Leben in einer [Gefühls-] Seifenblase

Text zum Thema Alles und Nichts...

von  ZornDerFinsternis

Liebliches, schillerndes Gefängnis. Zerbrechlich – unbedeutend. Verhasstes (Dahin-) Leben. Sterblich, und doch am Rande der Unsterblichkeit. Langsam dem Himmel; den Wolken; der Stille entgegenkommen. Sicherheit, bewacht von Angst und aufkeimender Unsicherheit. Stätig weiter treibend, höher steigend – die Gewissheit des Fallens im Nacken. Unter mir tobt das erzürnte Asphaltmeer. Sein gefräßiger Schlund verzehrt sich nach meinen Träumen und den Erinnerungsfragmenten. Leben ist eine holprige Angelegenheit – Straße ohne Überholspur. Irrlicht und närrischer Henker. Seelenloser Hafen. Ein Niemals-Ankommen.

Die Stadt und die Menschen werden kleiner. Die Farben langsam undeutlicher. Bedeutungslosigkeit, treibt meine kleine Seifenblase weiter voran. Der Schmerz der Stille zieht sich reißend durch Mark und Knochen hindurch. Wieder diese Fragen. Bilder. Verdrängte Momente und Augenblicke der Bedeutungslosigkeit. Ob ich jemals ankommen werde? Jemals friedvollen Schlaf finden werde?

Schreie drücken sich mit aller Gewalt gegen meine Kehle. Mein Mund öffnet sich. Doch es bleibt nur Schweigen, in mir – um mich. Wieder, verblassen die Farben des Wüstensandes. Wieder, läuft die Zeit schneller, als das Herz schlagen kann. Sovieles, das nie gesagt worden ist – nicht mehr gesagt werden wird.
Der Ostwind nimmt zu. Mit ihm, die Gewissheit, dass meine Reise auf ihr Ende zugeht. Habe die Menschen und die Stadt nie so anmutig und friedlich erlebt, wie heute. Von weit, weit weg lässt sich das Leben aushalten. Ist der Schmerz über das Erwachen in einer zu Grunde gerichteten Welt, nicht so gigantisch. Scheint meine Welt, nicht unbedingt die bedeutungsloseste zu sein. Könnte ich noch lächeln, würde ich es jetzt vielleicht tun.

Dunkelstes Grau empfängt meine schillernde Folterkammer mit weit geöffneten Armen. Blitze zucken über das Antlitz des Himmels. Zorn – oder Freudenfeuerwerk?

Hätte ich nur eine Farbe in meinem Herzen, würde ich einen zarten Regenbogen in deine Seele malen. So oft haben wir nach den Sternen gegriffen, um uns an ihrer Kälte zu verbrennen. So oft, dem Himmel Oden geschrieben; die Götter besungen. Mit dem Wind geklagt. Das ist vergangen. Habe alleine die Blumen an dein Grab getragen. Allein in finsterster Nacht die kahlen Wände meines Zimmers angestarrt. Dein Gesicht war plötzlich nicht mehr deines. Eiskalt. Ohne Liebe – nur voller Müdigkeit. Habe Nacht um Nacht die Hände nach dir, zum Firmament, ausgestreckt. Deinen Namen in den Nebel gerufen. Mein Herz im See versenkt.

Bin neben ihm ertrunken. Habe das Licht aus meiner Welt verjagt. Das Funkeln, aus meinen Augen geschnitten. Die Schmerzen der Einsamkeit prügelte das Schicksal mir aus. Kostbar war mir die Erinnerung, an dein sanftmütiges Lächeln. Habe sie immer, über all die vielen, langen Jahre, in meinem Herzen getragen.
Hätte ich jemals Mut besessen, würde ich dich noch länger missen müssen. Habe nie gelernt, wie man sein Schicksal mit Hoffnungen und Träumen umgarnt. Das Herz eines Menschen, mit Liebe ausfüllt. Wären mir mit dieser Last „Leben“ Flügel geschenkt worden, hätte ich mein Leben gegeben, um deines zu schützen.

Mutter und Vater, gaben mir keine Flügel. Kein Lächeln, keine Wärme, kein Licht mit auf den Weg in die zornige Finsternis. Irre weiter durch Schleier der Nacht und Täler aus morschen Knochenwäldern. Erblicke deinen Stern zwischen den Abermillionen nicht.

Das Leben, hat mir nie etwas gegeben. Nur, nach diesen 19 Jahren, eine Einsicht. Eine, die alle Zweifel und alles vergebene Hoffen beseitigt hat.

Der nächste Fall kommt bestimmt. So sicher, wie die Tatsache, dass diese Seifenblase niemals den Regenbogen erreichen wird. Dass dieses Mädchen, niemals wieder lachen wird.

Kalter Stahl drückt sich zärtlich an meine Schläfe. Die Augen fallen langsam zu. Farblose Lichter strahlen mir entgegen. Der Abzug ruht unter meinem Finger. Wieder ist die Zeit schneller. Zu schnell? Noch ein einziges Mal spüre ich schmerzlich den Herzschlag durch meinen Körper vibrieren. Ich drücke ab.

Es hat sich bestätigt: der nächste Fall kommt bestimmt – mit jeder steilen Stufe aufwärts, geht es geradewegs zwei hinab in die Hölle.

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Kommentare zu diesem Text

Diro (50)
(09.07.10)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 09.07.10:
Vieeeelen Dank :)
Für dich auch nur das Beste :)
Hab' tausend Dank,
Anni
Apfelmus (22)
(13.10.22, 11:35)
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