Hat Volker G. wirklich gesponnen?

Erzählung zum Thema Mord/Mörder

von  eiskimo

Als Volker Grobusch - ein alter Kollege vom Finanzamt, der mit mir zusammen pensioniert worden war  –vergangene Woche zum Stammtisch kam, schien zunächst alles wie gehabt. Er kam wie immer als letzter, schnaufend, gestresst, mit Sturmfrisur und bekleckertem Pullover. Das kannten wir von ihm. Und  wir tauschten die üblichen spöttischen Blicke. Aber Volkers  Gesichtsausdruck war diesmal, ja, besonders Besorgnis erregend. Er hatte etwas Gehetztes, sein Blick fuhr prüfend über die in unserem Lokal versammelten Gäste,  und  er setzte sich auch bewusst so, dass er den Saal gut im Blick hatte. 
„Die wollen mich fertig machen!“ stieß er ansatzlos hervor.
-„Wer soll dich fertig machen wollen?,“  fragte Heiner, der Ältester in unserer Runde.
- „Die vom Bestattungsinstitut!“ 
- „Hä? – Vom Bestattungsinstitut? “
- „Ich habe denen doch nachgewiesen, dass  sie falsch abgerechnet haben. Bei der Beerdigung von Evi. Der Sarg war nie und nimmer aus Eiche. Das habe ich euch doch erzählt.  Und seitdem  jagen die mich.
-„Volker! Du spinnst.“
- „Die jagen mich! Die schrecken vor nichts zurück! „
„Volker! Letztes Mal hast Du uns gesagt, dass es die Typen vom Gaswerk sind, die dich erledigen wollen!“
„ Der Sarg war billigste Kiefer, sag ich euch. Versteht ihr das nicht? Und dann haben sie ihn schnell verbrannt!“
-„Volker – jetzt mal langsam. Ist die Geschichte mit dem Gaswerk denn inzwischen geklärt?  Hast du dich mit denen arrangiert?“
-„ Von wegen! Diese Halunken vom Gaswerk stecken mit dem Bestatter doch unter einer Decke! Ich habe die observiert, zwei Tage lang. Und was meint ihr, was für ein Auto am Krematorium geparkt war? Ein Kleinlaster vom Gaswerk – direkt neben dem Leichenwagen!“
- „Das ist doch ein ganz simpler Zufall!“ schaltete ich mich ein.“Das Krematorium funktioniert mit Gas, also muss da auch mal ein Monteur hin und die Aggregate prüfen – und dein Bestatter war halt auch mal wieder da…“
-„Aber es war am Samstagabend, nach 19 Uhr…. Leute, ich erzähle euch doch keine Geschichten – die treffen sich, um mich mundtot zu machen!“
In dem Moment ging die Tür unserer Kneipe auf, drei Monteure traten ein, im Blaumann.  Volker  erstarrte zur Salzsäule.  Was soll ich sagen? Die drei Monteure trugen alle drei auf der Brust das Emblem …. der städtischen Gaswerke.
Der Bestatter erschien etwas später.
Unsere Wiederbelebungsversuche an Volker waren vergeblich gewesen. Fast zwanzig Minuten Herzmassage.  Der Notarzt war auch da gewesen. Er konnte nur noch den Abtransport unseres Freundes veranlassen.

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Kommentare zu diesem Text


 monalisa (29.03.19)
Hallo Eiskimo,
da hilft wohl nichts mehr, Volker hat sich den Männern von Gaswerk und Bestattung geschickt entzogen. Wo er jetzt weilt, dorthin werden sie ihn nicht verfolgen können, hoffentlich weiß er das auch !
Vielleicht nimmst du mit dem Titel schon zu viel vorweg, ich glaube, da wäre mehr Spannung drin, wenn du den Tod erst am Ende auftreten ließest, Aber, was weiß ich schon!?

Liebe Grüße
mona

 eiskimo meinte dazu am 29.03.19:
Liebe Mona!
Sehr schön, wie Du den Faden aufgenommen hast, das freut mich! Deine Anregung bzgl. Überschrift habe ich postwendend umgesetzt.
lG
Eiskimo
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