Punkt.

Einakter zum Thema Aufwachen

von  Isaban

Das Badezimmer schwimmt in Milchglassonne
Den Wannenrand ziert grauer Samstagsschmand
Die Morgenkippe tremelt in der Hand
Dir liegt noch Pelz von gestern auf der Zunge

Da war doch sowas wie ein Fastfood-Lächeln
Dann war da diese Laufmasche am Bein
Du ekelst dich und stellst das Denken ein
Doch lieber einen tiefen Zug auf Lunge

Die Tür geht auf - die Fremde will jetzt duschen
Sie wäscht die letzte Nacht von ihren Beinen.
Dein Mund wird Fels und bröckelt hin zum Weinen
Du würdest gerne ganz woanders sein


Anmerkung von Isaban:

Danke, Gerd, dass du diesem LI deine Stimme geliehen hast.

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Kommentare zu diesem Text


 Theseusel (28.01.08)
Es klingt wie aus einem Gullyschacht und Schwalben, die sich säubern! Fällt schwer sich den Metaphern zu "entziehen"!

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Der Gullyschacht. Jep. Bin mal gespannt, wie es klingt. Und nicht, dass du zur Einstimmung seltsame Pilze kaust, hm?

 Bergmann antwortete darauf am 29.01.08:
O Theseus! Deine kongeniale Intonation dieser isabanischen oder sabinistischen Verstragödie bringt mich (Zitat!) zum Weinen...

 Isaban schrieb daraufhin am 07.02.08:
Ach Uli, keine falsche Scham, lass ruhig alles raus, heutzutage muss sich kein Mann mehr seiner Tränen schämen. Ich lächle mal lieb und tröstlich. :-D

 Reliwette (28.01.08)
Hört sich nach einem total verkorksten Wochende an. Zyniker könnten meinen: "Nach der Wahlnacht - die Prozente sind verteilt" - wäre da nicht diese Laufmasche am Bein....
Schmand am Badewannenrand? Man soll auch das Bier woanders kaltstellen- oder?
Herzliche Grüße aus Ossiländ!
Der Meermann

 Isaban äußerte darauf am 28.01.08:
Stümmt, Meermann, mindestens nach einem verkorksten Wochenende.
Da finden sich bestimmt noch bessere Lösungen für das Bier.
Danke für 's Lesen und die Rückmeldung, Hartmut.
Liebe Grüße,
Sabine

 Bergmann (28.01.08)
Die Bilder sind zu dick aufgetragen. Das Gedicht kippt zwischen Alltagsernst und grundloser Komik.

 AZU20 ergänzte dazu am 28.01.08:
Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, lieber Herr Bergmann, wo ist die grundlose Komik in dem Gedicht? LG

 Bergmann meinte dazu am 28.01.08:
Schmand und Fels. Vor allem Fels. Man muss es nicht komisch finden, man kann. Ich seh den Tränengrund nicht.

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Um die Komik zu entdecken muss man schon über einen ganz besonderen Humor verfügen, lieber Uli. Die Tragik, das, was die Tränen auslöst liegt schon im Titel. Es gibt in dem ganzen Gedicht nur einen. Nur einen Satz, der richtig abgeschlossen wird. Und zwar in der einzigen Zeile, die nicht mit einem D beginnt, der einzige Vers, der nicht aus der Sicht des LIs geschrieben ist.

Sie wäscht die Nacht von ihren Beinen.
Abgeschlossen, Punkt, Vergangenheit.

Alle anderen Verse sind aus LIs Sicht geschrieben, Beobachtungen von außen nach innen. LI macht immer wieder neue Ansätze, bringt aber nirgendwo was zu Ende, fühlt sich nicht mal in seinem eigenen Badezimmer richtig, wo es als grauer Schmand rauchend auf dem Wannenrand sitzt, während der Rest seiner Probleme zwischen den Zeilen tremelt. Kein Grund zu heulen?

Liebe Grüße,
Sabine

 Bergmann meinte dazu am 28.01.08:
Ich habe diesen besonderen Humor. Ich trenne Inhalt und Form.

Die viel zu dicken Bilder (übrigens: Schmant mit t!) bringen mich zum Lächeln.

Wo ist denn Tragik??? Das ist ja schon wieder viel zu hochgestochen.

Das D und der Punkt - das ist mir formal zu verspielt.

Über das lyrische Ich und die Perspektiven in diesem Gedicht will ich nicht streiten.

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Lieber Uli, der Duden gibt dir Recht. Schande über mich. Zu meiner Entschuldigung sei erwähnt, dass es im Sprachgebrauch anders ist, selbst in der Lebensmittelbranche, aus der dieser Begriff ursprünglich kommt - denn man findet die Schreibweise mit D auf allen Plastikbecherchen, die hier in Deutschland dieses beliebte, fettige Milchprodukt beinhalten. Wird umgehend korrigiert. Herzlichen Dank für den Hinweis.

Du trennst also Inhalt und Form? Ja, das erklärt so einiges.

Du wirst mir doch aber zugestehen, dass man durch gewisse Stilmittel, die sich eventuell auch in der Form zeigen, dem Inhalt durchaus eine andere Betonung, wenn nicht sogar eine andere Bedeutung verleihen kann, wenn denn der Leser bereit und in der Lage ist, auf solche "Kleinigkeiten" einzugehen, um sich den Inhalt eines Textes - ganz besonders eines gereimten Gedichtes - und die Bedeutung der dargestellten Begebenheiten oder auch nur den Zusammenhang zwischen Titel und Text auf diese Weise eventuell besser zu erschließen?
(Antwort korrigiert am 28.01.2008)

 Bergmann meinte dazu am 28.01.08:
"Du trennst also Inhalt und Form? Ja, das erklärt so einiges."
Du bist sophistisch! Weil du Kritik nicht gut verträgst.

Nichts gegen Stilmittel. Sie dürfen nur nicht verspielt sein, zu aufgesetzt, auch nicht zu sichtbar.

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
*ggg* Uli, diese Aussage trifft nun wieder meinen Humor.

 Bergmann meinte dazu am 28.01.08:
Wie eng doch Tragik und Komik zusammen liegen können!

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Tun sie das nicht - je nach Blickwinkel - fast immer?

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Nur noch mal zur Info:

Schmand steht nicht nur auf den Becherchen mit D, anscheinend hat der Duden doch nachgezogen.

(Zitat Bd.21, überarbeitete Auflage, 1996:

(S.656): Schmand usw. vergl. Schmant usw.
(ebenda, 2 drunter:): Schmant, auch Schmand, der [...] (landsch. für Sahne,ostmitteld. für Matsch, Schlamm)[...] (Zitat Ende)


Danke, Ludwig!

 Bergmann meinte dazu am 28.01.08:
Freut euch nicht zu früh. Die 21. Aufl. ist veraltet. In den nachfolgenden Aufl. - auf der Grundlage der neuen Rechtschreibung - gilt NUR noch Schmant mit t.
Allerdings wird zu beobachten sein, dass die Rechtschreibung der Lebensmittelhersteller sich durchsetzt, was sich ja auch hier bei KV zeigt.

Nein nein, das Tragische und das Komische liegen nur dann nah beisammen, wenn das Tragische auch wirklich tragisch ist. Und das ist in dem Alltagsgedicht beim besten Willen nicht der Fall.

Ich kenne dich, Sabine, du wirst immer wieder nachkarten. Du musst immer recht haben. Wenn du nicht das letzte Wort hast, bist du unglücklich.

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Uli, kleine Diskussionen wie das hier würden mich nicht unglücklich machen, sie machen Spaß. Wenn sie mich traurig machen würden, würde ich sie definitiv nicht führen. Sollte das bei dir etwa anders sein, so bitte ich vielmals um Verzeihung, ich wollte nie Grund für dein Unglück sein. Natürlich überlasse ich dir unter diesen Umständen gern das letzte Wort.
Nicht traurig sein, Uli. :-*

 Bergmann meinte dazu am 28.01.08:
Ich sag dann mal

PUNKT.
Pusteblume (28) meinte dazu am 28.01.08:
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 Bergmann meinte dazu am 28.01.08:
Ah, das "g" ist das letzte Wort von Isaban! Der G-Punkt!!! Ich hätte es wissen müssen.
(Übrigens, ich bin nicht Bergmann, Bergmann ist nur ein Pseudonym - aber ich verrate nicht, für wen.)
kyl (57) meinte dazu am 29.01.08:
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 Bergmann meinte dazu am 29.01.08:
Preußische Amtsgenauigkeit - das ist vorbei. Und auf dem Foto kann ich mich nicht finden. Sucht nicht weiter. Ihr müsst mir auch nicht glauben. Ich bin, der ich bin.

 styraxx (28.01.08)
One Night Stand: Ja nur eine Nacht und die muss auch noch abgewaschen werden. Nichts kann in den Tag hinüber gerettet werden. Punkt. Das mit den Satzanfängen finde ich gut, - experimentell und nicht alltäglich. Mir gefällt es.

Liebe Grüsse
c.

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Danke, Cornel.
Meist werden kleine Experimente ja eher misstrauisch beäugt.
Ich freu mich, dass dieses hier deine Zustimmung findet.
Herzlichen Dank für die Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine

 DanceWith1Life (28.01.08)
"schüttelt" kommt gut rüber, will man nicht fühlen, nicht mal lesen. Zu Fragen bezüglich der literarischen Gattung wenden sie sich bitte an einen Arzt oder Apotheker.

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Meinst du, dass es dich beim Lesen des Gedichtes schüttelt, Robert, oder meinst du das Tremeln?

Liebe Grüße,
Sabine

PS:
Das Genre, schau mal hier, passt doch perfekt, oder?

  Einakter


Einakter
aus dem keinVerlag.de-Lexikon. hier klicken zurück zur Übersicht
Einakter (Genre)
Bühnenstück in einem Akt, das einen ausschnitthaften Eindruck - z.B. einer Epoche, einer Gesellschaftsschicht etc. - vermittelt.


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 warmeseele01 (28.01.08)
Das ganze Leben ist ein Quiz. Traurig bleibt nur...
jeder wählt seine Fragen selbst. Lg, The tom

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Danke, Tom, für deine Rückmeldung.
Das ist richtig, jeder wählt seine Fragen und ob er die Antworten findet ist und bleibt Glücksfrage.

Liebe Grüße,
Sabine
Synonym (32)
(28.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Danke, Flocke. Packen wir es mit in das Buch. Ich freu mich.
Ha, der neue Drucker ist startklar!
Die chronologische Ordnung kann in Angriff genommen werden.

 Bohemien (28.01.08)
fremdgehen will gelernt sein, kann nur ein geübtes schwein, der sensible dann erwacht, wenn`s schon zu spät, betrug vollbracht....dramatisch..lg bo

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Das ist auch eine sehr spannende und in sich schlüssige, stimmige Interpretation, Bo. Herzlichen Dank für deine Rückmeldung und den neuen Blickwinkel.
Liebe Grüße,
Sabine

 BrigitteG (28.01.08)
Da ist viel Atmosphäre in Deinem Gedicht, eine Trostlosigkeit, Gleichgültigkeit, ein Widerwillen. Ein bisschen hat es mich an "Momente" vom Werfer erinnert - allerdings wirklich nur ein bisschen, weil ein Teil der Atmosphäre sich ähnelt (Form und Sprache sind ganz unterschiedlich). Aber Schmand mit "t" sieht echt doof aus. Liebe Grüße, Brigitte.

 Isaban meinte dazu am 28.01.08:
Finde ich auch. Sieht echt doof aus. *g*
Sag mal, für wen oder was ist Bergmann das Pseudonym?
(Antwort korrigiert am 28.01.2008)
Final (18)
(29.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 29.01.08:
Vielen Dank für deine Rückmeldung, Final.
Freut mich sehr, dass dir der Text gefällt.
Liebe Grüße,
Isaban
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