Schizophrene. Mama, sag... was ist mit denen? Wenn die sich umbringen... sterben dann beide? Oder stirbt dann nur einer?

Text zum Thema Schmerz

von  ZornDerFinsternis

Es liegt  schon  schwer. So ein schizophrenes  Herz.  Das an zwei Orten schlägt.  Und doch an  keinem der beiden lebt. Dieses Herz, das nach Schmerzen bettelt  und eigentlich Liebe meint. Fehlgeleitet. Und doch war es nicht weniger und nicht mehr als Schicksal. Ein verfallener, madiger Spielball aus Einsamkeit. Und doch lebt Furcht darin und schlägt seine Wurzeln, wie  junger Fingerhut im Tannenwald hinter dem Haus. Narbig blättert Erinnerung von den blutigen Wänden. Während irgendwo ein kleiner Schimmer des Glücks den Horizont zu flicken versucht. Krieg. Und doch erbittet es Frieden. Wenn auch nur für kurz. Ein Augenblick in seiner ganzen Flüchtigkeit verfängt sich in den Dornen. Blutet aus. Und dennoch wird irgendwo eine neue Sehnsucht geboren. Ein neues Feuer entfacht. Es schreit nach Whisky und meint eigentlich „Umarme mich“. Nikotin und Messerschnitte werfen dunkle Schatten auf den Schmerz. Doch erstickten tat er nie. Rot und doch meinten wir eigentlich Blau. In Träumen verloren, um sich erneut in Zorn und  Angst zu verlieren. Richtung Nord-Ost. Süden. Ganz egal. Wir gingen unseren Weg. Schwer und doch mütig. Leichtfüßig über die scherbenübersäten Flussbetten, die doch niemals einen hoffnungsvollen Traum gebaren. In Verzweiflung, zersprang es viel zu oft. Hing sich an den wenigen, glücklichen Momenten auf. Strick und Stuhl. Immer gern gesehen, wenn der süße Schmerz zu langsam schien. Ewigkeit und doch unbeständig. Aufrecht und doch nicht liebend. Anmutig und doch niemals mehr als ein kleiner Haufen von Dreck unter den zerschlissenen Schuhen eines Niemands. Mädchenherz und verbittertes Frauenherz. In beiden wächst der Schmerz aus einer Welt, die seit Jahrhunderten in Verderben und Hass versinkt. Und weißt du, wir erinnern uns an alles. Diese schmerzlichen Worte. Die unausgesprochenen und die gesprochenen. Gleichermaßen. Tot. Und doch noch im tiefsten Kämmerlein aus Schwarz und Sorge, am Leben. Vereinsamt. Vor den Augen der Welt. Es spielt seine traurigste Melodie. Damit im Frühjahr das Leben verwelkt. Damit die Sonne über diesem beladenen Kopf nicht scheint. Und doch meint es genau das. Ich will die Sonne, wenn ich sie am meisten hasse. Ich will die Seelentiefe, wenn ich an der Depression zerschelle. Ich will den Schmerz. Jedes Mal. Bewusst oder unbewusst. Kontrolle aufgegeben. Übergeben. Steuer aus der Hand. Und doch erreichen wir das Ziel. Selbstzerstörung. Jeden Tag. Ein Stückchen weiter. Ein Stück höher. Eine weitere Sprosse, die unter unseren Füßen bricht. Splittriges Holz, das unsere zerschlissenen Hände blutig rot einfärbt. Der Himmel ist endlos. Wie wir. Leben. Erinnerung. Schmerz. Und doch reicht es nicht. Nicht weit genug zurück. Um das Licht  aus Kindertagen unbeschwert zu erblicken. Es fehlt ein Teil. Ob nun von mir oder dir… kann niemand sagen. Es füllt sich aus. Mit Nikotin und Leere. Angereichert mit Whisky und Koks. Und doch tröstet nichts über dich hinweg. Gefickte Herzen kennen nur noch eins. Und das ist weder das Sinnen auf Rache, noch ist es Vergeltung. Es ist größer. Als ich. Oder als du denkst. Unausgesprochen. Form- und farblos. Und doch vollkommen vereinnahmend. Irgendwas zwischen Depression und aufstrebendem Traum. Sowas, wie ein Vogel mit gestutzten Schwingen. Gleich einer Seifenblase in einem Käfig. Wie diese gelben Rosen, die an deinem Grab Wache stehen. Mit windgeknickten Köpfen und Schwermut im Herzen. Wenngleich sie strahlend gelber sind, als die Sonne am Horizont einer blassgrauen Erinnerung. Ich bin gefallen. Bevor ich das Ende des Weges erahnen konnte. Und so endet dieses Kapitel. Hinterlassen hast du mir damals nichts. Nicht mehr, als Worte, die schon damals ohne Stimme dem Vergessen unterworfen waren. Nicht mehr als die Tränen. Tränen, die keine Wunden heilen. Die sich nur in die Wunden hineinbohren und Glück ausmerzen. Eine Packung Salz und ein leeres Blatt Pergament. Den Nutzen habe ich bis zum heutigen Abend nie erkannt. Schwarz in schwarz reihen sich die Worte aneinander. Wie eine kleine, zierliche Kette des Schweigens. Und doch schreit es einem entgegen. Das Blut. Die Narben. Leere Augen. Schmerz. 21 Jahre. Veschenkt.
Adieu.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (44)
(19.05.12)
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Scheester (80) meinte dazu am 19.05.12:
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 19.05.12:
Dankeschöööön, ihr beiden :)

 franky (19.05.12)
Ausgeblasenes Herz zerdrückt seine Schale, um dann den Dreck unter den Schuhen zu kneten.
Du läufst einen Endlosen Weg, der sich stets schuldbewusst um die Ecke biegt.
Ein ganz toller Text, muss ihn empfehlen.

L-G Franky

 ZornDerFinsternis schrieb daraufhin am 19.05.12:
Ich danke dir, lieber Franky, aus tiefster Seele und nehme dich lieb in den Arm :) Einen entspannten und schönen Samstag für dich.

 AZU20 (19.05.12)
Sehr intensive Bilder und Metaphern für diesen Zustand. LG

 ZornDerFinsternis äußerte darauf am 19.05.12:
Vielen Dank, das freut mich :)
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