Wir nehmen nichts übel

Satire zum Thema Erwachsen werden

von  loslosch

Ignosce fatenti (Tibull, ~55 v. Chr. bis ~18 v. Chr.; Elegien). Verzeih dem Geständigen.

Solche Sprüche gehen runter wie Honig. Edel sei der Mensch und nachsichtig. Schon mal länger darüber nachgedacht? Die Kinderserie Sesamstraße widmete diesem Thema einen kompletten Beitrag. Mit diesem Szenario: Vater, sitzend am häuslichen Schreibtisch mit schönem Ausblick in den privaten Garten. Urplötzlich neigt sich eine der Platanen und stürzt krachend nieder. Wenig später erscheint der ca. 12-jährige Sohn im väterlichen Büro. In dem nun folgenden Frage-Antwort-Spiel gibt der "wohlerzogene" Knabe die erbetenen Auskünfte. "Wer hat die Vase dort zerbrochen?" Der zerknirschte Sohn: "Ich." - "Und wer hat diesen Teppich mit Farbe beschmiert?" Der Sohn, wieder mit Demutsgeste: "Ich." - "Und wer hat die schönste meiner Platanen im Garten abgesägt?" Der Sohn, mit betretenem Blick zu Boden: "Ich." Der irritierte Vater schickt sodann seinen Sohn aus dem Zimmer und informiert telefonisch einen guten Freund: "Was soll ich bloß tun?", stöhnt und jammert er, "der Bengel gibt alle seine Untaten zu. Ich kann ihm einfach nicht böse sein."

Ignosce fatenti! Wenn es doch so einfach wäre.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (10.07.11)
Wieder sehr gelungen!
Wenn doch dieses tugendvolle Verhalten nur in Ansätzen auch bei kv (vor allem im Verein!) anzutreffen wäre...!
t. t. Uli

 loslosch meinte dazu am 10.07.11:
ob wir dann immer und überall auch verzeihen würden, ist noch sehr die frage, uli. t.t. lothar

 EkkehartMittelberg (10.07.11)
Ich denke, dass die individuellen Unterschiede beim Verzeihen/nicht Verzeihen gegenüber Geständigen groß sind. Mir fällt es geradezu schwer, Menschen, die mit schlecktem Gewissen gestehen, nicht zu verzeihen. Es gibt aber auch ein Gestehen ohne jedes Schuldbewusstsein. Vorausgesetzt, dass eine Schuld vorliegt (die Bewertung kann sehr subjektiv sein), mag ich in solchen Fällen nicht verzeihen.
Liebe Grüße
Ekki

 loslosch antwortete darauf am 10.07.11:
ich hörte heute nebenbei ein feature über die hooligans. der polizist daniel nivel wurde 1998 in frankreich halb tot getreten. der (deutsche) haupttäter vor deutschem gericht bittet um verzeihung. frau nivel per dolmetscher: ich kann nicht verzeihen; unser schmerz dauert ein leben lang. - dafür habe ich volles verständnis. du wertest das sicher ähnlich, ekki. danke. lothar

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 10.07.11:
Ja, Lothar, ich habe volles Verständnis für das Verhalten von Frau Nivel.
Ekki
RobertaRupp (48)
(11.07.11)
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 loslosch äußerte darauf am 11.07.11:
schnellbeichter als rückfalltäter. potentiell. lo

 niemand ergänzte dazu am 10.01.18:
Nun, dieses "alles immer zugeben" ist häufig ein Trick
besonders Raffinierter. Dahinter verbirgt sich oft nichts, als
die Kenntnis der menschlichen Natur, welche da bedeutet:
Ist einer zerknirrscht, erweicht sich des Menschen Herz
recht gerne. Ein Spiel also mit dem alles verzeihenden Deppen
Eigentlich negativ. LG Irene

 loslosch meinte dazu am 10.01.18:
doppelaccount roberta war schon eine marke für sich. lo
Graeculus (69)
(10.01.18)
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 loslosch meinte dazu am 10.01.18:
von gottfried benn stammt ja der satz: wenn ich die kritiken zu meinen texten lese, denk ich oft: war ich der verfasser?
Graeculus (69) meinte dazu am 10.01.18:
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