Am Fischteich

Naturgedicht zum Thema Aufwachen

von  Isaban

Urzig gnurzen unsichtbare
Unken aus der Ufernähe.
Milde nicken wilde Wicken
wegentlang und ich erspähe
einen kecken Eichelhäher
und er mich. Er keckert schuftig.

In den blauen Prachtlupinen
sitzen summend dicke Bienen.
Laue, leichte, seltsam klare
Luft streicht weich und wohlfühlduftig
um die winterweißen Arme.
Hör, ein Seefrosch lacht verliebt!

Sieben Enten schnattern heftig.
Manchmal beißt die wache, warme
Kurzvorjunisonne kräftig
in den Nacken und in meine
hoffnungsfroh rasierten Beine,
bis ein Windzug Schatten schiebt.

Auf dem lichten Felsen kringelt
sich die schwarze Ringelnatter,
sonnt sich und tut schwer gefährlich.
Tock, tock, tock, das trockne Knacken
lässt mich einen Buntspecht ahnen
und ein Kleiber kleibt beileibe

über Eiche, Buche, Eibe:
Beide suchen eine Bleibe.
Leise und im Grund entbehrlich
tönt von ferne das Geratter
blitzeschneller Eisenbahnen –
doch was fern ist, stört hier nicht.

Das, was wichtig ist, passt herrlich
mittenrein in mein Gedicht.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(28.05.12)
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 Isaban meinte dazu am 28.05.12:
Bleib doch mal beim Text, mein Guter.

Schön, dass ich wenigstens deine Fantasie anregen konnte.
Liebe Grüße,

Sabine
Caty (71)
(28.05.12)
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 Isaban antwortete darauf am 28.05.12:
Es ist ein Stimmungsbild, liebe Caty, es wurde eine ganz bestimmte Stimmung, ein ganz bestimmter Augenblick eingefangen - und ich fürchte, weder Stimmung noch Augenblick waren todernst. Was ich einfangen wollte, war leicht und luftig wie ein Sommerkleid. ;)

Besten Dank für deine freundliche Rückmelddung. Es freut mich sehr, dass dir meine Entdeckungen trotz der mangelnden Schwermut Freude bereiten konnten.

Liebe Grüße,

Sabine
janna (66)
(28.05.12)
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 Isaban schrieb daraufhin am 28.05.12:
Aber gerne doch! Danke schön.

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire (28.05.12)
Hallo Sabine,
Fische gibt es ja nicht so recht am Fischteich. Sonst aber ist einiges los, fröhlich geschildert in melodischen ungereimten Zeilen.
Liebe Grüße, Dirk

 Isaban äußerte darauf am 29.05.12:
Das nennt man "freies Reimschema" oder "freier Reim", Großer. Wer suchet, der findet. :)

Freut mich, dass der Text deine Aufmerksamkeit erregen konnte. Vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine

 AZU20 (29.05.12)
Schön der Natur abgelauscht und umgesetzt. LG

 Isaban ergänzte dazu am 29.05.12:
Freut mich, dass es dir gefällt, Armin. Danke!

Liebe Grüße,

Sabine

 tigujo (29.05.12)
.

Hab dein luftig leichtes Sommerkleid probiert - es paßt mir, so wie es ist

lg tigujo

 Isaban meinte dazu am 30.05.12:
Mach ein Bild! :D
Baldachin (55)
(29.05.12)
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 Isaban meinte dazu am 30.05.12:
Herzlichen Dank, das ist mir ein großes Lob!

Ich grüß dich lieb.

Sabine

 irakulani (29.05.12)
Ein sehr schöner lautmalerischer Text, der dadurch besonders lebendig und natürlich wirkt!

L.G.
Ira

 Isaban meinte dazu am 30.05.12:
Danke schön, Ira. Ich freu mich.

Liebe Grüße,

Sabine

 Rothenfels (30.06.12)
Und jetzt muss ich doch mal was sagen:

Der erste Blick auf das Gedicht hat mich furchtbar abgeschreckt "Urzig gnurzen" irgendwelche "Unken" - schon wieder so ein "Alte Weiber erfreuen sich an den so drolligen wie trivialen Erlebnissen aus der Tierwelt"-Gedicht?!

Ich wollte schon wegklicken, als ich die letzte Strophe aus dem Augenwinkel erwischt habe und dachte: jetzt musste doch mal lesen!

Ich muss gestehen: der Eindruck der drollig-trivialen Tierwelterfahrung ist nicht ganz gewichen und dennoch zücke ich den Hut davor, wie du es fertigbringst sehr, sehr kunstvoll den Moment zu beschreiben.

Gefühlte tausend Binnenreime und Alliterationen lassen den Leser in einem schwingenden Rhythmus die Harmonie der Szene erleben. Fast hätte ich geschrieben: "Eine tolle Gestaltung der nichtssagenden Szenenbeschreibung!", wäre da nicht die letzten sechs Verse, die dem Ganzen, so banalen Undwassollunsdasjetzt? doch noch ein Bild geben - schon ein bisschen vorsichtig und entfernt, genau wie der ratternde Zug! -, das mehr andeutet.

Alles vorherige ist nicht unbedeutend, aber erscheint alleinstehend inhaltlich müde und blass, ließest du es nicht in der Thematik von Rückzug und Märchenwelt (ich kann es gerade nicht besser beschreiben) aufgehen, die dem ganzen eine mir so wohlbekannte Aussage gibt.

Jemand hat dich mal in anderem, eher weniger passendem Zusammenhang in einem Kommentar als "Romantikerin" bezeichnet und ich bezweifle, dass ihr bewusst war, wie recht sie damit gehabt haben könnte.

- TvR
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