Alle 481 Texte von Peer

Der 30'ger ist ein stilles Fest, weil er uns innehalten läßt. Man schaut zurück, woher man kam, sinnt auf die Wege, die man nahm. Genießt den Ausblick und vergleicht, was andere, was man selbst erreicht. Der Gipfel liegt nun nicht mehr...

Goethe sah ein Blümchen stehn, wie Sternlein leuchtend, wie Äuglein schön. Schiller mit der tollen Locke hing es an die große Glocke. Heine dachte nachts an D., und mit Schlafen war's passè. Brecht sah ungeheuer oben weiß'...

Sie ist ihm durchgebrannt. Nun ringt er im Dunkel mit der Fassung.

Sie kommt aus dem, das noch nicht ist, und zieht in das, das nicht mehr ist. Doch du fühlst durch sie, dass du bist.

Ich wollte Sand in Körben tragen, den ich an fremden Ufern fand. Doch von den Himmeln brannten Fragen von künftgen und vergangnen Tagen, indes mein Sehnen schwand und schwand.

Gedanken regnen sauer auf verträumtes Grün, und beständger Schauer nagt an fremdem Blühn. Worte schlagen Schneisen durch den welken Wald, und die scharfen Eisen treffen hart und kalt. Taten legen Feuer, fressen was verblieb....

Du warst mir wie der Sonnenstrahl, der mich am Morgen wachgeküsst, und wie ein lauer Regenguss, der mich zur Sommerzeit erfrischt. Du warst das Lächeln, das mich traf, als ich mir selbst den Weg verlegt. Und du wirst letzter Lufthauch sein, der...

Von all den Jahren ist nichts geblieben, als ein paar verblasste Fetzen Erinnerung, nervös im Wind flatternd vor weißer Wand.

Ein kleines, feines Reimgedicht ist schlüssig, kurz, prägnant und schlicht wie dieses, welches du hier liest, und das mit einer Pointe ...

Vermeid' ein Jein, sprich Ja, sprich Nein. Das Jein trägt beider Leid dir ein.

Am sechsten Tage wurdest du geboren, am siebten hielt die Welt den Atem inne, am achten ging die Unschuld dir verloren, am neunten schoß dir Neid durch alle Sinne, am zehnten strömte Blut bis hin zur Zinne, am elften hast du Wolkenheim...

Auf einem kahlen Felsvorsprung wuchs eine kleine Blume, und hatte nicht viel Platz daselbst und wenig Erdenkrume. Sie träumte von dem Sonnental auf andrer Bergesseite, sah bloß, vom kalten Wind umweht, auf eine karge Weite. Da kam ein Vogel...

Wasche deine schmutzige Wäsche künftig woanders und zieh Leine! Sprach's, und gab mir einen Korb.

Wir leben Satz an Satz, nur durch einen Punkt getrennt. Ich setze ein Ausrufezeichen! Du suchst nach Worten.

Ich sah den Nächsten hart bedrängt, und wollte ihm zu Hilfe eilen. Sofort hielt mich ein Biest in Schach, und zwang mich abseits zu verweilen.

Die großen bleiben darin hängen, / wo kleine sich durch Maschen zwängen. /

Sie sind wie Feuer und Wasser. Seit er eine neue Flamme hat, kocht sie.

Wir wohnten vis a vis dem Leben, Und luden es zum Rendevouz, Und auch das Glück, das uns beschieden, Pflog mit uns eine Amour Fou. Deine Figur, \"mon cher\", berauschend, Entzogst du dich mir peu a peu. Ich wollte dir so vieles sagen. Am Ende...

Oft bleibt mir nur dein Trost, wennschon Das Wort sich längst an Mauern bricht, Führt deine Leiter Ton für Ton Mich aus der Finsternis ans Licht.

Im Wasser bist du Göttern zugeflossen. Und Wasser hat dein starker Arm zerteilt. Vom Felsen hat dein Zweifel sich ergossen, doch dreifach ist dein Strom zum Meer enteilt.

Manchmal sieht man in Containern ihn nach Wasserflaschen graben, manchmal auf der Bank am Hafen, sich am Sonnenschein erlaben. Dann träumt er von fernen Ländern, lauen Nächten, Wein und Frauen, und vergisst im Rotweindämmer all sein...

Ein Gedicht zu schreiben, ist gar eine Kunst. Der sieht durch den Nebel, jener schreibt vom Dunst.

Mit spitzer Zunge trieb man ihn, und machte ihn zur Schnecke. Er nahm es sich zu Herzen und blieb letztlich auf der Strecke.

Auch wer über das Ziel hinausschiesst, hat etwas getroffen.

Dichten tu ich, wo ich gehe, wo ich liege oder stehe. Nur im Sitzen, hin und wieder, lösen sich die dumpfen Lieder.

Mein Kreuz ist euch zu unbequem geworden. Beludet euch lieber mit hohlen Gefäßen. Doch wie wollt ihr damit einst die Kluft überwinden, wo doch das K r e u z kaum hinüberreichen wird?

Dorf Wo alles penibel parzelliert ist. Das Grün der Gärten, das Grau der Äcker, die letzte Ruhe. Wo Münzen im Brunnen vergangene Hoffnung widerspiegeln, und der Wasserstrahl das ewige Lied plätschert. Wo Stille sich wie ein Leichentuch über...

Er sitzt da. Aus Langeweile weilt er, weilt wie unter Zwang. Dreht sich manchmal ohne Eile, und fehlt eine Weile lang. Kehrt alsbald zurück ans Fenster, wo er sich bequem verschrägt, und vertreibt die Taggespenster bis die Turmuhr Abend schlägt.

Drüben, überm Berge, liegt ein stilles Land, wo die Winter milde und die Sommer lang. Drüben, überm Berge, wohnt ein Volk, das fremd, das nicht Leid noch Freude, noch ein Sehnen kennt. Übern Berg hinüber führt ein steiler Pfad, und die ihn...

ich habe dir den kleinen finger gereicht da ließest du mich im handumdrehn arm aussehn

Es wurde schon alles beschrieben, drum bleibet im Grunde nichts mehr. Doch zwischen den Seiten und Zeilen, wogt lautlos im Nichts noch ein Meer.

Zwei Knaben schrieben Klapphornverse und hatten manche Kontroverse. Doch kreuzten sie, statt ihrer Degen, nur Reime, um der Muse wegen. Zwei Knaben kreuzten um Klapphorn, den Faden hatten sie verlorn. Vier Verslein wollten sie verklappen, doch...

Ich lief an einem Haus entlang. Aus dessen offnen Fenstern drang gedämpft ein Violinenspiel. Das klang so herzzerreißend süß, wie ich es nie zuvor vernahm. So blieb ich stehn und lauschte still der unbekannten Melodie, die mich im Innersten...

An der Straße saß der Hase, Mümmelte so vor sich hin. Da kam Meister Fuchs gelaufen, wollte sich den Hasen kaufen. Das ward sein Ruin. Denn der Hase war ein alter, und so wurde es ein Kalter. Sprang er doch mit voller Tücke just in jenem...

Der Eindruck, den er hinterließ, war flüchtig und verschwand im Nu. Er hatte nur auf Sand gebaut und machte noch viel Wind dazu.

Rollt kein Kopf und spritzt kein Blut, schäumt es nicht vor blanker Wut oder duselt vor Gefühlen, kann es keines Mütchen kühlen, bricht es nicht Tabus wie Worte, fehlen deinem Werk die Morde, wird\'s als Leser nur die blinden, unbedarften...

Du blauer Schmetterling / hast mich so sanft umschwebt, / und in mir jenen Traum / vom guten Gott belebt. /

Nähmst alles Sehnen, all das dich getrieben du mit hinüber, in ein neues Leben. Und wär es sichtbar, weil dort Blicke freier. Müsst' du dich schämen? Gäbest du dich scheuer? Was, wenn du miedest hier schon allen Schein. Wie viel...

Heute morgen hat er vor meinem Fenster einen gezwitschert, mich beim Blick hinaus mit rotem Kopf begrüßt, irgendwann die Gardinen vorgezogen und sich hinterm Schuppen schlafen gelegt.

Ein Gedichtlein wollt ich schreiben und fuhr auf den See hinaus, ein paar Wörtlein einzufangen, kam mit kargem Fang nach Haus. Braute draus dies Wörtersüppchen, hoffend, dass es mundet euch, und vergaß bei aller Eile: Wie hieß denn der See...

Sei nicht irdener als Erde oder luftiger als Luft. Sei nur Spur die stetig wechselnd, und so flüchtig wie ein Duft. Sei nicht nasser als das Wasser, auch nicht lichter als das Licht. Sei nur Tropfen, der verdunstet, oder Strahl, der darin...

Es jagen vier Knappen mit Mänteln und Kappen auf schäumenden Rappen ein Grüppchen von Trappen. Da geht einem Knappen der Gaul durch die Lappen, und hinterher schlappend denkt er sich: Shit happened!

Seit der Bogen überspannt, reicht sein Pfeil nicht mehr ins Ziel. Fällt zuvor auf Niemandsland und bleibt ungezähltes Spiel.

Berlin hat ein berühmtes Tor und Hamburg seine Elphi. In München schießt man auf der Wiesn, in Köln vorm Dom ein Selfie. Frankfurt hat einen Römer gar und Stuttgart Bahnhofswehen, doch zählt dies nichts seitdem ich jüngst ein Himmelreich...

Der gäb sein Leben für sie hin, Der andre lässt sie wieder fahren. Und was dem einen frühe klar, dämmert dem andern erst nach Jahren.

Du kleines Blatt dort unterm Baum, du lebtest deinen Sommertraum. Bis man dich schnöde fallen ließ aus deinem lichten Paradies. Nun liegst du blass und welk am Grund und fühlst dich matt und dabei wund. Ergib dich willig deinem Schlaf, und...

Ein Blauwal schwamm einsam und stumm im stillen Ozean herum. Der Himmel blau, das Wasser blau, sah man ihn nur recht ungenau. Und wer ihn sah, der fragte sich: War er es, oder war er’s nicht? So schwamm er und verschwamm im Licht, in der...

Wenn die Sonne kurz nach Mittag hinterm Grat entflieht, und in Lärchenzweigen bange Wehmut schaukelt, wenn der Rauch in Schwaden abends über Dächer zieht, hat dein Herz dir längstens Sommer vorgegaukelt. Eng und einsam wird es jetzt um...

Wenn alles Grün der Welt verblasste, und Wies' und Wälder farblos stünden - Wo fänd' dein Sehnen Heimat noch? Und worauf wollte Morgen gründen?

Ein Augenwink, ein Lächeln gar, und wie verzaubert wirkt die Welt. Der Panzer bricht, verwundbar liegt sein Inneres zur Schau gestellt. Ja wollte Sie, im Augenblick gäb' er sein Leben für sie hin. Sie lächelt wissend, und ein Wunsch...