Ein paar Tage im neuen Haus ... !!

Tagebuch zum Thema Humor

von  tastifix

Unser Nachwuchs war gerade mal acht, fünf und 2xzwei Jahre alt. Mit feierlicher Miene marschierten die Vier die Treppe hoch. Schließlich sollte ihnen jetzt eine ganze Etage allein gehören und, was noch wichtiger war ... Die beiden Älteren hätten sogar jede ein eigenes Zimmer.

Auch die Jüngeren waren recht aufgekratzt. Sie schnabbelten unentwegt und standen uns überall dort im Wege herum, wo man Kleinkinder, räumt man Umzugskisten aus, eigentlich so gar nicht gebrauchen kann.

"Alexandra!", baten wir unsere Älteste und appellierten an ihr Verantwortungsgefühl. "Spielst du bitte mal mit den Kleinen. Sieh mal, wir haben noch so viel zu tun!"
Unsere Tochter dachte garantiert:
"Mama und Papa wissen, wie tüchtig ich bin. Ich bin ja auch schon groß!"

"Hört mal, ich weiß was!", hieß es dann lautstark in Richtung der Geschwister.
Vor Neugierde weit aufgerissene Kulleraugen. Schließlich hatte die große Schwester immer so tolle Einfälle.

"Kompanie, im Laufschritt marsch, alles hinter mir her nach oben!"
Dem Alter nach trippelten sie im Gänsemarsch die Treppe hoch, die Zwillinge überwanden stolz Stufe für Stufe. Wer das schaffte, war ja auch schon fast groß. Es war ein Bild für die Götter und wir bemühten uns verzweifelt, nicht loszuprusten, denn dann wäre der Nachwuchs beleidigt und der Frieden vorbei gewesen.

Wir hörten es von oben rummeln. Eindeutig genoss Alexandra ihre Rolle als Kompaniechefin und nutzte sie weidlich aus.
"Nein, wartet, der Tisch kommt hierhin, noch ein bisschen mehr zur Tür. Soo ... !"

Wir schielten um die Ecke nach oben. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die blöden Kartons liefen ja nicht weg.
"Jetzt hol`das Brett von dahinten!"
Sie hatte offensichtlich Schwester Nummer zwei auf dem Kicker und schickte sie von Pontius nach Pilatus.
"Und mach` schnell"

Nicoletta war mit hochroten Wangen zugange, die Ältere nahm sie ernst. Keuchend schleifte sie das schwere Holzbrett durch die lange Diele. Die Kleinen wollten ebenfalls zeigen, was sie konnten und hielten das Brett jeweils an einer Ecke fest. Wahrscheinlich war es aber eher umgekehrt.

"Was wihird das?", fragten sie, bewundernd zur Ältesten aufschauend.
"Passt auf! Das Brett lehnen wir an den Tisch. Dann ist das eine Rutsche. Wer rutschen will, muss vorher ein Lied singen."
"Au ja!", machten die Kleinen und sich vor Begeisterung dabei fast in die Hose.

Gleich darauf rumpelte es noch mehr. Anscheinend gar nicht mehr so froh piepte die Jüngste los. Die Zweite war so nett gewesen und hatte - solch` Brett ist schließlich schwer - ihr dieses in schwesterlicher Zärtlichkeit mal so eben auf den Fuß gestellt.

"Mensch, wie kannste denn? Das tut doch weh!", empörte sich Kompaniechefin Alexandra, angelte ihr Tempo aus der Jogginghosentasche und trocknete Katharina die Tränen.
"Abaa das is so schwer!", verteidigte sich Nicki währenddessen. Katharina beruhigte sich dann auffallend schnell. Schließlich war es die Große, die sie tröstete.

Inzwischen war die Rutsche fertig, zwar ein bisschen instabil, aber immerhin. Die Vier standen selig davor. Jetzt ging es darum: Wer durfte als Erste? Da zeigte sich Alexandras Fürsorglichkeit den Jüngsten gegenüber.
"Du, Nicki, wir machen es denen vor. Die sind ja noch so klein!"
Geschmeichelt nickte Nicoletta eifrig. Allzu oft würde ihre ältere Schwester sie bestimmt nicht zu den Großen zählen!

Alexandra stellte sich in Positur:
"Ein Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den ... "
"Donnerwetter, sie hält jeden Ton!", flüsterte ich dem Papa meiner Kinder zu.
Mittlerweile war das Lied zuende. Es folgte donnernder Applaus des Restes der Kinderschar und ein begeistertes Trampeln.

Aufgeregt saß Nicoletta dort und wartete sehnlichst auf ihr Kommando. Dies folgte auch prompt:
"So, jetzt du!"
Gespannt sah Alexandra die Jüngere an. Ob die das wohl hinkriegte?
"Irgend ´nen Lied aus dem Kindergarten!", schlug ihr die Ältere vor.

Verlegen nestelte Nicoletta an ihrem Kleid herum und drehte dessen Schleifen zu Miniwürsten. Dann glitt plötzlich ein erleichtertes Leuchten über ihr Gesicht. Sie holte laut hörbar ganz tief Luft und schmetterte los:
"Hääschen in der Gruube, sahaaß uand slieef ...!"
An jener Stelle wusste sie nicht weiter und verstummte. Vielleicht wollte sie auch das Häschen nur nicht wecken.
"Macht nix!", meinte unsere Älteste und Nicoletta durfte rutschen.

Die Kleinen hatten einen irren Spaß, klatschten wie verrückt herum, alle Ängstlichkeit war vergessen. Jetzt war die Reihe an ihnen.
"Los, Martina, du kennst doch bestimmt auch schon was."
"Waas denn ... ?"
"Na, was singt denn Mama so oft mit euch?"
Kurzes Stirnrunzeln. Dann fing Martina an:
"Häänsen kein, giang aalein in weite Wealt hihineeiin, Stoch und Huat ... "
Plötzliche Stille.
"Das war gaanz toll! Komm rutschen!"

Regelrecht kess ob dieser lobenden Worte krabbelte Martina auf den ach so hohen Tisch, guckte um Beachtung heischend ringsum, setzte sich doch wirklich hin, Alexandra hielt sie sicherheitshalber ein wenig am Hosenbein fest, damit die Kleine nicht sofort runter plumpste und ´ne halbe Minute später landete Schwester Nummer Drei mit fröhlichster Miene auf dem Po.

Jetzt wurde es spannend. Katharina stand nun im Mittelpuinkt des allgemeinen Interesses. Ihr Zwilling Martina hatte ob ihrer toll absolvierten Kür Oberwasser, strich der etwas unsicher dreinschauenden Schwester mit einem Gesicht wie vorher Alexandra aufmunternd über die Wange und meinte so nett:
"Keine Angst haben! - Guck`mal, hab` ich doch aauch nüch!"
"Genau, Katharinchen. Du singst doch so gerne. Ist doch egal, was!", gab Alexandra zu.

Katharina überlegte ganz konzentriert und bohrte sich noch konzentrierter ausgiebig in der Nase. Es hätte ja sein können, dass dann die nötige Idee schneller käme. Ihre drei Geschwister hielten den Atem an. Für einen Moment war es totenstill.

Anscheinend hatte das Nasebohren den gewünschten Erfolg gebracht. Meine Jüngste stand auf, stellte sich vor die Anderen hin und trompetete:
"Der Moand is ausgejangen, die geelben Ternlein dangen aam Hihimmel hell un daar ... !"

Draußen brannte sengend die Mittagssonne vom Himmel.

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Kommentare zu diesem Text

Symphonie (73)
(12.10.07)
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 tastifix meinte dazu am 12.10.07:
Hallo Ela!

Nein, wir waren viel zu neugierig. Es war einfach umwerfend, da
Mäuschen zu spielen!!

Dir auch liebe Freitagsgrüße und ein schönes Wochenende!

Deine Gaby
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