Der letzte Baum am Weihnachtsmarkt

Erzählung zum Thema Weihnachten

von  franky

*

Der letzte Baum am Weihnachtsmarkt.
Er ist überhaupt nicht grad gewachsen.
Der Stamm gekrümmt die Äste trostlos schütter,
er erfüllt bei Weitem nicht die Norm.
So betrachtet wird er im Abfall landen.

Da kommt ein Mann in arg zerschlissenen Kleidern,
er schläft auf Bänken manchmal unter Brücken.
Ganz verzweifelt fragt er den Verkäufer
„Haben sie noch einen Baum für mich?“
Der Verkäufer gibt den letzten Baum im Laden
„Den schenk ich dir den kannst du haben.“
Der Mann bedankt sich nimmt den letzten Baum,
macht sich auf den Weg zu seiner Brücke.
Ein Bündel alter Zeitungen gesammelt
Um vor ärgster Kälte sich zu schützen.
Prüfend mustert er den krummen Baum:
„Mit ein paar Korrekturen bringe ich das hin.“
Mit dem Taschenmesser schneidet er,
Äste ab und setzt sie anders ein.
In kurzer Zeit verwandelt sich der Baum.
Nichts erinnert wie er vorher war.
Zufrieden lächelt nun der alte Mann.
Im Sand liegt ein Schwemmholz aus dem Fluss.
Es hat fast die Gestalt von einem Kind.
Er hebt es auf und macht sich einen Plan.
Ein Gesicht ist hier schon zu erkennen.
Mit dem Messer ritzt er feine Spuren.
Da kommt tatsächlich ein Gesicht hervor.
Mit Augen Nase mund und Ohren.
Das Tageslicht wird ihm zu schwach,
er will Morgen dann sein Werk beenden.
Hier unten ein Mann, vom Leben arg geschüttelt
und oben endlos lange Autoschlangen,
sie alle transportieren Weihnachtsfrieden,
zu den Einkaufcenter Größenwahn. 
Jesuskind ging irgendwo verloren,
es wird unten hier beim alten Mann geboren.
Doch wird es kaum wer hier an diesem Platz vermuten.

Der Mann legt sich ins Bett aus Moos und Laub.
Macht sich aus Zeitungsblättern eine Decke
und irgendwann schläft er dann ein und träumt.
Geheimnisvolles Licht war da zu sehn,
Engel die vom Himmel niederschweben,
singen Lieder die zu Gott sich heben.
Sie kommen nah und näher zu dem Baum,
schmücken ihn mit Glas und Glitzerflaum.
Auch das Schwemmholzkind wird so gerettet,
wird in eine Krippe eingebettet.
Als die Engel ihr Werk beendet und dann,
knieten sie gemeinsam mit dem Mann.
Beten singen sie im Glück verloren:
Ein Kind der Liebe wird der Welt geboren.

Am andern Morgen in der Dämmerung,
war des alten Mannes Lager leer.
Kinder die sich wollten hier verstecken,
konnten nur Krippe und den Baum entdecken.
In Sand und Erde war noch gut zu sehn,
hier knieten Wesen, andere noch im stehen.
Die Kinder ließen von der Spur sich leiten,
knieten hin sich ohne viel zu streiten.
Da geschah was unerklärlich Helles.
Die Kerzen alle an dem Baum erstrahlten.
In Scharen Engel nieder schwebten. 
Halfen laut zu singen und zu beten.
Kinderaugen wurden Groß und scheu,
für sie war dieses Wunder völlig neu.
Hatten vorher nie so etwas gesehen.
Als Andachtsklänge sich zu Ende neigten,
schwanden Engel nur die Lichter zeigten,
hier hat Stille Nacht zum Tag gemacht, 
der letzte Baum noch in der Stille wacht. 

*
© F. Puschnik


Anmerkung von franky:

Es kann sich jedes Jahr aufs Neue ähnlich wiederholen!

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Kommentare zu diesem Text

steyk. (55)
(28.12.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 franky meinte dazu am 28.12.08:
Guten Morgen lieber Stefan,

Vielen Dank für den besinnlichen Kommentar und leuchtender Sternenspur.

Wünsche dir einen schönen Tag

liebe Grüsse

Franky

 souldeep (29.12.08)
mein lieber freund,
das ist so eine geschichte, die ich bebildert sehe,
die ich für ewigwahr halte - zeitlos eben.
du hast mir eine grosse freude beschert damit!

von herzen helle grüsse dir
Kirsten
:)

 franky antwortete darauf am 30.12.08:
Oh wie mich das freut liebe Kirsten!
Wenn ich dir mit meiner Erzählung Freude machen konnte.
Danke für den herrlichen Kommentar und Sternenspur.

Umarme dich
Franky:))
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