Mary Jane Kelly

Text zum Thema Mord/Mörder

von  Prinky

Sie stand abseits der schummrigen Taverne.
Ein Hauch Mondlicht befiel sie, und eine Lampe, etwas weiter weg stehend, schenkte auch noch etwas elektronisches Licht.

Ihr Kleid war schmutzig, ihre Unterwäsche, sorgsam versteckt vor männlichen Blicken, konnte in den Gedanken vorüberhuschender Menschen nicht reinlicher sein.
In ihren Augen spiegelte sich das Leid vieler erbärmlicher Jahre, der Glanz etlicher Wünsche und Träume, und das matte Erscheinen von wohl möglichem Glück.

Die engen und kleinen Gassen in der Metropole London Ende des neunzehnten Jahrhunderts boten fast jedem Individuum Platz. Dem Seemann, der hurte und soff, der Dirne, die litt und bot, dem Geschäftsmann, der sich umsah und schwieg, wie dem Polizisten, der einfach nur funktionierte. Und wie der Nebel, plötzlich auftauchend, erschien in jenen Tagen ein stattlicher Herr, der so gar nicht dem Bild von Whitechapel in East London entsprach, vor allem nicht jenem aus den Jahren um 1880.

Die Angst grassierte schon seit Wochen. Vier Frauenmorde, alles Dirnen, waren zu verzeichnen, und obwohl die Polizei eigentlich alles menschenmögliche tat, um die scheußlichen Taten aufzuklären, blieb im Endeffekt nur die ernüchternde Frage; Wer würde wohl die nächste sein?

Mary Ann Nichols war das erste Opfer des Rippers geworden. Am 30. August des Jahres 1888 fand sie den Tod, unter den Augen ihres irren Mörders. Annie Chapman folgte ihr am 07. September und ihr wiederum folgten gleich zwei unglückliche Frauen in den Tod. Elisabeth Stride und Catherine Addowes starben am selben Tag, nämlich am 29. September des Unglücksjahres 1888 in der schäbigen Umgebung des alten East London.

Es war gegen zwei Uhr in der Nacht, als sie sich, in der Commercial Street befand, und Richtung Aldgate ging. In Höhe der Thrawl Street bemerkte ein glaubhafter Zeuge, wie sie sich an einen Mann Mitte dreißig heranmachte. Sie unterhielten sich, lachten und der Zeuge beobachtete wie dieser Mann eine Hand auf ihre Schultern legte. In seiner linken hielt er ein kleines Päckchen. Dann bewegten sie sich langsam aber bestimmt in Richtung der Dorset Street.
Sie nahm ihn mit, und wer möge heute bestreiten das dies wohl ihr Mörder war. Wie sehr oft war sie auch in jener verhängnisvollen Nacht betrunken, und so schien ihre Angst und Furcht, die sie vor dem Ripper hatte, wie weggeblasen. Sie wollte London verlassen, denn in nüchternem Zustand wusste sie von der Gefahr, in der sie sich dauernd befand. Nicht nur ihr, sondern jeder Frau, die dem Gewerbe in dieser Gegend nachging war klar, das sie sehr wohl die nächste sein könnte.

Mary Ann Cox, eine ihrer Nachbarinnen,- Witwe und ebenfalls Prostituierte, bemerkte gegen drei Uhr in der Nacht das aus Marys Zimmer weder Licht noch Geräusche zu hören waren, und das sie, noch länger wach liegend, erst gegen morgen jemanden eine Türe schließen hörte. Aber weder hörte sie welchen Raum die Person verließ, noch sah sie diese Person.

Es regnete stark in dieser Nacht, aber während sich die Eingeweide aus Mary Kellys Körper verabschiedeten, sich ihre Haut in Ritzen schnitt, und der Alkohol sich mit ihrem Blut verspritze, und den weichen, jedoch schmutzigen Bettbezug tränkte, ahnte noch niemand in London, das sich der Horror mit Mary Jane Kellys Tod aus Whitechappel verabschiedete, denn Jack the Ripper fand in der neuen Welt eine neue Spielwiese, in der er seine krankhaften Triebe wieder ungestört in reelle Bahnen lenken konnte, und Carrie Brown ahnte nicht, das auch sie ein Opfer jenes Mannes werden sollte, von dem sie nur wusste, das er wohl nur in England sein grausames Handwerk verrichtete. Doch die Wahrheit schmerzte sie schon bald.

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