Ein Zuviel an Torheit

Erörterung zum Thema Psychologische Phänomene

von  loslosch

Est proprium stultitiae aliorum vitiae cernere, oblivisci suorum (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Tusculanae disputationes). Es ist der Dummheit (nämlich) eigen, die Fehler der anderen zu erkennen, die eigenen (dagegen) zu übersehen.

In dieser apodiktischen Sprache inakzeptabel. Stattdessen sollte Dummheit in moderner Sprache durch Voreingenommenheit ersetzt werden. (Das passende Wort kannten die Römer nicht; dem Sinngehalt am nächsten kämen studium und cupiditas.) Parteilichkeit, Voreingenommenheit in eigener Sache ist zu einem Phänomen von beinahe existenzieller Bedeutung geworden. Prinzip der Selbstbehauptung im Dschungel des Meinungsstreits. Das alte Bibelwort hilft nicht weiter: Den Splitter im Auge deines Bruders siehst du, aber den Balken im eigenen nicht.

Die Psyche des Menschen ist - außerhalb wissenschaftlich kontrollierter (!) Forschung - unter dem Druck der "Verhältnisse" kaum in der Lage, ein Gegengewicht zur eigenen Interessenlage aufzubauen. Beim schlichten Korrekturlesen fängt es an: Warum finde ich Fehler in fremden Texten leichter als in eigenen? Voreingenommenheit mag eine Rolle spielen. Doch allein schon die Vertrautheit mit dem eigenen Text erschwert den Zugang zum Schreibfehler. Mit Dummheit, lieber Cicero, hat das alles nichts zu tun, im seltenen Fall nicht einmal mit Voreingenommenheit.

Trotzdem besten Dank für deinen Denkanstoß.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(21.07.15)
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 loslosch meinte dazu am 21.07.15:
ich bin mir nicht sicher, ob es hier zutrifft. richtig ist, dass die alten, ob biblisch orientiert oder nicht, fleißig voneinander abgeschrieben haben.

 EkkehartMittelberg (21.07.15)
Der Spruch Ciceros ist suggestiv, die Verführung also groß, ihm aufzusitzen.
Auch ich sehe in dem von Cicero kritisierten Verhalten eher Voreingenommenheit als Dummheit.

 loslosch antwortete darauf am 21.07.15:
cicero war kreativ und seiner zeit - nicht i. s. religion! - weit voraus.

 TrekanBelluvitsh (21.07.15)
Immerhin sind Dummheit und Voreingenommenheit unehelich Stiefzwillingsbrüder.

 loslosch schrieb daraufhin am 21.07.15:
aphoristisch: voreingenommenheit klappt ohne dummheit. letztere braucht voreingenommenheit. oder: wer dumm ist, ist voreingenommen. wer voreingenommen ist, muss nicht dumm sein.

 Didi.Costaire (21.07.15)
Schade eigentlich, dein Resümee. Ich finde immer wieder ziemlich viele Fehler in meinen Texten.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch äußerte darauf am 21.07.15:
schade ist wohl ironisch. einige vertipper findet das RS-programm. etliche im kv geben sich dem glauben hin: wenn das programm nicht meckert, hab ich alles (formal) richtig.

 niemand (21.07.15)
Doch allein schon die Vertrautheit mit dem eigenen Text erschwert den Zugang zum Schreibfehler.

Das stimmt, ich mache zigmal Korrektur-Schauen vor dem Posten
und meine Augen weigern sich dennoch oft einen Schreibfehler zu erblicken. Schreibfehler sind aber nicht so schlimm, meiner Meinung nach, doch diese "Vertrautheit mit dem eigenen Text"
zieht oft auch eine Blindheit für den Inhalt nach sich, sprich:
Blödsinn wird kaum erkannt, weil er der eigene ist

Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch ergänzte dazu am 21.07.15:
danke, liebe Irdene, pardon: Irene lo

ps: wer riecht nicht seinen eigenkot lieber als den von fremden!

 niemand meinte dazu am 21.07.15:
Irdene trifft es übrigens, denn Abgehobensein ist nicht mein Ding, die irdene bin und bleibe ich.

 loslosch meinte dazu am 21.07.15:
irene heißt agriech. eiränä oder frieden. (elfriede klingt doof.)

 niemand meinte dazu am 21.07.15:
Ich weiß, dass mein Name "die Friedliche" bedeutet -
ich bins nur nicht immer Elfriede ist wirklich doof

 loslosch meinte dazu am 21.07.15:
ob die elfriede jelinek jetzt sauer ist? ich hab mal bei wiki gestöbert: "Jelinek setzte sich gemeinsam mit Erika Pluhar, Ernest Bornemann und weiteren Intellektuellen für den wegen Mordes verurteilten „Häfenliteraten” Jack Unterweger ein, der im Jahre 1990 entlassen wurde und – wieder in Freiheit – neun weitere Morde beging." - man kann sich irren.

 niemand meinte dazu am 22.07.15:
Solches "Einsetzen" ist typisch deutsch. Haben die mal nach dem (später den) Opfer(n) gefragt? Ist wohl nicht "intellell" genug sowas zu tun. Aber vielleicht setzt man sich damit selber ins feine Licht: Ach, was bin ich doch für ein Gutmensch (und alle sprechen darüber und der intellektuelle Heiligenschein glänzt mal wieder).

 loslosch meinte dazu am 22.07.15:
diese petenten hätten sich um ihr liebes schäfchen kümmern sollen. anfangs gab es ja diesen hype. jack wurde als muster der resozialisierung herumgereicht. wer ist ihm noch aufgesessen? fried, jandl, nenning, grass!


 hier.

sehr lesenswert. nüchtern, sachlich. wo ist das öff. bekenntnis "wir haben uns geirrt"? bornemann war psychiater.

ps: und dann noch die verknallten dummchen:

 hier.

jack hatte falsch eingetütet!
(Antwort korrigiert am 22.07.2015)

 niemand meinte dazu am 22.07.15:
Das sind doch echte Gänse, die beiden. Aber Frauen und nicht zu wenige haben ein solches Syndrom oft. Entweder Verbrecher, oder Priester, beide haben eine enorme erotische Anziehungskraft
auf Weiber. Den einen wollen sie mit ihrem Helfersyndrom bekehren und den anderen verführen auf Deubel komm raus.
Die haben oft einen Stich und einen nicht zu kleinen.

 loslosch meinte dazu am 22.07.15:
ein zuviel an torheit. und es kann das leben dritter gefährden.
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