Püree

Gedicht zum Thema Alles und Nichts...

von  Isaban

Die Erde feiert ihr Erwachen,
das Tal zeigt sich als Grünkonkav,
auf Wiesen hört man Kinderlachen,
ein Lämmchen steht beim Mutterschaf,

die Frühlingstriebe sprießen, machen,
dass manchen Amors Zwinkern traf.
Vom letzten Jahr, im Schrank, die Sachen
erscheinen plötzlich viel zu brav  -

und doch, mir scheint es abzuflachen;
kaum Beben zeigt mein Seismograph.
Ein Aschehäufchen zu entfachen
braucht es wohl mehr, als Winterschlaf.

Die Jahre flitzen schnell vorbei,
sind nicht mehr neu, nur Einerlei.


Anmerkung von Isaban:

Für Didi - als Anschauungsmaterial
und für Frank, All-in-One, Jahreszeiten, Natur, Liebe, Triebe, Burn-out, Weltschmerz... :P

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Kommentare zu diesem Text


 styraxx (06.04.08)
Mir gefällt dein Gedicht, sehr stimmig. Es erzählt vom Frühling, der gewisse Lebensgeister noch nicht wachgerüttelt hat. Und die Jahre sind auch nicht mehr neu - warten wir auf den Mai, der soll ja bekanntlich alles neu machen. Ich denke über den Titel nach und suche nach einer Verbindung zum Text - bis jetzt erfolglos. Aber vielleicht komm ich noch drauf.

Liebe Güsse c.
janna (60) meinte dazu am 06.04.08:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Didi.Costaire antwortete darauf am 08.04.08:
so so...

 Isaban schrieb daraufhin am 22.04.08:
Einerlei, Einheitsbrei, Püree...

Habt vielen Dank, ihr drei, für Lesen und Rückmeldung und natürlich ebenfalls, lieber Cornel, für die Interpretation.

Viele Grüße,
Sabine

 AZU20 (06.04.08)
Höre ich da so etwas wie Resignation heraus? Natürlich nur beim LyrIch, oder?
Die Jahre flitzen wirklich sehr schnell vorbei. Ich versuche schon lange, manchmal sogar erfolgreich, sie daran zu hindern. Dein Gedicht wirft mich natürlich wieder zurück, oder nein, es baut mich auf, denn anderen geht es ja ähnlich, und geteiltes Leid... LG zum ausklingenden Sonntag

 Isaban äußerte darauf am 22.04.08:
... ist halbes Leid.
Nein, lieber Armin, zur Zeit bin ich so gut drauf, dass mich Resignation nicht ernsthaft packen könnte. Beim LI sieht das natürlich anders aus. Das muss ja auch ab und an zu Demonstrationszwecken herhalten, wenn ich jemandem z.B. Form und Möglichkeiten des Shakespeare-Sonetts nahebringen will. Wie könnte man Gedichtform und Metrik schneller und effizienter erfassen, als durch kleine Anschauungsstückchen?
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung und deine reizende Besorgnis.
Liebe Grüße,
Sabine

 Bergmann (06.04.08)
Gelungene Pointierung am Schluss des Sonetts.
Resignation - ist oft auch nur Einsicht in die Faktizität des Seins (zu AZU20).

 Isaban ergänzte dazu am 22.04.08:
Ach Uli, klingt das bitter (und wahr).
Ich dank dir schön für Rückmeldung und philosophische Anmerkung.
Liebe Grüße,
Sabine

 Ingmar (07.04.08)
kein 'monotones' gedicht, nein nein, im gegenteil. sehr schön und gelungen finde ich das, wie du den kontrast vom inneren einerlei zum lebhaften frühling, zum äusserlichen erwachen allen lebens aufbaust...

hier bin ich mir in meiner lesart etwas unschlüssig:
"und doch, mir scheint es abzuflachen"
worauf bezieht sich dieses 'es'?

und hier:
"Ein Aschehäufchen zu entfachen
braucht es wohl mehr, als Winterschlaf."
ich verstehe hier nicht, was du genau sagen möchtest. mir ist klar, dass asche sich eh kaum entfachen lässt, es müsste schon noch glut geben. aber darum gehts mir gar nicht, im gegenteil, das find ich soweit ganz gut. aber: wie kann winterschlaf etwas entfachen, oder entfachen wollen? winterschlaf scheint mir das gegenteil von feuer und wind...?! verstehen tät ich es, wenn da stünde: Ein Aschehäufchen zu entfachen, braucht es wohl mehr, als Erwachen aus dem Winterschlaf...

ingmar

 Isaban meinte dazu am 22.04.08:
Das "es" bezieht sich auf die (alljährlich) erwarteten Frühlingsgefühle des lyrischen Ichs, lieber Ingmar, die sich nicht mehr in altgewohnter Intensität einstellen wollen. Und ja, um ein Aschehäufchen zu entfachen braucht es definitiv mehr, als nur ein bisschen winterliches Abkühlen, Ruhe und Erholungspause. Genau das ist ja LIs Problem.
Ich danke dir für deine Auseinandersetzung mit meinem Text und die Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine

 Erebus (07.04.08)
Liebe Sabine,

jetzt erkenne ich auch der Form nach ein Sonett des Herrn Schüttelbirne

Inhalt und Konklusio sind gekonnt in Verse gesetzt, eine stimmungsabhängig nachvollziehbare Sicht auf das Lebenspüree.
Wintermüdigkeit geht in die Frühjahrsmüdigkeit über, im ersten Fall müde am, im anderen eben im. Der Lämmleinblökende Frühling nimmt nicht mit, was bleibt ist das Püree aus Schnee von Gestern, kaum ein Beben, das sich andeutet.
Logisch für mich nicht einwandfrei, dass Winterschlaf Aschehäufchen entfachen soll- macht er ja auch nicht, hört sich aber so an, als habe LI dass unterstellt.

LG
Uli

 Isaban meinte dazu am 22.04.08:
Eine wirklich gute Interpretation, lieber Uli.
Und der Schluss...
Hatte das LI vielleicht die Hoffnung, dass es wieder so erblüht, wie einst?
Nur braucht es halt mehr, um ein Häufchen (ausgebrannte) Asche zu entzünden.
Ich danke dir sehr für Rückmeldung, Interpretation und Hinterfragen.
Liebe Grüße,
Sabine
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