Greifreflex

Gedankengedicht zum Thema Fiktion

von  Isaban

Stell dir mal vor,
du lässt ganz einfach los
und fällst ins Ungewisse.
Die Augen zu und durch.

Es ist ein Fall,
ja klar, es ist ein Fall.
Man fällt zudem
recht selten wieder hoch.

Und doch:
Bis kurz vorm Boden
ist es fast wie Fliegen.
Es sieht viel leichter aus,
als all das Klammern an den Rand.

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Kommentare zu diesem Text

janna (60)
(11.08.08)
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 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Davon sollte man vorsichtshalber ausgehen.

Liebe Grüße,
Sabine
Caterina (46)
(11.08.08)
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 Isaban antwortete darauf am 11.08.08:
Kennst du den "Du-darfst-Song"?
Liebe Grüße, Käthle,

Sabine

 AZU20 (11.08.08)
Ich neige zum Klammern und fliege nur ungern, liebe Sabine. Leicht aussehen ja, aber ist es auch leicht? Ich glaube natürlich deine Hintergedanken zu kennen und denke, vom Rand wegzufliegen ist garnicht so schlecht, vor allem wenn der seltene Fall eintreten könnte. LG

 Isaban schrieb daraufhin am 11.08.08:
Ich weiß nicht, ist es leichter, zu klammern oder zu fliegen? Und falls ja, wie lange, lieber Armin?

Herzliche Grüße,
Sabine

 AZU20 äußerte darauf am 12.08.08:
Klammern ist sicher leichter. Fliegen hängt ja auch sehr von Außenfaktoren ab, die man nicht beeinflussen kann. LG

 Sylvia (11.08.08)
Ja Sabine, das "Greifen" wirkt immer gezwungen...das "Fallen" lassen wirkt leicht...der Aufprall an sich ist hart und schmerzhaft...sehr gerne gelesen..
Lieben Gruß Sylvia

 Isaban ergänzte dazu am 11.08.08:
Danke, Silvia
und herzliche Grüße,
Sabine
MarieM (55)
(11.08.08)
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 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Liebe Marie,
würde ich deinen Vorschlägen folgen, würde ich dem Text Melodie und Leichtigkeit nehmen, deren er gerade bei diesem Thema meiner Meinung nach bedarf.
Zudem würde deine Fassung eine Wertung implizieren, eine bestimmte Sicht vorgeben, was ich absichtlich vermieden habe, um Interpretationen Raum zu lassen. Ich wollte anstoßen, aber nicht lenken oder meine eigene Sicht aufdrängen.
Deine Auslegung meiner Verse finde ich sehr stimmig, optimistisch und schön, nicht dass du das falsch verstehst. Ich danke dir herzlich dafür.

Liebe Grüße,
Sabine
MarieM (55) meinte dazu am 11.08.08:
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 Erebus (11.08.08)
.
Liebe Sabine,

dein Gedicht ist anregend.
Die Möglichkeit, Perspektiven zu verschieben, die muss allerdings gelebt werden.
Ein Sich-Etwas-Vorstellen bringt leider nichts, abgesehen von der Erkenntnis, das theoretisch alles vorstellbar ist.
Und so meine ich, dass ein Fall ein Fall bleibt, da gibt es nichts schönzudenken.

Zudem finde ich: "Augen zu und durch" = "Bis kurz vorm Boden ist es fast wie fliegen." ist unlogisch montiert. Also entweder oder.

Aber: eigentlich beschreibt dein Gedicht einen Normalzustand. Wir fallen ja jede Sekunde ins Ungewisse.
Nur bekommen die meisten Fallenden das nicht mit, weil sie sich an die Ränder der Gewohnheiten klammern.
Ein weiterer Trick besteht darin, den ultimativen Aufklatscher zu verdrängen, bzw. mit dem Übergang in ein Paradies gleichzusetzen.
Schon wird aus jedem Sturz ein Fliegen. Genauso wie aus jedem Fliegen ein Sturz werden kann.

Jedenfalls anregend.

Gruß
Uli

 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Eine gute Interpretation, Uli.
Was passiert mit den beiden Versen, die dir nicht so recht gefallen, wenn man die Perspektiven ein klein wenig mehr verschiebt, weg vom Normalzustand?
Ich danke dir sehr für deine Rückmeldung.
Herzliche Grüße,
Sabine

 styraxx (11.08.08)
Mir gefällt die Idee und wie du die zwei Begriffe "fliegen" und "fallen"
in der Bedeutung oder Deutung in Beziehung bringst. Und ja, das Klammern scheint vordergründig leichter zu sein, als das Loslassen obschon das Erstere viel Energie raubt, die vielleicht andernorts benötigt würde.

Liebe Grüsse c.
(Kommentar korrigiert am 11.08.2008)
(Kommentar korrigiert am 11.08.2008)

 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Ich freue mich, lieber Cornel, dass die Verse deine Gedanken anregen konnten.
Es ist sehr spannend, wie viele Leser in der Theorie zum Loslassen tendieren und wie viele die Furcht vor dem Aufprall bei diesem Gedankenspiel davon abhält, sich auf den Flug einzulassen - und das meine ich ganz ohne Wertung, gerade weil es für mich Fragen/Entscheidungen sind, die man nur rein vom Gefühl her beurteilen und deren Beurteilung man nur in den seltensten Fällen von der Vernunft abhängig machen kann, ohne je an fertige, end- oder allgemeingültige Antworten zu gelangen. Ich weiß nur eines: je länger man sich an den Rand klammert, ganz egal, welche Konsequenzen dass zeigt, desto weniger ist man geneigt, die verkrallten Finger zu lösen - bis ganz zum Schluss. Es könnte ja noch...

Danke für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 11.08.2008)

 DanceWith1Life (11.08.08)
eigentlich gefällt es mir sehr gut, wie du mit einer fast archetypischen Angst spielst, ich vermisse nur die Erwähnung dieses Etwas, das die Natur für das Fliegen erfunden hat, Flügel und alle ihre Übertragungen.

 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Ich fürchte, lieber Robert, gäbe es in diesem Gedicht Flügel, dann wäre das Leben (und Fliegen) zumindest in dieser Hinsicht so viel leichter, dass ich nicht darüber schreiben müsste.
Ich danke dir für deine Rückmeldung und die interessanten Geichtspunkte.
Liebe Grüße,
Sabine

 Momo (11.08.08)
Ein ganz wichtiger Aspekt ist noch nicht erwähnt worden, das Vertrauen des Gehaltenwerdens. Ohne dieses Vertrauen wird wohl kaum jemand den Mut aufbringen, loszulassen. Also neben der Sehnsucht der inneren Stimme ist es, nach meiner Erfahrung, das unbedingte Vertrauen darauf, dass diese durch nichts begründbare und auf den ersten Blick sehr fragile Stütze, Brücke oder wie auch immer man es nennen mag, hält.
Dann ist es immer noch ein Fall, keine Frage, aber mit einer sanften Landung.
L.G.
Momo

 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Du hast recht, Momo, je nach Interpretation sind sowohl Vertrauen als auch Gehaltenwerden wichtige Aspekte beim/vor dem Loslassen.
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
MarieM (55) meinte dazu am 11.08.08:
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 Momo meinte dazu am 12.08.08:
Ja, wir meinen wohl in etwa das Gleiche, liebe Marie.
Diese innere Wahrnehmung, Stimme oder antreibende Kraft, die zu immer mehr, immer weiter auffordert, ist letzten Ende die Stimme des eigenen inneren Selbst, das jedem Menschen innewohnt und dem man sich ruhig anvertrauen kann. Allerdings möchte ich noch differenzieren zwischen der Sehnsucht bzw. der intuitiv gespürten Forderung nach Entwicklung und dem eigentlichen Selbst.
Liebe Grüße
Momo

 Bergmann (11.08.08)
Ist das Loslassen gemeint, an das ich denke? Ich fürchte, ja.

 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Lieber Uli, das kommt ganz auf deine persönliche Interpretation an - wie auch bei den meisten anderen Gedichten. Ich ahne allerdings, was du schon wieder zu entdecken meinst. Nur mal unter uns beiden: Meine eigene Auslegung hat absolut nichts mit den beiden Begriffen zu tun, die dir so oft durch den Kopf gehen, wenn du die lyrischen Röntgenbilder meiner Seele betrachtest.
MicMcMountain (59)
(11.08.08)
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 Isaban meinte dazu am 11.08.08:
Ein kleiner Schubs.
Ich danke dir Mic, für dein Einlassen auf Text, Perspektiven und Bodenloses (ein mehrfach wirklich gutes Bild!). Dein Kommentar war mir eine Freude.
Herzliche Grüße,
Sabine

 Judas (13.08.08)
Loslassen ist gar nicht so schwer, habe ich zumindest auch gedacht, als ich mich aus dem Fenster im Wasserturm in Mockau (Leibzig) hab fallen lassen. Einige Meter freier Fall - dann hat das Kletterseil angezogen.

Muss also manchmal gar nicht mit Aufprall enden!
kyl (57) meinte dazu am 13.08.08:
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 Isaban meinte dazu am 13.08.08:
Ich mag mich fast gar nicht reinhängen, in diesen Dialog, weil beide Sichtweisen richtig und wichtig sind, je nach Interpretation und Bild, das man vor Augen hat.

@Kay:

25 Meter? Gehüpft - und dann?
kyl (57) meinte dazu am 13.08.08:
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 Judas meinte dazu am 14.08.08:
Um klar zu stellen: loslassen ohne das Kletter- (oder Gummi-)seil würde mir mit nichten leicht fallen ;) Aber wenn ich weiß, dass ich loslassen kann ohne irgendwo schmerzhaft aufzuprallen, fällt es mir nicht (mehr) schwer. Klar, das erste Mal braucht's da schon Überwindung. Und eine Brille trage ich nicht :)
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