Es klopft an der Himmelspforte

Erörterung zum Thema Psychologische Phänomene

von  loslosch

Malo hic esse primus quam Romae secundus (Plutarch, ~45 n. Chr. bis ~125 n. Chr.; Vitae parallelae). Lieber will ich hier der Erste sein als in Rom der Zweite.

Wohl das bekannteste Zitat der Antike im Themenfeld Politik. Zeitlos modern, weil das Machtstreben zeitlos modern ist. Der Ausruf Cäsars findet sich in vielen europäischen Sprachen wieder, teils zugespitzt, nicht immer in parodierender Absicht. Hier eine kleine Auswahl nach Renzo Tosi (R. T., Dizionario delle Sentenze Latine e Grece, 17. Aufl., Mailand 2012, S. 463). Lieber will ich ein Großherzog/ großer Herzog sein als ein erbärmlicher König (aus Italien). Lieber kleiner Herr als großer Knecht (aus Deutschland). Lieber will ich der Kopf einer Katze sein als der Schwanz eines Löwen (aus Italien). Besser Herrscher der Hölle als Diener im Himmel (aus England. Quelle: John Milton, 1608 - 1674; Paradise Lost). Weil es so schön ist, hier im Original: Better to reign in Hell, than serve in Heaven.

Hat der Spruch religiöse Sprengkraft? Nein, Milton war ein liberaler christlicher Denker, aber kein Apostat. Und er setzte das Rollenspiel seiner Figuren im Paradise Lost perfekt um. Doch war er (nach William Blake, 1757 - 1827) zugleich ein unwissender Parteigänger des Satans.

Miltons Spruch bietet eine Brücke zu den berühmt-berüchtigten Petrus-Witzen der Moderne. Gläubige Christenmenschen, kaum aber Agnostiker oder Atheisten, erbauen sich daran. Warum das so ist? Kurzer Rückgriff auf die Spätantike: Credo, quia absurdum. (nach Tertullian, ~150 n. Chr. bis ~230 n. Chr., katholischer Kirchenlehrer). Ich glaube es, gerade weil es absurd, widersinnig ist. Er bezog sich dabei auf Kreuzigung, Tod und Auferstehung Jesu.

Absurde Witze über das Jenseits versuchen, die Absurdität von Glaubensinhalten zu kompensieren, indem sie das Absurde geradezu übersteigern. Daraus dann das befreiende Lachen gläubiger Christen.


Anmerkung von loslosch:

Im Jahre 2035 sterben der Papst und der ehemalige Präsident Clinton. Sie kommen beide gleichzeitig an der Himmelspforte an; da sagt Petrus: "Heute kann ich nur einen reinlassen!"

"Na ja" sagt der Papst, "ich komme morgen wieder!"

Als er am nächsten Tag kommt, gönnt Petrus dem Papst einen Wunsch.

"Na ja" sagt der Papst, "ich wollte doch schon immer die Jungfrau Maria kennen lernen!".

Dazu Petrus: "Tut mir leid, da sind Sie 24 Stunden zu spät!"

(Gefällt auch dem Agnostiker.)

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(03.04.15)
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 loslosch meinte dazu am 03.04.15:
wohl die katze und der löwe. ich liebe die englische.
AbrakadabrA (45)
(03.04.15)
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 loslosch antwortete darauf am 03.04.15:
clinton als womanizer, einfach schön.

 EkkehartMittelberg (03.04.15)
Ein gläubiger Christ würde vielleicht sagen: Lieber Maria Magdalena die Füße waschen als der Hoffahrt verfallen.
t.t.
Ekki

 loslosch schrieb daraufhin am 03.04.15:
da freut sich franziskus, der sich zu den gefangenen beugt. t.t. lo
(Antwort korrigiert am 03.04.2015)

 TrekanBelluvitsh (03.04.15)
Hier bin ich nur der Vierte... der Wievielte wäre ich wohl in Rom? Oder in Wanne-Eickel?

 loslosch äußerte darauf am 03.04.15:
in rom bist du der/die/das letzte. aber in wanne auch nur der zweite. erst kommt der schöne mond:

 hier.
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