Die Stimme

Text zum Thema Alltag

von  ZornDerFinsternis

Gelächter. Biazzere, kalte Stimmen, die sich zu einem unsagbarem Schmerz verbinden
und in vollster Grausamkeit die Seele zerfetzen.
Sie kauert an der Mauer. Blut läuft die Schläfe hinunter. Benetzt die blassen, gepierten Lippen.
Tropft vor ihr auf den zugerotzten Boden. Einsamkeit.
Ich weiß, sie weint. Im Innern. Allein - für sich.
Eine Faust landet in ihrem Gesicht. Tritte.
Wortlos sackt sie zusammen. Krümmt sich wimmernd vor Schmerz am Boden.
Er und die anderen lachen.
Die Pausenklingel geht. Alptraum überstanden.
Ihr ist schwarz vor Augen. Aufstehen verlangt ihr das letzte Bisschen Kraft ab, das
sie nicht mehr hat. Zitternd, wie ein neugeborenes Fohlen, setzt sie ihren Weg ins Klassenzimmer
fort. Es schmeckt bitter. Nach salzigen Tränen und Blut.
Irgendwas starb. Auch heute. Und die Jahre zuvor. Seit der Grundschule, jeden Tag der gleiche
immerwährende Teufelskreis.
Grüne Augen sind schön, das finden viele. Freunde, sind das größte Geschenk, was der Himmel
uns machen kann. Ja...
Mit dem vernarbten Handrücken wischt sie die Tränen weg. Blinzelt der Sonne entgegen,
die sie niemals als schön empfinden konnte. Lächelt kalt zum Himmel hinauf.
Irgenwann...
Ich flüster' ihr Worte des Hasses zu. "Wehr dich! Verdammt nochmals, wehr dich oder krepier!"
"Verrecke!"
Und ich weiß, dass sie Hass in sich trägt. Der stätigt wächst und nur auf Entladung wartet.
Ich weiß, dass sie nie zurückprügeln würde. Die Klinge malt ihre Hilflosigkeit auf weiche,
kalte Mädchenhaut.
Sie raucht. Die zehnte heute. Alltag kann schon beschissen sein.
Und ich weiß, sie will Rache. Genugtuung. Gerechtigkeit.
Dieses Starre in diesem Mädchenblick, erzählt alles. Unbebildert aber so gefühlsintensiv,
dass ihr euch schon lange die Kugel in den Schädel gezimmert hättet.
Habe so oft versucht, sie zu lieben. Aber es geht nicht. Zwischen uns,
da ist nichts. Nur diese Zweck-Symbiose, die nie aufzugehen scheint.
Messer versenkt sich in Fleisch. Blut.
Kopfkino. 44'er in den Händen. Menschenberge, blutüberströmt. Noch zuckend, während sie
jämmerlich verbluten.
Sie drückt ab. Die Patrone frisst sich durch blondes Haar, Haut, Knochen bis zum Zentrum
all diesen Schmerzes.
Ich las ihre letzten Worte, während sie das jungfräuliche Papier mit Tinte füllte:

"Du wirst nicht wissen warum. Aber ich.
Ich war 15. Einsam.
Vergewaltigung. Prügelnder Freund.
Ich habe ihn an die größte Nutte des Universums verloren.
Heroin.
Mobbingfolter in der Schule.
Ach, fick dich...
Das ist definitiv kein Leben.
Ich werde niemanden mehr vermissen.
Mich nicht. Dich nicht. Sie, ihn und euch nicht.
Ich halte diese Stimme in meinem Kopf nicht mehr aus.
Dieser Zwiespalt, Liebe, Hass... Bedeutungslosigkeit.
Himmelhochjauchzend. Saufen. Kotzen. Fallen.
Der Himmel ist leer..."

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (42)
(19.04.11)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 20.04.11:
... sprachlos, wie immer, wenn ich deine Zeilen lese(n) (darf) ... -knuddel-
DANKE :)
dschenna (32)
(22.04.11)
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 24.04.11:
Dein Kommentar ist so lieb, tausend Dank und ein (farben)frohes Osterfest :))
Cerberos (22)
(19.05.11)
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