Hass. Aphorismen

Aphorismus

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
Hass. Aphorismen



2. Blicke aus der Hasskappe verzerren die Wirklichkeit.

3. Hass setzt viel Energie frei. Destruktive.

4. Selbsthass ist die schlimmste Form der Selbstzerstörung.

5. Der Hassende fürchtet in seiner Humorlosigkeit die Karikatur.

6. Inquisition ist eine Ausgeburt des Hasses.

7. Eine, nicht die primäre, Triebfeder des Terrorismus ist Hass.

8. Machttrieb, mit Hass gepaart, zeugt Egomanie.

9. Xenophobie führt über Angst zu Hass.

10. Reflektierter Glaube schätzt Toleranz, unreflektierter verfällt in Hass auf Andersdenkende.

11. Religiös motivierter Hass schafft sich eine Ideologie zur Bestätigung moralischer Überlegenheit.

12. Hass macht blind, Gelassenheit sehend.

13. Hass straft nicht, aber Gleichgültigkeit.

Ekkehart Mittelberg, November 2011


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Soeben machte mich ein wohlmeinender Leser darauf aufmerksam, dass "Hass macht hässlich" bereits existierte. Ich hatte den Apho vorher weder gehört noch gelesen und habe ihn gelöscht.
Die frühere Zählung habe ich beibehalten, um Missverständnisse bei den Kommentaren zu vermeiden.
Ekki

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (04.11.11)
13. Hass straft nicht, aber Gleichgültigkeit.

ja, es stimmt. lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Lothar, Aphorismen müssen nicht stimmen, aber die Versicherung, dass sie es doch tun, freut den Autor besonders.
Vielen Dank
Ekki

 ViktorVanHynthersin (04.11.11)
Hass ist eine Form der Liebe. Aber mit anderen Vorzeichen. Mit anderen Worten, lieber Ekkehart, hast Du es trefflich beschrieben.
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 04.11.11:
"Hass ist eine Form der Liebe. Aber mit anderen Vorzeichen."
Vielen Dank, Viktor. Das ist auch ein Aphorismus.
Herzliche Grüße
Ekki
Nimbus (37)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 04.11.11:
Vielen Dank dafür, Heike,dass du immer wieder an ihn erinnerst. Oscar Wilde war einer der größten Aphoristiker. Es ging ihm um geistreiche Unterhaltung. Er fühlte sich nicht als Wahrheitsverkünder. Unter diesem Aspekt sollte man Aphorismen sehen.
Liebe Grüße
Ekki
Zitronenfalter (63)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 04.11.11:
Vielen Dank für deine Denkanstöße. Zitronenfalter. Ich hoffe, sie werden aufgegriffen.
LG
Ekki
KoKa (43)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 04.11.11:
John, vielleicht hängt es mit unser aller Lebenserfahrung zusammen, dass die 13 öfter zustimmend erwähnt wird.
Vielen Dank
LG
Ekki
chichi† (80)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Vielen Dank, Gerda, ich habe bei der Nr. 5 zum Beispiel an die hasserfüllten Reaktionen von Moslems auf die Karikaturen in Dänemark gedacht.
LG
Ekki

 JohndeGraph (04.11.11)
Ich muss hier mal widersprechen.

6. Inquisition ist eine Ausgeburt des Hasses.

Das wage ich zu bezweifeln. Inquisition ist wohl mehr eine Ausgeburt der Angst, die dann zu Hass führen kann.

Aber das ist eine Definitionsfrage, die wohl eher in die Philosphie führen würde, deshalb will ich das hier gar nicht all zu lang und all zu breit ausführen. Nur soviel, Hass ist immer eine Frage der Wahrnehmung.

Zudem liestest Du hier nur negatives dazu auf, doch wie bei allem auf dieser Welt, kann es das eine nicht ohne das andere geben. Es gibt keine Liebe ohne Hass und der Hass ist genauso ein Teil von uns wie die Liebe. Wir versuchen das normalerweise zu ignorieren und uns nur die Rosinen des Lebens heraus zu picken, bis wir feststellen das wir selbst "gepflückt" werden vom Leben, um bei der Metapher der Rosinen zu bleiben.

Vielleicht solltest Du auch noch mal ganz allgemein mehr über Gefühle recherchieren, wenn Du hier so eine Liste veröffentlichst. Wobei ich das gar nicht so negativ meine, wie sich das jetzt liest. Immerhin hat mich Dein (wie ich finde falscher) Aphorismus zum Nachdenken über den Hass gebracht und das ist wohl eher eine positive Bestätigung oder?

Also nehme es mir nicht krumm ja?
Grüße J.d.G.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Lieber John,
warum sollte ich es dir krumm nehmen? Dein kommentar ist doch anregend. zu 6. Der erste Auslöser von Hass ist oft Angst. Sieh mal hier meinen Apho über Xenophobie. Ich bleibe aber dabei, dass Inquisitionen vor allem von Hass befeuert werden, wenngleich dieser aus Angst entstanden ist.
Selbstverständlich geht Hass oft aus enttäuschter Liebe hervor. Vor kurzem habe ich das hier in meinen Aphorismen über Liebe angesprochen.
Über Gefühle recherchiere ich ständig. Sie sind stets Themen meiner Aphorismen.
Vielen Dank und LG
Ekki

 JohndeGraph meinte dazu am 04.11.11:
Danke für die nette Antwort. Grüße auch zurück J.d.G.

 BrigitteG meinte dazu am 04.11.11:
Ein wirklich interessanter Kommentar von John - der Zusammenhang von Angst und Hass. Es hat für mich damit zu tun, dass das, was fremd ist, oft Angst machen kann. Und diese Angst in sich selber kann man bewusst wahr nehmen, sich mit ihr auseinander setzen. Oder man kann sie stattdessen wegschieben, nach außen projizieren, auf ein "Objekt", dass dann gehasst wird. Hass ist ja oft etwas Aktives, das nach außen geht, im Gegensatz zur Angst.

Und ich denke auch wie John, dass wir ja nicht immer nur positive Dinge erleben und uns selber nicht immer ersteklassemäßig verhalten. Wir sind zwar keine Massenmörder, aber dunkle Punkte haben wir alle in uns, und für mich ist es die Frage, ob wir Menschen imstande sind, uns damit auseinanderzusetzen, oder manches einfach nur zu verdrängen. Im Grunde lernt man eh fast Alles im Leben nur durch negative Erfahrungen, finde ich (echt blöd *g*).

Und noch ne Ergänzung: ich las mal, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass wäre, sondern Gleichgültigkeit, und ich fand es überzeugend.

Einen schönen Abend wünsche ich

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Liebe Brigitte,
"Es hat für mich damit zu tun, dass das, was fremd ist, oft Angst machen kann."
Für mich ist der Zusammenhang von Angst und Hass ganz evident. Ich habe mich nur ein bisschen gewundert, dass John - und vielleicht auch du- Apho 9 nicht gelesen hat. Da steht doch genau das. Wie ist das aber bei Inquisitionen?
Individualpsychologisch gesehen, hat bei den Auftraggebern der Folterknechte wahrscheinlich am Anfang auch die Angst gestanden. Aber wenn die Inquisition erst einmal angelaufen ist, dann hat die Projektion der Angst auf die Opfer funktioniert und es herrscht nur noch der blinde Hass der Inquisitoren. Darum ging es mir bei meinem Apho (6).
"Und ich denke auch wie John, dass wir ja nicht immer nur positive Dinge erleben und uns selber nicht immer ersteklassemäßig verhalten." Wiederum einverstanden: Hass ist nicht ein exotisches Gefühl, über das man sich erhaben dünken sollte. Aber obwohl das so ist, würde ich meine Aphos nicht anders formulieren, jedoch hinzufügen: Wer nie im Leben auch nur eine Minute gehasst hat, der werfe den ersten Stein.
Ja, wahrscheinlich ist Gleichgültigkeit ein stärkerer Gegenpol von Liebe als
Hass. Darauf zielte ich mit dem letzten Apho ab. Man muss jedoch auch das einschränken: Siehe den Kommentar von Janna
Vielen Dank
Ekki
(Antwort korrigiert am 04.11.2011)

 Lluviagata (04.11.11)
1. ist mein Favorit. Man sieht das an den Mundwinkeln des/rjenigen und den fehlenden Krähenfüßen ...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Vielen Dank, Llu. Das mit den "fehlenden Krähenfüßen" meinst du doch ironisch oder? Manche müssen die Hasskappe erst gar nicht aufsetzen, sie tragen sie ständig.-)))
LG
Ekki
janna (66)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Liebe Janna,
der Apho von Auerbach ist ein Edelstein.
zu 3: Wenn man sich von seinem Hassobjekt entfernt, dann nicht mehr mit derselben Energie, die vom Hass freigesetzt wurde.
zu 13: Du zeigst mit deinem berechtigten Widerspruch die Insuffizienz fast aller Aphorismen auf. Sie sind zu kurz, als dass sie die Realität ganz abdecken könnten und sollen genau diese Ergänzungen herausfordern, die du ausführst.
Ja, Hass und Liebe sind nur zum Teil interdependent. Du hast gut begründet, warum.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire (04.11.11)
Sehr prägnante Aphorismen, lieber Ekki. Der erste ist so treffend, dass schon einige andere darauf gekommen sind. Fremdenfeindlichkeit mit einem Fremdwort auszudrücken, passt gut.
Schöne Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Vielen Dank, Dirk. Die Sache mit der Xenophobie ist interessant. Wenn du es googelst, erhältst du "Fremdenfeindlichkeit". Die ursprüngliche Bedeutung ist aber "Fremdenfurcht", die der Fremdenfeindlichkeit vorausgeht.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire meinte dazu am 04.11.11:
Der Duden erklärt es (in diesem Falle das dazugehörige Adjektiv) wie Google. Griechisch-deutsche Verständigungsprobleme...
magenta (65)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Liebe Heidrun,
dein Bild vom Pendel, das zwischen Liebe und Hass schwingt, erscbeint mir ganz originell und sehr hilfreich.
Ich glaube dir, dass man Hass in positive Energie umwandeln kann. Kannst du ein Beispiel nennen? Wenn es zu persönlich ist, dann bitte per Mail.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki
magenta (65) meinte dazu am 04.11.11:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Sehr überzeugende Beispiele, Heidrun. Ich danke dir.
Ekki
SigrunAl-Badri (52)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Liebe Sigrun,
für zwei Ergänzungen möchte ich dir besonders danken, für den Hinweis, dass Hass in Wahnsinn pervertieren kann und für den Hinweis auf Selbsthass bei Missbrauchsopfern.
Liebe Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin (04.11.11)
Nachdenklichkeit bleibt zurück, und ein zustimmendes Nicken hinterlasse ich hier.

Hass tut weder anderen noch einem selbst gut.

GlG
Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Ja vielen Dank, Jörg, Hass setzt zwar Energien frei, aber er ist auch eine Belastung für den Hassenden.
LG
Ekki
Steyk (61)
(04.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Lieber Stefan, ich hoffe, dass die, die ohne Nachfrage "stimmig" sind, nicht zu "gemütlich" sind.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 irakulani (04.11.11)
Für mich resultiert Hass aus einer großen Ohnmacht und ist somit ein Zeichen der Schwäche.

Deine Aphorismen, lieber Ekki, regen uns Leser jedenfalls mal wieder an, die verschiedenen Betrachtungsweisen zu prüfen mit unseren ganz persönlichen Einschätzugen und Erfahrungen zu vergleichen.

Liebe mit umgekehrten Vorzeichen? Darüber denke ich noch nach. Ich finde, Liebe ist ein viel umfassenders Gefühl als Hass es je sein könnte.

Herzlichst,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Vielen Dank, liebe Ira, ich vermute, dass dir darin kaum jemand widersprechen wird, dass Liebe ein viel umfassenderes Gefühl ist als Hass.
Herzlichst
Ekki

 Tintenklexe (04.11.11)
Hass, als minus und vergebens,
wird vom Leben abgeschrieben.
Positiv im Buch des Lebens
steht verzeichnet nur das Lieben.
Ob ein Minus oder Plus
uns verblieben, zeigt der Schluss.

Wilhelm Busch


Lieber Ekki, ich erlaube mir dieses Zitat von Wilhelm Busch hier unter deinen, wie ich finde sehr lesenswerten Aphos zu schreiben, weil er mir gerade in den Sinn kam nach längerem lesen hier....
Mit lieben Grüßen
Gabi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.11:
Liebe Gabi
diese realistisch treffenden Verse von Wilhelm Busch kannte ich nicht. Es gibt Kritiker, die seinen Witz anerkennen, ihn aber für einen Pessimisten halten. Nach den von dir zitierten Zeilen würde man ihn eher als Realooptimisten einschätzen.
Die Verse von Busch passen gut in den thread.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki
ichbinelvis1951 (64)
(05.11.11)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.11.11:
Eine schöne Ergänzung, Klaus.
Vielen Dank und LG
Ekki

 Melodia (05.11.11)
--> zu 4.: manchmal sind selbsthass und selbstzerstörung nötig, um neue blickwinkel zu erkennen, neue ideen aufnehmen zukönnen und um erinnerungen zu bearbeiten...

--> 6. + 9. + 11. gehören irgendwie alle zusammen...

und 10.... ich weiß nicht.. glaube ist meiner meinung nach nie reflektiert... sonst wäre es logik... was ja irgendwie ein widerspruch wäre.

mein senf^^

aber interessante ideen.

lg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.11.11:
Vielen Dank, Melodia, für deine interessanten Anmerkungen.
Vielleicht kann man dem Selbsthass noch etwas Positives abgewinnen, der Selbstzerstörung nie, denke ich, weil ich das Wort so interpretiere, dass eine Persönlichkeit, die sich selbst zerstört hat, sich nicht wieder aufbaeuen kann.

Dass 6, 9 und 11 zusammen gehören, sehe ich aus so.

zu 10: Berühmte Religionsphilosophen haben vorgemacht. dass man Glauben reflektieren kann, ohne dass seine Kernsubstanz dadurch verloren geht.
Lg
Ekki

 moonlighting (07.11.11)
Lieber Ekki da ist wahrhaftig was dran...


....Blicke aus der Hasskappe verzerren die Wirklichkeit. ....mein
Favorit.


LG
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.11.11:
Vielen Dank, Moonlight, den finde ich selbst ganz gut.
LG
Ekki
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