Grau in Grau hat sich der Himmel heute Früh über meinen Kopf gemalt.
Als wäre alles Hoffen zubetoniert. Ausweglos. Ja...
Die Sträucher im Garten sind mit Reif bedeckt, die Sonne hat sich nicht blicken lassen.
Ich ziehe an meiner 2. Zigarette, seit ich heute die Frühschicht im Pflegeheim angetreten habe.
Meine Jeans ist zu eng und mein Shirt ist lila. In meinem Gesicht und meinen Ohren findet sich eine Menge
Metall. Die schwestern stehen neben mir, Kaffee in der Hand und Leichtigkeit auf den schöngeformten Lippen.
Ich spüre die Kälte, bin anwesend.
Zwei Krähen stromern durch die Wiese, unterhalb des Balkons.
Und wieder holt mich die Vergangenheit mit einer so winzigen Banalität ein.
Heute Nacht habe ich 2 Stunden Schlaf gefunden. Die verbliebenen 7 lag ich wach. Gequält von der Ungewissheit für Heute und der Erinnerung der letzten, vergangenen 19 Jahre.
Zimmer 7 ist seit Freitag neu belegt. Ein netter, schüchterner Herr bewohnt es.
Ich bin mit meinen Gedanken und Gefühlen noch immer im Zwiespalt. Noch immer beim Vorbewohner.
Noch immer beim Frühstück vor 2 Wochen. Es klebt dieses Bild des alten Mannes auf meiner Netzhaut.
Der alte Mann, der immer so liebenswert und lustig war. Der Herr, dessen Gesicht aufeinmal ganz reglos wurde.
Binnen von Sekunden dunkelblau.
Ich ziehe an der Kippe.
Bin erschrocken, wie man den Alltag bewältigen kann. Hier. Und anderswo.
Und ich weiß genau, zu Hause werde ich wieder am PC sitzen. Whisky und Pillen in mich hineinschütten.
Und nachts, doch wieder wachliegen.
Ich dachte, ich hätte meine Vergangenheit besiegt. In Konfektionsgröße 46 zurückgelassen.
Keinen Grund mehr, das Haus nicht mehr zuverlassen. Menschen und Umwelt zu schäuen.
Ich habe gehofft, der Brechreiz und der ganze angestaute Hass, würden ausbleiben, wenn ich in den Spiegel starre.
Die Zahlen jenseits der 60 auf der Waage sehe.
Seinen Namen höre. Im Februar aus dem Busfenster auf verschneite Landstraßen blicke.
Aber nein, das Leben belehrt mich jeden Tag eines Besseren.
Und die Klinge gräbt sich in mein Fleisch.
Und frage mich nicht, wie oft ich mir gewünscht habe, zu sterben, wäre so einfach. So leicht, wie einen Bleistiftsrich auszuradieren.
Bin noch immer hässlich. Noch immer naiv, ängstlich und noch immer lebe ich.
Du würdest mich für verrückt erklären - ich weiß.
Und ja, trotzdem vermisse ich diese Menschen von damals. Ihre schmerzenden Worte, ihre Tritte und Schläge.
Mein Leben kann ich nicht annehmen. Es steht mir nicht zu - ich war schon immer zu schlecht.
Hochverrat an mir selbst, mehr habe ich in diesen 19 Jahren nicht begangen.
Das Leben ist Routine geworden. Genauso, wie auf Spätschichtwochen, Frühschichtwochen folgen.
Am Wochenende Alkohol und Pillen in mir untergehen. Vergangenheit sich vor mir auskotzt und mir ins Gesicht schreit.
Träume keine Existenzen gründen können und werden.
Mag sein, dass ich verrückt bin. Zu sensibel und kindlich. Vielleicht würde eine Schönheitsop mein Problem der Selbstwahrnehmung lösen. Ich habe kein Geld. Und zuviel Schiss.
Schon jämmerlich. Die nächste Zigarette landet gewiss in meinem Mund. Das Feuerzeug wird ihren Geschmack anheizen und in meiner Lunge Teer und Krebserreger ausbreiten.
Ja, Leben ist Routine... nur der Alltag nicht.
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.
Kommentare zu diesem Text
Fub (24)
(01.02.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.