Die reine Gier

Glosse zum Thema Gier

von  loslosch

Infelices, ecquid intellegitis maiorem vos famem habere quam ventrem (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Ihr Unglücklichen, erkennt ihr etwa nicht, dass ihr einen größeren Hunger habt als euer (der) Magen?

Erinnert ein wenig an Leo Tolstois Erzählung „Wieviel Erde braucht der Mensch?“ (1885), wo die Gier den Menschen letztlich in den Tod treibt. Eine etwas gewundene Metapher der Antike. Heutzutage hält man sich nicht lange bei solch ästhetisierender Betrachtung auf und formuliert knapp und treffend: Ihr Idioten, ihr kriegt mal wieder den Hals nicht voll genug. Das Missverhältnis zwischen Gier und Bedürfnis offenbart sich gleich an der Schwelle des Verzehrs, also in Kragenhöhe. Moderne Pointierung versus antike Ausschmückung.

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Kommentare zu diesem Text

magenta (65)
(08.07.11)
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 loslosch meinte dazu am 08.07.11:
hintergründig kommentiert. da sucht man nach dem unterschied zwischen geizig und gierig, stellt fest: der unterschied ist mental nicht sehr groß. danke für die perspektivische betrachtung, magenta. lothar
Menschenkind (27)
(08.07.11)
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 loslosch antwortete darauf am 08.07.11:
ein jüngerer zeitgenosse mit etwas von der skepsis der älteren? lothar
Menschenkind (27) schrieb daraufhin am 10.07.11:
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RobertaRupp (48)
(08.07.11)
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 loslosch äußerte darauf am 08.07.11:
mahatma bessser als der papst. nicht jenseitsbesoffen und nicht darauf angewiesen, die menschen auf den himmel zu vertrösten. roberta wang, alias aditi (indisch: mutter der götter), unterschiedlichen kulturen verhaftet, mit dem blick fürs wesentliche. dank dir. lothar

 irakulani ergänzte dazu am 08.07.11:
gut zitiert, liebe Roberta! Damit triffst du es auf den Punkt.

L.G.
Ira
Nimbus (35)
(08.07.11)
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 loslosch meinte dazu am 08.07.11:
... Dabei verhält sich der Mensch der Erde gegenüber wie ein Bakterium im Menschen ... nur der eine kleine feine unterschied: das bakterium "denkt" nicht, der mensch sollte denken können. mal so herausgepickt. danke dir, heike
Nimbus (35) meinte dazu am 08.07.11:
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 loslosch meinte dazu am 09.07.11:
ja, ich setzte das nichtdenken der bakterie in anführung. lo
Menschenkind (27) meinte dazu am 10.07.11:
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Nimbus (35) meinte dazu am 10.07.11:
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Menschenkind (27) meinte dazu am 10.07.11:
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Nimbus (35) meinte dazu am 11.07.11:
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Menschenkind (27) meinte dazu am 11.07.11:
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Nimbus (35) meinte dazu am 11.07.11:
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 EkkehartMittelberg (10.07.11)
Gier wird in der Regel von allen verurteilt. (Eine Ausnahme bildet vielleicht die Neugier die einige in der Nähe des Wissensdurstes sehen.) Dennoch fällt auf, dass Seneca die Gierigen als "Unglückliche" bezeichnet. In der Tat haben ja viele Formen der Gier psychische Ursachen, die Gierige mit ihrer Sucht zu kompensieren versuchen. Also geht die Verurteilung nicht selten mit einem gewissen Verständnis einher.
Für gesellschaftlich besonders gefährlich halte ich die Geldgier und die Machtgier. Immer wieder haben Philosophen ergebnislos versucht, diese Auswüchse mit Argumenten zu bekämpfen. Der Trieb, von dem derart Gierige geleitet werden, scheint stärker zu sein als alle Vernunft.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 11.07.11:
der gegenpol von gier ist angst. danke, ekki. lothar
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