Untergang der Welt durch Lit-Foren Magie - Über einen Text von NZT48

Absurdes Theaterstück zum Thema Apokalypse

von  toltec-head

Ich habe Erscheinungen vor dem, was ist. Ich mache aus einem Flugzeugabsturz oder anderen sogenannten Tragödien nervende Wohnzimmer-Mücken. Ist das keine Kunst? Zauberer sind die andern, die das Leben in die Mückenplage verwandelt haben. Und der Mücken werden immer mehr. Oft kann ich sie nicht mehr unterscheiden. Tausend habe ich zu Hause und komme nicht dazu, sie zu überschätzen. Bei Nacht sehen sie wie leuchtende Kristalle aus und jedes einzelne Stück lacht mich an, ob ich nun endlich auch ihm die Verbindung mit dem Weltgeist gönnen wolle, von dem es stammt. Gegen die Plage dieser Ephemeren gibt es keinen Schutz, als sie unsterblich zu machen. Das ist eine Tortur für sie und für mich. Doch wachsen sie nach und ich werde nicht fertig. Gestern hat mir NZT48 mit einem Klasse-Text geholfen. Gegen die Alpen klatschende Flugzeuge sind das eine, die Untergang der Welt durch Lit-Foren Magie das andere:

 Absturz auf keinverlag.de

In gewisser Weise ist die Tragödie in den Alpen unser 11. September – jedenfalls in der Art, wie wir damit umgehen, schreibt Henryk M. Broder heute in der Welt.

In einer Gesellschaft, in der niemand "zurückgelassen" wird, in der jeder eine "zweite Chance" bekommt, egal, was er angestellt hat, in der Noten und Zensuren abgeschafft werden, damit keiner bevorzugt oder benachteiligt wird, in der das Leistungsprinzip praktisch nur noch im Fußball und im Rennsport gilt, in einer solchen Gesellschaft verlieren immer mehr Menschen den Sinn für Realitäten und suchen ihr Heil in der Selbstüberschätzung. Passiert das bei Dieter Bohlens "DSDS" oder Heidi Klums "GNTM", kann es unterhaltsam sein. In anderen Bereichen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Versuch fatal endet.

http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article138924001/Die-Botschaft-vom-24-Maerz-2015.html

Statt DSDS oder GNTM hätte er auch kV nennen können. OK, kV mag weniger unterhaltsam sein, aber wohlmöglich sind die gesellschaftlichen Langzeitwirkungen von Lit-Foren sogar größer als von Fernseh-Shows, da sie mehr Menschen inkludieren und nicht nur auf die bloße Zuschauerrolle reduzieren.

Die Wachen haben eine gemeinsame Welt, im Schlaf wendet sich jeder seiner eigenen zu. Das ist heute zu einfach gedacht. Heraklit kannte eben noch nicht die sozialen Medien. In einem Forum wie kV kann sich jeder seine eigene Wahnwelt konstruieren und die gemeinsame, echte Welt auf Applaus reduzieren. Gegen die Alpen klatschende Flugzeuge sind nichts dagegen.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (31.03.15)
Ein Text über einen Text über Texte. Darüber könnte jemand wieder einen Text schreiben. Und darüber wieder einen. In Ewigkeit. Der ursprüngliche Schreibanlass versinkt in nebelhafte Ferne und reiht sich unspektakulär in die anderen Menschheitskatastrophen ein.

 toltec-head meinte dazu am 31.03.15:
Wenn ich bedenke, dass Nimbus uns letztes Jahr zu einem kV-Forentreffen in eben jenen Flugverein in Montabaur einladen wollte. Aber auch meine Einladung in die Stadt von Fritz Haarmann konnte sich ja nicht durchsetzen.

Am Ende handelt es sich bei Nimbus um die von Bild interviewte Freundin. Ein Erklärungsversuch.
(Antwort korrigiert am 31.03.2015)
Graeculus (69)
(31.03.15)
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oK0 (37) antwortete darauf am 31.03.15:
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 toltec-head schrieb daraufhin am 31.03.15:
Wer ist sie eigentlich? War sie schon mal hier? Die Tusse, die Grace wegen KZ-Witzen angegangen ist?

 toltec-head äußerte darauf am 31.03.15:
BrauneBärin oder so ähnlich.
Graeculus (69) ergänzte dazu am 31.03.15:
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parkfüralteprofs (57)
(31.03.15)
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 toltec-head meinte dazu am 31.03.15:
Im MoE verliebt sich Clarissa in den Massenmörder Moosbrugger, der teils nach Haarmann gestrickt ist. Gut, sie bläst ihm keinen, aber ich denke, Musil, der ja keine Christine Levant war, hätte Blasen als pars pro toto für Liebe ohne weiteres anerkannt. Wer sich ein wenig in Kriminologie auskennt weiß im Übrigen, dass die Frauen, die ins Gefängnis hinein mit Mördern anbändeln, Legion sind. Aber es sind nicht nur Frauen. Edmund White macht ein Theaterstück über Timothy McVeigh, den sexy Oklahoma-Bomber, wofür er ihn im Gefängnis besucht und interviewt - und im Stück dann Gore Vidal sich in ihn verlieben lässt. Ähnliches geschah Truman Capote, als er für sein Buch In cold Blood recherchierte, und sich in einen der beiden Mörder verliebte. Ich selbst bin ja hingegen nur wie die Zwergen-Autorin Lewitscharoff. Möchte keinem Mörder begegnen; finde es auch nicht erotisch, wenn jemand Leute umbringt. Aber auf den Möglichkeitssinn von Literatur beharren - das schon! Dabei sehe ich ja auch ein, dass Politiker und Pfaffen andere Funktionen zu erfüllen haben. Und Moralgewäsch ist, damit die Herde Herde bleibt, auch wichtig. Ist halt nur schade, wenn alles wie in Lit-Foren in einem Nudelsalat endet, wovon dann wirklich keiner was von hat.
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 31.03.15:
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