gerechtigkeit) eine metaphysische Wahrheit sein könnte."

05.03.23 - Kommentar zum Text  II. Die Wohlgeratenen von  Terminator: "Interessante, vor allem originelle Gedanken. Etwas unklar ist mir zurzeit noch: Der Priester, der zwischen den Fronten steht, ist eine Verlegenheitsfigur, die aus dem Unverständnis des Apollinischen entstanden ist. Ich weiß nicht, ob Nietzsche das Apollinische wirklich verkannt habe, zumal wir den Begriff besonders  aus seinem Frühwerk (Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik) kennen.  Ich stimme aber zu, dass er den Priester einseitig dekonstruiert, insofern er durch geistige List mit den Wohlgeratenen um die Führung der sogenannten Missratenen konkurriert. Davon mag es einige geben. Wahrscheinlich nicht alle. Oder doch alle? Dann aber unbewusst?  Jeder lebe unbewusst den Willen zur Macht nach seiner Möglichkeit aus. Die mächtigste Waffe des Priesters sei die geistige List: Gott und Schuldbewusstsein zu erfinden, das Ressentiment der Missratenen umzulenken, nämlich auf sie selber als Sünder usw., sodass sie sich geistige Führer suchen würden. Wird der spätmittelalterliche Investiturstreit (Papst-Kaiser) bedacht, wird der Aspekt des Willens zur Macht plausibel. Andererseits sind sich viele Geistige und Mystiker dessen nicht bewusst, zumal sie wirklich an Gott geglaubt haben. Oder? Kommentar geändert am 05.03.2023 um 19:37 Uhr Kommentar geändert am 05.03.2023 um 19:38 Uhr"

05.03.23 - Kommentar zum Text  III. Die Vitalisten von  Terminator: "Interessante Nietzsche-Rezeption mit eigener Hierarchisierung und Rettungsversuch des nicht dekadenten Geistigen und schöner Chiasmus: Da das Bewusstsein der eigenen Minderwertigkeit im Leben ein Geistiges ist, wird das "starke" Leben dem "schwachen" Geist gegenübergestellt."

24.02.23 - Kommentar zum Text  Eitelkeit und Dankbarkeit von  Diogenes: "Hallo Diogenes, interessanter, hoffnungsvoller Text. Darauf werde ich mich auch mal fokussieren, wenn es willentlich möglich ist. Ich hatte die Dankbarkeit immer mit Liebe in Verbindung gebracht und über folgenden Teufelskreislauf nachgedacht: Bin ich undankbar, weil ich nicht liebe; oder kann ich nicht lieben, weil ich undankbar bin?  Jedenfalls scheint es, dass man keinen Grund zur Dankbarkeit hat, wenn man nicht liebt. Denn nur die Liebe macht dankbar, ja wann liebt man denn, wenn nicht dann, wenn man dankbar ist. Kommentar geändert am 24.02.2023 um 00:17 Uhr"

16.07.22 - Kommentar zum Text  Der apollinische Mann von  Terminator: "Wenngleich es nicht immer zutrifft, ist überall in der Natur zu beobachten, dass alles Werthafte länger in seinem organischen Wachstumsprozess braucht:  Lehm oder Gold;  Brennnesseln oder Orchideen; Ameisen oder Delphine; ein Hamburger oder ein Boeuf Bourguignon;  Revolution oder Evolution;  der phallische Mann oder der dionysische Mann(auch asketische und apollinische)."

11.02.22 - Kommentar zum Text  Dschuang Dscheck von  Terminator: "Das klingt nach Samurai-Weisheit. Ein scheinbares Paradox. Löst sich auf, wenn man einen Spatzen vor alles angsthabend ansieht: Dann muss der größte Krieger so eins mit der Natur geworden sein, dass er keine Disharmonie ausstrahlt, die zur Flucht treibt. Dadurch dass er sich in alles einfühlt, alles werden kann (wie ein Tiger sich seiner Umgebung anpasst), bezwingt er auch alles. Zwar kann er alles ergründen, ist aber darüber hinaus noch mehr, weshalb er siegt."

05.08.21 - Kommentar zum Text  Die Hündinnen von  Terminator: "Was so witzig daher kommt, ist sehr berührend, da es viele Menschen existentiell trifft. Merkwürdig ist, dass manche Hündinnin von vielen Tieren begehrt werden, obwohl sich die attraktive Hündin nur auf den Alpha-Hund einlässt. Warum suchen manche Katzen irrigerweise bei verschiedenen Tieren, während die vielen Tiere jeweils instinktsicher nur ihre Art akzeptieren?"

05.08.21 - Kommentar zum Text  unruhige seele von  Perry: "Hallo Perry, schönes, vom Inhalt romantisches Gedicht, ohne Reim, aber sehr rhythmisch! Aber warum wird wieder mal die Rechtschreibung und Interpunktion (wie es so viele machen, obwohl die Nachkriegszeit schon so lange vorbei ist) vernachlässigt? Soll es Freiheit sein, die Du dem Leser geben magst? Ich finde, dass das lyrische Ich seinen Ton besonders durch Interpunktion klarer vorgeben sollte, d. h. auch ein wenig, seine Stimme nicht zu verstecken. Oder? Die Seele "hofft [...] geborgen zu werden": Ich verstehe, dass ihre Bedürfnisse verdrängt worden waren und sich das lyrische Ich nun darum kümmern wolle."

Diese Liste umfasst nur eigenständige Textkommentare von Hamlet. Threads, in denen sich Hamlet an der Diskussion zu Textkommentaren anderer Leser mit Antworten bzw. Beiträgen beteiligt hat, findest Du  hier.

 
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